Standheizungen im Test: Was sind die Vor- und Nachteile?

Vereiste Windschutzscheibe
Zugefrorene Scheiben tauen mit einer Standheizung schnell ab© iStock.com/V. Zaitsev

Bei klirrender Kälte in ein mollig warmes Auto mit enteisten Scheiben einsteigen: Diesen Komfort bieten Standheizungen. Doch wie schnell heizen die Geräte? Und sind sie auch umweltverträglich?

  • Schon nach 15 Minuten Vorheizen angenehme Temperaturen

  • Standheizungen können die Schadstoff-Emissionen reduzieren

  • Partikelemissionen sind ein Problem bei Standheizungen

Wer keine Garage hat, kennt im Winter das lästige Prozedere: das Auto von Schnee befreien, die Scheiben freikratzen und gefühlt in einem rollenden Eisschrank losfahren, bei dem die Scheiben nach ein paar Metern Fahrt gleich wieder dicht sind. Das ist nicht nur nervig, es kann auch die Fahrsicherheit beeinträchtigen.

Abhilfe versprechen Standheizungen, die sich entweder nachrüsten lassen oder schon beim Fahrzeugkauf als Zubehör bestellt werden können. Nach ein paar Minuten Vorheizzeit sollen die Scheiben abtauen, der Innenraum soll geheizt und bei manchen Systemen auch der Motor vorgewärmt sein. Letzteres hat den Effekt, dass der Motor auf den ersten Kilometern Fahrt weniger verbraucht, weniger stark verschleißt und weniger Schadstoffe emittiert als beim Kaltstart. So die Theorie.

Kraftstoffbetriebene oder elektrische Standheizung?

Auto auf dem Prüfstand
Im Mazda CX-3 wurde eine benzinbetriebene und eine elektrische Standheizung von Webasto getestet© ADAC/Ralph Wagner

Doch auch Standheizungen verbrauchen Energie und bedienen sich entweder aus dem Kraftstofftank des Fahrzeugs (Benziner- und Diesel-Standheizungen) oder werden an eine Steckdose angeschlossen (elektrische Standheizungen). Letztere eignen sich eigentlich nur für Eigenheimbesitzer, die ihr Auto auf ihrem Grundstück parken und eine Steckdose in der Nähe haben. Für Laternenparker ist eine elektrische Standheizung keine Option.

Wie wirkungsvoll Standheizungen sind, hat der ADAC im Jahr 2020 getestet: An einem Mazda CX-3 mit der Abgasnorm Euro 6b mussten sich eine Benziner-Standheizung und eine elektrische beweisen (jeweils von Webasto), an einem Audi A6 Diesel (Abgasnorm Euro 6d TEMP) eine Diesel-Standheizung von Eberspächer.

Wie schnell wird es warm?

Zuerst wurden die Autos in der Kältekammer auf minus 10 Grad Celsius heruntergekühlt, dann die Geräte aktiviert und gemessen, wie lange es dauert, bis 21 Grad im Innenraum erreicht wurden. Die kraftstoffbetriebenen Heizungen schafften das in flotten 18 (Mazda) bzw. in noch flotteren 12 Minuten (Audi). Eine ordentliche Leistung.

Warum es beim Audi schneller ging, hat einen Grund: Bei ihm wurde eine sogenannte Insel-Lösung verbaut. Sie wird nur mit dem „kleinen“ Heizkreislauf verknüpft und erwärmt lediglich den Innenraum. Die Inline-Lösung“ des Mazda ist dagegen an den „großen“ Kühlwasserkreislauf angeschlossen, heizt also zusätzlich auch den Motor. Wer den Motor wärmen und vor Verschleiß schützen will, braucht also eine Inline-Lösung.

Wichtig: Informieren Sie sich im Vorfeld, ob der Fahrzeughersteller eine Inline-Lösung erlaubt. Wird in ein Fahrzeug eine nicht passende Standheizung ohne Freigabe verbaut, kann es zu Fehlermeldungen in der Motorsteuerung kommen. Konkrete Informationen, welche Standheizungslösung für welches Fahrzeug passend ist, liefert der Standheizungs-Hersteller. Insel-Lösungen sind in der Regel kein Problem.

Abgeschlagen: die elektrische Standheizung, deren maximale Leistung durch den heimischen 230-V-Stromanschluss auf 3 kW beschränkt ist und daher 60 lange Minuten gebraucht hat, um den Mazda-Innenraum aufzuheizen.

Wie umweltfreundlich sind Standheizungen?

Doch auch Standheizungen emittieren Schadstoffe und CO₂. Wie hoch die Werte sind, hat der ADAC während der Vorheizphase im Stand gemessen und danach die Emissionen des Motors beim Fahren im 23 Kilometer langen Zulassungszyklus WLTC. Ergebnis: Der vorgewärmte Benziner hatte beim Fahren rund 50 Prozent niedrigere Werte bei CO (Kohlenmonoxid) und rund 80 Prozent niedrigere HC-Emissionen (Kohlenwasserstoff). Werden die Emissionen der Standheizung beim Vorwärmen addiert, gibt es unter dem Strich aber immer noch einen positiven Effekt.

Durch die zusätzliche Vorheizphase ist zwar insgesamt ein leichter Mehrverbrauch und dadurch ein geringfügig höherer CO₂-Ausstoß im Vergleich zum Kaltstart ohne Standheizung feststellbar. Doch der fällt kaum ins Gewicht (siehe Tabelle).

Bei der elektrischen Standheizung sind lokale Schadstoffe kein Thema, aber sie verursacht trotzdem einen nicht unerheblichen CO₂-Ausstoß, wenn sie mit dem deutschen Strommix betrieben wird. Wer eine elektrische Standheizung nutzen möchte, sollte also unbedingt Ökostrom verwenden – das verbessert die Umweltbilanz. Was die Schadstoffminderung durch das Vorheizen des Motors angeht, ist die elektrische Variante aber genauso wirkungsvoll wie die benzinbetriebene.

Problem: Standheizungen stoßen zu viele Partikel aus

Standheizungtest Audi A6 auf dem Prüfstand
Standheizungen können den Schadstoffausstoß moderner Diesel nicht noch weiter senken© ADAC Test und Technik

Auch der Diesel hat bilanziell durch den Zusatzverbrauch der Standheizung insgesamt einen etwas höheren Kraftstoffverbrauch. Und die Schadstoffe? Anders als beim Benziner steigen die Abgasemissionen bei modernen Dieselmotoren mit der Abgasnorm Euro 6d (TEMP) beim Kaltstart kaum an. Die Motorvorwärmung reduziert die Schadstoffe daher nicht – der positive Effekt der Standheizung bleibt aus.

Dagegen erhöht sich der Partikelausstoß durch die Eigenemission der Standheizung sogar leicht. Hier liegt das Hauptproblem bei Standheizungen – ganz gleich, ob mit Benzin oder Diesel betrieben. Die Anlagen sind nach ECE-R 122 zugelassen, also nach den Emissionsrichtlinien für Kleinfeuerungsanlagen. Einen Grenzwert für Partikel gibt es hier nicht, sondern lediglich die Einhaltung eines Trübungsfaktors, was zwar die Partikelmasse begrenzt, nicht aber die Anzahl.

Auffällig: Die Standheizungen schleudern besonders viele Partikel beim Ein- und Ausschalten in die Luft. Ein Problem, das die Hersteller angehen sollten, selbst wenn alle gesetzlichen Grenzwerte gemäß der Richtlinie ECE-R 122 eingehalten werden. Der Partikelausstoß beim Starten einer Standheizung ist übrigens auch für die typische Geruchsbelästigung verantwortlich.

Motor warm laufen lassen ist zu Recht verboten

Keine gute Alternative zur Standheizung ist es übrigens, den Motor im Stand warmlaufen zu lassen. Das ist nicht nur verboten, es bringt auch nichts und schadet nur der Umwelt, wie unsere Tests gezeigt haben. Den Benziner müsste man für einen warmen Innenraum 38 Minuten im Stand laufen lassen und den Diesel-Audi 28 Minuten – und das bei erheblichem Schadstoff- und CO₂-Ausstoß. 0,6 (Benziner) bis 0,8 (Diesel) Liter Kraftstoff werden dabei verschwendet. Die Umweltbelastung steht dabei in keinem Verhältnis zum Nutzen. Zudem wird ein Bußgeld fällig.

Fazit

Kraftstoffbetriebene Standheizungen sorgen für eine Erhöhung des Fahrkomforts und der Sicherheit. Die Umweltbilanz fällt dabei akzeptabel aus. Benziner-Standheizungen können insbesondere bei älteren Modellen ohne Partikelfilter einen positiven Effekt auf die Abgasemissionen haben.

Elektrische Standheizungen können für Wenig- und Kurzstreckenfahrer sinnvoll sein. Sie sind aber nur bei Nutzung von Ökostrom umweltverträglich.

Grundsätzlich gilt:

  • Der Einsatz der Standheizung sollte wohl bedacht sein: Einschaltzeiten von 15 Minuten sind selbst bei sehr niedrigen Temperaturen ausreichend

  • Wer nicht nur Wert auf einen warmen Innenraum legt, sondern dabei auch den Motor schonen möchte, sollte auf eine Inline-Lösung setzen. Bei ihr ist der Energiebedarf allerdings höher als bei der Insel-Lösung

  • Bei Kurzstrecken steht der Energieverbrauch der Standheizung nicht im Verhältnis zur nachfolgenden Fahrtstrecke

  • Faustformel: Die Fahrtzeit sollte mindestens so lang sein wie die vorherige Standheizzeit, um eine Entladung der Starterbatterie zu vermeiden. Denn: Kraftstoffbetriebene Standheizungen benötigen auch Strom. Elektrische Standheizungen laden die Starterbatterie dagegen auf

Weitere Infos zur Standheizung

Nein, das ist nur etwas für Fachbetriebe. Je nach Fahrzeugtyp ist bei der Nachrüstung mit Kosten ab etwa 1000 Euro zu rechnen. Verfügt ein Fahrzeug bereits über einen mit Kraftstoff betriebenen Zuheizer, kann dieser vielfach für einige hundert Euro zu einer vollwertigen Standheizung aufgerüstet werden.

Standheizungen lassen sich über eine Zeitschaltuhr oder eine Funk-Fernbedienung mit Reichweiten bis zu 1000 Meter, aber auch per App aktivieren. Auf Wunsch gibt es auch eine automatische Berechnung der Heizzeit in Abhängigkeit von der Außentemperatur, damit das Auto zum gewählten Zeitpunkt die gewünschte Innentemperatur hat.

Standheizungen haben in der Regel eine Leistung von 3 bis 5 kW. Bei den geprüften 5 kW Heizungen liegt der Verbrauch pro Stunde bei etwa 0,5 Liter. Elektrische Standheizungen verbrauchen ca. 3 kWh Strom. Oft wird die von der Standheizung verbrauchte Kraftstoff-Menge anschließend teilweise wieder eingespart, weil der Motor durch das vorgewärmte Kühlmittel keinen Kaltstart absolvieren muss, er so schneller auf die Betriebstemperatur kommt und auch weniger verschleißt.

Fast überall, außer an Tankstellen und anderen Orten mit brandgefährlichen Stoffen. In Garagen oder Parkhäusern kann es untersagt sein. Aus Sicherheits- und gesundheitlichen Aspekten sollte die Standheizung in geschlossenen Räumen nicht genutzt werden: Durch sie wird der Sauerstoff der Atemluft verbraucht, Schadstoffe und Abgase belasten die Luft, es kann zu Vergiftungserscheinungen kommen. Elektrische Standheizungen dürfen dagegen auch in geschlossenen Räumen verwendet werden.

Für die meisten Modelle werden Standheizungen angeboten – entweder ab Werk oder zur Nachrüstung. Außerdem gibt es elektrische “Tauchsieder” für den Motorblock und Heizlüfter für den Innenraum, die per Kabel mit Strom von einer heimischen 230-V-Steckdose arbeiten.

Als Faustregel gilt: Nicht länger heizen, als anschließend gefahren wird. Durch die Standheizung wird die Fahrzeugbatterie belastet und sollte anschließend wieder ausreichend aufgeladen werden. Bei Temperaturen unter null Grad kann es sinnvoll sein, bei überwiegendem Kurzstreckenbetrieb die Starterbatterie ab und an zu Hause nachzuladen.

Aufgrund von Ablagerungen kann es nach längerer Heizpause kurzzeitig zur Qualmbildung kommen: Beim Ein- und Ausschalten sind die Partikelemissionen erhöht (siehe oben). Bei niedrigen Außentemperaturen entsteht zudem unproblematischer Wasserdampf.

Meistens so lange wie das ganze Fahrzeug.