Standheizungen im Test: Was sind die Vor- und Nachteile?
Bei klirrender Kälte in ein mollig warmes Auto mit enteisten Scheiben einsteigen: Diesen Komfort bieten Standheizungen. Doch wie schnell heizen die Geräte? Und sind sie auch umweltverträglich?
Schon nach 15 Minuten Vorheizen angenehme Temperaturen
Standheizungen können die Schadstoff-Emissionen reduzieren
Partikelemissionen sind ein Problem bei Standheizungen
Wer keine Garage hat, kennt im Winter das lästige Prozedere: das Auto von Schnee befreien, die Scheiben freikratzen und gefühlt in einem rollenden Eisschrank losfahren, bei dem die Scheiben nach ein paar Metern Fahrt gleich wieder dicht sind. Das ist nicht nur nervig, es kann auch die Fahrsicherheit beeinträchtigen.
Abhilfe versprechen Standheizungen, die sich entweder nachrüsten lassen oder schon beim Fahrzeugkauf als Zubehör bestellt werden können. Nach ein paar Minuten Vorheizzeit sollen die Scheiben abtauen, der Innenraum soll geheizt und bei manchen Systemen auch der Motor vorgewärmt sein. Letzteres hat den Effekt, dass der Motor auf den ersten Kilometern Fahrt weniger verbraucht, weniger stark verschleißt und weniger Schadstoffe emittiert als beim Kaltstart. So die Theorie.
Kraftstoffbetriebene oder elektrische Standheizung?
Doch auch Standheizungen verbrauchen Energie und bedienen sich entweder aus dem Kraftstofftank des Fahrzeugs (Benziner- und Diesel-Standheizungen) oder werden an eine Steckdose angeschlossen (elektrische Standheizungen). Letztere eignen sich eigentlich nur für Eigenheimbesitzer, die ihr Auto auf ihrem Grundstück parken und eine Steckdose in der Nähe haben. Für Laternenparker ist eine elektrische Standheizung keine Option.
Wie wirkungsvoll Standheizungen sind, hat der ADAC im Jahr 2020 getestet: An einem Mazda CX-3 mit der Abgasnorm Euro 6b mussten sich eine Benziner-Standheizung und eine elektrische beweisen (jeweils von Webasto), an einem Audi A6 Diesel (Abgasnorm Euro 6d TEMP) eine Diesel-Standheizung von Eberspächer.
Wie schnell wird es warm?
Zuerst wurden die Autos in der Kältekammer auf minus 10 Grad Celsius heruntergekühlt, dann die Geräte aktiviert und gemessen, wie lange es dauert, bis 21 Grad im Innenraum erreicht wurden. Die kraftstoffbetriebenen Heizungen schafften das in flotten 18 (Mazda) bzw. in noch flotteren 12 Minuten (Audi). Eine ordentliche Leistung.
Warum es beim Audi schneller ging, hat einen Grund: Bei ihm wurde eine sogenannte Insel-Lösung verbaut. Sie wird nur mit dem „kleinen“ Heizkreislauf verknüpft und erwärmt lediglich den Innenraum. Die „Inline-Lösung“ des Mazda ist dagegen an den „großen“ Kühlwasserkreislauf angeschlossen, heizt also zusätzlich auch den Motor. Wer den Motor wärmen und vor Verschleiß schützen will, braucht also eine Inline-Lösung.
Wichtig: Informieren Sie sich im Vorfeld, ob der Fahrzeughersteller eine Inline-Lösung erlaubt. Wird in ein Fahrzeug eine nicht passende Standheizung ohne Freigabe verbaut, kann es zu Fehlermeldungen in der Motorsteuerung kommen. Konkrete Informationen, welche Standheizungslösung für welches Fahrzeug passend ist, liefert der Standheizungs-Hersteller. Insel-Lösungen sind in der Regel kein Problem.
Abgeschlagen: die elektrische Standheizung, deren maximale Leistung durch den heimischen 230-V-Stromanschluss auf 3 kW beschränkt ist und daher 60 lange Minuten gebraucht hat, um den Mazda-Innenraum aufzuheizen.
Wie umweltfreundlich sind Standheizungen?
Doch auch Standheizungen emittieren Schadstoffe und CO₂. Wie hoch die Werte sind, hat der ADAC während der Vorheizphase im Stand gemessen und danach die Emissionen des Motors beim Fahren im 23 Kilometer langen Zulassungszyklus WLTC. Ergebnis: Der vorgewärmte Benziner hatte beim Fahren rund 50 Prozent niedrigere Werte bei CO (Kohlenmonoxid) und rund 80 Prozent niedrigere HC-Emissionen (Kohlenwasserstoff). Werden die Emissionen der Standheizung beim Vorwärmen addiert, gibt es unter dem Strich aber immer noch einen positiven Effekt.
Durch die zusätzliche Vorheizphase ist zwar insgesamt ein leichter Mehrverbrauch und dadurch ein geringfügig höherer CO₂-Ausstoß im Vergleich zum Kaltstart ohne Standheizung feststellbar. Doch der fällt kaum ins Gewicht (siehe Tabelle).
Bei der elektrischen Standheizung sind lokale Schadstoffe kein Thema, aber sie verursacht trotzdem einen nicht unerheblichen CO₂-Ausstoß, wenn sie mit dem deutschen Strommix betrieben wird. Wer eine elektrische Standheizung nutzen möchte, sollte also unbedingt Ökostrom verwenden