Tankstellen sollen mehr Schnellladesäulen bauen müssen
Deutschland soll beim Thema Ladeinfrastruktur einen großen Schritt vorankommen. Im Rahmen der IAA Mobility stellte Bundeskanzler Olaf Scholz ein Gesetz in Aussicht, das Tankstellen zum Bau von Schnellladern verpflichtet.
Schnellladesäulen an 80 Prozent der Standorte geplant
Reichweite ist ein zentraler Faktor funktionierender E-Mobilität
Verpflichtung stößt bei Industrie auf Skepsis
E-Autos machen einen immer größeren Teil des Pkw-Bestands in Deutschland aus: Im August kamen noch einmal 87.000 E-Fahrzeuge dazu, ein Drittel der gesamten Neuzulassungen in dem Monat. Alles in allem gibt es schon mehr als eine Million Autos mit elektrischem Antrieb auf deutschen Straßen. Eine Zahl die sich, wenn es nach Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) geht, bis 2030 auf 15 Millionen erweitern soll.
Tankstellen müssen mehr Schnellladesäulen bauen
Ein ambitioniertes Ziel, dem nun auch Taten bei der verfügbaren Ladeinfrastruktur folgen sollen. Im Rahmen der IAA Mobility in München kündigte Kanzler Olaf Scholz ein Gesetz an, das 80 Prozent der deutschen Tankstellen dazu verpflichtet, Schnellladesäulen anzubieten. Und zwar solche, die mindestens eine Leistung von 150 kW liefern können.
Mehr als 14.000 Tankstellen gibt es in Deutschland, über 11.000 wären von der Vorgabe also betroffen. Scholz möchte mit den neuen Standorten für Ladepunkte vielen Bürgerinnen und Bürgern bewusst die "Reichweitenangst" nehmen. Schnelllader verwenden Gleichstrom, so können in unter einer halben Stunde teils mehrere Hundert Kilometer Reichweite nachgeladen werden. Deutlich mehr als mit den 11-kW-Wechselstromladern, die heute vor allem in den Städten stehen.
Die Ankündigung von Scholz fügt sich in eine ganze Reihe gesetzlicher Vorhaben zur Ladeinfrastruktur ein. Schon Mitte 2021 sollte das Schnellladegesetz den Ausbau in Schwung bringen, im Oktober 2022 kündigte die Bundesregierung an, bis 2030 für eine Million öffentliche Ladepunkte sorgen zu wollen.
Ladesäulen-Pflicht: Tankstellen sehen Probleme
Viele Betreiber haben ihre Tankstellen jetzt schon unter Strom gesetzt. Beispiele sind etwa Aral Pulse und Shell Recharge, die neben "normalen" Ladern auch Schnellladesäulen anbieten. Aral bietet mit 2.400 deutschlandweit die meisten Tankstellen an, an 250 Standorten können E-Auto-Fahrerinnen und -Fahrer auch Strom "tanken". Eine Verpflichtung lehnt die BP-Tochter allerdings ab. Vielmehr wünsche man sich mehr Unterstützung durch weitere Fördermittel und weniger Bürokratie.
Kurz nach Scholz' Absichtserklärung hatte sich schon der Wirtschaftsverband Fuels & Energie gegen eine Pflicht ausgesprochen. Wie Aral weist der Verband daraufhin, dass nicht jeder Tankstellenstandort für den Bau von Ladesäulen geeignet sei. Gerade für solche Säulen mit hoher Ladeleistung.
Jürgen Ziegner, Geschäftsführer des Zentralverbands des Tankstellengewerbes, hält das Vorhaben gar für "weder sinnvoll noch umsetzbar". Zu groß seien die Hürden durch Platzmangel und limitierte Netzkapazität. Alternative Standorte wie Parkplätze von Einkaufszentren seien oft deutlich vielversprechender.
ADAC: Verbraucher und E-Mobilität profitieren
Mehr Flächenabdeckung und damit mehr Verfügbarkeit von Ladeinfrastruktur wäre aus Verbraucherperspektive prinzipiell eine gute Nachricht. Zumal davon auch die Akzeptanz der E-Mobilität allgemein abhängt. Besonders große, umsatzstarke Tankstellen sollten vorangehen, da sie in der Regel größere Flächen und daher mehr Möglichkeiten zum Aufbau der Ladeinfrastruktur haben. Wie das Gesetz konkret ausgestaltet wird, bleibt jedoch abzuwarten.