Wucher-Preise an Tankstellen: Wie Italien dagegen vorgeht
Italiens Tankstellen müssen ab sofort neben ihren eigenen Spritpreisen auch die regionalen und nationalen Durchschnittspreise für Benzin und Diesel anzeigen. Das steckt dahinter.
Maßnahme gegen überteuerte Preise
Wahl der Tankstelle soll leichter werden
ADAC: Transparenzdekret in Deutschland nicht nötig
Autofahrerinnen und Autofahrer in Italien registrieren schon seit Längerem einen stetigen Anstieg der Spritpreise. In einigen Regionen war in den vergangenen zwei Wochen der Preis für einen Liter Benzin sogar über die Schwelle von zwei Euro gesprungen. Ein Ärgernis auch für Urlauber und -Urlauberinnen gerade in der Hauptreisezeit. Das jetzt in Kraft getretene Transparenzdekret soll nun vor Wucher-Preisen an den Zapfsäulen schützen.
Italiens Tankstellen müssen Durchschnittspreise zeigen
In Italien müssen die Tankstellen seit 1. August neben ihren eigenen Spritpreisen auch die regionalen und nationalen Durchschnittspreise für Benzin und Diesel angeben. Dies soll eine stärkere Transparenz bei den Preisen garantieren, damit Verbraucherinnen und Verbraucher ihre Wahl der Tankstelle besser treffen können und nicht überteuerte Preise bezahlen müssen.
Regelung gilt auch auf Autobahnen
Auf Autobahnen muss der neuen Regelung zufolge der nationale Durchschnittspreis angezeigt werden, an allen anderen Tankstellen der regionale Durchschnittspreis. Der nationale Durchschnittspreis für Benzin betrug am Tag der Einführung am 1. August 1,984 Euro pro Liter, für Diesel 1,854 Euro pro Liter.
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Ministerium erhebt jetzt täglich Spritpreise
Das Ministerium für Unternehmen und Made in Italy erhebt ab jetzt täglich – und nicht mehr wie zuvor wöchentlich – die Preise für Benzin und Diesel der jeweiligen Regionen und veröffentlicht diese auf seiner Website. So soll jeder Verbrauchende in der Lage sein, zu überprüfen, ob er einen überdurchschnittlichen Preis bezahlt. Man wolle so auch "Kraftstoffpreisspekulationen" unterbinden.
Transparenzgesetz auch in Deutschland?
Auch in Deutschland steigen die Kraftstoffpreise wieder. Ein Transparenzdekret wie in Italien ist nach Ansicht der ADAC Verkehrsfachleute aber nicht nötig. Im Gegensatz zu Italien gibt es in Deutschland bereits die Markttransparenzstelle für Kraftstoffe.
Von dort erhält unter anderem der ADAC die Kraftstoffpreise und kann sie an seine Mitglieder per App oder auf der Homepage (www.adac.de/tanken) weitergeben. Der entscheidende Vorteil: Die Information erfolgt nicht erst an der Tankstelle, sondern die Preise sind rund um die Uhr online, regional vergleichbar und sehr aktuell von überall abrufbar.
Die Markttransparenzstelle für Kraftstoffe sei folglich eine deutlich einfachere und bessere Lösung als in Italien, um eine günstige Tankstelle zu finden, so der ADAC. Hinzu kommt, dass die ADAC Tank-Empfehlung (nämlich bevorzugt in den Abendstunden – idealerweise zwischen 18 und 19 Uhr oder zwischen 20 und 22 Uhr – an die Zapfsäule zu fahren) es auch ohne steten Vergleich relativ einfach mache, zumindest im Tagesverlauf günstig zu tanken.
Für Autofahrende in Italien, wo es keine Markttransparenzstelle für Kraftstoffe gibt, ist das neue Transparenzdekret aber ein Schritt in die richtige Richtung, so die ADAC Fachleute.
Mit Material von dpa