EHEC-Ausbruch: Zwei Menschen gestorben

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Von Tanja Echter, Katharina Dümmer

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Labar untersuchung EHEC Virus
Der Nachweis von EHEC-Infektionen erfolgt im Labor und ist meldepflichtig© iStock.com/Elmar Gubisch

Der diesjährige EHEC-Ausbruch, der in Mecklenburg-Vorpommern seinen Anfang nahm, hält weiterhin an. Zwei Erkrankte sind mittlerweile an den Folgen gestorben. Wie Sie sich vor den krankmachenden Keimen schützen können.

  • Besonders Kinder sind von schweren Verläufen betroffen

  • Typisch sind wässrige Durchfälle, teilweise blutig

  • Zur Vorsorge: Hand- und Lebensmittelhygiene beachten

EHEC in Mecklenburg-Vorpommern

Dem Ausbruch in Mecklenburg-Vorpommern können laut Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lagus) für Mecklenburg-Vorpommern und Robert Koch-Institut (RKI) bis dato 183 bestätigte EHEC-Infektionen zugeordnet werden. Darüber hinaus gibt es 168 Verdachtsfälle und vermutlich eine hohe Dunkelziffer. Mittlerweile werden die Infektionen aus sieben Bundesländern gemeldet.

Laut RKI sind zwei Betroffene an den Folgen der EHEC-Infektion gestorben: ein Junge im Alter zwischen fünf bis zehn Jahren sowie eine Frau zwischen 70 bis 80 Jahren. Genaue Angaben zum Alter sowie zum Wohnort werden aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht gemacht.

Im Rahmen des jüngsten EHEC-Ausbruchs waren viele Kinder erkrankt. Bei 48 Betroffenen entwickelte sich ein hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS). Ein solch schwerer Verlauf muss im Krankenhaus behandelt werden. HUS kann zu Blutgerinnungsstörungen und lebensbedrohlichem Nierenversagen führen. Die Sterblichkeit liegt bei zirka zwei Prozent. Auch das verstorbene Kind litt an HUS.

Infektionsquelle immer noch unklar

Wo sich die Erkrankten mit EHEC angesteckt haben, ist immer noch unklar. Trotz der Identifizierung des Bakterienstammes gibt es bislang keine belastbaren Erkenntnisse. Unterdessen ist das Infektionsgeschehen zwar abgeflaut, dennoch dauert der Ausbruch an. Weiterhin stecken sich vor allem kleinere Kinder an, der Altersdurchschnitt liegt bei vier Jahren. Das RKI bestätigt, dass der diesjährige EHEC-Ausbruch der größte seit 2011 ist.

Gefährliche Darmbakterien

Darmbakterien der Form enterohämorrhagische Escherichia coli, kurz EHEC, sind weltweit verbreitet. Sie kommen bei Wiederkäuern wie Rindern, Ziegen und Wildtieren vor, verursachen dort aber keine gesundheitlichen Probleme. Bei Menschen wiederum lösen EHEC Durchfallerkrankungen mit teilweise schweren Verläufen aus. Besonders gefährdet sind Kinder und Immungeschwächte.

Im Jahr 2011 gab es in Deutschland einen größeren EHEC-Ausbruch mit knapp 4000 Infektionen und 53 Toten. Als Infektionsquelle wurden verunreinigte Bockshornkleesprossen aus Ägypten vermutet. Seit einigen Jahren steigen die Fallzahlen wieder: 2023 wurden dem Robert Koch-Institut um die 3440 Erkrankungen und fünf Todesfälle gemeldet, 2024 rund 4570 Infektionen. Im laufenden Jahr gab es bereits rund 3660 EHEC-Meldungen bundesweit. Am höchsten ist die Inzidenz bei Kindern unter fünf Jahren.

Wie infiziert man sich mit EHEC?

Mädchen füttert Reh
Nach dem Besuch im Streichelzoo sollten Kinder ihre Hände waschen© Shutterstock/Natallia Mikulich

EHEC sind hoch infektiös: Bereits wenige Erreger reichen aus, um im menschlichen Organismus eine Erkrankung auszulösen. Die Darmbakterien gelangen über Tierkot in die Umwelt. Menschen nehmen sie beispielsweise über verunreinigte Lebensmittel auf. Häufige Infektionsquellen sind rohe oder unzureichend erhitzte Speisen aus Rohmilch- und Rohwurstprodukten, Gemüse, Obst oder Samen.

EHEC-Schmierinfektionen sind über Gegenstände wie Küchenutensilien, kontaminierte Oberflächen oder direkt von Mensch zu Mensch möglich. Ein Ansteckungsrisiko, vor allem für kleinere Kinder, besteht im unmittelbaren Umgang mit Tieren: Beim Streicheln können die Bakterien über die Hände in den Mund geraten.

Auch beim Baden im See ist Vorsicht geboten. "Die Bakterien können über verunreinigtes Wasser in den Magen-Darm-Trakt gelangen. EHEC-Bakterien sind extrem ansteckend und können sich gerade auch in Gewässern gut vermehren", erklärt Prof. Dr. Michael Schroth, Chefarzt und Ärztlicher Direktor an der Cnopfschen Kinderklinik in Nürnberg und Mitglied im ADAC Ärztekollegium. In gechlorten Schwimmbädern besteht keine Gefahr.

EHEC: Wie erkennt man eine Infektion?

Meist liegen um die vier Tage zwischen dem Kontakt mit dem Erreger und dem Ausbruch der Krankheit. "Häufig zeigt sich eine EHEC-Infektion wie eine Durchfallerkrankung, Übelkeit und Erbrechen können dazu kommen", so Prof. Dr. Schroth. "Die Durchfälle sind oft sehr wässrig, manchmal auch blutig."

Schwere Verläufe sind nicht selten. "Durch den Flüssigkeitsverlust besteht vor allem bei Kindern die Gefahr des Austrocknens", so Schroth. "Das kann eine stationäre Behandlung erforderlich machen." Im schlimmsten Fall führt eine Infektion mit EHEC zum hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS), das ein lebensbedrohliches Nierenversagen auslösen kann.

Wichtig zu wissen: Nach Abklingen der Symptome werden die Erreger mitunter noch über Tage ausgeschieden – eine Ansteckungsquelle für Kontaktpersonen von Infizierten. Eine bestätigte Erkrankung mit EHEC ist deshalb auch meldepflichtig.

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Wann sollte man zum Arzt?

Wer unter starkem und anhaltendem Durchfall leidet oder Blut im Stuhl entdeckt, sollte dies ärztlich abklären lassen. Das gilt insbesondere für Eltern erkrankter Babys und Kleinkinder. "Bei Verdacht auf EHEC können Haus- und Kinderärzte entsprechende Untersuchungen einleiten", so Schroth.

Betroffene sollten viel trinken, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Bei länger andauernden Symptomen können Elektrolytlösungen aus der Apotheke ratsam sein. Lassen Sie sich dazu ärztlich beraten. Eine Behandlung mit Antibiotika ist bei einer Infektion mit EHEC nicht angezeigt.

Ist EHEC tödlich?

Eine Ansteckung mit EHEC kann völlig symptomfrei verlaufen. Im schlimmsten Fall führt sie jedoch zu einer schweren und sogar lebensbedrohlichen Erkrankung, insbesondere bei Kindern sowie vorerkrankten und älteren Menschen.

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Wie kann man sich vor EHEC schützen?

"Hygiene ist der wichtigste Schutz", betont Schroth. "Waschen Sie sich und Ihren Kindern regelmäßig die Hände – vor allem nach dem Toilettengang oder Kontakt mit Tieren." Rohe tierische Lebensmittel sollten Sie bis zum Verzehr im Kühlschrank aufbewahren, frische Zutaten gründlich waschen. Von rohen Wildtierprodukten rät der Mediziner ab.

Fachliche Beratung: Prof. Dr. Michael Schroth, Chefarzt und Ärztlicher Direktor Kinder- und Jugendmedizin, Cnopfsche Kinderklinik sowie Mitglied des ADAC Ärztekollegiums

Mit Material von dpa.