Vogelgrippe: Auch für den Menschen ein Risiko

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Von Brit Neuhaus, Tanja Echter

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Die bei Vögeln oft tödlich verlaufende Vogelgrippe kann auch für den Menschen zur Gefahr werden© iStock.com/

Die Wahrscheinlichkeit, an Vogelgrippe zu erkranken, ist für Menschen sehr gering. Alles zu den Ansteckungswegen und Symptomen.

  • Übertragung durch engen Kontakt mit infizierten Vögeln

  • Kranke oder tote Vögel nicht anfassen

  • Eine Impfung wird derzeit nicht empfohlen

Viren, die eine Grippe (Influenza) auslösen, findet man nicht nur beim Menschen, sondern auch bei vielen Tierarten, insbesondere bei Vögeln. Die Symptome sind meist mild. Es gibt jedoch auch Virusarten wie die Subtypen H5 und H7, an der die meisten infizierten Vögel innerhalb von wenigen Stunden oder Tagen versterben. Sie sind für die sogenannte Geflügelpest verantwortlich, eine besonders schwer verlaufende Form der Vogelgrippe.

Zu einer Übertragung auf den Menschen kommt es nur selten, in Deutschland ist bisher kein Fall bekannt. Die Viren sind optimal an ihren natürlichen Wirt (Vögel) angepasst, in den menschlichen Organismus können sie nur schwer eindringen. Gelingt die Übertragung, können Betroffene an der Vogelgrippe erkranken. Die meisten Infektionen beim Menschen wurden bisher durch die Subtypen H5N1 und H7N9 verursacht.

Vogelgrippe aktuell

Das Friedrich-Löffler-Institut (FLI) vermeldet für Deutschland einen landesweiten Ausbruch der Vogelgrippe. Insbesondere bei Zugvögeln wie etwa Kranichen ist die Sterblichkeit extrem erhöht. In Proben aus Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen bestätigte sich der Verdacht auf aviären Influenzavirus (HPAIV) vom Subtyp H5N1, der auch als Geflügelpest bezeichnet wird.

Die Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass sich das aktuelle Infektionsgeschehen weiter ausbreiten und vermehrt auch Geflügelhaltungen betreffen könnte. Tier- und Vogelparks sorgen vor, indem sie bestimmte Vogelarten wie Pelikane oder Greifvögel verfrüht in die Winterquartiere umziehen, Volieren abdecken und Flugshows aussetzen.

Für Menschen gilt: erkrankte oder tote Wildvögel nicht anfassen. Aktuelle Informationen stellt das Friedrich-Löffler-Institut zur Verfügung.

Wie gefährlich ist die Vogelgrippe?

Die Vogelgrippe kann beim Menschen einen lebensbedrohlichen Verlauf nehmen. Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge sind seit 2003 weltweit über 2600 Fälle nachgewiesen worden, bei 1100 Betroffenen verlief die Infektion tödlich. Die Sterblichkeit bei Vogelgrippe ist also sehr hoch. Da Infektionen selten sind, stellt die Vogelgrippe dennoch nur ein geringes Risiko für den Menschen dar.

Übertragung auf den Menschen

Man vermutet, dass für eine Infektion beim Menschen sehr große Virusmengen erforderlich sind. Die meisten Betroffenen hatten vor der Erkrankung engen Kontakt zu infizierten oder bereits verstorbenen Vögeln, insbesondere Geflügel. Die höchste Viruskonzentration findet sich im Kot der Tiere. Gefährdet sind deshalb hauptsächlich Beschäftigte in der Geflügelindustrie, vor allem in betroffenen Betrieben, sowie Tierärzte.

Können Haustiere Vogelgrippe übertragen?

Eine Übertragung ist auch bei Kontakt zu Wild- oder Haustieren möglich. Das Vogelgrippevirus H5N1 wurde im Frühjahr 2024 erstmals bei Milchkühen in den USA nachgewiesen. Einige Personen, die beruflich Kontakt zu den Tieren hatten, zeigten leichte grippeartige Symptome. Die US-Gesundheitsbehörde CDC rät daher vom Verzehr von Rohmilchprodukten ab. Dem Bundesinstitut für Risikobewertung liegen bislang keine Daten vor, die eine Erkrankung durch kontaminierte Lebensmittel belegen. Wer ganz sicher gehen möchte, sollte

  • auf den Verzehr roher Eiprodukte (z. B. Eischnee) verzichten und gekochte Eier nur verzehren, wenn sowohl das Eiweiß als auch das Eigelb vollständig fest sind

  • pasteurisierte Milch anstelle von Rohmilch verwenden

  • Rohmilch und Fleisch vor dem Verzehr für mindestens zwei Minuten auf wenigstens 70°C zu erhitzen (es zählt die Kerntemperatur im Inneren des Fleischstücks)

Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch wurde bisher nur in Einzelfällen beobachtet. Allerdings können sich Influenzaviren rasch verändern und dadurch besser an den Menschen anpassen. Deshalb ist nicht auszuschließen, dass das Risiko, sich bei infizierten Personen anzustecken, im Laufe der Zeit steigen könnte.

Symptome der Vogelgrippe

Nach einer Infektion mit Vogelgrippeviren dauert es in der Regel bis zu fünf Tage, bis Beschwerden auftreten. Zunächst äußert sich die Erkrankung meist mit hohem Fieber, gefolgt von Atemwegsbeschwerden wie Husten oder Atemnot. Meist entwickelt sich im weiteren Verlauf eine Lungenentzündung, die zum Lungenversagen führen kann. Weitere typische Symptome sind Bindehautentzündung sowie Magen-Darm-Beschwerden. Die für eine Grippe typischen Kopf, Hals- und Muskelschmerzen sind bei einer Vogelgrippe selten.

Wie schütze ich mich vor Vogelgrippe?

Fassen Sie keine kranken oder verstorbenen Vögel und Wildtiere an. Allgemeine Hygienemaßnahmen, zum Beispiel regelmäßiges und gründliches Händewaschen, sind sinnvoll, um Infektionen vorzubeugen.

Vogelgrippe-Impfung

In Deutschland gibt es mehrere Impfstoffe gegen das Vogelgrippevirus H5N1 und einen Impfstoff gegen das Virus H5N8. Allerdings hält die Ständige Impfkommission (STIKO) vorbeugende Impfungen derzeit nicht für nötig.

Infektionsrisiko auf Reisen

Da Vogel-Influenzaviren weltweit verbreitet sind, besteht auch auf Reisen ins Ausland das Risiko, sich mit dem Virus anzustecken. In Urlaubsländern mit Vogelgrippeausbrüchen gelten die gleichen Vorsichtsmaßnahmen wie in Deutschland. Es ist ratsam, Geflügelmärkte, insbesondere mit lebenden Tieren, zu meiden. Das Risiko, Vogelgrippeviren nach Deutschland einzubringen, besteht zum Beispiel bei der illegalen Einfuhr von Wildvögeln, Geflügel oder Jagdtrophäen.

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Beruflich gefährdete Personen

Menschen, die aus beruflichen Gründen engen Kontakt zu Geflügel, Wildvögeln oder anderen Tieren haben, sollten besondere Vorkehrungen treffen. Dazu zählen Tierärzte sowie Personen, die in der Geflügelindustrie arbeiten. Nähere Informationen zu den empfohlenen Schutzmaßnahmen stellen unter anderem das Robert Koch-Institut sowie die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin auf ihren Webseiten zur Verfügung.

Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.

Mit Material von dpa.