Autofahren mit Rückenschmerzen oder Bandscheibenvorfall

Eine Frau steht an ihrer Autotür gelehnt im Sommer mit Ausblick auf die Berge
Regelmäßige Pausen bei langen Autofahrten entspannen Kopf und Rücken© Shutterstock/Olezzo

Bei langen Autofahrten kann es schnell zu Verspannungen der Rückenmuskulatur kommen. Wie Sie Rückenschmerzen vorbeugen.

  • Autositz richtig einstellen

  • Alle zwei Stunden pausieren

  • Bei Bandscheibenvorfall ärztlichen Rat einholen

Lange Autofahrten führen oft zu Rückenschmerzen, selbst bei Menschen, die ansonsten keine Rückenbeschwerden haben. Die Sitzposition belastet Wirbelsäule und Bandscheiben übermäßig, die Muskulatur zu einseitig. Auch Bandscheibenvorfälle mit Ischiasbeschwerden können durch langes Sitzen im Auto entstehen. So bereiten Sie sich und Ihr Auto auf eine möglichst rückenschonende Fahrt vor.

Autositz richtig einstellen

Bevor es losgeht: Stellen Sie Ihren Autositz richtig ein. Eine einfache Maßnahme, die nicht nur Rückenschmerzen vorbeugt, sondern auch für mehr Sicherheit sorgt – zum Beispiel, wenn Sie eine Notbremsung einlegen müssen. Autositze lassen sich in der Regel in Höhe, Neigung und Fläche verstellen.

So sitzen Sie im Auto richtig:
Ein korrekt eingestellter Autositz kann Verspannungen vorbeugen © ADAC e.V.

Achten Sie dabei auf Folgendes:

  • Stellen Sie den Winkel der Rückenlehne so ein, dass Sie aufrecht sitzen, etwa 100 Grad zwischen Sitzfläche und Rückenlehne. Ihre Schultern haben mit der Rückenlehne Kontakt, und Ihre Arme halten das Lenkrad mit leicht angewinkelten Ellenbogen.

  • Die Sitzfläche sollte von den Pedalen so weit entfernt sein, dass Ihre Beine bei durchgetretenen Pedalen noch leicht angewinkelt sind. Wichtig ist, dass Sie dabei mit dem unteren Rücken bis an die Sitzlehne rutschen.

  • Die Kopfstütze ist in Höhe des Kopfes, nicht des Nackens. Bei einer idealen Sitzhöhe haben Sie freie Sicht auf die Fahrbahn und Armatur. Es bleibt in etwa eine Handbreit Raum zwischen Kopf und Dachhimmel.

Sitzkissen für lange Autofahrt?

Auf dem Markt sind diverse orthopädische Sitzkissen oder Sitzauflagen für Autos, die die natürliche Krümmung der Wirbelsäule (Lordose) im Lendenbereich unterstützen sollen. Nach einem Bandscheibenvorfall sollen diese Sitzkissen dazu dienen, die Lendenwirbelsäule und damit die Bandscheiben zu entlasten.

Im Gegensatz zu individuell einstellbaren Lordosestützen an Autositzen, die viele neuere Fahrzeuge bereits besitzen, sind solche Sitzkissen jedoch oft nicht fixierbar. In Extrem- und Crashsituationen können sie deshalb zur Gefahr werden. Auf langen Autofahrten können Lordosestützen aber sinnvoll sein, da sie dazu beitragen Rückenschmerzen vorzubeugen. Wenn Ihr Autositz keine eingebaute Lordosestütze besitzt, empfehlen die Experten der ADAC Fahrzeugtechnik als Alternative diese aus dem Zubehörhandel nachzurüsten. Wichtig ist, dass sie fixierbar ist und nicht verrutschen kann.

Pausen einlegen und Beine vertreten

Beim Autofahren sorgt nicht nur die eingeschränkte Bewegungsfreiheit für Verspannungen, auch das Fahren selbst führt durch die geistige Beanspruchung insgesamt zu einem erhöhten Muskeltonus. Diese Anspannung spürt man oftmals nicht nur im Rücken, sondern auch im Schulter-Hals-Bereich sowie in den Beinen.

Wer weite Strecken am Stück fährt, bemerkt nach spätestens vier Stunden, wie sich die Muskeln verkrampfen. Damit es gar nicht erst dazu kommt, sind regelmäßige Pausen wichtig – am besten alle zwei Stunden. Versuchen Sie, sich bei diesen Stopps die Beine zu vertreten und den Körper etwas zu dehnen.

Vor allem wenn es in den Urlaub geht, bietet es sich an, genügend Zeit für die An- und Abreise einzuplanen. Vielleicht können Sie bereits bei der Reiseplanung lange Strecken auch in kürzeren Tagesetappen mit möglichen Übernachtungen einkalkulieren. Oder verbinden Sie die Pausen mit einer längeren Mittagspause und einem anschließenden Verdauungsspaziergang.

Achten Sie darauf, während der Fahrt ausreichend zu trinken und für Frischluftzufuhr zu sorgen.

Übungen bei langen Autofahrten

Um dem beanspruchten Rücken etwas Gutes zu tun, machen Sie regelmäßig Pausen und bewegen Sie sich.

  • Rekeln und Schulterkreisen: Stellen Sie sich aufrecht hin, die Beine sind hüftbreit aufgestellt. Strecken Sie die Hände über den Kopf und ziehen Sie sie abwechselnd nach oben. Legen Sie Ihre Hände mit den Handflächen auf die Schultern und kreisen Sie Ihre Ellenbogen in dieser Position nach vorne. Ändern Sie anschließend die Richtung. Wiederholen Sie beide Übungen einige Male.

  • Beine dehnen: Um die Beinvorderseiten zu dehnen, stützen Sie sich mit einer Hand an Ihrem Fahrzeug ab, stellen sich auf ein Bein und beugen Ihr Knie. Mit der anderen Hand fassen Sie Ihren Fußrücken und führen die Ferse an Ihr Gesäß. Wechseln Sie die Seiten. Um die Beinrückseite zu dehnen, stellen Sie sich hüftbreit hin, beugen sich nach vorne über und versuchen, mit den Fingern Ihre Füße zu berühren. Wiederholen Sie diese Übungen mehrmals.

  • Wadenpumpe: Stellen Sie sich hüftbreit hin und halten Sie sich mit einer oder beiden Händen am Fahrzeug fest, um das Gleichgewicht zu halten. Heben Sie nun abwechselnd die Zehen und Fersen in einer wippenden Bewegung ab. Wiederholen Sie auch diese Übung.

  • Lockern Sie Ihre Schultern, indem Sie sie für ein paar Sekunden nach oben und unten ziehen. Dasselbe können Sie auch in Richtung vorne und hinten machen.

  • Bewegen Sie Ihr Becken, indem Sie es in der Sitzposition nach vorne und hinten kippen. Sie können auch Ihr Gesäß ein wenig von links nach rechts schaukeln, um den unteren Rücken etwas zu lockern.

  • Ihr Oberkörper lässt sich durch das "Zusammendrücken" und "Auseinanderziehen" des Lenkrads etwas lockern. Ihre Hände bleiben am Lenker, durch den Druck der Hände nach innen bzw. außen werden verschiedene Muskeln im Oberkörper aktiviert.

  • Achten Sie immer darauf, dass Sie durch die Übungen nicht vom Straßenverkehr abgelenkt werden.

Autofahren nach Bandscheibenvorfall

Wer bereits Probleme mit dem Rücken oder einen Bandscheibenvorfall hatte, sollte besonders auf rückenschonendes Autofahren achten – vor allem bei längeren Strecken. Grundsätzlich gilt, wenn eine Erkrankung Ihre körperlichen oder geistigen Fähigkeiten einschränkt, sollte Sie bezüglich des Autofahrens ärztliche Rücksprache halten.

Langes Sitzen ist bei einem Bandscheibenvorfall generell nicht ratsam, da es die Bandscheiben zusätzlich belastet. Je nach Ausmaß eines Bandscheibenvorfalls können neben Ischiasbeschwerden, also ausstrahlenden Rücken- und Beinschmerzen auch Gefühls- oder Lähmungserscheinungen auftreten. Ebenso zu berücksichtigen ist, dass sich eine medikamentöse Behandlung mit Schmerzmitteln auf die Fahrsicherheit auswirken kann.

Bevor Sie sich nach einem Bandscheibenvorfall wieder hinters Steuer setzen, sollten Sie das mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin abklären.

Ärztliches Fahrverbot ist bindend

Attestiert die Ärztin oder der Arzt eine Fahruntauglichkeit aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen – wenn auch nur zeitweise –, müssen Verkehrsteilnehmende dem nachkommen. Das "ärztliche Fahrverbot" ist nicht gleichzusetzen mit einem vom Gericht oder der Fahrerlaubnisbehörde verhängten Fahrverbot.

Wer jedoch gegen das ärztliche Fahrverbot verstößt, begeht eine Ordnungswidrigkeit, wenn er oder sie trotz fehlender Fahrtauglichkeit fährt, und macht sich (z.B. bei einem Unfall) strafbar, wenn andere Personen dadurch gefährdet werden. Bei einem Unfall drohen Geld- und sogar Freiheitsstrafen, wenn jemand verletzt oder im schlimmsten Fall getötet wird. Zudem kann die Kfz-Haftpflichtversicherung bereits an die Unfallgeschädigten ausgezahltes Geld zurückfordern; die Kaskoversicherungen können Leistungen kürzen oder verweigern.

Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.

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