Schutz vor Tsetsefliege und Afrikanischer Schlafkrankheit
Von Nica Trappe

Die Tsetsefliege kann die potenziell tödliche Afrikanische Schlafkrankheit übertragen. Auch wenn es heute gute Therapien gibt, empfehlen sich wirksame Schutzmaßnahmen.
Risikogebiete in Afrika südlich der Sahara
Aktuell keine Impfung möglich
Neue Schutzstrategien in der Entwicklung
Ist die Tsetsefliege gefährlich?
Die Tsetsefliege ist eine unscheinbar wirkende Stechfliege, deren Stich ähnlich schmerzhaft wie der einer Bremse ist. Gefährlich ist er nur dann, wenn die Tsetsefliege bestimmte Krankheitserreger in sich trägt – die Trypanosomen.
Über den Speichel der Tsetsefliege gelangen die Trypanosomen ins menschliche Blut. Die winzigen Parasiten sind Auslöser der Afrikanischen Schlafkrankheit (Trypanosomiasis).
Wo leben Tsetsefliegen?
Die Tsetsefliege lebt in vielen ländlichen Gebieten Afrikas südlich der Sahara. Je nach Art fühlt sie sich in Sumpfgebieten, Regenwäldern oder Savannen besonders wohl.
Tsetsefliegen sind tagaktiv und stechen in der Regel im Freien zu. Besondere Vorsicht gilt in der Nähe von Flüssen und Sümpfen, im hohen Gras und nach starken Regenfällen. Ihr Stechrüssel kann auch dünne, anliegende Kleidung (wie Leggings) durchdringen.
Was ist die Schlafkrankheit?
Die Afrikanische Schlafkrankheit ist eine gefürchtete Tropenkrankheit, die chronisch verläuft und ohne Behandlung einen tödlichen Ausgang nimmt. Die auslösenden Trypanosomen infizieren das Lymph- und Nervensystem und können dort schwere Schäden anrichten.
West- und ostafrikanische Schlafkrankheit
Es gibt zwei Formen der Schlafkrankheit, die auf unterschiedliche Erreger zurückgehen:
Trypanosoma brucei gambiense (hauptsächlich in West- und Zentralafrika)
Trypanosoma brucei rhodesiense (hauptsächlich in Ost- und Südafrika)
Die Schlafkrankheit verläuft in beiden Fällen ähnlich, bei einer Infektion mit Trypanosoma brucei rhodesiense jedoch schneller und intensiver. Die meisten Infektionen bei Menschen gehen auf Trypanosoma brucei gambiense zurück.
Übertragung nicht nur durch Tsetsefliege
Auch wenn die Tsetsefliege die wichtigste Überträgerin der Schlafkrankheit ist, gibt es weitere Infektionswege:
von Mutter zu Kind (während Schwangerschaft und Geburt)
über verunreinigte Kratzwunden
durch kontaminierte Spritzennadeln
mechanisch durch andere blutsaugende Insekten, die den Erreger aber nicht dauerhaft in sich tragen
Was sind Symptome der Schlafkrankheit?
Die Symptome der Afrikanischen Schlafkrankheit beginnen mit dem Stich der Tsetsefliege: An der Einstichstelle kann sich eine auffällige, schmerzhaft gerötete Beule (Trypanosomenschanker) bilden. Das passiert nicht bei jeder Trypanosomen-Infektion, ist aber ein wichtiger früher Hinweis.
Anschließend verläuft die Schlafkrankheit in zwei Stadien.
Stadien der Schlafkrankheit
Die akuten Symptome beginnen einige Wochen bis Monate nach der Infektion, bei der ostafrikanischen Form manchmal bereits nach einer Woche:
hohes Fieber
geschwollene Lymphknoten, vor allem im Nacken
Muskel- und Gelenkschmerzen
Juckreiz
manchmal ringförmiger Hautausschlag
Die Symptome können leicht mit Malaria und anderen Fieber-Erkrankungen verwechselt werden.
Im weiteren Krankheitsverlauf wandern die Erreger in das zentrale Nervensystem – Gehirn und Rückenmark – ein. Bei der westafrikanischen Form geschieht dies nach einigen Monaten, bei der ostafrikanischen oft binnen weniger Wochen.
Mögliche Symptome im zweiten Stadium der Schlafkrankheit:
Verwirrung
Konzentrationsstörungen
Müdigkeit
anhaltende Kopfschmerzen
Zittern
Im weiteren Verlauf werden Betroffene oft zunehmend müde, apathisch und fallen schließlich in einen anhaltenden Dämmerzustand. Dieser hat der Schlafkrankheit ihren Namen gegeben. Unbehandelt versterben Infizierte nach einigen Monaten bis Jahren – je nach Verlaufsform.
Schlafkrankheit: Verbesserte Therapie
Bis vor wenigen Jahren konnte die Afrikanische Schlafkrankheit nur im Krankenhaus behandelt werden – mit zum Teil Arsen-haltigen Infusionen, die starke Nebenwirkungen hatten und manchmal selbst tödlich waren.
In den letzten Jahren sind mehrere moderne Wirkstoffe gegen Trypanosomen auf den Markt gekommen, welche die Behandlung deutlich verbessert haben. Mittlerweile gibt es ein Medikament in Tablettenform. Andere Wirkstoffe kommen als Infusion oder Spritze zum Einsatz – je nach Form und Stadium der Erkrankung.
Je früher die Therapie beginnt, desto besser die Heilungschancen.
Schutz vor der Tsetsefliege
Da es bislang keine Impfung gegen die Schlafkrankheit gibt, ist ein wirksamer Schutz vor Tsetsefliegen wichtig. Das gilt für Einheimische und Reisende in Afrika, insbesondere in Feuchtgebieten und Savannen südlich der Sahara.
Die wichtigsten Maßnahmen gegen Stiche.
Kleidung: Möglichst langärmlig, dicht gewebt und mit hellen, neutralen Farben (Beige, Weiß, Khaki) – Dunkelblau und Schwarz vermeiden
Chemischer Schutz: Insektenschutzmittel (wie DEET, Icaridin) verwenden
Tsetsefliege: Neue Kontrollmaßnahmen
Um die Verbreitung von Tsetsefliegen in den Griff zu bekommen, kommen seit Jahren zum Beispiel blaue und schwarze Stofffallen sowie Netze mit Geruchsködern zum Einsatz.
Aber auch einige neuere Methoden sind in Erprobung – zum Beispiel, männliche Tsetsefliegen durch Bestrahlung zu sterilisieren und Fallen mit neuartigen Pheromonen auszustatten.
Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.
World Health Organization (WHO): Guidelines for the treatment of human African Trypanosomiasis, Stand 6/2024, unter: https://www.who.int/publications/i/item/9789240096035 (Abruf: 1.10.2024)
U.S. Centers for Disease Control and Prevention (CDC): Sleeping Sickness (African Trypanosomiasis), Stand 3/2025, unter: https://www.cdc.gov/sleeping-sickness/about/index.html (Abruf: 1.10.2024)
Tropeninstitut: Insekten, unter: https://tropeninstitut.de/krankheiten-a-z/insekten (Abruf: 1.10.2024)
Tropeninstitut: Schlafkrankheit, unter: https://tropeninstitut.de/krankheiten-a-z/schlafkrankheit (Abruf: 1.10.2024)
Ärzte ohne Grenzen: Schlafkrankheit, unter: https://www.aerzte-ohne-grenzen.de/unsere-arbeit/krankheiten/schlafkrankheit (Abruf: 1.10.2024)
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Drugs for Neglected Diseases Initiative (DNDi): Neuere, einfachere Behandlungen für die Schlafkrankheit, Stand 2018, unter: https://dndi.org/wp-content/uploads/2018/10/DNDi_HAT_2018_DE.pdf (Abruf: 1.10.2024)