Die Legende lebt: Testfahrt im Land Rover Defender

Seitenansicht eines stehenden Land Rover Defender 90 D300
Kurzversion 90: Der Land Rover Defender des 21. Jahrhunderts© Land Rover

Die Neuauflage des Land Rover Defender bleibt seiner kastig-kultigen Optik treu. Und die Testfahrt beweist: Der "Landy" ist mehr denn je eine Klasse für sich. Fakten, Daten, Preise

  • Zwei Radstände und drei Längen

  • Hervorragende Offroad-Eigenschaften bleiben

  • Zwei Benziner, drei Diesel und Plug-in-Hybrid ab 63.600 €

Ja, es gibt sie noch, die Ikonen im Automobilbau! Seit Sommer 2020 steht die Neuauflage der Gelände-Ikone Land Rover Defender beim Händler. An den Start ging der neue Defender in verschiedenen Varianten: Während die ersten Modelle des Defender 110 mit fünf, sechs oder 5+2 Sitzen an die Kunden ausgeliefert wurden, erfolgte später im Jahr die Markteinführung des kompakten Defender 90 mit kürzerem Radstand. Der Defender Hard Top für den gewerblichen Einsatz ist seit Ende 2020 erhältlich. Und die Langversion mit der Zusatzzahl 130 und bis zu acht Sitzplätzen seit dem Frühjahr 2023.

Defender: Ungewöhnlicher Innenraum 

Cockpit des Land Rover Defender
Ungewöhnlich: Die erhöhte Schalttafel schafft Platz für einen dritten Sitz© Land Rover

Selbst eingefleischte Defender-Fans werden beruhigt durchatmen, wenn sie das aktuelle Modell das erste Mal live sehen. Klar, vorne bekam der Landy die typischen Rover-Merkmale mit den schmalen Matrixscheinwerfern und einem glatten Kühlergrill. Und auch die Frontscheibe ist aerodynamisch flacher. Doch die eher eckige Grundform und das ausgeprägt kantige Heck bleiben als Stilelemente. Hinzu kommen markante, unverwechselbare Kennzeichen des Originals wie die Alpine-Fenster im Dach oder die seitlich angeschlagene Hecktür samt außen angebrachtem Reserverad.

Im Vergleich zum angestaubten alten Modell ist der Defender im Innenraum nicht wiederzuerkennen, der so minimalistisch-stylisch gestaltet ist, wie man es eher von einem Volvo erwartet. Das Armaturenbrett steht flach mit einem großen Defender-Schriftzug, grobe Strukturen und Befestigungselemente verstecken sich nicht und die Oberflächen sind entweder dick gummiert oder mit einem Material bespannt, das an das Softshell-Gewebe von Outdoor-Jacken erinnert. Alles wirkt robust – reduziert auf das Wesentliche.

Hinter dem für Land Rover typischen Vierspeichen-Lenkrad ist ein gut ablesbares Volldigital-Cockpit zu sehen. Auffällig: Unter dem zentralen Display auf dem Armaturenbrett gibt es einen erhöht angebrachten Automatik-Schalthebel. Auf den stylischen Drehschalter anderer Modelle, der nach dem Start ausfährt, verzichtet Land Rover beim aktuellen Defender leider.

Als erstes Modell aus dem Haus Land Rover hatte er bei seinem Start das neu entwickelte Infotainment-System Pivi Pro an Bord, bei dem für häufig vorkommende Aufgaben nur wenige Schritte nötig sind. Tatsächlich funktionierte das System bei der ersten Testfahrt so, dass alle Funktionen auf Anhieb auffindbar waren.

Zwei Radstände: 90 und 110 Zoll

Seitenansicht des Land Rover Defender
Der One Ten bietet Platz für bis zu sieben Personen© Land Rover

Selbstverständlich gibt es wieder drei Karosserievarianten: Den kurzen Ninety (90), den One Ten (110) und den One Thirty (130). Die Ziffern stehen bei den beiden kürzeren Varianten für den jeweiligen Radstand in Zoll, der 130er ist bei gleichen Radstand 60 Zentimeter länger als der 110er. Letzterer wird mit fünf, fünf plus zwei oder sechs Sitzen angeboten. Das Ladevolumen im Kofferraum beträgt 1075 Liter laut Hersteller. Wird noch mehr Platz benötigt, kann durch Umklappen von Reihe zwei ein Lastenabteil mit satten 2380 Liter Volumen geschaffen werden.

Der Defender 90 ist ebenfalls mit bis zu sechs Sitzplätzen erhältlich. Sechs? Wie früher beim Fiat Multipla? Exakt: Durch die hohe Platzierung des Schalthebels am Armaturenbrett schufen die Entwickler Platz für den optionalen mittleren Klappsitz in der ersten Reihe, wodurch drei Passagiere nebeneinander mit bester Aussicht reisen können. Der Defender 130 wiederum verfügt über bis zu acht Sitzplätze

Ausprobieren konnten wir den sechsten Sitz oder die zwei Sitze ganz hinten bei den ersten Testwagen leider noch nicht. Wir genossen dafür das fürstliche Platzangebot der Normalbestuhlung im 110er. Vorne macht das zurückgesetzte Armaturenbrett zusätzlich Platz und hinten ist zur Vorderlehne gar so viel Platz, dass auch noch das verlorene Schaf des Bauern dazwischen passen würde.

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Der könnte es auch aus dem gröbsten Gelände retten, denn der Defender macht aufgrund seiner Technik, der robusten Konstruktion und seinem permanenten Allradantrieb in jedem Gelände eine gute Figur. Hinzu kommen ein zweistufiges Verteilergetriebe, ein sperrbares Mittendifferential sowie eine aktive Hinterachssperre.

Die neue Karosseriearchitektur bietet eine maximale Bodenfreiheit von 291 Millimetern, einen vorderen Böschungswinkel von 38 Grad, den Rampenwinkel mit 28 Grad und einen hinteren Böschungswinkel mit 40 Grad. Hinzu kommt eine maximale Wattiefe von 900 Millimetern.

Selbstverständlich hat auch der Defender der Neuzeit eine weitere innovative Technologie: ClearSight Ground View. Das von Land Rover entwickelte System macht die Motorhaube praktisch durchsichtig, denn Kameras übertragen Bilder vom Untergrund unmittelbar vor den Vorderrädern auf den Touchscreen im Armaturenbrett.

Der Rivale: Mercedes G-Klasse

Auch, wenn man ihr es nicht gleich ansieht: Die kultige Mercedes G-Klasse ist eine komplette Neuentwicklung. Unsere Testfahrt klärt, wie gut die aktuelle Generation geworden ist.

Fahrbericht, technische Daten, Motor, Preis

Defender: Sechs Antriebsversionen

Fahrender Land Rover Defender von hinten
Auch das Heck des Defender sieht irgendwie minimalistisch aus© Land Rover

Aktuell stehen zwei Benzin- und drei Dieseltriebwerke plus ein Plug-in-Hybrid zur Verfügung. Der Sechszylinder-Turbobenziner P400 leistet 294 kW/400 PS aus drei Litern Hubraum. Die V8-Version bringt es aus fünf Litern auf 386 kW/525 PS, im 130er auf 368 kW/500 PS. Der Sechszylinder-Diesel ist mit 147 kW/200 PS, 183 kW/249 PS oder 221 kW/300 PS erhältlich. Die Plug-in-Version mit einem Lithium-Ionen-Akku mit einer Kapazität von 15,4 kWh kombiniert einen Vierzylinder-Turbobenziner und einen E-Motor und bringt es auf eine Systemleistung von 297 kW/404 PS. Alle Motoren liefern jeweils an eine 8-Gang-Automatik.

Für die Testfahrten stand der Diesel seinerzeit mit 240 PS zur Verfügung (jetzt hat er 249) – ein vor allem im unteren Drehzahlbereich sehr kultivierter Vierzylinder, der mit dem satten Drehmoment von 430 Nm mit dem immerhin über zwei Tonnen schweren Defender absolut keine Mühe hat. Und auch wer die enorme Anhängelast von 3500 Kilo ausnutzt, wird nie das Gefühl haben, untermotorisiert zu sein.

Die komfortabel schaltende 8-Gang-Automatik passt gut zu diesem Triebwerk, das mittlerweile durch einen etwas stärkeren Sechszylinder ersetzt wurde. Allerdings sind die unteren Gänge für bessere Geländegängigkeit relativ kurz übersetzt, wodurch der Selbstzünder bei hohen Drehzahlen etwas lauter wird.

Der Landy fährt erstaunlich agil

Auf Asphalt beeindruckt, wie agil sich das Dickschiff auch auf kurvenreichen Straßen bewegen lässt. Das Fahrwerk (im Test mit Luftfederung) ist straff und trotzdem nicht unkomfortabel abgestimmt, lässt kaum Wankbewegungen zu. Hervorragend passt dazu auch die Lenkung, die mit wenig Kraftaufwand jede Biegung zielgenau in Angriff nimmt.

An Ausstattung stehen insgesamt sieben verschiedene Niveaus zur Wahl, außerdem werden diverse Zubehörpakete (Explorer, Adventure, Country und Urban sowie Black Pack, Bright Pack und County Exterior Pack) und mehr als 100 einzelne Ausstattungs-Komponenten angeboten. Und natürlich gibt es zusätzlich eine breite Palette an Optionen, Zubehör- und Ausstattungsdetails – aber das kennen die eingefleischten Landy-Fans ja schon.

Das Einstiegsmodell des Defender 90 kostet 63.600 Euro kosten. Der Defender 110 ist ab 67.200 Euro zu haben, der 130er ab 89.500 Euro.

Land Rover Defender: Technische Daten, Preis

Technische Daten (Herstellerangaben)

Land Rover Defender 90 D200 S AWD Automatik (ab 01/21)

Land Rover Defender 110 P400 SE AWD Automatik (ab 01/21)

Land Rover Defender 110 P525 V8 AWD Automatik (ab 05/21)

Land Rover Defender 110 P400e Plug-in-Hybrid S AWD Automatik (ab 05/21)

Motorart

Diesel (Mild-Hybrid)
Otto (Mild-Hybrid)
Otto
PlugIn-Hybrid

Hubraum (Verbrennungsmotor)

2.997 ccm
2.995 ccm
5.000 ccm
1.997 ccm

Leistung maximal in kW (Systemleistung)

147
294
386
297

Leistung maximal in PS (Systemleistung)

200
400
525
404

Drehmoment (Systemleistung)

500 Nm
550 Nm
625 Nm
640 Nm

Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor)

4.000 U/min
5.500 U/min
5.500 U/min
-

Antriebsart

Allrad
Allrad
Allrad
Allrad

Beschleunigung 0-100km/h

9,8 s
6,1 s
5,4 s
5,6 s

Höchstgeschwindigkeit

175 km/h
191 km/h
191 km/h
191 km/h

Reichweite WLTP (elektrisch)

-
-
-
44 km

CO2-Wert kombiniert (WLTP)

233 g/km
260 g/km
333 g/km
70 g/km

Verbrauch kombiniert (WLTP)

8,9 l/100 km
11,5 l/100 km
14,7 l/100 km
3,1 l/100 km

Batteriekapazität (Brutto) in kWh

-
-
-
19,2

Batteriekapazität (Netto) in kWh

-
-
-
15,4

Ladeleistung (kW)

-
-
-
AC:2,3-7,0 DC:32,0

Kofferraumvolumen normal

297 l
786 l
786 l
696 l

Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank

1.263 l
1.875 l
1.875 l
1.759 l

Leergewicht (EU)

2.316 kg
2.401 kg
2.678 kg
2.613 kg

Zuladung

654 kg
764 kg
552 kg
687 kg

Anhängelast ungebremst

750 kg
750 kg
750 kg
750 kg

Anhängelast gebremst 12%

3.500 kg
3.500 kg
3.500 kg
3.000 kg

Garantie (Fahrzeug)

3 Jahre oder 100.000 km; ab 9/23: 5 Jahre oder 150.000 km
3 Jahre oder 100.000 km; ab 9/23: 5 Jahre oder 150.000 km
3 Jahre oder 100.000 km; ab 9/23: 5 Jahre oder 150.000 km
3 Jahre oder 100.000 km; ab 9/23: 5 Jahre oder 150.000 km

Länge x Breite x Höhe

4.323 mm x 2.008 mm x 1.974 mm
5.018 mm x 2.008 mm x 1.967 mm
5.018 mm x 2.008 mm x 1.967 mm
5.018 mm x 2.008 mm x 1.972 mm

Grundpreis

63.600 Euro
87.600 Euro
142.000 Euro
84.200 Euro

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