Kräftiger, digitaler, teurer: So hat sich der BMW 1er verändert

• Lesezeit: 8 Min.
Frontansicht eines weißen fahrenden 1er BMW nach Facelift
Schmalere Nüstern: BMW hat sein kleinstes Modell (im Bild als M135 xDrive) leicht verändert© BMW

Die dritte Generation des BMW 1er brachte einst große Veränderungen mit sich. Nun hat BMW seine kleinste Limousine leicht überarbeitet. Das Design wurde mutiger, die Serienausstattung erweitert. Test, Infos, Daten, Preis.

  • Neu im Sortiment: Mild-Hybridisierung und M135 xDrive

  • Neuer Innenraum mit Curved-Display

  • BMW 120 und 120d im Test

2019 legte BMW sein kleinstes Modell ganz neu auf, wechselte ab diesem Baujahr unter anderem von Heck- auf Frontantrieb und digitalisierte den Innenraum. 2024, also nach ziemlich genau fünf Jahren, war es beim BMW 1er Zeit für einen neuen Anstrich. Ganz so umfassend sind die Änderungen bei dem 2024er-Facelift nicht, doch untätig waren die Münchner freilich nicht.

BMW-1er-Nase: Nur eine Phase?

Frontansicht eines stehenden silbernen 1er BMW nach Facelift
Ein Hauch Kia Ceed: Die Schnauze des 1er ist merklich spitzer geworden© BMW

BMW hat die Bezeichnung "Facelift" ernst genommen. Denn während sich die optischen Neuerungen hinten auf Rückleuchten im Stil des X2 beschränken, wurde die Front merklich umgemodelt. Die Haube läuft nun spitzer zu und mündet in einer niedrigeren Niere wodurch auch die Scheinwerfer schmaler und länger wirken. Das sorgt durchaus für einen veränderten Gesamteindruck, der auf den ersten Blick nicht ganz zu den Vorgängern zu passen scheint.

Wie bei BMW üblich, sind die optischen Unterschiede zwischen den verschiedenen Ausstattungsvarianten zahlreich. In der Basis und mit M-Sport-Paket besteht die Niere aus diagonalen und senkrechten Streben, die Sonderausstattung kommt zusätzlich mit Heckschürze und vertikalen Reflektoren. Die M-Performance-Varianten wiederum haben horizontale Streben verbaut, die Abgase kommen aus vier Rohren am Heck.

Curved Display auch beim Kleinsten

Cockpit eines 1er BMW nach Facelift
Deutlich digitaler als zuvor: Die Steuerung im 1er ist nun touchbasiert© BMW

Im Innenraum soll nach dem Facelift laut BMW "digitales Premium-Ambiente" herrschen. Dafür ist nun das Curved Display (10,7 Zoll) an Bord, das schon in nahezu allen anderen neuen BMW-Modellen zum Einsatz kommt. Auch im kompakten 1er heißt es nun also "Adieu iDrive-Controller", das praktische Rädchen zur Steuerung des Infotainment weicht nun einer Touch-Bedienung.

Was im Test nicht immer überzeugen kann. Zwar funktioniert die Bedienung im Großen und Ganzen gut, Funktionen wie die Bedienung der Sitzheizung sind nicht direkt über den Bildschirm anwählbar, sondern müssen erst in einer weiteren Bildschirmebene aktiviert werden. Klassische Tasten, wie beim Vorgänger, wären hier besser.

Sonst ist das Interieur eher glatt und ziemlich schlicht gehalten, die tiefen Schlunde der Luftdüsen sind dafür eine für BMW eher ungewohnte Entscheidung. Ganz neu designt wurde auch der Gangwahlhebel auf der Mittelkonsole. Serienmäßig kommt kein echtes Leder zum Einsatz, die optionalen Sportsitze wurden aus kreislauffähigem Recycling-Polyester gefertigt.

BMW 1er: Kofferraumvolumen

Kofferraum des 1er BMW nach Facelift
Der Kofferraum fasst im Normalzustand 265 Liter© BMW

Der neueste BMW 1er kann nach der Messmethode des ADAC zwischen 265 und 1090 Liter an Gepäck aufnehmen. Damit ist der Kofferraum zum Vorgänger in der Standardkonfiguration geringfügig gewachsen und bei umgeklappter Rückbank etwas geschrumpft.

Update bei Assistenzsystemen

Heckansicht eines fahrenden 1er BMW nach Facelift
Die Fahrdynamik soll für den neuen 1er verbessert sein (Bild: M135 xDrive)© BMW

Sehr erfreulich ist, dass die Serienausstattung an sicherheitsrelevanten Assistenzsystemen gewachsen ist. Vor allem der Frontkollisionswarner ist nun besser auf Radfahrende und Fußgänger eingestellt, beim Linksabbiegen hat das System entgegenkommende Fahrzeuge im Blick und kann im Notfall bremsen. Serienmäßig sind ebenfalls unter anderem die Verkehrszeichenerkennung, Ausweichassistent, Spurverlassens- und Ausstiegswarner.

Optional ist der neue 1er mit aktiverer Geschwindigkeitsregelung ausgestattet, dem Fahrer wird also mit korrigierenden Lenkeingriffen beim Spurhalten geholfen. Mit dem "Driving Assistent Professional" bekommt man sogar beim Spurwechseln aktive Hilfe, Ampelsignale können erkannt werden.

BMW-1er-Motoren nach dem Facelift

Aktuell sind folgende Motorisierungen zu haben:

BenzinerDiesel

116, 90 kW/122 PS

118d, 110 kW/150 PS



120, 125 kW/170 PS

120d, 120 kW/163 PS



123, 160 kW/218 PS




M135, 221 kW/300 PS




Wer bei den Benzinermodellen das vertraute "i" in der Modellbezeichnung vermisst: Das ist künftig den elektrischen Modellen der Marke vorbehalten.

BMW 120 (125 kW/170 PS) und 120d (120 kW/163 PS) sind neuerdings mit 48-Volt-Mild-Hybrid-Technik ausgerüstet, was sich auch im Verbrauch niederschlägt.

Zudem steht mit dem BMW 123 xDrive eine neue Einstiegs-Allrad-Variante zur Auswahl. Der Vierzylinder ist als 48-Volt-Mild-Hybrid ausgeführt und kombiniert 150 kW (204 PS) aus dem Verbrennungsmotor mit 14 kW (19 PS) aus dem E-Motor. Die Systemleistung liegt bei 160 kW (218 PS). Auch den 300 PS starken M135 gibt es als Allrad "xDrive". Alle Modelle kommen serienmäßig mit 7-Gang-Steptronic-Doppelkupplungsgetriebe.

Aktuelle Fahrberichte und Autotests. Kostenlos vom ADAC

Neuzugang für M Performance

Kopfstütze des 1er BMW nach Facelift
Auch innen finden sich für die M-Version feine optische Unterschiede© BMW

Neben den zarten optischen Auffälligkeiten, die die M-Performance-Variante des 1er gegenüber dem Basismodellen hat, spielt vor allem die Leistungsfähigkeit des Topmodells M135 xDrive in einer ganz anderen Liga.

Ein echtes Kraftpaket mit allen möglichen Features aus der Fahrzeugtechnik: 221 kW/300 PS bringen den Kompaktwagen in 4,9 Sekunden auf 100 km/h, eine Sportlenkung soll für noch besseres Handling auch in schnellen Kurven sorgen. Allradantrieb versteht sich ohnehin von selbst. Eigens gestaltete Schaltwippen hinter dem Lenkrad sollen das Bedienen des 7-Gang-Getriebes noch agiler machen.

Zur Modellpflege ab November 2024 bietet BMW für den Sport-1er ein optionales M-Technik-Paket an. Es beinhaltet zusätzliche Versteifungselemente für die Karosserie und bringt weitere Leichtbaumaßnahmen an den Kompaktsportler. Hierzu zählen neben Unterbodenverstrebungen und gewichtsoptimierte Aluminium-Stabilisatoren auch solide ausgeführte Kolbenstangen an den vorderen Stoßdämpfern.

Verzögert wird mit dem Paket über eine M-Compound-Bremsanlage die ihren Arbeitsplatz in 19-Zoll-Felgen findet, die optional sogar mit Rennstreckenbereifung erhältlich sind.

BMW 1er im Test

Der ADAC hat den aktuellen 1er als 120 und 120d ausgiebig getestet. Dabei konnte das Kompaktmodell durch eine gut verarbeitete Karosserie punkten, die dem Premiumanspruch der Münchner Rechnung trägt. Das gilt auch für den Innenraum, bei dem es nur im Detail Anlass zur Kritik gibt.

Sportfahrwerk ohne Einstellmöglichkeit

Sowohl der Benziner als auch der Diesel wurden mit dem M-Sportpaket getestet. Hier ist serienmäßig das sogenannte "Adaptive M Sportfahrwerk" verbaut. Anders als vielleicht zu vermuten wäre, handelt es sich hierbei nicht um ein individualisierbares Fahrwerk mit elektronisch geregelten Dämpfern, sondern um ein passives System, das sich nicht durch die Fahrmodi beeinflussen lässt.

Der ADAC hat hier konkret bei BMW nachgefragt, denn im 3er gibt es mit der gleichen Bezeichnung ein Fahrwerk, das eben genau das kann. Ein Teil der Kundschaft dürfte daher also zumindest verwirrt sein, wenn sich das adaptive Fahrwerk im 1er auf Knopfruck nicht verändert. Es gibt also keine Möglichkeit, den Kompakten hier bequemer oder sportlicher zu werden zu lassen.

Frontansicht eines fahrenden 1er BMW nach Facelift
BMW hat nicht nur die Optik angepasst, auch neue Motoren finden sich unter der Haube des 1er© BMW

Besonders ärgerlich: BMW informiert unter anderem auf einer FAQ-Webseite zum Thema irreführend zum Fahrwerk und behauptet, dass sich die Charakteristik der Dämpfer beim "Adaptiven M Fahrwerk" je Fahrmodus verändert. Dass das nicht für den 1er gilt, erwähnt der Hersteller nicht. Auch hier hat der ADAC BMW bereits über den Missstand informiert, Stand heute (16.9.25) hat BMW die Webseite aber nicht aktualisiert oder zumindest einen Hinweis zu den Gegebenheiten beim 1er ergänzt.

Hohes Maß an Fahrstabilität

Auch ohne Individualisierbarkeit kann das Fahrwerk der getesteten 1er überzeugen. Zwar überwiegen die sportlichen Attribute deutlich, der Langstreckenkomfort kann aber trotz allem als ordentlich gewertet werden.

Wer aber lieber komfortabel fährt, sollte gegebenenfalls auf das M-Paket verzichten: Hier werden Stöße nämlich deutlich in den Innenraum weitergegeben. Das straffe Fahrwerk verleiht dem BMW dafür ein hohes Maß an Fahrstabilität. Selbst ein Verreißen des Lenkrads in einer Gefahrensituation lässt den 1er kalt und bringt ihn nicht aus der Fassung. Den ADAC Ausweichtest besteht der BMW mit Bravour. Die Lenkung des 1er ist direkt, wirkt aber synthetisch. Vor allem bei einem Wagen mit Sportpaket wäre mehr Feedback wünschenswert.

120er Benziner im Alltag ausreichend

Der getestete BMW 1er mit Benzinmotor hatte einen 1,5-Liter-Dreizylinder unter der Haube. Der 120 leistet 170 PS: für den Alltag eine angemessene Motorisierung. Das Mildhybrid-System erlaubt eine Boost-Funktion, die für zehn Sekunden die volle Leistung des kleinen Elektromotors zur Verfügung stellt.

Das serienmäßige 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe macht seine Sache durchweg gut, in jeder Situation liefert es die passende Übersetzung. Beim Anfahren sollte der Gasfuß aber entspannt bleiben: wer zu viel Gas gibt, riskiert durchdrehende Räder.

Im ADAC Ecotest genehmigte sich der 120 Benziner 6,1 Liter Super auf 100 Kilometer. Der CO₂ Ausstoß lag bei 163 Gramm pro Kilometer (Well-to-Wheel).

Diesel ebenfalls angemessen

Auch der 120d machte eine gute Figur im Test. Der 163 PS starke Zweiliter-Diesel treibt den BMW angemessen an. Der Selbstzünder kann mit einer gegenüber dem Vorgänger nochmal gesteigerten Laufruhe überzeugen. Bauartbedingt neigen Diesel im Allgemeinen eher zu einem raueren Motorenlauf. Dem BMW-Diesel kann aber nur ein leichtes Brummen in niedertourigen Drehzahlbereichen zur Last gelegt werden.

Auch hier gefällt das Zusammenspiel aus Motor und 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe. Im Ecotest verbrauchte der 120d 4,9 Liter auf 100 Kilometer, dabei stieß er 151 Gramm CO₂ pro Kilometer aus (Well-to-Wheel).

Preise: Der 1er ist nicht günstig

Selten war BMWs kleinste Limousine in der Serie so stark motorisiert, und auch die technische Ausstattung war wohl nie so umfangreich. Allerdings lässt die neue Angebotslogik auch die Preise ordentlich ansteigen: Die Preisliste startet bei 33.600 Euro für den 116. Als 118d werden mindestens 38.900 Euro fällig.

Die M-Performance-Variante beginnt gar bei satten 56.200 Euro, aber auch hier sind Preise über 60.000 Euro mit etwas üppigerer Ausstattung realistisch.

Hier können Sie den ausführlichen Testbericht zum BMW 120 und BMW 120d als PDF herunterladen.

BMW 1er: Technische Daten, Preise

Technische Daten (Herstellerangaben)

BMW 120 M Sportpaket Steptronic (DKG) (ab 10/24)

BMW 120d M Sportpaket Steptronic (DKG) (ab 10/24)

Motorart

Otto (Mild-Hybrid)
Diesel (Mild-Hybrid)

Hubraum (Verbrennungsmotor)

1.499 ccm
1.995 ccm

Leistung maximal in kW (Systemleistung)

125
120

Leistung maximal in PS (Systemleistung)

170
163

Drehmoment (Systemleistung)

280 Nm
400 Nm

Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor)

4.700 U/min
3.750 U/min

Antriebsart

Vorderrad
Vorderrad

Beschleunigung 0-100km/h

7,8 s
7,9 s

Höchstgeschwindigkeit

226 km/h
222 km/h

CO2-Wert kombiniert (WLTP)

121 g/km
112 g/km

Verbrauch kombiniert (WLTP)

5,3 l/100 km
4,3 l/100 km

Kofferraumvolumen normal

300 l
300 l

Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank

1.135 l
1.135 l

Leergewicht (EU)

1.500 kg
1.570 kg

Zuladung

490 kg
490 kg

Anhängelast ungebremst

750 kg
750 kg

Anhängelast gebremst 12%

1.300 kg
1.300 kg

Garantie (Fahrzeug)

Keine
Keine

Länge x Breite x Höhe

4.361 mm x 1.800 mm x 1.459 mm
4.361 mm x 1.800 mm x 1.459 mm

Grundpreis

42.150 Euro
44.750 Euro

ADAC Messwerte

ADAC Messwerte (Auszug)BMW 120 M SportpaketBMW 120d M Sportpaket

Überholvorgang 60 – 100 km/h

4,7 s

4,7 s

Bremsweg aus 100 km/h

32,7 m

32,9 m

Wendekreis

11,7 m

11,7 m

Verbrauch/CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest

6,1 l Super/100 km, 163 g CO₂/km (Well-to-Wheel)

4,9 l Diesel/100 km, 151 g CO₂/km (Well-to-Wheel)

Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne)

****

****

Reichweite

800 km

1000 km

Innengeräusch bei 130 km/h

68,1 dB(A)

66,8 dB(A)

Leergewicht / Zuladung

1478/512 kg

1550/510 kg

Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch

265 / 665 / 1090 l

265 / 665 / 1090 l

ADAC Testnoten

ADAC Testergebnis

BMW 120 M Sportpaket Steptronic (DKG) (ab 10/24)

BMW 120d M Sportpaket Steptronic (DKG) (ab 10/24)

Karosserie/Kofferraum

2,7
2,7

Innenraum

2,6
2,6

Komfort

2,8
2,8

Motor/Antrieb

1,8
1,8

Fahreigenschaften

1,8
1,8

Sicherheit

1,5
1,5

Umwelt/EcoTest

2,1
1,9

Gesamtnote

2,1
2,1
Sicherheit und Umwelt werden doppelt gewertet

sehr gut

0,6 - 1,5

gut

1,6 - 2,5

befriedigend

2,6 - 3,5

ausreichend

3,6 - 4,5

mangelhaft

4,6 - 5,5

Hier finden Sie viele weitere Neuvorstellungen, Fahrberichte und Autotests.