Kräftiger, digitaler, teurer: So verändert sich der BMW 1er

Die dritte Generation des BMW 1er brachte einst große Veränderungen mit sich. Nun passt BMW seine kleinste Limousine leicht an. Das Design wird mutiger, die Serienausstattung erweitert. Infos, Daten, Preis.
Neu im Sortiment: Mild-Hybridisierung und M135 xDrive
Neuer Innenraum mit Curved-Display
Fahrverhalten soll noch dynamischer werden
Nach ziemlich genau fünf Jahren war es beim BMW 1er Zeit für einen neuen Anstrich. 2019 legte BMW sein kleinstes Modell ganz neu auf, wechselte ab diesem Baujahr unter anderem von Heck- auf Frontantrieb und digitalisierte den Innenraum. Ganz so umfassend sind die Änderungen bei dem 2024 anstehenden Facelift naturgemäß nicht, doch untätig waren die Bayerischen Motoren Werke freilich nicht.
BMW-1er-Motoren nach dem Facelift

Nach dem Facelift fielen zunächst einige Motorisierungen weg, die BMW davor noch angeboten hatte. Im November 2024 korrigierten sich die Münchner aber und bieten den 1er seitdem wieder mit einem 116 Einstiegsmodell an. Der 1,5 Liter große Dreizylinder leistet 122 PS (90 kW).
Kleinster Diesel ist vorerst der Vierzylinder-Dieselmotor 118d (110 kW/150 PS), den der ADAC schon vor dem Facelift eingehend getestet hat (siehe unten). Wer bei den Benzinermodellen das obligatorische "i" in der Modellbezeichnung vermisst, das ist künftig den elektrischen Modellen der Marke vorbehalten.
BMW 120 (125 kW/170 PS) und 120d (120 kW/163 PS) sind neuerdings mit 48-Volt-Mild-Hybrid-Technik ausgerüstet. Sie dürften dadurch etwas sparsamer im Betrieb (6,0-5,3 Liter/100 km) werden und das Ansprechverhalten minimal spontaner. Ab Herbst 24 steht zudem mit dem BMW 123 xDrive eine neue Einstiegs-Allrad-Variante des kompakten Münchners zur Auswahl. Bislang gab es Traktion für alle Räder nur mit dem Top-Modell M135 xDrive.
Der Vierzylinder ist ebenfalls als 48-Volt-Mild-Hybrid ausgeführt und kombiniert 204 PS (150 kW) aus dem Verbrennungsmotor mit 19 PS (14 kW) aus dem E-Motor. Die Systemleistung liegt bei 218 PS (160 kW). Alle Modelle kommen serienmäßig mit 7-Gang-Steptronic-Doppelkupplungsgetriebe.
Fahrdynamik wurde angepasst

Beim vor allem für die Kompaktklasse sehr sportlichen Gesamtbild des 1er hat BMW also noch einmal eine Schippe draufgelegt. Das soll sich auch in der Fahrdynamik widerspiegeln: Agilität, Lenkpräzision und Kurvendynamik sollen von der nun steiferen Karosserie profitieren, auch an den Stoßdämpfern wurde gebastelt, um die Seitenneigung in der Kurve zu minimieren.
Änderungen, die vielversprechend klingen, auf Basis des ADAC Tests allerdings nicht unbedingt angezeigt gewesen wären. Beim ADAC Ausweichtest reagierten 118d und 118i gut auf Lenkbefehle, zeigten im Grenzbereich ein kontrollierbares Untersteuern und ließen sich gut beherrschen. Herausragend dynamisch wirkten die Kompaktmodelle allerdings nicht, eher wie ein gutmütige Fronttriebler – die Pylonen konnte man dennoch schnell umrunden. Auch die adaptiven Dämpfer des Testwagens gaben eine gute Figur ab.
Neue Nase: Nur eine Phase?

BMW hat die Bezeichnung "Facelift" ernst genommen. Denn während sich hinten optisch reichlich wenig getan hat, wurde die Front merklich umgemodelt. Die Haube läuft nun spitzer und in eine niedrigere Niere zu, wodurch auch die Scheinwerfer schmaler und länger wirken. Das sorgt durchaus für einen veränderten Gesamteindruck, der auf den ersten Blick nicht ganz zu den Vorgängern zu passen scheint.
Wie bei BMW üblich, sind die optischen Unterschiede zwischen den verschiedenen Ausstattungsvarianten zahlreich. In der Basis und mit M-Sport-Paket besteht die Niere aus diagonalen und senkrechten Streben, die Sonderausstattung kommt zusätzlich mit Heckschürze und vertikalen Reflektoren. Die M-Performance-Varianten wiederum haben horizontale Streben verbaut, die Abgase kommen aus vier Rohren am Heck.
Curved Display auch beim Kleinsten

Im Innenraum soll nach dem Facelift digitales Premium-Ambiente herrschen. Dafür ist nun auch das Curved Display (10,7 Zoll) an Bord, das schon in nahezu allen anderen neuen BMW-Modellen zum Einsatz kommt. Auch im kompakten 1er heißt es nun also "Adieu iDrive-Kontroller", das praktische Rädchen zur Steuerung des Infotainment weicht nun einer Touch-Bedienung.
Sonst ist das Interieur eher glatt und ziemlich schlicht gehalten, die tiefen Schlunde der Luftdüsen sind dafür eine für BMW eher ungewohnte Entscheidung. Ganz neu designt wurde auch der Gangwahlhebel auf der Mittelkonsole. Serienmäßig kommt kein echtes Leder zum Einsatz, die optionalen Sportsitze wurden aus kreislauffähigem Recycling-Polyester gefertigt.
BMW 1er: Kofferraumvolumen

Mit Einführung der dritten Generation machte der 1er durch den Wechsel auf Frontantrieb beim Platzangebot damals einen echten Satz: Hinten Sitzende gewannen 3,3 Zentimeter Knieraum dazu, und der Kofferraum wuchs um 20 Liter auf 380 Liter Volumen. Nach der Messmethode des ADAC sind es beim Vorfacelift bis zur Hutablage 255 Liter, dachhoch 360 und umgeklappt 1150 Liter Volumen. Da die Außenlänge nach dem Facelift nur um 45 Millimeter auf 4,36 Meter wuchs, sind die Abweichungen zur vernachlässigen.
Neuzugang für M Performance

Neben den zarten optischen Auffälligkeiten, die die M-Performance-Variante des 1er gegenüber dem Basismodellen hat, ist natürlich vor allem die Leistungsfähigkeit aus einer ganz anderen Schublade. Das Topmodell heißt weiterhin M135 xDrive und ist nunmehr das einzige M-Modell, das Kundinnen und Kunden zur Verfügung steht. Hier fällt also der schwächere BMW 128ti weg.
Übrig geblieben ist wie gewohnt ein echtes Kraftpaket mit allen möglichen Features aus der Fahrzeugtechnik: 221 kW/300 PS bringen den Kompaktwagen in 4,9 Sekunden auf 100 km/h, ein adaptives Fahrwerk einschließlich Sportlenkung soll für noch besseres Handling auch in schnellen Kurven sorgen. Allradantrieb versteht sich ohnehin von selbst. Eigens gestaltete Schaltwippen hinter dem Lenkrad sollen das Bedienen der 7-Gang-Automatik noch agiler machen.
Zur Modellpflege ab November 24 bietet BMW für den Sport-1er ein optionales M Technik Paket an. Es beinhaltet zusätzliche Versteifungselemente für die Karosserie und bringt weitere Leichtbaumaßnahmen an den Kompaktsportler. Hierzu zählen neben Unterbodenverstrebungen und gewichtsoptimierte Aluminium-Stabilisatoren auch solide ausgeführte Kolbenstangen an den vorderen Stoßdämpfern.
Verzögert wird mit dem Paket über eine M Compound Bremsanlage die ihren Arbeitsplatz in 19 Zoll Felgen findet, die optional sogar mit Rennstreckenbereifung erhältlich sind.
Update bei Assistenzsystemen
Sehr erfreulich ist, dass die Serienausstattung an sicherheitsrelevanten Assistenzsystemen gewachsen ist. Vor allem der Frontkollisionswarner ist nun besser auf Radfahrende und Fußgänger eingestellt, beim Linksabbiegen hat das System entgegenkommende Fahrzeuge im Blick und kann im Notfall bremsen. Serienmäßig sind ebenfalls unter anderem die Verkehrszeichenerkennung, Ausweichassistent, Spurverlassens- und Ausstiegswarner.
Optional ist der neue 1er mit aktiverer Geschwindigkeitsregelung ausgestattet, dem Fahrer wird also mit korrigierenden Lenkeingriffen beim Spurhalten geholfen. Mit dem "Driving Assistent Professional" bekommt man sogar beim Spurwechseln aktive Hilfe, Ampelsignale können erkannt werden.
Der 1er wird teurer. Natürlich!
Selten war BMWs kleinste Limousine in der Serie so stark motorisiert, und auch die technische Ausstattung war wohl nie so umfangreich. Allerdings lässt diese neue Angebotslogik auch die Preise ordentlich ansteigen: War das Einstiegsmodell vor dem Facelift noch für 30.600 Euro zu haben, beginnt die Liste nun bei 32.900 Euro für den 116.
Mit ein paar Zusätzen, die durchaus nicht alle Luxus-Accessoires sind (wie etwa eine Wireless-Charging-Ablage), ist man schnell bei über 40.000 Euro.
Die M- Performance-Variante beginnt gar bei satten 56.200 Euro, aber auch hier sind Preise über 60.000 Euro mit etwas üppigerer Ausstattung realistisch.
BMW 1er: Daten und Preis
Technische Daten (Herstellerangaben) | BMW 116 Steptronic (DKG) (ab 11/24) | BMW 120 Steptronic (DKG) (ab 10/24) | BMW 118d Steptronic (DKG) (ab 10/24) | BMW M135 xDrive Steptronic (DKG) (ab 10/24) |
---|---|---|---|---|
Motorart | Otto | Otto (Mild-Hybrid) | Diesel | Otto |
Hubraum (Verbrennungsmotor) | 1.499 ccm | 1.499 ccm | 1.995 ccm | 1.998 ccm |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 90 | 125 | 110 | 221 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 122 | 170 | 150 | 300 |
Drehmoment (Systemleistung) | 230 Nm | 280 Nm | 360 Nm | 400 Nm |
Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor) | 3.900 U/min | 4.700 U/min | 3.750 U/min | 5.750 U/min |
Antriebsart | Vorderrad | Vorderrad | Vorderrad | Allrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 9,8 s | 7,8 s | 8,3 s | 4,9 s |
Höchstgeschwindigkeit | 210 km/h | 226 km/h | 222 km/h | 250 km/h |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 135 g/km | 121 g/km | 122 g/km | 173 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 5,9 l/100 km | 5,3 l/100 km | 4,6 l/100 km | 7,6 l/100 km |
Kofferraumvolumen normal | 300 l | 300 l | 380 l | 380 l |
Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank | 1.135 l | 1.135 l | 1.200 l | 1.200 l |
Leergewicht (EU) | 1.465 kg | 1.500 kg | 1.540 kg | 1.625 kg |
Zuladung | 495 kg | 490 kg | 510 kg | 475 kg |
Anhängelast ungebremst | 730 kg | 750 kg | 750 kg | 750 kg |
Anhängelast gebremst 12% | 1.300 kg | 1.300 kg | 1.300 kg | 750 kg |
Garantie (Fahrzeug) | Keine | Keine | Keine | Keine |
Länge x Breite x Höhe | 4.361 mm x 1.800 mm x 1.459 mm | 4.361 mm x 1.800 mm x 1.459 mm | 4.361 mm x 1.800 mm x 1.459 mm | 4.361 mm x 1.800 mm x 1.459 mm |
Grundpreis | 32.900 Euro | 37.900 Euro | 38.200 Euro | 56.200 Euro |
Test 118d vor Facelift

Zumindest was den Motor angeht, sollten sich die Testergebnisse des Vor-Facelift-Modells auf den Neuen übertragen lassen. Für den ADAC Test stand der Diesel 118d mit 150 PS zur Verfügung. Eine sehr gute Wahl, gerade auch in Kombination mit der Wandlerautomatik des Testwagens.
Der Motor hat mit stolzen 350 Nm bei 1750 Umdrehungen schon eine Menge Kraft aus dem Drehzahlkeller, was dazu führt, dass die famose Automatik schnell in hohe Gänge schaltet, so man die Drehzahl und den Verbrauch niedrig hält. Die gleichmäßige Kraftentfaltung ohne Turboloch beeindruckt – mehr Leistung braucht man im Einser wirklich nicht.
Die Fahrleistungen bestätigen den Eindruck: 216 km/h Spitze (Schaltgetriebe 218 km/h) und 8,4 (8,5) Sekunden auf Tempo 100 sollten sportlich genug sein. Auch gemessene 5,5 Sekunden für den Sprint von 60 auf 100 km/h sind ein guter Wert. So können beispielsweise Überholmanöver auf der Landstraße zügig und sicher umgesetzt werden. Um es kurz zu machen: Mit dem 2,0-Liter-Diesel zeigt sich der 118d als harmonisches Gesamtpaket.
Testverbrauch: 5,4 l Diesel/100 km
Zumal auch der Verbrauch in Ordnung geht, selbst wenn er keine Maßstäbe setzt. Im ADAC Ecotest kommt der 118d auf 5,4 Liter Diesel für 100 Kilometer.
Besonders gut schneidet der Diesel aber bei den Abgasmessungen ab. Alle Grenzwerte werden deutlich unterschritten, und selbst auf der Autobahn und bei hoher Zuladung ergeben sich keine nennenswerten Verschlechterungen. Die Stickoxid-Emissionen liegen nicht mal bei einem Achtel des Grenzwerts. Unter dem Strich bekommt der 118d daher gute vier von fünf Sternen im ADAC Ecotest.
Hier finden Sie viele weitere Neuvorstellungen, Fahrberichte und Autotests.