Falsch getankt? Das müssen Sie unbedingt beachten
Zapfhahn verwechselt und statt Diesel Benzin getankt? Falsch tanken ist schnell passiert. Damit dieser Fehler nicht zum teuren Desaster wird: Mit diesen Tipps können Sie das Schlimmste vermeiden.
Bei Fehlbetankung: Nicht den Motor anlassen
E10 statt E5 meist unschädlich
AdBlue-Zusatz muss in Extra-Tank
Eine Fehlbetankung hat grundsätzlich ungute Folgen. Mindestens bleibt der Motor stehen, und bei modernen Dieselfahrzeugen kann auch die empfindliche Einspritzanlage kostspieligen Schaden nehmen. Prinzipiell gilt: In dem Moment, in dem Sie Ihren Irrtum bemerken, sofort den Tankvorgang stoppen. Danach den Motor nicht mehr starten und auch die Zündung auslassen.
Bei modernen Autos wird oft bereits beim Öffnen der Fahrzeugtür – spätestens beim Einschalten der Zündung – die empfindliche Kraftstoffvorförderpumpe der Einspritzanlage aktiviert. Sie sollten daher auf jeden Fall in der Betriebsanleitung nachlesen, welche konkreten Schritte genau bei Ihrem Fahrzeug zu unternehmen sind.
Um Fehlbetankungen zu vermeiden, wurde eine EU-weit einheitliche Kraftstoff-Kennzeichnung eingeführt.
Gründe für Fehlbetankung
Anstatt der früher üblichen räumlichen Trennung von Benzin und Diesel gibt es immer mehr Spritsorten an einer Zapfsäule (Multi-Dispenser).
Die Benzin-Zapfpistole passt häufig auch in den Diesel-Einfüllstutzen.
Moderne Dieselmotoren sind am Geräusch nur schwer von Benzinern zu unterscheiden.
Werbeaufkleber auf den Zapfpistolen sind oft größer als die Sortenkennzeichnung.
Seltsame Sortenbezeichnungen wie z.B. Excellium, Fuel Save, Maxx Motion, Supreme, Ultimate und V-Power lassen nicht auf die Kraftstoffsorte schließen.
Die Produktbezeichnungen sind leicht zu verwechseln. Premiumsorten wie beispielsweise V-Power oder Ultimate gibt es sowohl als Benzin wie auch als Diesel.
Spritsorten-Beschriftung auf dem Tankdeckel fehlt oft oder ist zu klein.
Autofahrer bzw. Autofahrerin ist unachtsam oder kennt das Auto nicht (Mietwagen o.ä.).
Besondere Vorsicht ist beim Tanken aus Ersatz-Kanistern geboten. Diese haben zumeist kleine Einfüllrüssel, die sowohl in Benzin- als auch Diesel-Tankstutzen passen. In einem solchen Fall sollte man sicher gehen, dass auch wirklich der richtige Treibstoff eingefüllt wird. Im Zweifelsfall lieber einen anderen Kanister benutzen und neu betanken.
Super E10 statt Super E5 getankt?
Das ist unbedenklich, wenn Ihr Fahrzeug grundsätzlich für E10 freigegeben ist. Bei den meisten Fahrzeugen ist dies der Fall. Infos dazu gibt der Hersteller. Andernfalls kann bereits eine einzige irrtümliche Tankfüllung mit E10 zu Schäden führen. Im Falle einer Fehlbetankung mit E10 sollten Sie die Hinweise des Fahrzeugherstellers beachten.
Nach Einschätzung der ADAC Experten kann es jedoch ausreichen, unverzüglich den Tank mit einer ethanolarmen Kraftstoffsorte (am besten Super Plus) aufzufüllen, um damit wieder ein möglichst unkritisches Ethanol-Mischungsverhältnis zu erreichen. Haben Sie den Tank hingegen randvoll mit E10 aufgefüllt, ist das Abpumpen des Kraftstoffs – je nach Vorgabe des Herstellers – erforderlich.
Benzin statt Diesel getankt?
Wenn Sie weder Motor noch Zündung gestartet haben, genügt unter Umständen das Abpumpen des Benzin-Diesel-Gemisches aus dem Tank. Ist der Motor jedoch schon gelaufen, kann ein Austausch des gesamten Einspritzsystems einschließlich Hochdruckpumpe, Injektoren, Kraftstoffleitungen und Tank erforderlich sein. Das kann mehrere Tausend Euro kosten. In jedem Fall gilt: Beachten Sie stets die Hinweise des Herstellers (Bedienungsanleitung).
Die Reparatur ist zwingend erforderlich, wenn sich bereits Späne im Kraftstoffsystem gebildet haben. Denn selbst wenn der Motor noch läuft, haben die Teile der Hochdruck-Einspritzanlage bereits Schaden genommen, weil Benzin sofort den dringend benötigten Diesel-Schmierfilm abwischt. Dies zeigt sich danach oft durch einen Pumpen-Totalschaden. Weit verbreitet ist der Irrglaube, etwas Benzin im Diesel schade nicht, vor allem im Winter. Das gilt heute nicht mehr.
Handelt es sich hingegen um ein älteres Dieselfahrzeug (Wirbel- oder Vorkammer-Diesel, nicht Direkteinspritzer), so sind einige wenige Liter Benzin zusammen mit einer Diesel-Restmenge meist nicht schädlich.
Diesel statt Benzin getankt?
Auch bei kleinen getankten Mengen gilt: Lassen Sie bitte den Motor gar nicht erst an. Wenn Sie die Fehlbetankung erst während der Fahrt bemerken, halten Sie nach Möglichkeit sofort an und schalten den Motor aus. Finden Sie keine Hinweise in der Betriebsanleitung, setzen Sie sich mit der Werkstatt des Fahrzeugherstellers in Verbindung.
Je nach Motor und Menge des falschen Kraftstoffs können Sie entweder vorsichtig weiter fahren (und immer wieder richtigen Sprit nachtanken) oder aber Sie müssen den Tank leer pumpen lassen. Schäden an Einspritzanlage und Abgas-Nachbehandlung sind nicht auszuschließen.
Eine Fehlbetankung mit Diesel kommt in der Praxis aber nur selten vor. Denn die Diesel-Zapfpistolen an Tankstellen haben einen größeren Durchmesser als die Tanköffnung bei Autos mit Ottomotor und passen somit gar nicht in den Tankstutzen. Eine Verwechslung ist daher nur bei wenigen Fahrzeugmodellen möglich.
Super statt Super Plus getankt?
Haben Sie Super statt Super Plus getankt, können Sie auf ein Abpumpen verzichten, der sogenannte Klopfsensor des Fahrzeugs stellt sich auf die niedrigere Oktanzahl von Super ein. Sie sollten dann dem Motor keine hohe Leistung abverlangen. Das bedeutet auf Höchstgeschwindigkeit, Bergauffahrt und Anhängelast erst einmal verzichten und Benzin der richtigen Güte nachtanken.
Wer Super Plus statt Super getankt hat, muss sich keine Sorgen machen und kann einfach weiterfahren. Einziger Wermutstropfen: Man hat an der Tankstelle zu viel bezahlt.
AdBlue in den Dieseltank gefüllt?
Dass Dieselkraftstoff versehentlich in den AdBlue-Tank gefüllt wird, ist eher unwahrscheinlich: In den kleinen Einfüllstutzen (19,75 Millimeter Durchmesser) passen die Kraft-Zapfrohre (Diesel 25 Millimeter, Benzin 21 Millimeter Durchmesser) oder die üblichen Rohre von Reservekanistern nicht.
Das Einfüllen von AdBlue in den Dieseltank ist dagegen bei Fahrzeugen ohne Fehlbetankungsschutz leicht möglich: etwa bei der Verwendung von handelsüblichen 5- bzw. 10-Liter-Kanistern aus dem Bau- oder Supermarkt mit einfachem Einfüllrohr. Doch egal, ob AdBlue in den Dieseltank gefüllt wurde oder umgekehrt: Die Folgeschäden können ähnlich kostenintensiv ausfallen wie eine Fehlbetankung mit Benzin.
Sollte AdBlue in den Tank gefüllt worden sein und die Zündung wurde noch nicht eingeschaltet, genügt üblicherweise eine intensive Reinigung des Tanks. Wird hingegen die Zündung eingeschaltet, kann AdBlue in das empfindliche Einspritzsystem gelangen. Da AdBlue sehr aggressiv auf Rohre und Schläuche wirkt, kann das zu teuren Schäden führen. Neben der Tankreinigung müssen dann Kraftstoffpumpen, Leitungen und Filter erneuert werden. Gleiches gilt dann für Einspritzdüsen oder Einspritzinjektoren.
Je nach Hersteller und Modell sind die Empfehlungen nach einer Fehlbetankung allerdings etwas unterschiedlich. Lesen Sie deshalb in der Bedienungsanleitung Ihres Fahrzeugs nach oder kontaktieren im Ernstfall Ihre Werkstatt.
ADAC testet, ob Fehlbetankung möglich ist
Im Rahmen des ADAC Autotests wird bei allen Modellen geprüft, ob eine Fehlbetankung möglich ist. Dabei zeigt sich, dass die meisten Dieselmodelle zwischenzeitlich mit einem Fehlbetankungs-Schutz ausgerüstet sind. Negative Abweichungen sind im jeweiligen Autotest-PDF im Kapitel "Alltagstauglichkeit" aufgeführt.
Übrigens: Wer falsch getankt hat, muss die Kosten durch Abpumpen des Sprits oder die Schäden am Kraftstoffsystem in der Regel selbst bezahlen. Die Kfz-Versicherung zahlt hier meist nicht.