Umfrage zum Parken: Was sich Auto- und Radfahrer wünschen

Einen Platz für das Auto oder das Rad zu finden, ist nicht immer einfach. Zu ihrem Verhalten und zu ihrer Zufriedenheit beim Parken hat der ADAC 2060 Verkehrsteilnehmer befragt.
Jeder zweite Innenstadtbewohner hat einen eigenen Pkw-Stellplatz
Die meisten sind mit ihrer Parksituation zufrieden
Drei Viertel der Radfahrer wünschen sich mehr Abstellanlagen in der City
Wachsende Pendlerströme, zunehmender Lieferverkehr und steigende Einwohnerzahlen erhöhen in vielen Städten und Gemeinden den Parkdruck. 2060 Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer gaben in einer ADAC Umfrage zum Parken Auskunft zu ihrem Verhalten und ihren Wünschen. Bei einigen Antworten zeigen sich deutliche Unterschiede, zum Beispiel zwischen Auto- und Radfahrern, aber auch zwischen Innenstadt-, Stadtrand- und Landbewohnern.
Pkw – das wichtigste städtische Verkehrsmittel
Der Pkw ist mit einem Anteil von rund 60 Prozent das Verkehrsmittel Nummer eins auf dem Weg zur Arbeit oder beim Innenstadtbesuch.

Für die ganze Strecke zum Arbeits- oder Ausbildungsplatz nutzen 58 Prozent der Befragten den Pkw. An zweiter Stelle kommt das Fahrrad mit 13, an dritter Bahn, Bus, S-Bahn, U-Bahn oder Tram mit zusammen 11 Prozent.
Mit 62 Prozent noch bedeutender ist der Pkw für einen Innenstadtbesuch. Für diesen Zweck spielen auch die öffentlichen Verkehrsmittel mit 39 Prozent eine größere Rolle, gefolgt vom Rad mit 28 Prozent.
Persönliche Parksituation – insgesamt zufriedenstellend

Insgesamt ist man mit der persönlichen Parksituation – mit Ausnahme der Innenstädte – überwiegend zufrieden.
Im Wohnumfeld gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Nutzern unterschiedlicher Verkehrsmittel. Besonders zufrieden sind Pkw-, Moped-, Motorrad- und Rollerfahrende, am wenigsten Lastenradfahrer. Auch zwei Drittel der Radfahrenden finden die Parksituation gut.
Abhängig ist die Zufriedenheit auch vom Wohnumfeld. Im ländlichen Raum haben 87 Prozent der Pkw- und sogar 90 Prozent der Radfahrenden nichts zu beanstanden. Dagegen waren unter den Innenstadt- bzw. Ortskernbewohnern nur 48 Prozent der Pkw- und 62 Prozent der Radfahrer zufrieden.
Der eigene Stellplatz – für die meisten Realität

Knapp die Hälfte der Innenstadtbewohner verfügt über einen eigenen Stellplatz.
In der City parken 48 Prozent der Pkw-Nutzer ihr Fahrzeug auf dem reservierten Stellplatz oder auf Privatgrund und 23 Prozent am Straßenrand im Wohnumfeld
ohne Bewohnerparkausweis. Von den auf dem Land Wohnenden sind es sogar 86 bzw. fünf Prozent.
Für Radfahrer ist die Parksituation noch komfortabler. 68 Prozent von ihnen stellen ihr Rad normalerweise in einem Innenhof, Keller, einem Fahrradraum oder einer -Box ab. Dazu kommen 16 Prozent, die für ihr Zweirad eine Kfz-(Tief-)Garage nutzen können.
Mit dem Pkw ins Zentrum – Parkhäuser bevorzugt
Beim Innenstadtbesuch stellen 62 Prozent das Fahrzeug in einem Parkhaus, einer Tiefgarage oder auf einem Parkplatz ab. 15 Prozent nutzen keine Parkierungsanlage und lassen es am Straßenrand stehen.
Die drei meistgenannten Ärgernisse sind die Höhe der Gebühren in Parkierungsanlagen (56 Prozent), eine lange Parkplatzsuche (49 Prozent) und teures Parken am Straßenrand (46 Prozent).
Radabstellanlagen – dringender Wunsch von Radfahrern

Den größten Bedarf an Fahrradabstellanlagen sehen Radfahrer in Innenstädten. Mehr als drei Viertel von ihnen wünschen sich das.
Auch an Haltestellen des öffentlichen Nahverkehrs (65 Prozent) und in Wohngebieten (63 Prozent) sollte es mehr davon geben.
Die Bereitschaft, für die Nutzung solcher Anlagen in den Innenstädten auch zu zahlen, ist aber gering: Nicht einmal jede Vierte stimmt dem zu.
In derselben Frage nicht nur an Zweiradfahrer, sondern an alle Verkehrsteilnehmer, zeigt sich ein etwas anderes Bild: Nur die Hälfte von ihnen ist für mehr Fahrrad-Abstellanlagen in Innenstädten und an Haltestellen des ÖPNV. Und nur 19 Prozent würden Geld dafür ausgaben.
Teureres Anwohnerparken – nur mit Gegenleistung

Eine deutliche Gebührenerhöhung für das Bewohnerparken ohne Gegenleistung wird mehrheitlich abgelehnt. Dies gilt auch für den ersatzlosen Abbau von Pkw-Stellplätzen zugunsten von Radwegen.
Die Verteuerung oder Verknappung von Pkw-Parkmöglichkeiten ohne Alternativen stößt weitgehend auf Ablehnung. Am stärksten ist sie bei Überlegungen, Stellplätze für Pkw zugunsten einer höheren Aufenthaltsqualität ersatzlos abzubauen – 57 Prozent stimmen einer solchen Planung (überhaupt) nicht zu.
Ähnlich deutlich (56 Prozent) ist die Ablehnung einer mögliche Gebührenerhöhung für Anwohnerparken auf bis zu 360 Euro pro Jahr, wenn damit keine neuen oder besseren Parkmöglichkeiten geschaffen werden. Der Ansatz, Pkw-Stellplätze beim Bau neuer Radwege ersatzlos abzubauen, stößt bei 55 Prozent der Befragten auf Widerspruch.
Digitales Parken – deutliche Zustimmung
Viele Verkehrsteilnehmer können sich vorstellen, künftig digitale Lösungen zur Optimierung des Parkens zu nutzen. Dies betrifft zwei Drittel der befragten Autofahrenden bezüglich der Anzeige freier Stellplätze im Parkhaus oder am Straßenrand per Navi oder App und die Hälfte der Interviewten bezüglich des Handyparkens.
Empfehlungen des ADAC
Das raten die ADAC Verkehrsexperten
Die Parkraumbewirtschaftung stets in ein gesamtstädtisches Parkraumkonzept als Teil einer integrierten Mobilitätsplanung einbetten
Den Nutzen der Parkraumbewirtschaftung für Bewohner und Besucher durch Überwachung sicherstellen
Die verfügbaren Parkraumkapazitäten flexibler und effizienter nutzen
Den Parkraum für Pkw nur dort verknappen, wo alternative Parkangebote, attraktive Fuß- und Radwege, eine gute ÖPNV-Erschließung oder Sharingangebote entwickelt werden
Bei geplanter Umverteilung von Flächen zulasten des Parkraums Bewohner und andere Betroffene rechtzeitig einbinden und den Mehrwert des Umbaus kommunizieren
Bei geplanter Umwandlung von Fahrbahnen oder Parkstreifen in Radwege die Bedürfnisse des Lieferverkehrs in Abstimmung mit den Betroffenen berücksichtigen
Beschlossene Gebührenanpassungen für das Bewohnerparken sozialverträglich gestalten und die Mehreinnahmen zur Verbesserung der Mobilität im Quartier verwenden
Fahrradabstellanlagen als Diebstahl- und Witterungsschutz in ausreichender Anzahl und Qualität errichten, dabei auch Lastenfahrräder berücksichtigen
Ausreichend Lademöglichkeiten für Elektroautos und E-Bikes im öffentlichen Straßenraum anbieten
So hat der ADAC untersucht
Im Auftrag des ADAC hat die Nürnberger Infas quo GmbH im November 2021 eine bundesweit repräsentative Studie online durchgeführt. Befragt wurden 2060 Verkehrsteilnehmer ab 17 Jahren, die an mindestens 30 Tagen pro Jahr einen Pkw, ein Campingfahrzeug oder ein Zweirad mit oder ohne Motor nutzen.