Bremsweg berechnen: Mit dieser Formel geht's

Im Video erklärt Sophia Frank die Formeln für Bremsweg, Reaktionsweg und Anhalteweg ∙ Bild/Video: © ADAC e.V.

Achtung, jetzt wird's brenzlig: Das Fahrzeug vor Ihnen bremst abrupt, Sie müssen sofort reagieren. Wie lange Ihr Auto bis zum Stillstand braucht, können Sie mit einer einfachen Formel berechnen.

Die Strecke, die ein Fahrzeug vom Tritt auf die Bremse bis zum Stillstand zurücklegt, nennt man den eigentlichen Bremsweg. Diese Strecke ist auf waagerechter Fahrbahn – also ohne Steigung oder Gefälle – abhängig von einigen Faktoren. Dazu gehören:

  • die Leistung der Bremse

  • die Kraft, mit der sie betätigt wird

  • die Fahrbahnbeschaffenheit

Sehr konservativ abschätzen lässt sich bei Normalbremsungen der Bremsweg, wenn man die Ausgangsgeschwindigkeit in Stundenkilometern (km/h) durch zehn teilt und das Ergebnis mit sich selbst multipliziert. Wer also mit 50 km/h unterwegs ist, legt 25 Meter Bremsweg zurück.

Faustformel

(Geschwindigkeit : 10) x (Geschwindigkeit : 10) = Bremsweg

Entscheidend dafür, welche Strecke ein Fahrzeug bis zum Stillstand tatsächlich braucht, ist allerdings der Anhalteweg. Diese Strecke setzt sich wie folgt zusammen:

Reaktionsweg + Bremsweg = Anhalteweg

Der Anhalteweg ist deutlich länger als der Bremsweg. Denn bevor der Fahrer auf das Bremspedal tritt, vergeht noch einige Zeit. Etwa 0,8 bis 1,2 Sekunden brauchen Autofahrende, um zu reagieren. Da das Fahrzeug in dieser Zeit ungebremst weiterfährt, spricht man vom Reaktionsweg.

Lesen Sie hier, mit welchen Formeln Sie Reaktionsweg und Anhalteweg berechnen können.

Gefahrenbremsung: Der Bremsweg verkürzt sich

Weil der Bremsweg stark davon abhängt, ob die Fahrerin oder der Fahrer normal bremst oder bei Gefahr eine Vollbremsung durchführt, gilt für die Faustformel: Eine Notbremsung kann den Bremsweg halbieren. Bei 50 km/h verkürzt sich also bei einer Gefahrenbremsung der Bremsweg auf etwa 12,5 Meter.

Achtung: Anders, als viele Menschen glauben, wächst der Bremsweg nicht linear, sondern im Quadrat zur Geschwindigkeit: Bei doppelter Geschwindigkeit wird der Bremsweg viermal so lang. Der Reaktionsweg hingegen wächst linear zur Geschwindigkeit.

Was den Bremsweg beeinflusst

Für eine effektive Gefahrenbremsung gilt: so schnell und so stark wie möglich den Bremsdruck erhöhen. Denn: In den Bruchteilen einer Sekunde entscheidet sich, wie kurz der Bremsweg wird. Zu den wichtigsten Vorbereitungen auf diese Gefahrensituation zählt eine korrekte Einstellung des Fahrersitzes mit steiler Rückenlehne. Nur in der richtigen Sitzposition – dicht am Lenkrad – kann auch von zierlichen Personen genug Kraft auf das Bremspedal ausgeübt werden.

Andere Risikofaktoren sind:

  • ein schlechter Straßenzustand oder Glätte

  • verschmutzte oder abgenutzte Bremsbeläge oder -scheiben

  • undichte Bremssysteme mit Luft- und Wassereinschlüssen

  • zu wenig oder überalterte Bremsflüssigkeit

  • defekte Bremskraftverstärker

  • schlechte Reifenzustände

Mit Abstand sicher unterwegs

Um auf Gefahrensituationen vorbereitet zu sein, gilt im Straßenverkehr die Grundregel: Halten Sie genügend Abstand zum Fahrzeug vor Ihnen. Wie viel Abstand ausreichend ist, können Sie mit folgenden Faustregeln einschätzen:

  • Innerhalb von Städten und geschlossenen Ortschaften gilt: etwa drei Autolängen, also zirka 15 Meter.

  • Auf Autobahnen und Landstraßen richten Sie sich nach der Regel "halber Tacho". Das sind bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h etwa 50 Meter Abstand.

  • Bei schlechter Sicht oder rutschiger Straße halten Sie am besten doppelt so viel Abstand. Bei 100 km/h sind das also 100 Meter.

Erfahren Sie hier, was Sie bei der Führerscheinprüfung wissen müssen und wie sie abläuft.

Fachliche Beratung: Ruprecht Müller, ADAC Technikzentrum und Rainer Jung, ADAC Fahrsicherheitstraining

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