Blitzer-Toleranz: Wie viel Abzug gibt es auf die Tempomessung?
Zu schnell, geblitzt: Oft entscheiden nur wenige km/h, wie teuer es wird und ob es Punkte gibt. Mit wie viel Blitzer-Toleranz Sie rechnen können.
Entscheidend ist das Tempo nach Toleranzabzug
Unterschiede je nach Messart und Geschwindigkeit
Der Tacho im Auto kann irren
Es blitzt. Reflexartig schnellt der Fuß auf die Bremse und der Blick auf den Tacho. War ich wirklich zu schnell? Die nächsten Wochen verbringt man mit bangen Gängen zum Briefkasten. Und der Hoffnung, dass man doch nicht so schnell unterwegs war, wie gedacht. Denn es gibt ja immer noch den Toleranzabzug des Blitzers. Dabei kommt es auf die Messart und die Geschwindigkeit an.
Blitzer: Mindestens 3 km/h Abzug
Blitzer-Anlagen, egal ob mobil oder fest verbaut, sind als technische Geräte anfällig für Fehler. Damit mögliche Ungenauigkeiten bei der Messung nicht zum Nachteil der Verkehrsteilnehmenden werden, gilt in Deutschland bei allen Geschwindigkeitsmessungen ein Toleranzabzug:
Bei einer Geschwindigkeit bis 100 km/h: 3 km/h
Ab 100 km/h: 3 Prozent der gemessenen Geschwindigkeit
Was gilt bei mobiler Überwachung?
Auch nachfahrende Polizeiwagen können überprüfen, ob das zulässige Tempolimit eingehalten wird. Geschieht dies mit fest verbauten ProViDa-Systemen, gilt ein Toleranzabzug von 5 km/h (bis 100 km/h Geschwindigkeit) bzw. 5 Prozent (ab 100 km/h).
Kommt kein spezielles Messsystem zum Einsatz, muss die Polizei genaue Regeln beachten: Das Tempo muss über eine Fahrtstrecke von 400 bis 500 Metern gemessen werden und der Abstand zum überprüften Fahrzeug muss konstant bleiben. Hier gilt auch eher hoher Toleranzabzug von bis zu 20 Prozent.
Toleranzabzug im Ausland
Auch im Ausland wird natürlich geblitzt und es gelten ebenso wie in Deutschland Toleranzabzüge. In diesen deutschen Nachbarländern gilt folgendes:
Österreich: Bei Lasermessungen 3 km/h bzw. 3 Prozent (bei Tempolimit über 100 km/h); bei Radarmessungen 5 km/h bzw. 5 Prozent (bei Tempolimit über 100 km/h)
Schweiz: Bei Lasermessungen 3 km/h unter 100 km/h , 4 km/h bei 101-150 km/h, 5 km/h ab 151 km/h; bei Radarmessungen 5 km/h unter 100 km/h, 6 km/h bei 101-150 km/h und 7 km/h ab 151 km/h
Italien: 5 Prozent der Geschwindigkeit, mindestens aber 5 km/h
Spanien: 7 km/h unter 100 km/h, 7 Prozent ab 100 km/h
Frankreich: Bei stationären Messungen 5 km/h unter 100 km/h, 5 Prozent über 100 km/h; bei mobilen Anlagen 10 km/h unter 100 km/h, 10 Prozent über 100 km/h
Im Ausland Tempolimits nicht einzuhalten, kann teuer werden: In vielen Ländern sind die Bußgelder oft deutlich höher.
Tacho-Toleranz: Wie exakt ist die Anzeige?
Selbst einschätzen zu können, wie schnell man genau unterwegs war, ist schon deshalb schwierig, weil auch der eigene Tacho nicht hundertprozentig exakt ist: Auto-Tachos sind nicht geeicht, es ist also nicht sicher, ob die angezeigte mit der tatsächlichen Geschwindigkeit übereinstimmt.
Laut einer EU-Richtlinie darf die Abweichung höchstens 10 Prozent plus 4 km/h entsprechen, bei Wagen, die vor 1991 zugelassen wurden, sind es 7 Prozent. Ein neueres Auto, dessen Tacho 120 km/h anzeigt, kann in Wahrheit also auch "nur" 104 km/h schnell unterwegs sein. Niemals darf der Tacho aber weniger als die reale Geschwindigkeit anzeigen, vor unverschuldeten Tempoverstößen ist man also sicher.
Der Hauptgrund für die zumindest theoretisch hohe Abweichung liegt bei den Reifen, Änderungen beim Abroll- und Reifenumfang beeinflussen nämlich die Geschwindigkeit und müssen daher zur Toleranz hinzuzählen. Messungen des ADAC an 300 Autos ergaben meist Abweichungen zwischen 2 bis 6 Prozent. Von allzu hohen Unterschieden zwischen Real- und Messwert sollte man also nicht ausgehen.
Eine präzisere Angabe zur eigenen Geschwindigkeit liefert etwa das Handy-Navigationssystem. Es speist sich aus dem GPS-Signal und ist also etwa von Abweichungen durch Reifenabrieb nicht betroffen.