Richtig lüften: Darauf sollten Sie zu Hause achten

Eine Frau öffnet das Fenster
Mehrmals am Tag zu Hause die Fenster komplett öffnen, vermeidet dicke Luft. Beim Lüften sollte man ein paar einfache Regeln beachten© Shutterstock/Leszek Glasner

Zu Hause richtig lüften schafft nicht nur ein gesundes Raumklima und beugt der Schimmelbildung vor, sondern verhindert auch, dass Heizenergie verpufft. So geht es.

  • Warum Stoß- und Querlüften besser ist als gekippte Fenster

  • Wie sich Schimmel durch regelmäßiges Lüften vermeiden lässt

  • Wann und wie lange man je nach Jahreszeit lüften sollte

Wer zu Hause nicht richtig lüftet, merkt die Folgen oft zuerst körperlich. Ohne einen regelmäßigen Luftaustausch sinkt der Sauerstoffgehalt im Wohnbereich, man fühlt sich müde oder der Kopf schmerzt. Hinzu kommen schlechte Gerüche. Doch nicht nur wegen der gesundheitlichen Folgen, sondern auch aus Kostengründen sollte man auf ein angenehmes Raumklima achten.

Schimmel durch Lüften vermeiden

Ein Hygrometer steht in einem Büroraum
Mit einem Hygrometer kann man leicht den Feuchtigkeitsgehalt zu Hause messen© Shutterstock/likuzia

Durch den Aufenthalt von Menschen in geschlossenen Räumen und deren Aktivitäten entsteht Feuchtigkeit beim Wohnen. Vor allem beim Kochen, Wäschewaschen oder Duschen freigesetzter Wasserdampf kann zu Schimmel in einer Wohnung oder in einem Haus führen, der gesundheitsschädlich ist sowie teure Schäden an der Bausubstanz und an Materialien verursachen kann. Der Schimmelpilz breitet sich besonders dort aus, wo sich viel Feuchtigkeit an kalten Oberflächen niederschlägt und keine Luft zirkuliert. Häufig beschlagene Fenster, feuchte Wände und modriger Geruch sind Alarmsignale.

Deshalb Fenster öffnen: Durch mehrmaliges Durchlüften am Tag gelangen Luftfeuchtigkeit und schlechte Gerüche nach draußen, während sauerstoffhaltige und trockenere Luft einströmen kann.

Die optimale Luftfeuchtigkeit zu Hause liegt zwischen 40 und 60 Prozent. Die Temperatur in Wohnräumen sollte zwischen 20 bis 22 Grad Celsius betragen, Schlafzimmer und Küche dürfen etwas kühler sein. Zu hohe Temperaturunterschiede zwischen den Zimmern sollte man vermeiden – auch selten genutzte Räume sollte man im Winter leicht beheizen. Und gerade dann dürfen Räume nicht zu stark auskühlen, weil sonst Feuchtigkeit an den Außenwänden zu Schimmel führen kann.

Mit einem Hygrometer, das wenige Euro kostet, können Sie den Feuchtigkeitsgehalt in Räumen prüfen. Sind die Messwerte trotz regelmäßigen Lüftens zu hoch, können Luftentfeuchter helfen.

Am besten Stoßlüften und Querlüften

Ein offenes Fenster
Lüften mit weit geöffneten Fenstern sorgt für den effektivsten Luftaustausch© Shutterstock/Bonsales

Es ist wirksamer, drei- bis fünfmal täglich die Fenster komplett zu öffnen und einige Minuten ordentlich durchzulüften, als sie dauerhaft gekippt zu lassen. Wenn sich dauerhaft viele Menschen in einem Raum befinden, sollte man öfter lüften. Im Winter, wenn die Luft draußen sehr kalt ist, reicht schon ein Stoßlüften für fünf Minuten. Im Herbst und Frühling kann der Luftaustausch zehn bis 20 Minuten dauern, weil der Unterscheid zwischen Außen- und Innentemperatur geringer ist. Und im Sommer empfehlen sich 30 Minuten – am besten am frühen Morgen und späten Abend, wenn die Luft kühler ist.

Noch effektiver als die einfache Stoßlüftung ist Querlüften: Durch weit geöffnete Fenster in verschiedenen Räumen wird die verbrauchte, feuchte Luft schnell nach draußen befördert und frische, trockene Luft gelangt in den Raum. Das Dauerlüften über gekippte Fenster sollte man insbesondere während der Heizperiode vermeiden. Es ist energetisch unsinnig und ein effektiver Luftaustausch klappt nicht. Es sorgt außerdem dafür, dass Wände und Decken auskühlen. Auch das begünstigt Schimmel, der in jeder Jahreszeit entstehen kann.

Tipp: Mithilfe dieses CO₂-Rechners kann man abschätzen, wie häufig gelüftet werden sollte.

Wer tagsüber nicht zu Hause ist, sollte zumindest morgens und abends lüften. Außerdem empfiehlt es sich, im Laufe des Tages immer direkt nach dem Kochen, Baden oder Duschen durchzulüften.

Richtig Lüften bei Pollenallergie

Wann eine Pollenallergie am schlimmsten ist, ist hinsichtlich der Tageszeit zwischen Stadt und Land unterschiedlich. Die höchste Pollenkonzentration liegt in der Stadt abends, zwischen 18 und 24 Uhr vor. Stadtmenschen mit Heuschnupfen sollten zu dieser Uhrzeit besser nicht lüften und idealerweise drinnen bleiben. Auf dem Land ist es hingegen umgekehrt, dort fliegen besonders in den frühen Morgenstunden, zwischen 4 und 6 Uhr, die meisten Pollen.

Idealerweise sollten Menschen, die an Heuschnupfen leiden, in Zeiten lüften, wenn weniger Pollen fliegen: in der Stadt in den frühen Morgenstunden (6 bis 8 Uhr), auf dem Land eher abends (18 bis 24 Uhr). Oder auch direkt nach einem Regenschauer, denn Regen spült einen Großteil der Pollen aus der Luft. Pollenschutzgitter an den Fenstern können dabei helfen, Pollen aus dem Wohnraum zu filtern und Allergiesymptome zu reduzieren.

Schlafzimmer, Bad und Küche lüften

In diesen Wohnräumen ist es besonders wichtig, regelmäßig und richtig durchzulüften:

  • Schlafzimmer:
    Guter Schlaf braucht frische Luft. Deshalb: Vor dem Schlafengehen einmal stoßlüften. In der wärmeren Jahreszeit kann das Fenster in der Nacht auch offenbleiben. Weil wir im Schlaf atmen und schwitzen, steigt die Luftfeuchtigkeit bis zu zehn Prozent – das hängt auch von der Zahl der Personen ab. Deshalb ist das offene Fenster direkt nach dem Aufstehen ebenfalls eine gute Idee. Tagsüber sollten im Schlafzimmer mindestens 16 bis 18 Grad Celsius herrschen.

  • Bad:
    Nach dem Duschen oder Baden sollte man das Wasser von Wänden und Boden entfernen und das Badezimmer gründlich lüften, um die zehn bis 25 Prozent höhere Luftfeuchtigkeit abzuführen. Falls möglich, ist Stoßlüften mit komplett geöffnetem Fenster und geschlossener Tür ratsam, damit der Wasserdampf nicht in andere Räume strömen kann. Wer ein Bad ohne Fenster hat, sollte die Lüftung nutzen (und regelmäßig reinigen), zudem die Tür öffnen und ebenso ein Fenster im angrenzenden Raum. Dieses Querlüften bringt die Feuchtigkeit nach draußen.

  • Küche:
    Beim Kochen oder Backen kann die Luftfeuchtigkeit um etwa zehn bis 20 Prozent ansteigen. Achten Sie darauf, dass die Tür zur Küche geschlossen ist, da sich ansonsten die feuchte Luft in der ganzen Wohnung beziehungsweise im Haus verteilt. Währenddessen oder unmittelbar danach sollte man für fünf bis zehn Minuten die Fenster weit öffnen, um Kondenswasser und Schimmelbildung zu verhindern. In der Küche kann auch durch einen Dunstabzug mit Abführung der Abluft ins Freie viel Feuchtigkeit aus dem Raum entfernt werden.

Achtung beim Wäschetrocknen

Wer nasse Wäsche in der Wohnung trocknen muss, sollte besonders umsichtig lüften. Dadurch steigt die Luftfeuchtigkeit stark an, was die Schimmelbildung begünstigt. In der wärmeren Jahreszeit sollte man während des Trocknens die Fenster weit geöffnet lassen. Im Winter muss man den Raum, in dem die Wäsche trocknet, mehrmals am Tag besonders ausgiebig lüften. Wer die Wahl hat: Nasse Wäsche immer draußen trocknen lassen, auch wenn es in der kälteren Jahreszeit etwas länger dauert.

Richtig Lüften und ausreichend Heizen

Beim Stoß- und Querlüften sollte die Heizung ausgeschaltet sein, damit Wärmeenergie nicht verschwendet und Geld sprichwörtlich zum Fenster hinausgeworfen wird. Am besten schon das Thermostatventil ein paar Minuten vorher abdrehen, um Heizkosten zu sparen. Nachdem man kurz durchgelüftet hat, sollte die Heizung in der kühleren Jahreszeit wieder eingeschaltet werden, um den Raum schnell wieder aufzuwärmen.

Wichtig: Wer die Heizung in der Abwesenheit ganz abdreht und dann wieder aufdreht, bewirkt, dass die Temperatur stärker schwankt und begünstigt somit die Bildung von Kondenswasser an Fensterscheiben und Wänden. Außerdem verbrauchen Sie mehr Energie, weil der inzwischen abgekühlte Raum wieder komplett neu aufgeheizt werden muss. Für ein oder zwei Stunden lohnt es sich auch nicht, die Raumtemperatur abzusenken. Das Hochheizen auf Wohlfühltemperatur braucht die gesparte Energie wieder auf. Bei längerer Abwesenheit im Winter verringern Sie die Raumtemperatur besser auf rund 15 Grad Celsius, statt die Heizung abzudrehen.

Lüften im Neubau und sanierten Altbau

Schimmel hat sich in einer ecke neben dem Fenster gebildet
Ist die Luftfeuchtigkeit im Raum dauerhaft zu hoch, kann sich Schimmel bilden© Shutterstock/FotoDuets

Energetisch sanierte Altbauten und Neubauten sind quasi "luftdicht" gedämmt und haben eine Mehrfachverglasung – gut für die Energiebilanz, jedoch halten sie auch Schadstoffe aus Möbeln und Baustoffen sowie Feuchtigkeit in den Räumen.
Weil ein Luftaustausch durch Fugen und Ritzen kaum gegeben ist, sind die Bewohner besonders gefordert, täglich mehrfach zu lüften. Sonst kann es zu feucht werden und Schimmel entsteht. Auch brauchen die Wände von Neubauten bis zu zwei Jahre, bis sie komplett ausgetrocknet sind. Das früher übliche Bautrocknen vor dem Erstbezug findet heute aus Kostengründen so gut wie gar nicht mehr statt. Dann sind Erstmieter gefordert, die Wohnungen "trocken" zu wohnen. Die Restbaufeuchte muss durch verstärktes Lüften aller Räume aus dem Gebäude entfernt werden.

Eigentümer von sanierten Altbauten und Neubauten können auch eine mechanische Lüftungsanlage einbauen, die kontinuierlich für einen ausreichenden Luftaustausch sorgt. Diese sollten sie regelmäßig warten und kontrollieren lassen, damit sich darin keine Mikroorganismen wie Bakterien oder Schimmelpilze vermehren.

Text: Gerd Schild