Federgabel beim Fahrrad richtig einstellen: So geht's
Für mehr Komfort und Kontrolle beim Fahren ist eine gut eingestellte Federgabel besonders bei Touren mit dem Mountainbike wichtig. Diese Schritt-für-Schritt-Anleitung zeigt, wie die Federgabel richtig eingestellt wird. Plus: Video-Anleitung.
Durch präzise Abstimmung mehr Fahrkomfort und Kontrolle
Ohne Dämpferpumpe geht es oft nicht
Negativfederweg individuell testen
Je besser die Federgabel auf die individuellen Bedürfnisse eingestellt ist, desto höher ist der Fahrspaß und die Sicherheit auf der Radtour. Mit der richtigen Einstellung der Federgabel am Fahrrad werden selbst Geländefahrten komfortabel.
Warum ist die Federgabel wichtig?
Die Federgabel erfüllt fünf wichtige Aufgaben:

Sie ist für mehr Fahrkomfort verantwortlich, denn sie absorbiert beim Fahrrad Stöße und Unebenheiten im Gelände.
Eine präzise Einstellung der Federgabel verbessert die Traktion deutlich – die Räder behalten auch auf unebenem Untergrund leichter den Bodenkontakt.
Die Federgabel trägt zur Verbesserung der Stabilität und der Kontrolle bei.
Sie reduziert die Auswirkungen von Vibrationen und Stößen auf den Körper und reduziert damit Ermüdungserscheinungen beim Fahren.
Eine gut eingestellte Federgabel schützt auch das Fahrrad selbst vor Stößen und Schlägen.
Am meisten vertreten sind mittlerweile Fahrräder mit einer luftgefederten Variante der Federgabel, für die die folgende Schritt-für-Schritt-Anleitung gilt.
Das passende Werkzeug
Um beim Fahrrad die Federgabel richtig einzustellen, braucht es nicht viel. Eine Dämpferpumpe mit Manometer ist aber unerlässlich für die exakte Kontrolle des Luftdrucks der Federgabel – sowohl beim Aufpumpen als auch beim Luftablass. Vor der Einstellung der Federgabel sollte das Standrohr und das Tauchrohr der Federgabel gründlich mit einem sauberen Tuch gereinigt werden.
Es sollten griffbereit sein:
eine Dämpferpumpe mit Manometer (Kosten rund 20 bis 40 Euro)
ein Kabelbinder (wenn kein Gummi-O-Ring am Standrohr vorhanden ist)
ein Meterstab oder ein Maßband
Schritt-für-Schritt: Federgabel einstellen
Mit Geduld und dem richtigen Werkzeug ist nahezu Jeder oder Jede in der Lage, die Federung beim Fahrrad individuell einzustellen. In jedem Fall sollte man stets zuerst die Herstelleranleitung lesen.
Der Luftdruck der Federgabel sollte immer genau passen. Ein zu geringer Druck hat ein schwammiges Fahrgefühl zur Folge. Bei einem zu hohen Druck der Federgabel kann sich die Traktion des Mountainbikes in kritischen Situationen hingegen verschlechtern.
Schritt 1: Lockout an der Federgabel öffnen

Zunächst muss der Lockout an der Federgabel oder am Lenker geöffnet werden. Meist ist das ein blauer oder schwarzer Hebel, der gedreht oder betätigt werden kann.
Ob er richtig geöffnet ist, kann man schnell feststellen, indem man versucht, den Lenker runterzudrücken. Taucht die Federgabel dann sachte ein und gibt gut nach, passt alles.
Schritt 2: Zugstufe aufschrauben

Die Zugstufe verhindert, dass die Federgabel schnell wieder ausfedert. Für die passende Einstellung der Federgabel muss aber die Zugstufe zunächst maximal aufgeschraubt werden.
Sie ist dann passend eingestellt und geöffnet, wenn diese beim Einfedern der Gabel durch Druck auf den Lenker ganz zügig wieder hochschnellt.
Schritt 3: Wie viel PSI Luftdruck ist ideal?

Eine erste Annäherung an den passenden Luftdruck der Federgabel bieten meist die Angaben der Hersteller. Mithilfe des Fahrergewichts kann so der passende Fülldruck gefunden werden. Viele drucken die Richtwerte für den Luftdruck mittlerweile sogar auf die Gabelrohre. Ansonsten sind sie auch in der Bedienungsanleitung zu finden.
Bei der Federgabel vorn hat sich generell bewährt, dass der Luftruck (PSI) dem Köpergewicht entsprechen sollte. Somit gilt als Faustformel: 1 Kilogramm Körpergewicht = 1 PSI Luftdruck. Allerdings muss immer das Gewicht mit Ausrüstung und Gepäck als Grundlage genommen werden.
Schritt 4: Gummiring nach unten schieben

Die Federgabel sollte in der Position (sitzend oder stehend) eingestellt werden, in der man am häufigsten fährt. Wer lieber sitzend fährt, sollte zum Beispiel angelehnt an eine Wand zunächst auf das Fahrrad aufsteigen und in einer sitzenden Position den Gummiring am Gabelrohr vorsichtig ganz nach unten schieben. Danach wieder vom Fahrrad absteigen.
Wenn kein Gummiring vorhanden ist, kann man sich mit einem Kabelbinder behelfen.
MTBs, die bei Abfahrten eher im Stehen gefahren werden, sollten entsprechend auch in dieser Position eingestellt werden.
Schritt 5: Negativfederweg (Sag) messen

Anschließend wird der so genannte Negativfederweg mit dem Meterstab gemessen. Das ist genau der Abstand zwischen dem jetzt wieder nach oben gewanderten Gummiring und der Tauchwanddichtung. In diesem Fall beträgt der Negativfederweg hier genau 59 Millimeter, von insgesamt 160 Millimeter Gesamtfederweg der Gabel.
Wer sich nicht sicher ist, was der korrekte Gesamtfederweg des Bikes ist, kann zur Sicherheit nochmal die gesamte Länge der Gabel vermessen. Idealerweise wird die Federgabel anschließend auf rund 10 bis 30 Prozent Restfederweg vom Gesamtfederweg (z.B. 160 Millimeter) eingestellt. Um das zu erreichen, kommt die Dämpferpumpe zum Einsatz.
Schritt 6: Restfederweg mit Dämpferpumpe bestimmen

Unter der blauen (oder manchmal auch schwarzen) Verschlusskappe, die abgeschraubt wird, kommt der Aufsatz des Fahrradventils für die Dämpferpumpe zum Vorschein. Auf das Ventil wird der Aufsatz der Dämpferpumpe aufgeschraubt.
An den richtigen Negativfederweg oder Restfederweg muss man sich durch das Zuführen von Luftdruck (erster Anhaltspunkt: mit Hilfe der Faustformel 1 kg Körpergewicht mit Ausrüstung = 1 PSI Luftdruck) über die Dämpferpumpe jetzt langsam herantasten. Nachdem Luftdruck zugeführt wurde, die Dämpferpumpe zun ächst wieder abschrauben.
Schritt 7: Luftdruck verteilen

Bevor der Restfederweg gemessen wird, muss zunächst der zugeführte Luftdruck in den Kammern verteilt werden. Dafür muss die Federgabel mehrmals leicht einfedern und auch ausfedern. Das erreicht man mit Druck auf den Lenker, so dass die Federgabel ins Tauchrohr einsinkt. Laut Herstellerangaben sollte dieser Vorgang rund drei bis zu fünf Mal wiederholt werden. Damit soll ein Druckausgleich geschaffen sein.
Danach Schritt 4 bis 7 so lange wiederholen, bis der zuvor individuell festgelegte Restfederweg erreicht ist. Je mehr Luftdruck zugeführt wird, desto geringer wird der Restfederweg. Wer beispielsweise von 160 Millimeter Gesamtfederweg 20 Prozent Restfederweg (in dem Fall 32 Millimeter) erreichen möchte, muss Schritt 4 bis 7 eventuell vier bis fünf Mal wiederholen.
Gemerkt werden sollte auf jeden Fall, der letzte zugeführte Luftdruckwert in PSI, der zum gewünschten Restfederweg geführt hat.
Schritt 8: Zugstufe (Rebound) einstellen

Den korrekten Wert für die richtige Zugstufe, findet man in den Herstellerangaben oder aber er ist auf der Federgabel selbst vermerkt. Die Zugstufe muss in Klicks (Umdrehungen des Verschlusses) eingestellt werden.
Zunächst muss dafür die noch offene Zugstufe langsam komplett zugedreht werden. Erst danach um die vom Hersteller empfohlene Umdrehung wieder aufdrehen.
Ein Beispiel aus dem Video (oben): Bei 100 PSI Luftdruck werden laut Hersteller vier Klicks empfohlen. Das heißt, die Zugstufe muss langsam mit vier Umdrehungen oder Klicks aufgedreht werden.
Liegt keine Herstellerempfehlung zur Zugstufe vor, gilt folgende Faustregel: Die Einstellung ist in der Regel dann passend, wenn sich die Federgabel nach einem kräftigen Druck mit dem gesamten Körpergewicht gerade so schnell wieder ausfedert, dass das Vorderrad dabei nicht vom Boden abhebt.
Was ist die optimale Druckstufe?
Die richtige Druckstufe beim Einstellen der Federgabel richtet sich immer nach den individuellen Bedürfnissen. Die Schritt-für-Schritt-Anleitung behandelt eher die Standardeinstellungen.
Wer zum Beispiel eher gemütlichere Radtouren macht, für den reicht oft weniger Druck, gleichzusetzen mit einem größeren Negativfederweg (Sag).
Wer allerdings oft auf Trails springt, für den kann eine etwas höhere Druckstufe und auch eine angepasste Zugstufe sinnvoll sein.
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Fachliche Beratung: Matthias Zimmermann/ADAC Technik Zentrum