Bremsbeläge beim Fahrrad selbst wechseln – so geht's
Wenn die Fahrradbremse quietscht, kratzt oder nicht mehr richtig zieht, ist es höchste Zeit für neue Bremsbeläge. Wie diese beim Fahrrad mit Scheibenbremsen selbst gewechselt werden können, zeigt die Schritt-für-Schritt-Anleitung.
Bremsbeläge regelmäßig prüfen
Scheibenbremsen halten länger als Felgenbremsen
Kosten zwischen 10 und 20 Euro pro Bremse
So erkenne ich abgefahrene Bremsbeläge
Wenn während der Fahrradtour schon ein leichtes Kratzen zu hören ist, ist das ein eindeutiges Zeichen, dass die Scheibenbremse dringend neue Bremsbeläge benötigt. Aber egal, ob Scheibenbremse oder Felgenbremse – vor jeder größeren Tour sollten Radfahrende die Bremsen und auch die Bremsbeläge überprüfen.
Liegt die Stärke der Bremsbeläge bereits unter einem Millimeter, sollten die Beläge gleich gewechselt werden. Denn gut funktionierende Bremsen sind ein wichtiger Bestandteil für ein verkehrssicheres Fahrrad.
Zum Wechsel werden je nach Fahrradtyp und Bremsanlage die richtigen Bremsbeläge benötigt. Auf dem Bremssattel oder auch dem Bremshebel ist die entsprechende Nummer für die korrekten Bremsbeläge vermerkt. Diese findet sich auch beim Kauf auf der Verpackung.
Galerie: Bremsbeläge selbst wechseln

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Bremsbeläge wechseln: Fünf Schritte
1. Laufrad ausbauen
Am besten wird das Fahrrad so positioniert, dass sich das Laufrad frei drehen kann. Am einfachsten geht das mit Hilfe eines Montageständers. Zum Ausbau zunächst die Schnellspanner-Achse aufdrehen, bevor das Laufrad endgültig ausgebaut werden kann. Damit wird der Blick frei auf die Bremsbeläge.
Für alles Weitere wird das richtige Werkzeug benötigt, was je nach Bremsanlage unterschiedlich sein kann. Hilfreich sind in jedem Fall ein Inbusschlüssel, eine Spitzzange, ein Kunststoff-Reifenheber, um den Kolben zurückzudrücken sowie ein Reinigungsmittel und Tuch.
2. Bremsbeläge entfernen
Als Erstes muss die Klammer der Schraube – der Sicherungssplint, der die Bremsbeläge hält – mit einer Spitzzange herausgenommen werden. Als Nächstes muss die Schraube herausgedreht werden. Damit sind die Bremsbeläge selbst zugänglich und können mit der Spitzzange herausgenommen werden.
Es empfiehlt sich, die alten Bremskolben nicht gleich wegzuschmeißen, sondern genauer anzuschauen. Denn sie geben Auskunft über den Zustand des Fahrrads. Sind die Beläge schief abgenutzt, dann kann es sein, dass der Bremssattel schief montiert war. Bei einseitiger Nutzung wäre es möglich, dass der Bremskolben blockiert.
3. Bremskolben reinigen
Deshalb ist es immer wichtig, den Bremskolben gut zu reinigen. Bremsreiniger ist dafür eher ungeeignet, da er die Dichtungen schädigen kann. Es empfiehlt sich ein Spiritusreiniger. Nach dem Einsprühen sollten die Kontaktflächen gut mit einem Tuch gesäubert werden. Ganz leicht zwischendurch auch den Bremshebel bedienen und im Anschluss den Reinigungsvorgang wiederholen.
4. Saubere Bremskolben zurückdrücken
Zum Zurückdrücken des Bremskolbens eignet sich ein stabiler Reifenheber aus Kunststoff. Am besten steckt man den Reifenheber von beiden Seiten einmal in den Schlitz rein und drückt die Kolben mit Kraft gut zurück, damit die neuen Bremsbeläge beim Einsetzen genügend Platz haben.
5. Neue Bremsbeläge montieren

Zunächst muss der Satz der Bremsbeläge (links und rechts) mit der entsprechenden Rückholfeder richtigherum zusammengebaut werden. Auf den linken Bremsbelag positioniert man die Rückholfeder und legt spiegelverkehrt den rechten Bremsbelag darauf. Alles zusammen wird als Paket zusammengedrückt und dann in den Bremssattel reingeschoben. Danach muss das Ganze mit der zuvor gelösten Schraube wieder gesichert werden. Zum Schluss wird noch der Sicherungssplint auf die Schraube gesetzt.
Danach das Laufrad wieder einbauen. Auf jeden Fall auch überprüfen, ob nun alles rund läuft, die Bremse nochmal pumpen, damit sie sich gut einstellen kann.
Wie oft sind Bremsbeläge zu tauschen?
Um eine sichere Bremsleistung beim Fahrrad oder besonders beim MTB durchgängig zu gewährleisten, ist es wichtig, die Bremsbeläge regelmäßig zu überprüfen und bei Abnutzungserscheinungen rechtzeitig zu wechseln.
Wie oft Bremsbeläge beim Fahrrad gewechselt werden sollten, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Fahrstil, Fahrbedingungen, Art der Bremsen wie Felgen- oder Scheibenbremse. Bei Felgenbremsen ist ein Wechsel nach etwa 1000 gefahrenen Kilometern normal, während Scheibenbremsen eine Laufleistung von bis zu 5000 Kilometern haben können.
Neben der Kilometerleistung sollten auch Anzeichen wie eine verminderte Bremsleistung, quietschende Geräusche beim Bremsen oder ein schleifendes Geräusch beim Fahren beachtet werden. Ein Fahrstil mit häufigem und starkem Bremsen, Fahrten in bergigem Gelände oder bei schlechtem Wetter können zu einem schnelleren Verschleiß der Bremsbeläge führen.
Zudem zeigen E-Bikes aufgrund ihres höheren Gewichts und der höheren Geschwindigkeiten oft einen höheren Verschleiß der Bremsbeläge. Daher ist es ratsam, die Bremsbeläge bei E-Bikes auch häufiger zu überprüfen und gegebenenfalls früher zu wechseln.
Wer sich einen selbstständigen Wechsel der Bremsbeläge nicht zutraut, sollte eine Fachwerkstatt kontaktieren.
Bremsbeläge selbst wechseln: Kosten
Wer das passende Werkzeug inklusive passendem Montageständer parat hat und handwerklich geschickt ist, kann Bremsbeläge am Fahrrad mit Hilfe der Anleitung in fünf Schritten selbst wechseln. Kosten entstehen dann lediglich durch das Material. Neue Bremsbeläge liegen preislich meist zwischen 10 bis 20 Euro pro Bremse, je nachdem ob es sich um eine Felgenbremse oder Scheibenbremse handelt.
In einer Fachwerkstatt kommen die Arbeitskosten hinzu. Manche Werkstätten bieten auch Komplettpreise für den Wechsel an – abhängig vom Fahrradmodell. Bei Scheibenbremsen kann das Entlüften der Bremsen sinnvoll sein, dafür fallen in der Werkstatt zusätzliche Kosten von rund 40 bis 60 Euro pro Bremse an. In jedem Fall sollte vor der Reparatur ein Kostenvoranschlag eingeholt werden.
Fachliche Beratung: Matthias Zimmermann, ADAC Technik Zentrum