Auto richtig abschleppen: So geht's

Außenaufnahme von ein paar Reisenden, die neben dem kaputten Auto sitzen, mit offener Motorhaube und rauchendem Motor, Mann und Frau sehen müde aus, frustriert, während sie auf Hilfe warten
Bleibt das Auto liegen, ist Abschleppen oftmals die einzige Alternative. Dabei gilt es aber, einiges zu beachten© Copyright 2020 BAZA Production/Shutterstock. No use without permission.

Wenn das Auto nicht mehr anspringt, bleibt oft nur noch das Abschleppen. Dabei gilt es aber, einiges zu beachten. Ob Automatik, Schaltung oder Elektroantrieb: Mit unseren Tipps schleppen Sie sicher ab.

  • Abschleppstange besser als Abschleppseil

  • Warnblinkanlagen beider Autos anschalten

  • E-Autos dürfen nicht abgeschleppt werden

Eines vorweg: Grundsätzlich ist es nur erlaubt, ein Auto abzuschleppen, wenn das Fahrzeug vor Ort nicht mehr repariert werden kann – wie zum Beispiel bei Defekten in der Elektronik oder auch beim Auslaufen von Kühlflüssigkeit. Spritmangel hingegen rechtfertigt kein Abschleppen.

Behindert ein Fahrzeug den Straßenverkehr oder steht auf der Autobahn, muss zunächst die Gefahrenstelle gesichert werden. Kommt ein defektes Auto an den Haken, müssen Sie immer daran denken, den Schlüssel im Zündschloss auf der ersten Stufe stecken zu lassen. Denn sonst kann das Lenkradschloss einrasten. Bei einem Fahrzeug mit Startknopf müssen Sie den Knopf länger drücken, ohne dabei das Bremspedal zu treten.

Das Abschleppseil bzw. die Abschleppstange muss für das Gewicht des Pannenautos ausgelegt sein. Zudem sollte das abzuschleppende Fahrzeug nicht wesentlich größer und schwerer als das Zugfahrzeug sein. Wichtig: Schauen Sie vorab in das Handbuch des abzuschleppenden Fahrzeugs.

Abschleppseil vs. Abschleppstange

Generell ist es einfacher, ein Auto mit einer starren Stange abzuschleppen. Denn die Abschleppstange sorgt stets für einen konstanten Abstand zwischen beiden Fahrzeugen und verhindert, dass der Hintermann versehentlich auffährt.

Das kann schneller passieren, als man denkt. Denn bei einem Pannenfahrzeug ist die Bremswirkung deutlich verringert, da bei ausgeschaltetem Motor der Bremskraftverstärker zur Unterstützung fehlt. Dennoch sollten Sie im – mit Abschleppstange geschleppten – Fahrzeug mit bremsen. Beachten Sie außerdem: Das Auto lässt sich während des Abschleppens schwerer lenken. Einziger Nachteil der Abschleppstangen: Sie sind schwerer und meist teurer als ein Seil.

Ob mit Seil oder Stange, generell müssen stets vorher die Abschlepphaken an beiden Autos befestigt und die Haken fest eingedreht werden. Denn neuere Automodelle haben Abschleppösen, die in die Karosserie eingeschraubt werden und nicht angeschweißt sind.

Wer mit Seil abschleppt, muss es am jeweiligen Abschlepphaken der beiden Fahrzeuge befestigen und zwischen die Autos hängen. Sie dürfen dabei nur Seile verwenden, die zum Abschleppen gekennzeichnet und nicht länger als 5 Meter sind.

Vorsicht: Man hat beim Abschleppen nur einen sehr geringen Abstand zum Vordermann. Deshalb immer bremsbereit sein.

Ohne Warnblinker kein Abschleppen

Beide Fahrzeuge müssen beim Abschleppen die Warnblinkanlage und bei Dunkelheit die Beleuchtung einschalten. Bei einem defekten Auto gilt immer: Zündschlüssel auf die erste Stellung drehen, Gang raus und Handbremse lösen.

Sofern bei Automatikfahrzeugen die Elektronik noch intakt ist, die Schaltung immer auf N stellen und in jedem Fall langsam anfahren. Bei Autos ohne Zündschloss und mit Startknopf muss meistens ohne Treten der Bremse der Startknopf für ein paar Sekunden gedrückt werden, damit das Lenkradschloss und die Automatik entriegelt werden können.

Weil der Warnblinker während des Abschleppens bei beiden Autos ohne Unterbrechung eingeschaltet bleiben muss, müssen Richtungsänderungen per Handzeichen angezeigt werden. Beim Linksabbiegen ist das einfach. Beim Rechtsabbiegen sollte der Fahrer am besten mit der Hand aus dem linken Seitenfenster heraus über das Autodach nach rechts deuten. Auf jeden Fall sollte man sich vorher absprechen, wie man sich verständigt.

Streikt nach einem Totalausfall der Fahrzeugelektrik der Warnblinker, dürfen Sie das Auto nicht abschleppen. In dem Fall muss das Auto professionell verladen werden.

Wie schnell darf man beim Abschleppen fahren?

Eine Höchstgeschwindigkeit gibt es nicht. Es empfiehlt sich aber, langsam zu fahren, denn bei Motorausfall arbeiten Lenk- und Bremshilfe sowie die Getriebekühlung nicht. Bei niedrigem Tempo bleibt dem Fahrer des Pannenautos trotzdem genügend Zeit, um zu reagieren. 50 km/h sollten nicht überschritten werden. Auch hier ist es gut, wenn sich die Fahrer vorher darüber verständigen, wie schnell sie fahren wollen.

Wer haftet bei einem Unfall?

In dieser Frage hat das OLG Hamm eine interessante Feststellung gemacht. So wird davon ausgegangen, dass sowohl das schleppende als auch das abgeschleppte Auto während des Vorgangs des Abschleppens im Sinne des Straßenverkehrsrechts in Betrieb sind.

Passiert also nun ein Unfall, haften beide Fahrer. Es sei denn, einer trägt aufgrund von Fahrfehlern die Hauptschuld. Dann kann sich die Haftung verschieben.

Abschleppen auf der Autobahn?

Ein Mann befestigt am 03.11.2016 in Leipzig mit Hilfe eines Karabiners ein Abschleppseil an einem Auto
Neuere Automodelle haben Abschleppösen, die in die Karosserie eingeschraubt werden© dpa/Sebastian Willnow

Auf der Autobahn ist Abschleppen nur erlaubt, wenn die Panne auch dort passiert ist. Die Autobahn ist dann sofort an der nächsten Ausfahrt zu verlassen. Wer weiterfährt und kontrolliert wird, zahlt 20 Euro Bußgeld. Auch wer mit einem defekten Auto im Schlepptau auf die Autobahn auffährt, muss mit 20 Euro Geldbuße rechnen.

Autos mit Automatikgetriebe abschleppen

Ob und wie weit sich ein Auto abschleppen lässt, hängt vom Getriebe ab. Automatikmodelle sind oftmals empfindlich. Deshalb können Sie ein Automatikfahrzeug auch nur in Stufe N für wenige Kilometer gefahrlos abschleppen, sonst könnte eine starke Wärmeentwicklung erhebliche Schäden verursachen.

Einige Automatikmodelle besitzen aber eine Funktion, mit der sich die Verbindung zwischen Antriebsachse und Getriebe entriegeln lässt (siehe Handbuch).

Vorsicht: Elektroautos nicht abschleppen

Elektroautos müssen in der Regel verladen und können nicht gefahrlos abgeschleppt werden, denn meist wird über eine Achse noch Energie im Elektromotor erzeugt. Fließt die Energie im E-Motor ohne aktivierte Elektronik, kann es zu hohen Induktionsspannungen kommen, die die Steuerungselektronik schädigen. Hier erfahren Sie mehr über die technischen Hintergründe und was Sie beim Abschleppen eines Elektroautos berücksichtigen müssen.

Zu guter Letzt: Wer ein Auto abschleppt, sollte es immer auf dem kürzesten Weg zur nächstgelegenen Werkstatt bringen.

Bild: © ADAC, Video: © ADAC e.V.