Mietwerkstätten: Selbst schrauben und Geld sparen

Wer handwerklich geschickt ist, kann in Mietwerkstätten selbst an seinem Auto schrauben. ADAC Tipps, was bei Do-it-yourself-Werkstätten zu beachten ist.
Günstige Möglichkeit für Hobby-Schrauber
Was eine gute Mietwerkstatt auszeichnet
Gute Vorbereitung erspart Ärger
Kosten sparen in der Mietwerkstatt

Eine Reparatur oder Wartung in der Autowerkstatt wird immer teurer: In den letzten Jahren sind die Kosten deutlich gestiegen. Nicht alles muss man aber zwingend in einer Werkstatt machen lassen. Wer keine zwei linken Hände hat und über ein grundlegendes Verständnis für ein Kfz verfügt, kann vieles auch selbst erledigen.
Vom Ölwechsel über den Ersatz der Bremsbeläge bis zum Auspufftausch lassen sich manche Reparaturen und Wartungsarbeiten "Do-it-yourself" durchführen. Das Problem: Vielen fehlt der Platz, um selbst am Auto zu hantieren. Und eine eigene Hebebühne dürften wohl auch die wenigsten Menschen in der Hinterhand haben.
Ein Ausweg kann eine sogenannte Mietwerkstatt sein. Sie richtet sich vor allem an erfahrene Hobbyschrauber, die bereits Routine bei kleineren Arbeiten haben, aber keinen eigenen Werkstattraum besitzen.
Mietwerkstatt: Kosten und Ausstattung
Mietwerkstätten stellen ihren Kunden in der Regel eine professionelle Ausstattung zur Verfügung, darunter Hebebühnen (oft 2-Säulen-Hebebühnen mit 3,5 bis 4 Tonnen Traglast), Werkzeugkoffer, Spezialwerkzeuge wie Federspanner oder Bremsenentlüfter und Reifenservice-Maschinen. Meist wird die Nutzung pro Stunde abgerechnet. Die Preise schwanken je nach Region und Ausstattung.
Hebebühnennutzung: ca. 10 bis 20 Euro pro Stunde
Spezialwerkzeuge: teils kostenfrei, teils pauschal (3 bis 15 Euro)
Fachliche Beratung: oft inklusive, manchmal gegen Aufpreis
Zubehör wie Handschuhe, Bremsenreiniger oder Ersatzteile bringt man meist selbst mit.
Was macht eine gute Mietwerkstatt aus?

Eine gute Do-it-yourself-Werkstatt zeichnet sich durch mehrere Qualitätsmerkmale aus. Zunächst sollte die Werkstatt über eine moderne, gepflegte und vollständige Ausstattung verfügen. Dazu zählen funktionstüchtige Hebebühnen, ein breites Sortiment an Hand- und Spezialwerkzeugen sowie gegebenenfalls Diagnosegeräte.
Besonders hilfreich ist es, wenn fachkundige Unterstützung vor Ort angeboten wird, etwa durch einen Kfz-Meister, der bei technischen Fragen beratend zur Seite steht. Transparente Preise, saubere Arbeitsbereiche und eine gut organisierte Werkzeugausgabe sind weitere Indikatoren für eine professionelle Umgebung.
Auch Umweltaspekte wie die fachgerechte Entsorgung von Altöl oder Bremsflüssigkeit sollten berücksichtigt sein. Nicht zuletzt geben Online-Bewertungen und persönliche Empfehlungen Hinweise auf die Qualität einer Werkstatt.
Gute Vorbereitung hilft
Einfach drauf losschrauben, ist nie eine gute Idee. Eine akribische Vorbereitung erspart stattdessen Ärger, Frust, Zeit und Folgekosten. Hier ein kleiner Leitfaden.
Wissensquellen nutzen

In Online-Videos, Fahrzeugforen, Reparaturhandbüchern und Reparaturdatenbanken nach Anschauungsmaterial und Anleitungen suchen. Achtung: Die Qualität der Inhalte variiert stark. Empfehlenswert sind Reparaturanleitungen renommierter Anbieter wie Haynes, Autodata oder Erwin (Original-Dokumentation der Fahrzeughersteller). Auch spezialisierte Youtube-Kanäle mit gut bewerteten Videos und nachvollziehbaren Arbeitsschritten können eine Hilfe sein.
Ersatzteile und Werkzeuge beschaffen
Das richtige Ersatzteil zu finden, ist manchmal gar nicht so einfach. Von einem Fahrzeugmodell gibt es viele verschiedene Ausführungen, in denen unterschiedliche Teile eingebaut sind. Es empfiehlt sich also dringend, die Teilenummer der Altteile mit den neuen abzugleichen.
Vorsicht ist auch bei Billigteilen aus dem Onlinehandel geboten. Wenn die Passgenauigkeit nicht stimmt, Kleinteile fehlen oder minderwertiges Material geliefert wird, kann das zu Problemen führen.
Wenn möglich also lieber Markenteile oder Originalersatzteile (OEM/OE) nehmen und im Zweifel eher im Fachhandel mit Rückgabemöglichkeit kaufen, sollte man sich doch vertan haben.
Auch bei Werkzeugen gilt: Lieber das qualitativ hochwertigere Produkt kaufen als Billigware, die schnell kaputt geht. Viele Mietwerkstätten bieten eine Basisausstattung an Werkzeugen an – Drehmomentschlüssel, Diagnosetools oder Spezialabzieher sind jedoch nicht immer verfügbar. Es empfiehlt sich, den Werkzeugbestand der Mietwerkstatt im Vorfeld zu erfragen.
Checkliste zur Werkstattnutzung
Passende Ersatzteile (Typ, Teilenummer geprüft)
Schutzkleidung (Handschuhe, feste Schuhe, ggf. Schutzbrille)
Persönliches Werkzeug (z.B. Drehmomentschlüssel, Stecknüsse)
Reinigungs- und Verbrauchsmaterialien (z.B. Lappen, Bremsenreiniger)
Digitale oder gedruckte Reparaturanleitung
Zeitpuffer & Ladegerät für Smartphone (wenn Youtube als Anleitung dient)
Umwelt und Entsorgung
Wer selbst schraubt, trägt auch Verantwortung für die fachgerechte Entsorgung von Werkstattabfällen. Altöl, Ölfilter, Bremsflüssigkeit, Kühlmittel, Altbatterien und ölverschmutzte Materialien gelten als Sondermüll und dürfen keinesfalls in den Hausmüll oder in die Kanalisation gelangen. Viele Mietwerkstätten bieten eine kostenpflichtige oder kostenlose Entsorgung direkt vor Ort an – im Zweifel vorher fragen.
Altöl muss laut Gesetz dort zurückgenommen werden, wo frisches Öl gekauft wurde (Kassenbeleg aufbewahren!). Gebrauchte Bremsflüssigkeit und Batterien sind besonders umwelt- und gesundheitsgefährdend. Auch hier gelten gesetzliche Rücknahmepflichten für den Handel.
Selbst schrauben: Das sind die Risiken
Der Charme des Selbermachens endet schnell, wenn Probleme auftreten. Ein abgerissenes Gewinde, eine nicht lösbare Schraube oder ein falsch geliefertes Ersatzteil können den Zeitplan gefährden – und damit die Mietkosten in die Höhe treiben. Zusätzlich besteht die Gefahr, mitten in der Arbeit festzustecken und ein nicht fahrbereites Auto auf der Hebebühne zu haben.
Vorsicht bei sicherheitsrelevanten Arbeiten: Insbesondere Bremsen, Fahrwerk oder Lenkung erfordern hohe Sorgfalt und Kenntnis. Viele Werkstätten behalten sich daher vor, bestimmte Eingriffe nur nach Rücksprache zuzulassen.
Grundsätzlich haftet die Person, die das Fahrzeug repariert. Das heißt: Wer eine mangelhafte Reparatur ausführt und später in einen Unfall verwickelt wird, kann in die Haftung genommen werden. Mietwerkstätten bieten teilweise eine Betriebshaftpflichtversicherung, die Schäden in der Werkstatt abdeckt, nicht aber Mängel an Fahrzeugen. Es empfiehlt sich vor der Buchung zu klären, welcher Versicherungsschutz besteht.
Hochvoltkomponenten von E-Autos dürfen übrigens ausschließlich von geschultem Fachpersonal bearbeitet werden. Nicht ohne Grund: Spannungen von 400 oder auch 800 Volt sind lebensgefährlich! Hochvolt-Arbeiten sollte man den Profis überlassen. Viele Mietwerkstätten schließen Arbeiten an Hochvolt-Systemen aus Sicherheitsgründen aus.
Tipps des ADAC
Vorab informieren und planen: Reparaturanleitung oder Video-Tutorials ansehen, Arbeitsschritte durchdenken, benötigtes Werkzeug checken
Ersatzteile genau prüfen: Teilenummern vergleichen, Passform und Qualität kontrollieren, Kleinteile nicht vergessen
Sicherheitskleidung nicht vernachlässigen: Feste Kleidung, Handschuhe, Schutzbrille – besonders bei Arbeiten an Bremsen, Federn oder Auspuff
Verbrauchsmaterialien und Werkzeug mitbringen: Lappen, Bremsenreiniger, Kabelbinder, Drehmomentschlüssel etc. sind nicht immer vor Ort vorhanden
Zeit realistisch einplanen: Für unerwartete Probleme (festsitzende Schrauben, falsche Teile) einen Puffer einplanen
Grenzen erkennen: Hochvolt-Anlagen in Elektro- und Hybridfahrzeugen sind tabu. Hier darf nur geschultes Fachpersonal ran
Auf Umwelt achten: Altöl, Bremsflüssigkeit und Batterien gehören fachgerecht entsorgt. Rückgaberechte im Fachhandel nutzen oder Entsorgung in der Werkstatt klären
Offen für Hilfe sein: Schrauber-Communities in der Werkstatt oder online können bei Unsicherheiten wertvolle Tipps geben
Probefahrt und Kontrolle: Nacharbeiten wie Radmuttern nachziehen oder Bremsprobe nicht auslassen – Sicherheit geht vor
Fachliche Beratung: Matthias Zimmermann, ADAC Technik Zentrum