Auf dem Motorrad sicher durch Herbst und Winter

Motorradfahrer auf einer Passstraße im Herbst
Wer Grundvoraussetzungen erfüllt, kann in Herbst und Winter herrliche Touren erleben© Shutterstock/Jag_cz

Viele Motorradfahrerinnen und -fahrer nutzen Herbsttage für die letzten Ausfahrten des Jahres. Schlechte Sichtverhältnisse, feuchte und verschmutzte Fahrbahnen sowie morgendlicher Raureif erhöhen jedoch das Unfallrisiko.

  • Sichtverhältnisse und Straßenzustand verschlechtern sich

  • Richtige Ausrüstung und Fahrtechnik werden noch wichtiger

  • Bei Schnee und Eis besser nicht Motorrad fahren

Schwierige Sichtverhältnisse

Wegen der tief stehenden Sonne ändern sich im Herbst die Licht- und Sichtverhältnisse. Die Blendgefahr wird größer. Andere Verkehrsteilnehmer übersehen Motorräder schon aufgrund ihrer schmalen Silhouette jetzt noch leichter. Liegt dann im Winter Schnee neben der Straße oder ist der Asphalt feucht, ist an sonnigen Tagen die Blendgefahr durch Reflexionen nicht zu unterschätzen. Daher empfehlen die ADAC Experten grundsätzlich eine vorausschauende Fahrweise, damit Sie im Notfall rechtzeitig reagieren können.

Veränderte Straßenverhältnisse

Die Beschaffenheit der Fahrbahnoberfläche birgt hohe Risiken für Biker. Besonders in den Morgenstunden müssen sie mit glatter Fahrbahn durch Nässe und Raureif rechnen. Auf nassem Laub kann es extrem rutschig werden. In ländlichen Gebieten kommt der vermehrte Ernteverkehr dazu, der zu starken Verschmutzungen führen kann ("Bauernglatteis").

Die Folge ist eine erhöhte Sturzgefahr für Motorradfahrer. Vorsichtiges Fahren und gefühlvolles Bremsen sind geboten, extreme Schräglagen absolut tabu. Und auch die niedrigere Fahrbahntemperatur wirkt sich negativ auf den Grip der Reifen aus. Wenn Eis und Schnee zu Straßenglätte führen, ist mit dem Zweiradfahren Schluss.

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Schutzkleidung anpassen

Ein Motorradfahrer im Winter
Wichtig: Sich mit warmer Kleidung vor der Kälte schützen© Shutterstock/Sergey Nemirovsky

In den Morgen- und Abendstunden kann es im Herbst oder Winter empfindlich kalt werden. Zur Standardausrüstung gehört neben einem wind- und wasserdichten Motorradanzug mit Thermofutter deshalb wärmende Funktionswäsche. Dabei hat sich die Kombination diverser Kleidungsschichten von unterschiedlicher Dicke aus mehreren Materialien bewährt, das sogenannte Zwiebelprinzip. Fahrer und Beifahrer sollten immer mit sicherer und kontrastreicher Schutzkleidung unterwegs sein.

Ein nach ECE-Norm geprüfter Helm ist Pflicht. Das Helmvisier muss sauber sein und darf keine Kratzer aufweisen, da es bei tief stehender Sonne sonst zu Streulicht und so zu einem gefährlichen "Blindflug" kommen kann. Besonders im Winter kann ein beschlagenes Visier zum Sicherheitsproblem werden. Ein Pinlock-Innenvisier, das beschichtete Visiere in puncto Beschlagfreiheit übertrifft, ist die richtige Wahl. Gegen das Auskühlen des Kopfes hilft eine gute Sturmhaube unter dem Helm.

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Mit kalten Fingern lassen sich Hebel, Schalter und Lenker nicht mehr einwandfrei bedienen, die Reaktionsfähigkeit nimmt ab. Hier schaffen dünne Unterziehhandschuhe oder Heizgriffe Abhilfe.

Zur Ausstattung für Winterfahrer gehören gute, wasserdichte und gefütterte Stiefel mit hohem Schaft und genügend Platz im Innern, damit auch bei dickeren Socken die Zehen bewegungsfähig bleiben.

Technik und Fahrkönnen

Die technischen Anlagen am Motorrad wie Lichtanlage, Blinker und Bremsen müssen einwandfrei funktionieren. Zu überprüfen sind auch Reifendruck und Reifenprofil.

Besonders wichtig für Motorradfahrer ist das richtige Verhalten in schwierigen Situationen. In den ADAC Motorrad-Fahrsicherheitstrainings können Biker unter Expertenanleitung die korrekte Lenk- und Kurventechnik sowie das richtige und konsequente Bremsen lernen und üben.

Vorausschauendes Fahren

Im Herbst sind vermehrt Erntefahrzeuge im Einsatz. So sollte speziell auf engen und unübersichtlichen Streckenabschnitten immer mit entgegenkommenden oder unvermittelt von der Seite auf die eigene Fahrbahn einbiegenden Erntefahrzeugen gerechnet werden. Abbiegende Traktoren mit Anhänger können dabei schnell die ganze Straße versperren. In Kurven kann es bei überbreiten Fahrzeugen auch schnell mal eng werden.

Vorsicht ist auch geboten, wenn eine Erntemaschine oder ein Traktor überholt werden soll. Hat der Traktor dann keinen Blinker gesetzt, ist dessen Blinkleuchte defekt oder die Bremsleuchte verschmutzt, kann ein Auffahrunfall meist nicht mehr vermieden werden.

Feuchte Straßen und kalter Asphalt vermindern die Griffigkeit der Reifen deutlich. Deshalb sollte in der kalten Jahreszeit für jeden Biker eine besonders vorausschauende Fahrweise gelten. Gemäßigte Kurvenfahrten und Schräglagen gehören ebenso dazu wie ein vergrößerter Sicherheitsabstand und gesteigerte Aufmerksamkeit bei Feldern, Wäldern, Kreuzungen und Einmündungen. Bei früh einsetzender Dämmerung ist auch auf kreuzendes Wild zu achten.

Fazit: Wer die genannten Grundvoraussetzungen berücksichtigt, sich körperlich fit fühlt und die geeignete Bekleidung wählt, kann im Herbst und Winter herrliche
Touren erleben und das Motorrad für Alltag und Freizeit nutzen.

Der wichtigste Tipp

Der wichtigste Tipp zum Biken im Winter hat allerdings nichts mit Ausrüstung und Bekleidung zu tun: Bei Schnee und Eis sollte das Motorrad auf jeden Fall in der Garage bleiben!