Sono Motors: Elektroauto Sion gescheitert, Solarsparte macht weiter
Der Sion, ein innovatives Elektroauto eines Münchner Start-ups, ist gescheitert. Von der Firma Sono Motors bleibt lediglich die Solarsparte übrig. Alles über die Hintergründe und das idealistische Konzept des Münchner Start-ups.
Idee des Sion: Ein geräumiges Elektroauto zum Teilen
Innovationen: Solarzellen, bidirektionales Laden, Sharing-App
Solargeschäft unter neuer Führung
Elektroauto Sion gescheitert
Das Münchner Elektroauto-Start-up Sono Motors hat sein ehrgeiziges Projekt Sion beerdigen müssen, die Gründer Laurin Hahn und Jona Christians mussten sich zurückziehen. Von der Firma bleibt nach dem Insolvenzverfahren lediglich die Solarsparte bestehen. Die Communitiy schaut in die Röhre.
Durchhalten als oberstes Ziel
Auf ihrem Weg haben Hahn/Christians und ihre Mitstreiter heftige Höhen und Tiefen erlebt. Immer wieder hatten sich neue Herausforderungen ergeben: auf der Ebene der Technik, der Batterie, der Zulieferer. Im Bereich Produktion, weil eine sicher geglaubte Fabrik in Schweden dann plötzlich doch nicht zur Verfügung stand. Im Bereich Finanzen, weil wieder ein Kostenfaktor teurer wurde. Und und und...
Sono Motors hatte sich lange immer irgendwie durchgebissen. Zuletzt mit einem erfolgreichen Gang an die New Yorker Börse. Und so zeigte sich CEO Laurin Hahn im November 2021 erleichtert: "Wir sind damit einen großen Schritt weiter, den Sion an unsere Community auszuliefern."
Rückzug ins Solargeschäft
Jedoch: Vom Ausgabekurs der Sono-Motors-Aktie war Ende 2022 fast nichts mehr übrig, das dadurch eigenommene Geld ausgegeben; die Investoren wollten nicht mehr Geld einbringen in das Projekt. Sie forderten, den Sion aufzugeben und sich stattdessen voll auf das inzwischen einträgliche Solargeschäft zu konzentrieren, das man separat betreiben solle. 300 der 400 Mitarbeiter wurden entlassen.
Strategie mit drei Geschäftszweigen
Dabei sah es im Sommer 2022 gar nicht so schlecht aus für die Zukunft des Projekts. Das finale Design des Elektroauto namens Sion wurde präsentiert, das parallele Geschäft mit Solartechnologie für das Transportgewerbe begann Früchte zu tragen. Und so zeichnete sich die Hoffnung ab, dass die Zukunft von Sono Motors über drei Standbeine abzusichern sei: Produktion und Vertrieb des Sion als das eine Standbein. Die entwickelte Solartechnologie als das zweite. Standbein Nummer drei sollte die Sharing-App werden, mit der man auf längere Sicht ebenfalls nennenswerte Einnahmen erzielen wollte.
Die Idee: ein Solar-Elektroauto zum Teilen
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Von der Idee her sollte der Sion ein Elektroauto für die ganze Familie sein: geräumig, relativ leicht bezahlbar und trotzdem mit technischen Innovationen gesegnet. Die Batterie mit einer Energiekapazität von 54 kWh sollte dem Serien-Sion zu einer WLTP-Reichweite von 305 Kilometern verhelfen. Dabei sollten die kritischen Materialien Kobalt, Mangan und Nickel nicht vonnöten sein. Der vorgesehene Akku nutzt die als besonders robust und sicher geltende Lithium-Eisenphosphat-Technologie (LFP). Seine Lebensdauer war für bis zu 900.000 Kilometer Fahrbetrieb ausgelegt.
Strom aus Solarpaneelen
Dazu wäre die von Solarpaneelen am Auto erzeugte Energie gekommen. Was laut Sono Motors einer zusätzlichen Reichweite von 112 Kilometern pro Woche entsprochen hätte. Möglich sei das bei Wetterverhältnissen, wie sie laut Statistik in Süddeutschland üblich sind. Bei konstanter Sonneneinstrahlung seien sogar bis 245 Kilometer zusätzliche Reichweite pro Woche drin gewesen.
Das Besondere: Die Solarmodule sind deutlich leichter als die einer Photovoltaik-Anlage fürs Haus und im Gegensatz dazu auch flexibel gestaltet. Waren die ersten Solarpaneele bei den Prototypen noch aufgeklebt und etwas fragil, wurden sie immer besser in die Kunststoffbeplankung des Autos integriert. Damit war ein technischer Meilenstein geschafft.
Sono Motors hat die Solartechnik gemeinsam mit dem finnischen PV-Zellen-Spezialisten Valoe entwickelt und hält Patente darauf. Wie viel an Energie damit erzeugt wird, ließ sich am Mitteldisplay im Auto verfolgen. Der damalige Entwicklungschef Markus Volmer erklärte bei einer Testrunde: "Die Gesamtleistung der 248 Solarzellen beträgt theoretisch bis zu 1000 Watt."
Sharing-App zum Teilen
Eine weitere Besonderheit war die eigens entwickelte Sono Sharing App, die nicht nur für Vorbesteller des Sion, sondern für alle Autofahrer in den App-Stores zugänglich sein sollte. Für Menschen, die ihr Fahrzeug mit anderen Menschen teilen wollen – egal, ob es ein Elektroauto oder irgendein Fahrzeug mit einem herkömmlichen Verbrennungsmotor ist.
Das App-Angebot zielte darauf ab, das Potenzial von Millionen von Autos zu aktivieren, die jeden Tag ungenutzt bleiben. In Pilotprojekten von Sono Motors in und um München wurde die Fahrzeugauslastung um bis zu 150 Prozent gesteigert. Die monatlichen Autokosten seien in einem Fall um bis zu 85 Prozent gesenkt worden.
Solar Kits für alle
Trotzdem fehlte dann bald wieder das Geld. Die Haupt-Investoren von Sono Motors setzten durch, alle Aktivitäten auf die fahrzeugspezifische Solartechnologie zu fokussieren. Vereinbarungen mit verschiedensten Transport-Unternehmen, zum Beispiel dem Lkw-Hersteller MAN, dem französischen Kühlfahrzeughersteller Chereau oder dem Logistik-Spezialisten Rhenus in Westfalen schienen aussichtsreich.
Mit dem "Solar Bus Kit" bot das Start-up zudem eine Nachrüstlösung für Diesel- und Elektrobusse der 12-Meter-Klasse an. Das zielte auf die riesige Flotte der Busse, die im öffentlichen Nahverkehr eingesetzt werden. Nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa.
Heizung, Lüftung und Klimaanlage der Busse können so mit erneuerbarer Energie betrieben werden. Die Fläche an Solarmodulen beträgt rund acht Quadratmeter. Durch den Energieertrag würden bis zu 1500 Liter Diesel und bis zu vier Tonnen CO₂ pro Bus und Jahr eingespart, rechnete Sono Motors vor. Betreiber von Busflotten könnten laut Sono Motors nach etwa drei bis vier Jahren mit Rentabilität rechnen.
Wenn es gut läuft, rettet sich wenigstens die Solarsparte in die neue Zeit. Den Sion, soviel ist heute klar, werden wir niemals auf der Straße fahren sehen.
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