Porsche Cayenne E 2026: Das Rekuperations-Monster

Ein Porsche muss Bestmarken setzen. Das macht der neue Cayenne E, der 2026 auf den Markt kommt, zum Beispiel mit seinem Elektroantrieb und 600 kW Energierückgewinnung. Eine erste Testfahrt mit Prototypen im Norden Spaniens.
Elektroantrieb mit 1000 PS Boostleistung
Rekuperation wie in der Formel E
3,5 Tonnen Anhängelast erlaubt
Erst Leuchtturm, dann rote Laterne - zwar hat Porsche mit dem Taycan schon ganz früh gegen Tesla gekontert und sich vor die Flut an Elektroautos aus China gesetzt. Doch inflationäre Restwerte und wachsende Konkurrenz haben den Taycan zum Sorgenkind gemacht. Und als wäre das nicht schon bedauerlich genug, haben die Schwaben auch noch den Start des elektrischen Macan mit über einem Jahr Verspätung verstolpert.
Umso größer ist der Druck auf Michael Schätzle. Er verantwortet die Entwicklung des neuen Cayenne E – und muss nun endgültig beweisen, dass Porsche den Bogen nicht nur bei Benzinern, sondern auch beim Elektroauto raus hat.
Weil der Cayenne mit Elektroantrieb erst 2026 auf den Markt kommt, muss einstweilen eine Prototypen-Testfahrt im Hinterland von Barcelona Auskunft geben, was das Luxus-SUV der vierten Generation wirklich kann.
Porsche Cayenne E: Das Fahrerlebnis

Dabei erlebt man den Cayenne als alten Bekannten und doch ganz neu: Was man unter der dezenten Tarnung ausmachen kann, sieht unverkennbar nach Cayenne aus. Selbst wenn der Wagen für den cw-Wert etwas flacher geworden ist und sich für den Mehrwert im Innenraum in Radstand und Länge ein wenig streckt.
Und was man an Schätzles Seite bei der Fahrt über einsame Straßen im Nirgendwo hinter Barcelona erlebt, fühlt sich so sportlich an, wie man es bei einem Porsche erwartet - egal ob auf dem Hochsitz eines Geländewagens oder wie im Sportwagen mit dem Hintern am Asphalt.
Präzise, kontrollierbar und überraschend handlich schneidet der Koloss durch die Kurven und gibt dabei je nach Fahrprofil den entspannten Gleiter oder den engagierten Fighter, der mal wolkenweich über die Straße schwebt und mal bretthart jede Bodenwelle weitergibt.

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Die Technik des Elektro-SUV von Porsche

Die technische Basis dafür liefert eine Porsche-eigene Weiterentwicklung des PPE-Baukasten aus der Kooperation mit Audi. Sie hat jetzt nicht nur Allradlenkung und wie Taycan oder Panamera das Active Ride-Fahrwerk, das sich mit seinen elektrischen Stellmotoren rasend schnell an Fahrbahn und Fahrstil anpasst.
Vor allem gibt es schon wieder eine neue Generation von Akkus und Antrieben. Die wassergekühlte Batterie besteht aus neuen Modulen und wird tiefer im Fahrzeug integriert, was Platz und Gewicht spart und den Temperaturhaushalt optimiert. Die ölgekühlten Motoren haben deutlich mehr Leistung. Das macht den Cayenne vollgasfest und erlaubt obendrein neue Bestwerte an der Ladesäule.

So ermöglicht die 800-Volt-Architektur nun Spitzen von mehr als 400 kW Ladeleistung, zapft die Energie für 300 Kilometer in weniger als zehn Minuten nach und schafft den Sprung von 10 auf 80 Prozent in etwa einer Viertelstunde. Dabei braucht der Cayenne zum Laden erstmal gar keinen Stecker: Mit 600 kW Rekuperationsleistung gewinnt er beim Bremsen ähnlich viel Energie zurück wie ein Formel-E-Auto.
Porsche will beim Cayenne allerdings nicht nur mit elektrischen Highlights punkten und mit einer Fahrdynamik, die den Elektro-Cayenne zum Elfer unter den Elefanten macht. Das neue Modell will auch seinen Ruf als Praktiker in der Porsche-Palette festigen. Mit dem neuen Format gibt es deshalb im Fond mehr Platz, der Kofferraum wächst um knapp 100 Liter – die 90 Liter Frunk unter der elektrisch öffnenden Bughaube nicht mitgerechnet. Ach ja: Wenn gefordert, darf der Cayenne bis zu 3,5 Tonnen Anhängelast an den Haken nehmen.
Die Cayenne E Modellpalette

Zum Start gibt es den Cayenne in drei Konfigurationen: immer mit Allrad, immer mit brutto 113 kWh im Akku und immer mit mehr als 600 Kilometer Reichweite. Dabei wird schon das Basismodell über 400 PS haben, stellt Baureihenleiter Schätzle in Aussicht. Der Cayenne S dürfte zwischen 600 und 700 PS entwickeln. An der Spitze steht ein "Turbo", der mit Launch-Control auf über 1000 PS kommt.
Wenn man Schätzle glaubt, soll es anders als etwa beim Elfer oder beim aktuellen Modell darüber hinaus nicht mehr viele andere Varianten geben. Klar, ein Coupé werden die Zuffenhausener wieder bauen, weil sich das beim bisherigen Cayenne bestens verkauft hat. Aber Marketing-Sperenzchen wie einem Turbo GT erteilt Schätzle genauso eine Absage wie einem abgespeckten Basismodell mit Heckantrieb und Schrumpf-Akku.
Atemberaubende Fahrleistungen
Beides ist auch nicht nötig. Der Turbo ist mit einem Sprintwert von deutlich unter drei Sekunden bis 100 und weniger als zehn Sekunden bis 200 km/h schon jetzt so schnell, dass man vor dem Kickdown seine Nackenmuskeln trainieren sollte. Und er bedient mit mehr als 250 km/h Topspeed auch die eilige Elite der Autobahn.
Der Preis des Porsche Cayenne E
Der Preis für das E-Modell wird auf dem gleichen Niveau liegen wie für die Verbrenner, die aktuell bei ziemlich genau 100.000 Euro starten. Alles andere wird auch nicht funktionieren. Denn während Taycan und Panamera vergleichsweise weit auseinanderliegen und beim Macan zumindest in Europa kein Weg am E-Modell vorbeiführt, haben die Kunden beim Cayenne auch weiter die Wahl.
Cayenne mit Benziner wird weiter produziert
Denn diesmal probieren die Schwaben den Paarlauf - und lassen die dritte Generation des Cayenne nach einem neuerlichen Update auf vorerst unbestimmte Zeit weiterlaufen. Die bisherige dritte Generation bietet Motoren mit 260 bis 382 kW Leistung. Die Topversion Cayenne S E-Hybrid Tiptronic kostet 126.500 Euro. Der folgende ADAC Test des etwas leistungsschwächeren E-Hybrid Tiptronic S stammt vom Dezember 2024.
Hier der Link zum ausführlichen Test des Porsche Cayenne E-Hybrid Tiptronic S (2024) als PDF
Text: Thomas Geiger
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