Mercedes CLS im Test: So komfortabel wie die S-Klasse

Mercedes CLS: Ziemlich glatte Flächen statt Sicken und Kanten
Mercedes CLS: Ziemlich glatte Flächen statt Sicken und Kanten© Mercedes

Die dritte Generation des Mercedes CLS fährt sich wie eine kleine S-Klasse. Wie schneidet das viertürige Coupé im ADAC Test ab? Testergebnisse, technische Daten, Testvideo

  • Edler Innenraum mit Widescreen-Display und bis zu 64 Innenraumfarben

  • Testverbrauch beim CLS 400 d: 6,8 Liter Diesel/100 km

  • Überragender Fahrkomfort und direktes Handling

Keine Frage, wer ein Auto mit möglichst viel praktischem Nutzwert sucht, ist beim Mercedes CLS falsch: Trotz fast fünf Metern Länge geht es im Fond des CLS deutlich beengter zu als in einer gleich langen Limousine – die elegante, aber flache Coupéform erlaubt nun mal keine üppigen Platzverhältnisse.

Schon beim Einsteigen heißt es hinten: Kopf einziehen und sich reinschlängeln. Ein paar Millimeter mehr Bein- und Kopffreiheit im Vergleich zum Vorgänger sollen es laut Mercedes zwar sein, doch große Mitfahrer sitzen in gewöhnlichen Limousinen einfach besser. Bereits bei 1,80 Metern Körpergröße nehmen die Fondpassagiere Kontakt mit dem Dach auf. Immerhin dürfen hinten nun drei Personen mitfahren, bei den Vorgängern waren es nur zwei.

Mercedes CLS: Innen wohnlich elegant

Doch um Platz wird es den wenigsten CLS-Käufern bisher gegangen sein, vielmehr dürften sie nach Optik und Fahrkomfort entschieden haben. Elegant und wie aus einem Guss geformt wirkt die dritte Generation zwar immer noch, doch auch ein bisschen konturloser als die Vorgänger. Wer stattdessen auf den extravaganten Kombi (Shooting Brake) spekuliert, geht leer aus: CLS Nummer drei gibt es nur noch als Stufenheck. Beim kleineren Bruder CLA wurde die Shooting-Brake-Version stattdessen wieder aufgelegt.

Im Innenraum ziehen die Schwaben alle Register, die sie zur Verfügung haben: Nicht nur Holz, Leder und Carbon (beim AMG-Modell) schaffen eine edle Atmosphäre. Die Ambientebeleuchtung (Serie) mit 64 Farben strahlt aus jeder Cockpit-Ritze und umfasst sogar illuminierte Lüftungsdüsen, die je nach gewünschter Temperatur in rot oder blau leuchten.

Und wer will, kann sich beduften oder massieren lassen. Das stylische Armaturenbrett mit mittlerweile serienmäßigem Widescreen-Display scheint hinter einer großen Glasabdeckung auf dem Cockpit zu stehen und beherbergt frei konfigurierbare Digitalinstrumente. Was dem ein oder anderen zu viel des Guten sein dürfte, findet ein anderer gerade richtig, um das moderne Lounge-Ambiente im CLS zu unterstreichen.

Die Bedienung offenbart allerdings ein paar Schwächen. Sowohl der Dreh-Drückregler als auch das Touchpad sind nicht ideal angeordnet und die Funktionsweise ist teils unlogisch. Blind beherrschen kann das System wohl nur, wer sich intensiv damit befasst hat.

Die Motoren: drei Diesel, zwei Benziner

Unzweifelhaft ist dagegen der überragende Fahrkomfort, der nah an dem der S-Klasse liegt. Selbst bei groben Straßenunebenheiten bleibt das Coupé völlig unbeeindruckt und lässt Insassen wie in Watte gepackt darüber schweben. Im Sport-Programm rollt der CLS kaum weniger komfortabel dahin. Keine Frage: Die Fahrwerksabstimmung ist gelungen, zumal der CLS mit seiner direkten Lenkung auch noch recht dynamisch durch die Kurven wischt – das hat er der dicken S-Klasse eindeutig voraus.

Auch im ADAC Ausweichtest macht der Mercedes eine gute Figur, er durchfährt den Parcours mit hoher Geschwindigkeit und gleichzeitig gut beherrschbar. Im Grenzbereich neigt er zum Untersteuern, bleibt dabei sicher und gut kontrollierbar. Der beim 400 d obligatorische Allradantrieb sorgt dafür, dass der CLS die 700 Newtonmeter des Dreiliter-Diesels verlustfrei auf den Asphalt bringt.

Der CLS fährt sehr leise

Die Geräusche sind so gut gedämmt, dass auf rauem Untergrund hauptsächlich Reifenabrollgeräusche zu hören sind – was auch am Akustik-Komfort-Paket (1309 Euro) liegt, mit dem der Testwagen ausstaffiert war. Ein geräuschdämmendes Sicherheitsglas und zusätzliche Verkleidungen und Abdichtungen lassen den Lärm draußen. Das Schallmessgerät bestätigt den angenehm leisen Eindruck mit gemessenen 65 db(A) bei 130 km/h.

Welcher der Motoren (drei Diesel mit 194, 265 und 330 PS, zwei mild hybridisierte Benziner mit 367 und 435 PS) unter der Haube arbeitet, lässt sich nur für geübte Ohren erahnen. Nur die 435 PS starke AMG-Version darf beim Beschleunigen zumindest ein bisschen mehr grollen als die anderen Varianten.

Die getestete Version, der CLS 400 d mit jetzt 330 PS (im Test mit 340 PS), ist schlicht eine Wucht. Weil das satte Drehmoment von 700 Newtonmeter schon bei 1200 Umdrehungen anliegt, prescht das Coupé in jeder Lebenslage eindrucksvoll nach vorn. Und weil der Motor so gleichmäßig und akustisch unaufgeregt seine Leistung abgibt, verrät hauptsächlich die Tachonadel, wie rasant es wirklich vorangeht. Den Spurt von 60 auf 100 km/h erledigt der Mercedes in flotten 3,2 Sekunden.

48-Volt-Technik für die Benziner und einen Diesel

Sportlich und komfortabel zugleich: Mercedes CLS © Mercedes

Bei den Benzinern ist ein 48-Volt-Bordnetz serienmäßig, das im Zusammenspiel mit einem Startergenerator eine softe Hybridisierung ermöglicht. Rein elektrisch fahren kann das Coupé damit zwar nicht, doch das EQ Boost genannte System bringt noch einmal zusätzlich 22 PS, nimmt dem Benziner beim Beschleunigen Arbeit ab und sorgt für einen Extra-Schub. Zudem kann der CLS länger "segeln". Das heißt: In bestimmten Fahrsituationen bleibt der Benziner ausgeschaltet.

Dem getesteten Diesel wird die Soft-Hybridisierung im Gegensatz zu seinem etwas schwächeren Kollegen namens CLS 300 d mit 265 Verbrenner- und 20 Elektro-PS nicht zuteil, sodass er keine Sparrekorde einfahren kann. 6,8 Liter Diesel auf 100 Kilometer gemessen im ADAC Ecotest sind dennoch für die gebotene Leistung und Fahrzeugklasse kein schlechter Wert. Vorbildlich sauber fallen die Abgase des CLS 400 d aus. Weder bei Partikeln, noch beim Stickoxid gibt es Auffälligkeiten.

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Die Assistenzsysteme übernimmt der CLS komplett von der S-Klasse, auch den vorausschauenden Tempomaten. Er hält sich an die über eine Kamera erkannten Tempolimits und weiß, vor welcher Kurve er automatisch abbremsen muss. Dem automatisierten Fahren kommt der CLS damit schon recht nah, auch wenn die Hände immer am Lenkrad bleiben müssen. Bei der Bedienung dürfte sich der ein oder andere allerdings am Anfang schwer tun. Nicht nur die Anzeigen sind recht überfrachtet, auch die Einstellmöglichkeiten fallen ein wenig zu umfangreich aus. Hier wäre weniger mehr.

Unter dem Strich ist der Mercedes CLS ein schönes Coupé für Genießer, die sich von der Masse abheben wollen und nicht das Platzangebot einer S-Klasse brauchen.

Lesen Sie hier den ausführlichen Testbericht zum Mercedes CLS 400d AMG Line 4Matic als PDF.
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Mercedes CLS: Technische Daten, Preis

Technische Daten (Herstellerangaben)

Mercedes CLS 400 d 4Matic

Motor

6-Zylinder-Reihen-Turbodiesel, 2925 cm³, 250 kW/340 PS (jetzt 243 kW/330 PS), 700 Nm bei 1200 U/min

Fahrleistungen

5,0 (jetzt 5,2) s auf 100 km/h, 250 km/h Spitze

Verbrauch

6,7 - 7,4 l Diesel/100 km, CO₂-Ausstoß 175 - 194 g/km

Maße

L 4,99 / B 1,89 / H 1,44 m

Kofferraum

520 l

Leergewicht

1935 kg

Preis

ab 81.717,30 €

Test von 2018

ADAC Messwerte

ADAC Messwerte (Auszug)


Überholvorgang 60-100 km/h

3,2 s

Bremsweg aus 100 km/h

34,1 m

Wendekreis

12,0 m

Testverbrauch / CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest

6,8 l Diesel/100 km, 215 g CO₂/km (well-to-wheel)

Reichweite

735 km

Innengeräusch bei 130 km/h

65,2 dB(A)

Leergewicht / Zuladung

1992 / 553 kg

Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch

445 / 775 / – l

ADAC Testergebnis

ADAC Testergebnis


Karosserie/Kofferraum

2,7

Innenraum

2,4

Komfort

1,6

Motor/Antrieb

1,1

Fahreigenschaften

1,9

Sicherheit

1,4

Umwelt/EcoTest

3,0

Gesamtnote

2,0

Die Kapitel Sicherheit und Umwelt werden doppelt gewertet; Notengrenzen: 0,6 – 1,5 sehr gut; 1,6 – 2,5 gut; 2,6 – 3,5 befriedigend; 3,6 – 4,5 ausreichend; 4,6 – 5,5 mangelhaft

Das hat uns gefallen: Hoher Fahrkomfort. Kräftiger Motor mit vorbildlicher Laufkultur. Sehr saubere Abgase. Sehr hohes Sicherheitsniveau.       

Das hat uns nicht gefallen: Schlechte Rundumsicht. Großer Tank nur gegen Aufpreis. Teuer in Anschaffung und Unterhalt. Eingeschränkter Platz im Fond.

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