Piëch GT: Elektrosportwagen der Zukunft
Als Piëch Mark Zero trat er an, um die Welt der Elektroautos zu revolutionieren. 2024 kommt er als Piëch GT auf den Markt. Mit einer neuartigen Batterie soll sich der 611 PS starke, zweisitzige Sportwagen in fünf Minuten aufladen lassen.
Aus der Studie Piëch Mark Zero wurde der E-Sportwagen Piëch GT
Verkaufsstart: 2024, Preis: Ab ca. 150.000 Euro
Neben dem Zweisitzer entstehen ein Viersitzer und ein SUV
Die Batterie basiert auf einem völlig neuen Zelltyp aus China
Wer den Namen Piëch hört, denkt sofort an Ferdinand, den 2019 verstorbenen Ex-VW-Vorstandschef, begnadeten Ingenieur und Strategen. Doch hinter dem aufsehenerregenden Sportwagen-Projekt Mark Zero steht Anton M. Piëch, einer von Ferdinands Söhnen. Zusammen mit Kreativdirektor Rea Stark Rajcic hat er eine neue Automarke gegründet: Piëch Automotive.
Wie sich die Firmengründer einen Elektrosportwagen vorstellen, haben sie auf dem Autosalon in Genf 2019 gezeigt: Die Konzeptstudie Piëch Mark Zero war schon optisch ein echter Knaller! "Das Design lehnt sich an das klassischer Sportwagen aus den 60er-Jahren an", sagt Designer Rajcic. Dass die Front ein wenig an Aston Martin erinnert, ist also kein Zufall. Eher ungewöhnlich ist, dass das Design der Studie fast unverändert in die Serie übernommen wird.
Piëch Mark Zero/GT mit drei Elektromotoren
Der zweisitzige Sportwagen wird rein elektrisch angetrieben, aber später sind auch weitere Varianten denkbar, etwa ein Hybrid-Benziner oder eine Version mit Brennstoffzelle. Doch zunächst konzentriert sich die in Zürich und Memmingen ansässige Firma auf den Elektroantrieb. Und der hat es in sich: Ein Asynchron-Elektromotor sitzt an der Vorder-, zwei Synchron-Elektromotoren sind an der Hinterachse platziert. Jeder hat eine Leistung von 150 kW – was eine Systemleistung von bis zu 611 PS ergibt.
Die Batteriemodule sind im Mitteltunnel und als Block auf der Hinterachse verteilt. Die Gesamtkapazität des Akkupakets mit 75 kWh soll für 500 Kilometer nach WLTP-Messzyklus reichen. Von 0 auf 100 km/h beschleunigt der Mark Zero in unter drei, auf 200 km/h in weniger als neun Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 250 km/h. Das ist Tesla-Niveau.
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Die 75-kWh-Batterie wird nicht heiß
Dabei kommen im Piëch GT standfeste Batterien zum Einsatz. Die werden auch bei höchster Beanspruchung nicht heiß. Deshalb muss die Leistung auch bei einer Vollgasfahrt nicht runtergeregelt werden.
Möglich macht das ein völlig neu entwickelter Zelltyp für den Akku: Die Batterien wie die gesamte Verkabelung stammen aus China, die mitentwickelte Technik zum Schnellladen mit bis zu 350 kW ebenfalls. Auch beim Turboladen soll sich die Batterie um nicht mehr als 15 Grad erwärmen – das hätten der TÜV Süd, die Hochschule Esslingen und Hofer Powertrain in unabhängigen Tests bereits bestätigt. „Den von uns verwendeten Pouch-Zellen gehört ganz klar die Zukunft – sowohl in puncto Gewicht wie im Hinblick auf die Schnelllade-Fähigkeit", heißt es bei den Newcomern. "Und besonders erfreulich ist für uns, dass die eigens für Piëch entwickelte Batterie so auch ohne weiteres für die Nutzung in Serie verwendet werden kann.“
Der Piëch GT wiegt nur 1,8 Tonnen
Eine Wasserkühlung brauche die Batterie daher nicht. "Wir können dadurch 200 Kilogramm Gewicht sparen", erklärt Chefentwickler Klaus Schmidt, der vorher bei der BMW M GmbH 30 Jahre lang Sportwagen entwickelt hat und auch schon beim chinesischen Autobauer Qoros tätig war. Der Mark Zero, der als Piëch GT auf den Markt kommen wird, soll daher nur 1800 Kilogramm auf die Waage bringen.
Der Akku ermöglicht es zudem, die Rekuperationsenergie beim Abbremsen des Fahrzeugs außerordentlich gut aufzunehmen. Mit bis zu 0,6 g kann die Flunder rein über den Generator und ohne Zutun der mechanischen Bremsen verzögern. Und das ist gerade für einen Sportwagen sinnvoll, der speziell auf kurvigen Strecken häufig stark abgebremst wird.
Was hinter der Batterietechnik genau steckt, will Schmidt noch nicht näher erläutern. Momentan würden noch mehrere Patente zur Zelltechnik angemeldet, sodass man technische Details noch nicht verraten könne. Nur so viel: Es handelt sich nicht um eine Festkörper-, sondern um eine Lithium-Ionen-Batterie des chinesischen Herstellers Desten. Weil bei ihr der Widerstand geringer sei als bei bisherigen Batterien, könne sie sehr schnell und vor allem auch verschleißfreier geladen werden. Von 3000 Ladezyklen spricht Schmidt, auch 5000 seien machbar.
Ladedauer: Vier Minuten und 40 Sekunden
Der wirkliche Clou ist aber die versprochene Ladezeit. In nur knapp fünf Minuten soll der Akku von null auf 80 Prozent seiner Kapazität geladen werden können. Das setzt allerdings einen eigens von TGOOD entwickelten Schnelllader voraus, die die 350 kW auch aufbringen kann, die der Akku verträgt. Der chinesische Ladesäulenhersteller hat im Heimatland bereits 210.000 Ladesäulen installiert.
Der Elektrosportler hat einen eigenen Stecker
Geht es nach Anton Piëch, soll auch bei uns möglichst rasch ein Schnellladenetz entstehen. Nur, allein sei das nicht zu schaffen, sagt Piëch und hofft, dass auch andere Autobauer mitziehen und auf die innovative Batterie- und Ladetechnik setzen. Der Vorteil: Weil die Komponenten trotz der immensen Ströme nicht so heiß werden, braucht die TGOOD-Säule keine wassergekühlten Ladekabel wie die 350-kW-Säulen von der Firma Ionity*, die an den Autobahnen für Porsche Taycan & Co. installiert werden. Der Haken: Es braucht einen eigenen Stecker. Zwar könne auch der Piëch-Sportwagen die Ionity-Säulen nutzen, aber die Ladezeit würde sich dann auf acht Minuten verlängern, sagt Piëch. Auch das ist nicht wirklich lang.
Auch eine Schnellladesäule für zu Hause mit eingebautem 100-kWh-Speicher, der zum Beispiel den eigenen Solarstrom speichern kann, ist angedacht.
Verkaufsstart im Jahr 2024 geplant
Die Erprobung des ersten GT-Prototypen läuft laut der Sportwagenbauer planmäßig. Bis März 2022 soll der zweite Prototyp fertiggestellt werden, eine weitere Serie von mehreren Fahrzeugen noch im selben Jahr folgen. Piëch folge dabei exakt den bewährten Erprobungszyklen deutscher Premium-Hersteller, teste auch bei Hitze und Staub, bei Minustemperaturen in Eis und Schnee sowie auf anspruchsvollen Straßen und Rennpisten wie etwa auf der Nürburgring Nordschleife, heißt es aus Memmingen.
200 Entwickler arbeiten momentan an drei Fahrzeugvarianten: Neben dem zweisitzigen Sportwagen, der in der Serienversion GT heißen wird, soll ein Viersitzer namens GT4 sowie ein sportlicher SUV GTX kommen – alle auf der gleichen technischen Plattform. Denkbar wären zudem ein Cabrio oder ein Pick-up. Die variable und modular aufgebaute Plattform sei "einmalig auf der Welt", meint Chefentwickler Schmidt.
Interessant: Piëch setzt auf rund 60 eigene, authentische Marken-Stores und nicht auf ein herkömmliches Franchise-System. Der Piëch GT soll "in den wichtigsten EU-Märkten sowie den USA und China und anderen außereuropäischen Märkten" angeboten werden: Als Service-Partner kämen nur renommierte Unternehmen in Frage, die über ein hervorragendes und flächendeckendes Service-Netz verfügen.
Dass der Piëch GT kein billiges Vergnügen wird, liegt auf der Hand. Die Rede ist von einem Preis zwischen 150.000 und 170.000 Euro. Interessenten müssen sich indes noch eine ganze Weile gedulden. Der Marktstart ist für 2024 vorgesehen.
Aus dem Mark Zero werden GT, GT4 und GTX
Technische Daten* (Herstellerangaben) | Piëch GT |
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Motor / Antrieb | Ein Asynchron-Motor vorn, zwei Synchron-Motoren hinten, Systemleistung 450 kW/611 PS |
Fahrleistungen | 0 auf 100 km/h: < 3,0 s, (GT4: 3,8 s; GTX: 4,7 s), 250 km/h Spitze |
Batteriekapazität | 75 kWh |
Reichweite nach WLTP | ca. 500 km |
Maße | L 4,43 (GT4: 4,82; GTX: 4,90) / B 1,99 / H 1,25 m |
Radstand | 2,62 m |
Gewicht | < 1800 kg |
Preis ca. | 150.000 bis 170.000 Euro |
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