Die Messung der Profiltiefe zeigt: Ihre Autoreifen sind abgefahren und müssen ersetzt werden. Wie aber können Sie die Altreifen fachgemäß und umweltgerecht entsorgen? Infos, Kosten und Tipps. Bis zu 600.000 Tonnen Altreifen fallen im Jahr an Alte Autoreifen gehören nicht in den Hausmüll Die illegale Entsorgung kostet bis zu 1000 Euro Autoreifen haben mehr als nur ein Leben. Jedenfalls, wenn sie fachgemäß entsorgt und recycelt werden. In Deutschland ist die Entsorgung gesetzlich geregelt. Denn bei falscher oder illegaler Entsorgung stellen Altreifen aufgrund der darin enthaltenen Stoffe eine potenzielle Gefahr für Mensch und Umwelt dar. Bei aktuell etwa 49 Millionen zugelassenen Pkw in Deutschland kommt eine riesige Menge "Reifenabfall" zusammen: Pro Jahr fallen zwischen 500.000 und 600.000 Tonnen Altreifen in Abfallentsorgungsanlagen an. Bußgelder bei falscher Entsorgung Das nicht umweltgerechte Entsorgen von Altreifen ist kein Kavaliersdelikt. Schon für bis zu fünf illegal entsorgte Pneus zahlen Sie je nach Bundesland bis zu 1000 Euro Bußgeld. In Nordrhein-Westfalen kann es seit 2022 sogar noch deutlich teurer werden – die genaue Höhe der Verwarnung liegt im Ermessen der zuständige Behörde. Grundsätzlich gilt: Je mehr Sie unerlaubt entsorgen, desto härter die Strafe. Nicht nur das Entsorgen im Hausmüll ist verboten, auch das Verbrennen und Vergraben von Altreifen im eigenen Garten oder in der Natur. So lassen sich Autoreifen entsorgen Dort, wo Sie Ihre neuen Reifen kaufen, können Sie die alten auch gleich bequem abgeben – also entweder direkt beim Reifenhändler oder beim Autohändler. Die kümmern sich dann um die weiteren Schritte im Entsorgungsprozess. Sie können Ihre alten Pneus auch direkt bei einem auf Reifenentsorgung spezialisierten Verwertungsbetrieb abliefern. Zertifizierte Altreifenentsorger haben sich in der Initiative ZARE zusammengeschlossen. Hier finden Sie ZARE-Partner in Ihrer Nähe. Laut Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk (BRV) nehmen auch Wertstoffhöfe Altreifen unter bestimmten Voraussetzungen an. Erkundigen Sie sich hierzu bei Ihrem lokalen Wertstoffhof. Dort können geringe Gebühren für die Entsorgung anfallen. Der Weg zu einer umweltbewussten und nachhaltigen Altreifenentsorgung beginnt bei Ihnen – vergewissern Sie sich also, dass der von Ihnen gewählte Fachbetrieb wirklich seriös arbeitet. Das kostet die Entsorgung Die Entsorgungskosten kalkulieren viele Firmen im Reifenfachhandel bereits im Kaufpreis der Neureifen ein. Sie tragen als Kunde in diesem Fall keine Extrakosten für das Entsorgen. Bei anderen Fachhändlern sind die Entsorgungskosten als gesonderter Posten auf der Rechnung aufgeführt. Lassen Sie sich von Ihrem Händler vorab erläutern, wie er hier vorgeht. Die Gebühren bei der Entsorgung über Autohändler, Werkstätten, Fachbetriebe oder Wertstoffhöfe sind nicht einheitlich geregelt, sondern variieren regional und lokal: Wertstoffhöfe in Köln verlangen beispielsweise 7,14 Euro pro Reifen. In Magdeburg werden 4 Euro für einen Reifen mit oder 3 Euro ohne Felge fällig. Und in Nürnberg ist die Entsorgung von bis zu 10 Reifen für die Bewohnerinnen und Bürger kostenlos. Informieren Sie sich also vorab über die anfallenden Kosten. So wird man die Kompletträder los Sie können nicht nur Ihre alten Reifen, sondern auch Kompletträder – also Reifen mit Felgen – nach den bereits genannten Kriterien entsorgen lassen. Sollte ein Komplettrad noch über mehr als die vorgeschriebene Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimeter verfügen, kommt auch ein Verkauf in Betracht. Gebrauchtreifenverkauf ist nicht verboten Der Verkauf von Gebrauchtreifen von Privat zu Privat ist grundsätzlich nicht verboten. Der ADAC rät davon ab, Altreifen zu kaufen, denn für den Laien ist eine professionelle Beurteilung des Reifenzustands faktisch nicht möglich. Das passiert mit Altreifen Im Kreislaufwirtschaftsgesetz gelten Altreifen als "überwachungsbedürftige Abfälle". Deshalb müssen Transport, Sortierung, Lagerung und Verwertung alter Pneus der zuständigen Behörde gemeldet werden. Entsorgungsfachbetriebe benötigen eine behördliche Genehmigung. Verwertet werden Altreifen auf vier Arten: Stoffliche Verwertung Beim stofflichen Recycling werden die hierfür geeigneten Altreifen zu Schnipseln von ungefähr fünf Zentimetern und kleiner geschreddert. Nur so können die Bestandteile Gummi, Textilfasern und Metall getrennt werden. Diese Methode gewinnt immer mehr an Bedeutung, rund zwei Drittel der Altreifen werden inzwischen stofflich verwertet. Ein Großteil des so entstehenden Granulats und Gummimehls geht in die Herstellung neuer Autoreifen. Thermische Verwertung Etwa ein Drittel der Altreifen wird in Zellstoff-, Kraft- und vor allem Zementwerken als so genannter Sekundär-Brennstoff thermisch verwertet, also verbrannt. Nicht brennbare Anteile werden in der Zementproduktion als Bestandteile des Zementklinkers verwendet. Der Umfang der thermischen Verwertung nimmt in seit einigen Jahren sukzessive ab. Runderneuerung Immerhin 24.000 Tonnen des Altreifenmaterials werden jährlich für die Produktion runderneuerter Reifen primär für Nutzfahrzeuge in Deutschland eingesetzt. Dafür verwendet man die Karkassen – also den Reifenunterbau – der ausgemusterten Pneus. Export Rund 66.000 Tonnen Altreifen werden jährlich in Länder exportiert, in denen deutliche geringere Anforderungen an Autoreifen gestellt werden. Dort werden sie weiter genutzt. Etwa 55.000 Tonnen Altreifen gehen pro Jahr außerdem zur Runderneuerung in den Export. Text: Jörg Peter Urbach. Fachliche Beratung: Ruprecht Müller. Mit Material des BDR