Maut auf Autobahnen in Frankreich: Free-Flow mit Tücken

Autos in Frankreich an der autobahn-Maut Station
Frankreich stellt auf Free-Flow-Maut um: Künftig gibt es keine Schranken und Bezahlhäuschen mehr© Shutterstock/George Trumpeter

Lange Wartezeiten an französischen Mautstationen gehören mehr und mehr der Vergangenheit an: Auf Autobahnen in Frankreich wird eine Free-Flow-Maut eingeführt. Wo das neue System bereits läuft und welche Fallen es gibt.

  • Update: Vorsicht vor Maut-Abzocke

  • A13 seit Ende 2024 komplett mit Free-Flow

  • Übersichtskarte aller Free-Flow-Autobahnstrecken

  • Neue Mautbezahlung: Zeitfenster von 72 Stunden

Die meisten französischen Autobahnen sind gebührenpflichtig. Anhalten an Mautstationen und Ticketziehen waren bisher die Regel. Doch das ändert sich nun Schritt für Schritt.

Maut in Frankreich: Free Flow statt Mauthäuschen

Auf Frankreichs Autobahnen richtet sich die Höhe der Maut nach der gefahrenen Strecke. Der Betrag musste bisher an den Mautstationen entrichtet werden. Doch das Nachbarland schafft diese sukzessive ab. In den kommenden Jahren soll die gesamte französische Mautbezahlung auf ein digitales System, die sogenannte Free-Flow-Maut (auf Französisch péage en flux libre) umgestellt werden.

Auf diesen Autobahnen gibt es Free Flow

Bereits eingeführt wurde die Free-Flow-Maut auf einigen Abschnitten der folgenden Autobahnen:

  • A4: Saarbrücken – Metz, Ausfahrt Nr. 36 Boulay

  • A13/A14: Paris – Caen

  • A79: Montmarault – Digoin

Die erste Mautstation, die durch eine digitale Mautbrücke über die Autobahn ausgetauscht wurde, steht in Boulay (Département Moselle) an der A4. Der erste Autobahnabschnitt, der testweise mit der neuen Free-Flow-Maut ausgestattet wurde, war eine rund 30 Kilometer lange Strecke auf der eher wenig befahrenen A79 im Département Allier in Zentralfrankreich.

Free Flow-Einführung zwischen 2025 und 2027

Zwischen 2025 und 2027 soll das Free Flow-System auf folgenden Autobahnen bzw. Autobahnabschnitten eingeführt werden:

  • A40 Chamonix – Genf zwischen Annemasse und Passy (50 km)

  • A69: Castres – Toulouse (53 km)

  • Einzelne Auffahrten auf der A41, A48 und A49 (in den Großräumen Lyon und Grenoble)

Wann es die "Flux-libre-Maut" auf den viel befahrenen Touristenrouten A7 ("Autoroute du Soleil") von Lyon durch das Rhônetal nach Marseille und A8 ("La Provençale") von Fréjus nach Marseille an der Côte d'Azur geben wird, ist derzeit unklar.

So funktioniert die Free-Flow-Maut

Im Free-Flow-System gibt es keine Mautstationen, an denen eine direkte Zahlung möglich wäre. Anhalten und Ticket ziehen sind nicht nötig. Die Fahrzeuge werden elektronisch gescannt und die Kennzeichen automatisch erfasst.

Neue Maut: Vorsicht bei der Bezahlung

Das neue System hat den Vorteil, dass der Verkehr deutlich besser fließen kann, jedoch muss man sich selbst um die Bezahlung kümmern. Die Zahlung muss innerhalb von 72 Stunden nach Befahren der Autobahnen erfolgen zum Beispiel online mit Kreditkarte, der ADAC Mautbox oder bar am Automaten an der nächsten Raststätte bzw. im Tabakladen.

Zu den genauen Zahlungsmodalitäten informieren die Autobahngesellschaften:

Wer versäumt rechtzeitig zu bezahlen, muss im schlimmsten Fall mit Strafen bis zu 375 Euro rechnen.

Achtung: Bußgelder aus dem Ausland können auch in Deutschland vollstreckt werden.

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Vorsicht vor Maut-Abzocke

Auf wichtigen Autobahnen wie der A13 oder der A14 versuchen derzeit Kriminelle, Reisende mit gefälschten Mautforderungen zu betrügen. Die Betroffenen erhalten eine E-Mail oder SMS, die auf den ersten Blick seriös wirkt. Die Absender geben sich als bekannte Mautbetreiber wie Ulys oder Vinci Autoroutes aus – mit täuschend echt nachgebautem Logo, Layout und Sprachstil.

In der Nachricht wird über eine offene Mautrechnung von wenigen Euro, (6,80 €), informiert und bei Nichtzahlung mit Strafen oder einer Sperrung des Kontos gedroht. Ein beigefügter Link führt jedoch nicht zur offiziellen Seite des Betreibers, sondern zu einer gefälschten, täuschend ähnlich aussehenden Website. Wer hier seine Bankdaten eingibt, übermittelt sie direkt an die Betrüger.

Das sollten Reisende beachten: Offizielle E-Mails kommen ausschließlich von Adressen wie

  • @ulys.com

  • @vinci-autoroutes.com

  • @clients.ulys.com

  • @email.vinci-autoroutes.com

Echte SMS stammen nur von der Kurzwahl 36035 oder der Kennung "VINCI". Nachrichten von Handynummern, die mit 06 oder 07 beginnen, sind hingegen verdächtig. Seriöse Zahlungsaufforderungen enthalten niemals direkte Zahlungslinks. Die Bezahlung erfolgt ausschließlich über gesicherte Nutzerkonten auf offiziellen Plattformen wie Sanef oder Aliae.

Wer eine verdächtige Nachricht erhält, sollte auf gar keinen Fall auf den Link klicken. Im Zweifel ist es ratsam, den offiziellen Betreiber direkt zu kontaktieren. Wurde bereits auf den Link geklickt und beispielsweise Zahlungsdaten übermittelt, gilt es umgehend die Bank zu informieren und die Karten sperren zu lassen.

Nach Einschätzung der ADAC Juristen dürften aber Reisende aus Deutschland von dieser Betrugsmasche weitestgehend verschont bleiben. Der Betroffenenkreis dürfte sich vermutlich nur auf SMS- und E-Mailadressaten aus Frankreich beschränken.

Keine Wartezeiten mehr

Der französische Staat erhofft sich allein durch die Umstellung der A14 und A13 auf das neue Bezahlsystem, jährlich bis zu 1,7 Millionen Stunden weniger Wartezeit vor den Mautstationen und dadurch eine Einsparung von 9,5 Millionen Litern Sprit und 30.000 Tonnen CO₂-Emissionen zu erzielen.

Free-Flow-Maut: Diese Länder haben sie

Free-Flow-Systeme sind nicht neu. Andere europäische Länder wie Italien, Portugal und Spanien modernisieren ihr Mautsystem ebenfalls.

Einige Beispiele:

  • Italien: A36, A59 und A60 bei Como nördlich von Mailand

  • Spanien: A-636 im Baskenland zwischen Beasain und Bergara

  • Portugal: Relativ großes Netz an elektronisch bemauteten Autobahnen

Auch Kroatien will ab 2025 elektronisch bemauten. Geplant ist eine E-Vignette.

Hier finden Sie detaillierte Informationen zur Maut in 34 europäischen Ländern.

Fachliche Beratung: ADAC Ressort Tourismus