Schweiz: Pläne für Tunnel-Maut am Gotthard

Autos fahren durch den Gotthardtunnel in der Schweiz
Mit Maut gegen den Stau: Der Gotthardtunnel ist die wichtigste Röhre der Schweiz© dpa/KEYSTONE

Neue Maut-Pläne in der Schweiz: Der Tunnel am Gotthard ist die wichtigste und meistbefahrene Straßenröhre des Landes. Der knapp 17 Kilometer lange Gotthardtunnel könnte bald mautpflichtig werden. Die Details.

  • Sondermaut für Gotthardtunnel könnte 20 Euro pro Fahrt kosten

  • Gebühr in der Hauptsaison höher

  • Sondermaut als Mittel gegen Überlastung im Gotthardtunnel

Der wichtigste Schweizer Straßentunnel wird vor allem von Autourlaubern und Autourlauberinnen aus dem Südwesten Deutschlands auf dem Weg nach Italien oder Südfrankreich genutzt. Die 16,9 Kilometer lange Röhre wurde 1980 erbaut und wird jährlich von rund sechs Millionen Fahrzeugen passiert. Sie zählt zu den größten Staufallen in der Schweiz, vor allem zu Ostern, Pfingsten und im Sommer staut sich der Verkehr auf vielen Kilometern. Das soll sich nun ändern.

Gotthard: Maut für den Tunnel könnte 20 Euro kosten

Bisher muss für die Fahrt durch den Straßentunnel nicht extra gezahlt werden. Die Kosten sind in den umgerechnet 41 Euro für die Schweizer Vignette enthalten. Doch nun wollen einige Schweizer Politiker die Autofahrenden, die durch den Tunnel wollen, in Form einer Sondermaut zur Kasse bitten.

Bisher sind es nur Pläne. Aber Beobachtende rechnen diesen gute Chancen auf eine Mehrheit im Parlament aus. Gefordert wird von den Politikerinnen und Politikern ein flexibles Preissystem. Demnach soll die Tunneldurchfahrt dann am teuersten sein, wenn die Nachfrage und das Verkehrsaufkommen am größten sind. Für Urlauberinnen und Urlauber würde dies höhere Gebühren bedeuten. Für die lokale Bevölkerung soll es Ermäßigungen geben.

Nach Medienberichten ist eine Gebühr von umgerechnet rund 20 Euro pro Tunneldurchfahrt im Gespräch. In der Hauptsaison entsprechend mehr, im Januar oder November käme die Durchfahrt günstiger.

Urlaubstipps und Reiseinspirationen. Kostenlos vom ADAC

Gotthardtunnel: Ziele der Sondermaut

Ziel der Sondermaut ist eine variable Auslastung des Tunnels. Sie soll Urlauberinnen und Urlauber dazu bringen, vor den Stoßzeiten zu Ferienbeginn oder an Feiertagen anzureisen. So sollen Stauspitzen gebrochen werden. Auch der Umstieg auf die Bahn soll so attraktiver gemacht werden. Immerhin befindet sich unter dem Gotthard-Massiv der längste Eisenbahntunnel der Welt.

Interessant für Schweiz-Urlaubende: Ab August gibt es eine E-Vignette.

Sondermaut gibt es auch in Österreich

In Österreich gibt es schon seit Langem, z.B. für den Karawankentunnel, Arlbergtunnel sowie Gleinalm-und Bosrucktunnel (Pyhrnautobahn) eine Sondermaut.

ADAC: Sondermaut verteuert Urlaub

Dass ausgerechnet in der Urlaubssaison am meisten verlangt wird, mit der Begründung es solle Urlauberinnen und Urlauber dazu bringen, vor den Stoßzeiten zu Ferienbeginn oder an Feiertagen anzureisen, sehen die ADAC Verkehrsfachleute skeptisch: "Man sucht sich seinen Reisetermin nicht völlig frei aus, sondern ist unter anderem gebunden an Ferienzeiten der Kinder und Bettenwechsel. Kein Autofahrender stellt sich freiwillig in den Stau. Eine Lenkungswirkung wird die Gebühr kaum haben. Aber für Reisende wird der Urlaub deutlich teurer. Dass man mit einer Sondermaut gut verdient, könnte Wellen schlagen. Auch an anderen Tunneln und Pässen könnte kassiert werden".

Der ADAC Partnerclub TCS sieht zudem bei Einführung einer Sondermaut die Gefahr der Verkehrsverlagerung auf Nebenstrecken, Gemeinden sowie weniger gut ausgestattete und weniger sichere Alpenstraßen.

Schweiz: Staus am Gotthard werden immer länger

Wie jüngste Berechnungen zeigen, werden die Staus vor dem Tunnel immer länger. Die Staustunden am Nordeingang des Gotthardtunnels haben sich demnach zwischen 2012 und 2022 verdreifacht. Allein in den ersten vier Monaten dieses Jahres standen die Autos dort 340 Stunden lang still – ein neuer Rekord.

Der ADAC Partnerclub TCS und das Schweizer Bundesamt für Strassen (Astra) warnten vor dem Sommerferien-Start vor massiven Staus Richtung Süden. In diesem Sommer sei mit einem höheren Verkehrsaufkommen als im Rekordjahr 2022 zu rechnen.