Steigende Unfallzahlen: Italien will Bußgelder drastisch erhöhen
Italien will auf die angestiegene Zahl der Unfalltoten reagieren und erhöht manche Bußgelder drastisch. Welches Vergehen besonders teuer werden soll und wie stark die Strafen steigen.
Jahr 2022 brachte mehr Verkehrstote
Alkoholisiertes Fahren und Handynutzung im Visier
Bis zu dreimal höhere Strafen möglich
In Italien drohen deutlich höhere Bußgelder für einige Verkehrsdelikte. Am 18. September billigte der Ministerrat einen Vorstoß des Verkehrsministers Matteo Salvini, der nach eigener Aussage gegen die gestiegene Zahl von Verkehrstoten in Italien vorgehen will. Vor allem Vergehen, die vom sicheren Fahren ablenken können, wie etwa Handynutzung und Alkohol am Steuer, sollen härter belangt werden. Aber auch Falschparken wird teurer.
Wichtig: Noch ist nicht sicher, dass die Änderungen in dieser Form auch umgesetzt werden. Das Parlament, in dem die Regierungsparteien eine absolute Mehrheit haben, muss das Vorhaben noch bestätigen. Dadurch könnte die Reform auch erst nächstes Jahr und nicht wie von Salvini geplant noch in diesem Jahr in Kraft treten.
Bußgelder in Italien: Die Änderungen im Überblick
Vor allem die Strafen für Handynutzung am Steuer sollen signifikant steigen: Musste man bisher fürs Chatten und Telefonieren zwischen 165 Euro und 660 Euro zahlen, fallen nun 422 Euro oder bis zu 1697 Euro an. Fast das Dreifache. Neu ist außerdem, dass der Führerschein schon nach einem ersten Vergehen dieser Art entzogen werden kann: Für einen Zeitraum von 15 Tagen bis zu zwei Monaten.
Wer mit mehr Alkohol als den erlaubten 0,5 Promille erwischt wird, riskiert seinen Führerschein bis zu drei Jahre lang zu verlieren. Für Wiederholungstäter gilt dann die neue Alkoholgrenze von 0,0 Promille. Zudem muss dann eine Alkohol-Zündschlosssperre im eigenen Auto montiert werden, die den Motor erst freigibt, wenn man Nüchternheit nachgewiesen hat.
Zum Promillerechner - Berechnen Sie Ihren Promille-Wert und die dafür typischen Strafen.
Raser und Falschparker ebenfalls im Visier
Die Gebühren für Geschwindigkeitsübertretungen könnten im Extremfall bis auf das Dreifache steigen. Für Touristinnen und Touristen kann das zu schnelle Fahren in Italien dadurch deutlich teurer werden. Auch andere Bußgelder in Italien fallen im europaweiten Vergleich eher hoch aus. Eine Übersicht über die geltenden Bußgelder in Europa liefert der ADAC Bußgeldrechner.
Auch Falschparker werden stärker zur Kasse gebeten: Wer fälschlich auf einem Behindertenparkplatz steht, muss bis zu 990 Euro zahlen. Das ist etwa doppelt so viel wie bisher.
Wichtig: Bußgeldbescheide aus Italien können auch in Deutschland vollstreckt werden. Einzelheiten erfahren Sie hier.
Unfallzahlen: Italien im oberen Mittelfeld
Grund der Verschärfungen sind laut Salvini die deutlich gestiegenen Unfallzahlen auf italienischen Straßen. Laut Daten des italienischen Statistikamts Istat sind 2022 rund zehn Prozent mehr Menschen im Straßenverkehr als noch 2021 umgekommen.
Tatsächlich liegt Italien bezogen auf die Unfalltoten EU-weit im oberen Mittelfeld. Auf eine Million Einwohner kamen 2022 53 Unfalltote, 2021 waren es 48. Zum Vergleich: In Deutschland waren es letztes Jahr 34, in Schweden "nur" 21.
Unfälle, die wegen Ablenkung der Verkehrsteilnehmenden passierten, – also etwa durch eine überfahrene Ampel – stiegen in Italien um 15 Prozent. Der Bußgeldkatalog wurde deshalb vor allem für diese Vergehen nachgeschärft.