CES Las Vegas 2023: Die Auto-Highlights der Zukunfts-Messe

Auf der größten Elektronikmesse der Welt, der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas, haben im Januar 2023 mehr als 3000 Aussteller technische Innovationen und Zukunftstrends präsentiert. Darunter auch viele aus der Autobranche. Hier die interessantesten Ideen.
Autohersteller zeigten Trends und Neuheiten auf Elektronikmesse CES
Elektrisches, autonomes und vernetztes Fahren im Fokus
Messe fand von 5. bis 8. Januar 2023 in Las Vegas statt
Sie zählt zu einer der wichtigsten Messen für Unterhaltungselektronik: Die Consumer Electronics Show, kurz CES, in Las Vegas. Zwischen dem 5. und 8. Januar 2023 hat es daher wieder Innovatoren aus der weltweiten Elektronikindustrie in die Spielerstadt in Nevada gezogen. Neben Handys, Fernsehern, Kameras und allerlei Unterhaltungselektronik sind dort stets auch zahlreiche Neuheiten der Autohersteller und Zulieferer ausgestellt.
Autor Fabian Hoberg hat auf einem Messerundgang die interessantesten Innovationen aus Autofahrersicht zusammengestellt.
Audi: Eintauchen in neue Gaming-Welten

Audi hat seine vor drei Jahren vorgestellte VR-Plattform wieder mit nach Vegas gebracht – diesmal allerdings in Serienreife. Die Virtual Reality (VR) von Holoride verspricht ein völlig neues Gaming-Erlebnis für die Fondpassagiere. Sie bringt die Echtzeitdaten des Autos, etwa die Fahrbewegungen, in die virtuelle Spielewelt ein: Fährt das Auto eine Linkskurve, biegt beispielsweise das Raumschiff im Spiel ebenfalls nach links ab. Bremst der Audi, bremst auch das Raumschiff. Bei einigen Audi-Modellen ist das System bereits zu haben, weitere folgen. Holoride bietet die Technik auch als Nachrüstlösung ("Retrofit") unabhängig von Marke und Baujahr an.
BMW: Im "i Vision Dee" verschwimmt die Realität

2025 plant der Hersteller seine "Neue Klasse". Der Name orientiert sich zwar an historischen Modellen wie dem 1500er, der zwischen 1962 und 1972 gebaut wurde. Doch die neue "Neue Klasse" wird eine Plattform, auf der BMW künftig seine E-Fahrzeuge bauen wird. BMW-Chef Oliver Zipse hielt dazu am Vorabend der Messe eine Keynote und stellte die Studie "i Vision Dee" vor (siehe auch Aufmacherbild ganz oben). Dee steht für Digital Emotional Experience (digitales Emotionserlebnis) und zeigt die Verschmelzung von wirklicher und virtueller Realität.

Ein großes Head-up-Display erstreckt sich dabei über die komplette Frontscheibe: In fünf einstellbaren Stufen lässt sich die Realität (Stufe 1) in eine virtuelle Wirklichkeit (Stufe 5) wandeln. Dann zeigt der Blick auf die Scheibe frei geschaffene Welten, nur der Straßenverlauf entspricht noch der Realität. Piloten fahren dann mit einem echten Auto auf realen Straßen gefühlt in einer virtuellen Welt.
Auf Schalter und Tasten verzichtet der Innenraum komplett. Über die Scheinwerfer und den Kühlergrill kann Dee mithilfe von digital bespielbaren Folien mit dem Besitzer interagieren – ähnlich wie Käfer Herbie oder "K.I.T.T." aus der Serie "Knight Rider". Dazu sollen künftige BMW-Autos zu 100 Prozent nachhaltig sein – nicht nur beim Fahren, sondern auch in der Produktion und bei der Auswahl der Materialien.
Fantastereien? BMW will die Frontscheibe als Riesen-Head-up-Display ab 2025 einführen. Auch mit nachhaltigen Werkstoffen macht der Hersteller Ernst. Die "Neue Klasse" soll zudem bis zu 25 Prozent weniger verbrauchen im Vergleich zu einem bisherigen Modell.
Caterpillar: Riesen-Truck sammelt Steine ohne Fahrer

Mit 100 Tonnen Nutzlast kann der riesige Cat 777 Truck eine ganze Menge Steine aus Minen oder Gruben laden – und fährt dabei autonom. Auf der CES zeigte Nutzfahrzeughersteller Cat seine fast drei jahrzehntelange Expertise im Bereich der Bau- und Bergbauindustrie und präsentiert das gelbe Monster in einer Messehalle.
Derzeit sind weltweit rund 300 der gelben Trucks autonom im Einsatz und haben über 72 Millionen Kilometer fahrerlos zurückgelegt – mehr als jeder Pkw-Hersteller. Vorteil der autonomen Trucks: Sie fahren rund um die Uhr, ohne Lenkzeiten einhalten zu müssen. Der Cat 777 hat dafür einen 1025 PS starken Dieselmotor unter der hohen Haube.
Clevon: Autonom liefert günstiger

Für schnelle Lieferungen in Ballungszentren ist der Clevon 1 der amerikanischen Firma Clevon konzipiert. Der autonom fahrende und elektrisch angetriebene Transporter liefert Einkäufe direkt an die Haustür und soll dabei bis zu 90 Prozent Kosten im Vergleich zu konventionellen Transporten sparen. Zukunftsmusik ist die Idee nicht mehr: Das System wird in Europa bereits von DPD in den Niederlanden eingesetzt.
Continental: Von Displays und Sensoren

Zulieferer Continental zeigte auf der CES 2023 zwischen Nutzfahrzeugreifen, Sensoren, KI und Ideen zum Recycling auch einen neuen Chip für automatisiertes Fahren. Er kann Sensordaten schneller verarbeiten, verbraucht weniger Energie und sorgt somit für mehr Reichweite bei E-Autos. Und noch etwas wird dem autonomen Fahren auf die Sprünge helfen: Ein neuer Lidar-Sensor für den Fernbereich soll selbst bei hohen Geschwindigkeiten relativ kleine Hindernisse wie Ziegelsteine auf der Fahrbahn erkennen.
Für mehr Genuss im Innenraum sorgt ein 1,2 Meter breites Curved-Display, das sich über das gesamte Cockpit erstreckt. Dazu kommt ein breites Scenic-Head-up-Display. Hier werden die Infos nicht wie sonst üblich an die Scheibe projiziert, sondern auf einen schwarzen Rand am unteren Teil der Scheibe. Vorteil: Die Anzeige soll bei allen Lichtverhältnissen gut zu sehen sein.
Dodge: Ein Muscle-Car wird elektrisch

Die zum Stellantis-Konzern (u.a. Peugeot, Fiat, Alfa, Jeep, Opel) gehörende Marke Dodge zeigte den leistungsverwöhnten Amis einen Dodge Charger Daytona SRT BEV als Konzeptfahrzeug. Das Muscle-Car wird elektrisch angetrieben, klingt aber wie ein V8-Muscle-Car und nimmt künftige Serien-Muscle-Cars von Dodge vorweg. Auch in den USA stehen die Zeichen auf Elektromobilität. Angedacht sind verschiedene Leistungsstufen. Der stärkste Motor soll es auf rund 500 kW (680 PS) bringen.
Forvia: Mehr Wasserstoff im Tank
Neuer Name, neue Produkte. Hinter dem Kunstnamen Forvia stecken die Unternehmen Hella und Faurecia (vormals Bertrand Faure und Ecia). Auf der CES präsentierte Forvia eine neue Plattform, die sowohl für Brennstoffzellen-Fahrzeuge wie auch E-Autos und Plug-in-Hybride genutzt werden kann. Ein neues Wasserstoff-Speichersystem soll bis zu 40 Prozent mehr H₂ aufnehmen können.
Für mehr Komfort bei Nachtfahrten soll bei Autos mit elektronischen Rück- und Außenspiegeln künftig ein reaktives Dimmen sorgen. Dabei wird anhand der Blicküberwachung des Fahrers automatisch die Bildschirmhelligkeit des elektronischen Außenspiegels angepasst, sobald der Fahrer den rückwärtigen Verkehr beobachten will.
Holon: Bus ohne Fahrer fährt 60 km/h schnell

Ein Trend der CES 2023 waren autonom und elektrisch fahrende People Mover, wie der von Holon, einer neuen Marke der Benteler Gruppe. Bis zu 60 km/h schnell fährt der Bus, eine Akkuladung soll für 290 Kilometer reichen. Das Design stammt von Pininfarina. Bis zu 15 Fahrgäste nimmt der Bus auf und schließt damit die Lücke zwischen privaten und öffentlichen Verkehrsmitteln.
Elektrische Doppelflügel-Türen, eine automatisch ausfahrbare Rampe sowie eine Absenk-Funktion bieten barrierefreien Zugang. Der Produktionsstart in den USA ist für 2025 geplant. Der Bus soll künftig im Ridepooling, Ridehailing und Linienverkehr eingesetzt werden. Auch für große Firmengelände, Flughäfen oder Nationalparks ist der Holon geeignet.
Magna: Wünscht sich Chamäleon-Autos
Der Zulieferer Magna will in Las Vegas neue Lösungen für eine sichere und nachhaltige Mobilität zeigen. Um künftig einen besseren Luftwiderstand und damit einen geringeren Verbrauch zu erzielen, arbeitet das Unternehmen an einer Morphing-Oberfläche. Dabei verändert sich die Form des Autos, um Effizienz und Funktionalität zu verbessern.
Mercedes: Autonom Überholen auf dem Highway

Mercedes-Benz zeigte zwar keine wirklichen Auto-Neuheiten. Dafür gewährten die Stuttgarter einen Ausblick auf künftige Assistenzsysteme in den USA, wie den automatischen Spurwechselassistenten. Damit ausgerüstet soll ein Auto selbstständig auf Interstates und Highways andere Fahrzeuge überholen können – also ganz ohne Zutun des Fahrers. Bisher musste der Fahrer dazu noch den Blinker betätigen.
Zudem will Mercedes eigene Ladesäulen aufstellen. Bis Ende des Jahrzehnts planen die Stuttgarter mit mehr als 10.000 High-Power-Chargern in Nordamerika, Europa, China und weiteren Ländern. In den USA sollen dabei bis 2027 mehr als 400 Ladeparks mit mehr als 2500 High-Power-Chargern (HPC) entstehen.
Peugeot: Futuristisch & elektrisch

Peugeot präsentierte seine neueste Konzeptstudie Inception. Die rund fünf Meter lange Fließhecklimousine will neben ihrem Design auch durch Innovationen wie sieben Quadratmeter Glasfläche und 800-Volt-Akkutechnik überzeugen. Die elektrische Lenkung wird über ein Bedienelement (Hypersquare) mit integriertem Display gesteuert. Darin erkennt der Fahrer Piktogramme für verschiedene Fahrzeugfunktionen.

Zwei Elektromotoren an Vorder- und Hinterachse leisten insgesamt 680 PS und beschleunigen den Peugeot in drei Sekunden auf 100 km/h. Mit dem 100-kWh-Akku im Unterboden soll der Franzose bis zu 800 Kilometern weit fahren und in fünf Minuten für die nächsten 150 Kilometer Strom tanken können. Dank einer guten Aerodynamik spricht Peugeot von einem Verbrauch von lediglich 12,5 kWh pro 100 Kilometer.
RAM: Die Pick-up-Elektro-Revolution

Keine US-Messe ohne Pick-up-Trucks. Nachdem Ford den F150 Lightning und GM den Silverado EV längst als elektrisch angetriebene Serienfahrzeuge bauen, kommt nun die GM-Tochter RAM mit dem Revolution 1500 BEV Concept. 2024 soll die Studie in die Serie überführt werden.
Zwei elektrische Antriebsmodule sorgen für Allradantrieb, die Vierradlenkung mit bis zu 15 Grad Lenkwinkel für bessere Manövrierfähigkeit. Im Innenraum kommen erstmals Klappsitze in der dritten Reihe (!) und eine elektrisch betriebene Mitteltür zum Einsatz. Die maximale durchgehende Ladelänge beträgt 5,50 Meter. Weitere Eckdaten: Bis zu 800 Kilometer Reichweite, 800-Volt-Ladetechnik, Ladeleistung bis zu 350 kW.
Sony: Afeela wird 2025 zum Leben erweckt

Der Elektronik-Konzern hat abermals auf der CES ein eigenes Auto präsentiert. Es ist das dritte Fahrzeug in drei Jahren, das Sony mit Honda entwickelt hat. Das im Oktober 2022 gegründete Unternehmen Sony Honda Mobility (SHM) gab nun den Namen der neuen Marke bekannt: Afeela – und benennt gleich das Konzeptfahrzeug danach. Die 4,90 Meter lange Limousine mit drei Meter Radstand wirkt minimalistisch und aerodynamisch, Front- und Heckleuchten sind auf digitale und bespielbare Balken (Media Bar) reduziert.

Der Innenraum zeigt sich ebenso minimalistisch, bietet Bildschirme über die gesamte Breite, einschließlich für die Seitenspiegel. 45 Kameras und Sensoren von Sony arbeiten für die Sicherheitssysteme, die von Honda entwickelt werden. Ab 2025 sollen die ersten Modelle mit Allrad online bestellbar sein und ein Jahr später an Kunden ausgeliefert werden. Die Fahrzeuge werden in einem Honda-Werk in Nordamerika gebaut. Infos zur Technik, Leistung und Preisen gab Sony nicht bekannt.
VW: "Elektro-Passat" ID.7 noch im Tarnfleck

Auf der CES ist es endlich offiziell geworden. Aus der bisherigen Studie ID. Aero wird der ID.7. Als elektrisches Pendant zum VW Passat soll der ID.7 künftig das Flair der Oberklasse verbreiten. Die 4,97 Meter lange Limousine stand (leider noch getarnt) in Las Vegas mit einer auffälligen Lackierung aus 40 Schichten, von denen sich 22 Bereiche einzeln ansteuern lassen und leuchten, wenn sie unter Strom gesetzt werden. Eher eine Spielerei, aber passend zur abgedrehten Stadt Las Vegas.

Überzeugen sollen der Radstand von 2,97 Metern und ein 500 Liter fassender Kofferraum. Die Bedienung soll nun einfacher sein als bei Golf, ID.3 und ID.4. Auf dem 15 Zoll großen Touchscreen hat VW dafür entrümpelt und die Touchslider darunter nun auch beleuchtet. Mit einer Akkuladung will der VW 700 Kilometer schaffen, die Ladeleistung beträgt mehr als 200 kW. Preise und genaue technischen Daten gab VW noch nicht bekannt, die offizielle Premiere ist für April 2023 geplant. Eine Kombiversion soll später folgen.
Verge Motorcycles: 55.000 Euro für ein Motorrad

Motorradhersteller Verge stellte unter anderem seine ZS vor. Das elektrische Zweirad ZS TS Pro bietet 137 PS, 1000 Nm und eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 3,5 Sekunden. Die Reichweite des Akkus liegt bei 350 Kilometern, der Preis bei rund 36.500 Euro.
Als TS Ultra leistet das Zweirad 204 PS, fährt von 0 auf 100 km/h in 2,5 Sekunden und soll bis zu 375 Kilometer mit einer Akkuladung schaffen. Schnellladen kann das Motorrad auch: Eine 80-Prozent-Ladung soll in 20 Minuten erledigt ein. Kosten für die TS Ultra: rund 55.000 Euro.
ZF: Warme Gurte statt warmer Worte

Zulieferer ZF will es den Insassen noch komfortabler machen. Nach Sitz- und Lenkradheizung folgt nun eine Heizung für den Anschnallgurt. ZF plant für eine Serienfertigung.
Daneben präsentierte der Zulieferer unter anderem eine neue Generation eines autonomen und elektrischen People Mover. Der bietet Platz für 22 Personen und kann je nach Batteriegröße bis zu 130 Kilometer mit einer Akkuladung fahren. Die Geschwindigkeit ist vorerst bei 40 km/h begrenzt, später sollen bis zu 80 km/h möglich sein.
Text: Fabian Hoberg