Italien: Vollstreckung von Mautnachforderungen

Mautnachforderung statt Postkarte aus Italien ∙ Durch Anklicken des Vorschaubildes mit dem Play-Button werden Sie auf die Internetseite von YouTube weitergeleitet. Für deren Inhalte und Datenverarbeitung ist der jeweilige Seitenbetreiber verantwortlich. ∙ Bild: © ADAC/Shutterstock

Immer wieder erhalten ADAC Mitglieder Mautnachforderungen aus Italien, nachdem sie wieder in Deutschland sind. Das müssen Sie wissen, um richtig zu reagieren.

  • Mautnachforderungen werden von Inkassobüros verschickt

  • Die Verjährungsfrist der Forderungen beträgt 10 Jahre

  • Bei Problemen an der Mautstation: Autobahngesellschaft kontaktieren

Wer verschickt die Mautnachforderungen?

Die Schreiben mit den Mautnachforderungen kommen zunächst meist von der Firma Nivi SpA. Bei dieser Firma handelt es sich um ein Inkassounternehmen mit Sitz in Florenz. Nivi SpA wird ordnungsgemäß von einigen italienischen Autobahngesellschaften (wie z. B. Autostrade per l’Italia) beauftragt, nicht bezahlte Autobahngebühren bei den Fahrzeughaltern einzufordern.

Maut nicht gezahlt: Wie kann das passieren?

Für eine nicht ordnungsgemäße Zahlung gibt es verschiedene Gründe:

  • Bei der Einfahrt auf die Autobahn kann keine Mautkarte gezogen werden, weil der Automat defekt ist.

  • An der Mautstation wird bei bargeldloser Zahlung die Kredit-, Bankkarte oder die Via-Card (Karte mit Guthaben zur Bezahlung der Autobahnmaut) nicht akzeptiert, obwohl sie gültig ist bzw. über ein ausreichendes Guthaben verfügt; die Schranke öffnet sich aber trotzdem, auch ohne Bezahlung. Die Autofahrer bekommen nach Drücken des Hilfeknopfes eine Quittung mit der Aufschrift „Mancato pagamento“ (übersetzt: „Nicht bezahlt“) zum Zweck späterer Nachzahlung.

  • Bei Streiks des Mautpersonals werden Autofahrer einfach durchgewinkt. Die Ampeln sind auf Grün und die Schranken offen.

  • Der Autofahrer hat versehentlich die Telepass-Spur befahren: Diese Spur ist den (meist einheimischen) Autofahrern vorbehalten, die bei Telepass mit Kfz-Kennzeichen registriert sind und bei denen die Maut automatisch abgebucht wird. Auf dieser Spur gibt es in der Regel keinen Schalter, an dem man die Maut bezahlen kann.

  • Oft kommt es auch zu Verstößen auf den Autobahnen, bei denen die Maut nur noch elektronisch erhoben wird und es keine Mautstation gibt, an der man direkt bezahlen kann. In diesem Fall handelt es sich um das sogenannte „Free Flow System“. Infos dazu finden Sie hier.

Probleme bei der Bezahlung: Was jetzt?

Falls Probleme an der Mautstation auftreten, Sie dort nicht bezahlt können oder versehentlich die falsche Spur nutzen, müssen Sie die Maut nachträglich entrichten. Dies können Sie entweder bei den Servicestellen der Autobahngesellschaft („Punto Blu“), die sich an größeren Rastplätzen befinden, oder binnen 15 Tagen per Überweisung an die zuständige Autobahngesellschaft erledigen.

Sicht auf eine italienische Mautstation aus einem Auto heraus.
Mautstation in Italien - immer wieder gibt es Probleme, weil angeblich nicht bezahlt wurde.© adobe.stock.com/DIZFOTO

Wird die Autobahnmaut nicht rechtzeitig nachbezahlt, werden nachträgliche Mautforderungen italienischer Autobahngesellschaften zunächst durch das italienische Inkassobüro Nivi SpA und später in der Regel durch ein deutsches Inkassounternehmen geltend gemacht (inklusive Bearbeitungsgebühren).

Keine Mautkarte erhalten: Wie teuer wird das?

Ist – aus welchen Gründen auch immer – bei der Einfahrt auf die Autobahn keine Mautkarte erhältlich, kann später bei der Zahlstation die zurückgelegte Strecke nicht nachgewiesen werden.
Hier wird regelmäßig eine erhöhte Nachforderungsgebühr verlangt, unter Umständen in der Höhe des Mautbetrages, der für die längst mögliche Autobahnstrecke in Italien fällig ist. Hier ist es empfehlenswert, den Sachverhalt gegenüber Nivi SpA zu erläutern und – wenn möglich – Nachweise vorzubringen, die belegen, dass tatsächlich nur ein bestimmter Autobahnabschnitt befahren wurde (z. B. Rechnungen/Quittungen von Hotels, Tankstellen, Geschäften o. ä. aus der Gegend der Autobahnauffahrt/Zeugenaussagen). In diesen Fällen zeigen sich die Autobahngesellschaften meist kulanterweise bereit, auf die erhöhte Nachforderungsgebühr zu verzichten.

Wann verjährt die Maut?

Bei der Mautgebühr handelt es sich um eine zivilrechtliche Forderung, die nach italienischem Recht erst nach zehn Jahren verjährt. Deshalb ist selbst bei Forderungen, die bereits einige Jahre zurückliegen, noch keine Verjährung eingetreten.

Maut bezahlt und dennoch Schreiben von Nivi SpA erhalten?

Liegen noch Belege über die Bezahlung der Maut vor (wie etwa Mautquittungen, eine Via-Card, eine Kreditkartenabrechnung oder ein Überweisungsbeleg), sollten diese kopiert und unverzüglich an Nivi SpA geschickt werden.

Liegen keinerlei Belege mehr vor, weil der Urlaub vielleicht schon Jahre zurück liegt, versuchen Sie möglichst glaubhaft mitzuteilen, dass und wie Sie damals bezahlt haben. Falls vorhanden, können auch Zeugen (zum Beispiel Beifahrer, Mitinsassen) angegeben werden, die eine Bezahlung der Maut bestätigen können. Teilen Sie auch mit, wo Sie auf die Autobahn gefahren sind und wo Sie sie wieder verlassen haben. Ob es hier zu einer Kulanzlösung (zum Beispiel Absehen von der Forderung oder Verzicht auf Nachforderungsgebühr oder ähnliches) kommt, wird Nivi SpA dann nach den Umständen des Einzelfalls entscheiden.

Nachforderung ignoriert: Was droht?

Wer auf ein Schreiben der Nivi SpA nicht reagiert und nicht bezahlt, muss mit weiterer Post eines deutschen Inkassobüros oder Rechtsanwalts und höheren Kosten rechnen. Zivilrechtliche Mautnachforderungen können grenzüberschreitend über ein gerichtliches oder Europäisches Mahnverfahren sowie durch eine zivilrechtliche Klage vollstreckt werden.
Es gibt bereits einige deutsche Gerichtsentscheidungen, in denen Mautnachforderungen erfolgreich durchgesetzt werden konnten.

Tipp der Clubjuristen

Sofern keine Gründe für einen Einspruch vorliegen, empfehlen wir die Mautnachforderung inklusive Gebühren innerhalb der von Nivi SpA gesetzten Frist zu bezahlen. Ansonsten können im Rahmen einer gerichtlichen Auseinandersetzung höhere Kosten anfallen.