Windpocken: Für Erwachsene nicht ungefährlich

Windpocken sind hochansteckend. Meistens infizieren sich Kinder. Aber auch Erwachsene können daran erkranken, oft schwerer. So schützen Sie sich.
Typisch sind Fieber und juckender Hautausschlag
Virus bleibt lebenslang im Körper
Kann später eine Gürtelrose auslösen
Windpocken durch Herpes-Viren
Windpocken (Varizellen) sind hochansteckend. Auslöser sind die zur Herpes-Familie zählenden Varizella-Zoster-Viren. Fast jeder Kontakt führt zu einer Infektion. Betroffen sind vor allem Kindergarten- und Schulkinder bis zehn Jahre. Aber auch ungeimpfte Jugendliche und Erwachsene können sich anstecken.
Seit 2004 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) für alle Kinder eine Schutzimpfung. Seitdem ist die Zahl der Infektionen deutlich gesunken. Dennoch zählen Windpocken noch immer zu den häufigsten Kinderkrankheiten. Im Jahr 2024 registrierte das Robert Koch-Institut (RKI) knapp 20.000 Fälle.
Symptome bei Windpocken
Windpocken erkennt man an dem typischen, stark juckenden Hautausschlag. Zu Beginn erscheint dieser vor allem am Oberkörper und im Gesicht. Er kann sich aber schnell auf andere Körperteile ausbreiten, insbesondere die Kopfhaut, Arme und Beine.
Wie sehen Windpocken aus?
Zunächst erscheinen auf der Haut kleine rote Flecken und Knoten. Sie wachsen rasch zu flüssigkeitsgefüllten Bläschen heran. Nach wenigen Tagen trocknen sie aus und es bildet sich eine Kruste, die später abfällt.
Da auf der Haut alle Entwicklungsstadien gleichzeitig zu sehen sind, hat der Windpocken-Ausschlag ein charakteristisches Erscheinungsbild. Das hat ihm die Bezeichnung „Sternenhimmel“ oder „Sternenkarte“ verliehen. Wie viele Bläschen sich bilden, ist individuell sehr unterschiedlich.

Erste Anzeichen bei Windpocken
Etwa ein bis zwei Tage bevor der Hautausschlag erscheint, kündigen sich Windpocken mit einem zunehmenden Krankheitsgefühl an. Betroffene haben meistens Kopf- und Gliederschmerzen und bekommen Fieber. Es hält einige Tage an, steigt aber selten über 39 Grad.
Was tun bei Windpocken?
Die Behandlung von Windpocken beschränkt sich in der Regel auf die Linderung der Symptome. Medikamente, die die Vermehrung der Viren hemmen, kommen nur bei schweren Verläufen zum Einsatz.
Der starke Juckreiz lässt sich mit Salben oder Puder lindern, außerdem können schmerz- und fiebersenkende Mittel wie Paracetamol helfen. Beschleunigen lässt sich die Heilung von Windpocken dadurch nicht.
Windpocken bei Erwachsenen
Die Symptome von Windpocken sind bei Erwachsenen die gleichen wie bei Kindern. Allerdings tritt der Hautausschlag nicht in allen Fällen auf und breitet sich oft weniger stark aus. Im Gegensatz zu Kindern, bei denen die Erkrankung meist folgenlos ausheilt, kommt es bei Erwachsenen häufiger zu schweren Verläufen und Komplikationen.
Lungenentzündung durch Windpocken
Zu den möglichen Komplikationen zählt zum Beispiel eine auf das Varizella-Zoster-Virus zurückzuführende Lungenentzündung, von der besonders schwangere Frauen betroffen sind.
Weitere mögliche Folgeerkrankungen sind:
Hirnhautentzündung (Meningitis)
Enzephalitis (Gehirnentzündung)
Guillain-Barré-Syndrom (Autoimmunerkrankung, die die Nerven schädigt)
Reye-Syndrom (lebensbedrohliche Erkrankung, die vor allem das Gehirn und die Leber schädigt)
Herzmuskelentzündung (Myokarditis)
Nierenentzündung (Nephritis)
Gelenkentzündung (Arthritis)
Leberentzündung (Hepatitis)
Besonders hoch ist das Risiko für einen schweren, zum Teil lebensbedrohlichen Verlauf bei Menschen mit geschwächter Immunabwehr.
Windpocken in der Schwangerschaft
Auch für Un- und Neugeborene ist das Varizella-Zoster-Virus gefährlich. Erkrankt die werdende Mutter im ersten oder zweiten Trimester (Schwangerschaftswoche 1 bis 27) an Windpocken, kann das Virus schwere neurologische Erkrankungen und Fehlbildungen beim ungeborenen Kind auslösen.
Steckt sich das Baby wenige Tage vor oder nach der Geburt bei der Mutter an, verlaufen Windpocken oft sehr schwer. Etwa 30 Prozent der Neugeborenen versterben an der Erkrankung.
Wie verlaufen Windpocken?
Das Varizella-Zoster-Virus wird meist durch eine Tröpfcheninfektion oder eine Schmierinfektion (also direkten Kontakt mit Erkrankten oder mit kontaminierten Gegenständen) übertragen. Die Inkubationszeit, also die Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der Erkrankung, beträgt acht Tage bis vier Wochen, im Schnitt etwa 14 bis 16 Tage.
Bei Kindern dauern die Windpocken etwa drei bis fünf Tage. Danach heilen die Bläschen fast immer folgenlos ab. Starkes Kratzen kann allerdings zu bakteriellen Infektionen führen. In diesem Fall hinterlassen Windpocken häufig kleine Narben.
Man kann Windpocken nicht zweimal bekommen. Allerdings können Betroffene später an einer Gürtelrose erkranken, zum Teil auch mehrfach.
Windpocken und Gürtelrose
Eine Gürtelrose kann man nur bekommen, wenn man vorher Windpocken hatte oder gegen Windpocken geimpft wurde. Das Varizella-Zoster-Virus bleibt danach zeitlebens im Körper und kann viele Jahre später wieder aktiv werden.
Betroffene erkranken nicht erneut an Windpocken. Stattdessen löst das Virus eine Gürtelrose (Herpes Zoster) aus. Typisch ist ein gürtelförmiger, sehr schmerzhafter Ausschlag, der meist auf eine Körperseite beschränkt ist.
Seit 2018 empfiehlt die STIKO allen Menschen über 60 Jahren eine Impfung gegen Gürtelrose, Personen mit geschwächtem Immunsystem bereits ab 50 Jahren.
Wie lange muss man bei Windpocken zuhause bleiben?
Windpocken sind etwa 10 Tage ansteckend. Die Ansteckungsgefahr beginnt bereits ein bis zwei Tage vor dem Hautausschlag und endet, sobald alle Bläschen vollständig verkrustet sind. Erst dann dürfen Erkrankte Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergarten und Schule wieder besuchen. Eltern oder Betroffene müssen entsprechende Einrichtungen über die Erkrankung informieren.
Außerdem besteht in Deutschland eine offizielle Meldepflicht für Windpocken. Ärztinnen und Ärzte müssen die Erkrankung beim zuständigen Gesundheitsamt melden.
Impfung gegen Windpocken
Die STIKO empfiehlt die Windpockenimpfung für alle Kinder im Alter von 11 bis 14 Monaten. Vollständiger Schutz besteht nach einer weiteren Impfung im Alter von 15 bis 23 Monaten.
Kinder und Jugendliche, die als Kleinkinder nicht oder nur unvollständig geimpft wurden, sollten die Impfung schnellstmöglich nachholen.
Außerdem empfiehlt die STIKO eine Impfung für Erwachsene, die noch keine Windpocken hatten und
im Gesundheitsdienst oder in Gemeinschaftseinrichtungen für Kinder im Vorschulalter arbeiten
eine Schwangerschaft planen
In folgenden Fällen wird die Impfung auch für Kontaktpersonen empfohlen:
Bei Menschen, die sich einer Behandlung unterziehen müssen, die das Immunsystem unterdrückt
Bei Personen, die eine Organtransplantation benötigen
Bei Menschen mit starker Neurodermitis
Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Windpocken, Stand 08/2023, unter: https://www.gesundheitsinformation.de/windpocken.html (Abruf: 23.07.2025)
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Gürtelrose, Stand 02/2023, unter: https://www.gesundheitsinformation.de/guertelrose.html (Abruf: 23.07.2025)
Robert Koch-Institut: Windpocken (Varizellen), Gürtelrose (Herpes Zoster), Stand 06/2025, unter: https://www.rki.de/DE/Aktuelles/Publikationen/RKI-Ratgeber/Ratgeber/Ratgeber_Varizellen.html (Abruf: 23.07.2025)
Bundesinstitut für öffentliche Gesundheit: Windpocken-Impfung bei Kindern, Stand 11/2024, unter: https://www.impfen-info.de/impfempfehlungen/fuer-kinder-0-12-jahre/windpocken-varizellen/ (Abruf: 23.07.2025)
Bundesinstitut für öffentliche Gesundheit: Windpocken/Gürtelrose, Stand 10/2019, unter: https://www.infektionsschutz.de/erregersteckbriefe/windpocken-guertelrose/#:~:text=Windpocken%20sind%20hoch%20ansteckend.,die%20Viren%20schlummernd%20im%20K%C3%B6rper (Abruf: 23.07.2025)
Statista: Anzahl jährlich registrierter Fälle von Windpocken (Varizellen) in Deutschland in den Jahren 2013 bis 2025, unter: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1472015/umfrage/krankheiten-faelle-von-windpocken-nach-bundeslaendern/ (Abruf: 23.07.2025)
Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen: Windpocken (Varizellen), unter: https://www.kinderaerzte-im-netz.de/krankheiten/windpocken-varizellen/was-sind-windpocken-varizellen/ (Abruf: 23.07.2025)