Syphilis: Symptome, Übertragung und Behandlung
Syphilis ist eine hochansteckende, über viele Jahre verlaufende Geschlechtskrankheit. Rechtzeitig erkannt, lässt sie sich jedoch gut behandeln.
Den wirksamsten Schutz bieten Kondome
Homosexuelle Männer sind am häufigsten betroffen
Unbehandelt sind schwere Komplikationen möglich
Syphilis, auch Lues genannt, ist eine weit verbreitete sexuell übertragbare Erkrankung. Ursache ist eine Infektion mit dem Bakterium Treponema pallidum. Die Ansteckung erfolgt durch direkten Körperkontakt, meist beim Geschlechtsverkehr, aber auch beim intensiven Küssen. Der Erreger dringt dabei über kleinste Verletzungen der Haut oder Schleimhaut in den Körper ein.
Eine Infektion über verunreinigte Spritzen oder andere Gegenstände ist möglich, kommt aber nur selten vor. Das gleiche gilt für eine Übertragung der Syphilis von Müttern auf ihr ungeborenes Kind (Lues connata). Die Erkrankung kann über viele Jahre verlaufen. Die Symptome der Syphilis unterscheiden sich bei Männern und Frauen nicht wesentlich voneinander.
Wie verbreitet ist Syphilis?
Bereits seit 2010 steigen die Syphilis-Fallzahlen in Deutschland kontinuierlich an, mit Ausnahme eines kurzen Rückgangs während der Corona-Pandemie in den Jahren 2020 und 2021.
2022 wurden hierzulande 8305 Fälle gemeldet und damit ein neuer Höchststand erreicht. Der Anstieg geht vor allem auf Geschlechtsverkehr zwischen Männern zurück. Besonders häufig sind Männer im Alter von 25 bis 49 Jahren betroffen.
Wichtig zu wissen:
Etwa die Hälfte aller betroffenen homosexuellen Männer sind auch an HIV erkrankt. Das ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass die für die Syphilis typischen Hautgeschwüre eine HIV-Infektion begünstigen. Außerdem können sich beide Erkrankungen in ihrem Verlauf ungünstig beeinflussen.
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, Syphilis zu bekommen?
Etwa 30 Prozent aller Menschen, die Geschlechtsverkehr mit einem mit Syphilis infizierten Partner haben, stecken sich dabei an.
Frauen infizieren sich meist beim heterosexuellen Geschlechtsverkehr und sind insgesamt sehr viel seltener betroffen: 2022 waren es – ähnlich wie in den Jahren davor – etwa 6 Prozent. Dass der Erreger während einer Schwangerschaft auf das ungeborene Kind übergeht (konnatale Syphilis), passiert nur in Einzelfällen. 2022 wurden in Deutschland drei Fälle gemeldet.
Symptome der Syphilis
Nach einer Infektion mit dem Syphilis-Erreger dauert es etwa drei Wochen, bis die ersten Symptome auftreten. Im Einzelfall ist die sogenannte Inkubationszeit aber auch etwas kürzer oder – mit bis zu 90 Tagen – deutlich länger.
Die Syphilis verläuft in mehreren Phasen. Bis zu einem Jahr nach der Infektion sprechen Ärztinnen und Ärzte von einer Frühsyphilis. Sie wird in zwei Stadien unterteilt, die primäre Syphilis (Lues I) und die sekundäre Syphilis (Lues II). Zur Spätsyphilis, die sich in der Regel einige Jahre nach der Ansteckung entwickelt, zählen die tertiäre Syphilis (Lues III) und die quartäre Syphilis (Neurosyphilis). Sie sind heutzutage jedoch sehr selten geworden.
Die Symptome der Syphilis verändern sich während der einzelnen Krankheitsstadien deutlich. Die primäre Syphilis macht sich zunächst durch eine Gewebeverhärtung in dem Bereich bemerkbar, in dem der Erreger in den Körper eingedrungen ist. Aus dem Knötchen entwickelt sich im weiteren Verlauf ein schmerzloses, nässendes Geschwür, der sogenannte harte Schanker (auch Primäraffekt oder Ulkus durum). Außerdem schwellen in dieser Phase die umgebenden Lymphknoten an.
Der harte Schanker hat einen deutlich abgesetzten, wallartigen Rand mit leicht eingesunkener Mitte. Am häufigsten befindet er sich bei Männern am Penis, insbesondere der Eichel, und bei Frauen an den Schamlippen oder im Bereich der Klitoris. Das Geschwür enthält sehr viele Erreger und ist deshalb hochansteckend. Es verursacht an den äußeren Genitalien aber meist keine Beschwerden, sodass die Erkrankung in diesem Stadium oft nicht erkannt wird. Seltener entsteht das Geschwür im Bereich von Lippen, Gaumen, Zunge, After oder Enddarm, wo es auch Schmerzen verursachen kann.
Der harte Schanker heilt nach etwa vier bis sechs Wochen von allein ab, manchmal bleibt eine Narbe zurück. Allerdings bedeutet das Abheilen des Geschwürs nicht, dass der Erreger sich nicht mehr im Körper befindet. Auch die Ansteckungsgefahr besteht weiterhin.
In dieser Phase, die bis zu drei Monate nach der Ansteckung beginnt, breitet sich der Erreger über die Blut- und Lymphgefäße im Körper aus, häufig begleitet von grippeähnlichen Beschwerden wie Fieber, Kopf-, Glieder- und Gelenkschmerzen und Müdigkeit. Die Lymphknoten können nun im ganzen Körper anschwellen.
Häufig bildet sich bei der sekundären Syphilis ein nicht juckender Hautausschlag (Exanthem), zum Teil mit eitrigen oder schuppenden Bläschen und Pusteln. Er kann den ganzen Körper betreffen, aber auch auf bestimmte Bereiche begrenzt sein, beispielsweise die Handflächen und Fußsohlen. Bei einigen Menschen schwellen die Mandeln an und es kommt zu einem stellenweisen Haarausfall.
Befällt der Erreger Organe wie Leber oder Nieren, kommt es dort zu Entzündungen. In der Regel verschwinden die Symptome nach einigen Monaten, können unbehandelt aber immer wieder neu auftreten. Bei anderen Betroffenen bleibt die Krankheit viele Jahre unsymptomatisch (Latenzphase). Bei etwa jedem dritten Betroffenen heilt die Syphilis von allein aus.
Unbehandelt kommt es bei etwa jeder vierten Person zu einer Spätsyphilis. Der Erreger befällt dann verschiedene Organe und Gewebe wie Herz, Blutgefäße, Leber, Haut, Augen, Knochen, Gelenke oder Muskeln. Je nachdem, welches Organsystem betroffen ist, kommt es über Jahre hinweg zu vielfältigen und zum Teil schwerwiegenden Symptomen. Typisch für einen Hautbefall sind beispielsweise Knoten an Haut und Schleimhäuten, die zum Teil aufbrechen und Geschwüre bilden. Außerdem können sich tief in der Haut und an den Organen langsam wachsende Knoten bilden, die aufgrund ihrer gummiartigen Beschaffenheit als Gummen bezeichnet werden.
Dringt der Erreger im Endstadium der Syphilis auch in das Zentralnervensystem ein, also Gehirn und Rückenmark, sprechen Ärztinnen und Ärzte von einer Neurosyphilis. Häufig sind zunächst die Ohren und Augen betroffen, und das Seh- und Hörvermögen nehmen ab. Durch die Zerstörung der Nervenzellen kommt es im Verlauf außerdem zu Symptomen wie
Hirnhautentzündung (Meningitis)
Gedächtnisverlust, Demenz
epileptische Anfälle
Wahnvorstellungen
Depressionen
Lähmungserscheinungen
gestörte Bewegungsabläufe
Wahrnehmungsstörungen (beispielsweise gestörtes Schmerz- und Temperaturempfinden)
Impotenz
Verlust kognitiver Fähigkeiten (z.B. Sprech-, Lese- und Schreibvermögen)
Kopfschmerzen
Schlaflosigkeit
Die Diagnose: Tests auf Syphilis
Bei Verdacht auf Syphilis entnimmt die behandelnde Ärztin oder der Arzt in der Regel eine Blutprobe und testet diese auf bestimmte Antikörper, die das Immunsystem nach Kontakt mit dem Erreger bildet. Besonders häufig werden der sogenannte TPHA-Test (Treponema-pallidum-Hämagglutinationstest) oder der Treponema-pallidum-Partikelagglutinationstest (TPPA) durchgeführt. Mit ihnen lässt sich der Erreger bereits ab der zweiten oder dritten Woche nach Ansteckung nachweisen.
Im Anfangsstadium ist es alternativ möglich, eine Probe des harten Schankers zu nehmen. Das nässende Geschwür enthält sehr viele Erreger. Bei Verdacht auf eine Neurosyphilis lässt sich das Bakterium auch im Gehirnwasser (Liquor) nachweisen. Dafür ist es erforderlich, eine kleine Menge Liquor aus dem Rückenmark zu entnehmen.
Ein Test auf Syphilis ist immer dann sinnvoll, wenn entsprechende Symptome auftreten (beispielsweise ein nässendes Geschwür oder Knötchen), unter Umständen aber auch nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr, insbesondere mit verschiedenen Partnern.
Behandlung: Ist Syphilis heilbar?
Die Syphilis lässt sich im Frühstadium gut mit dem Antibiotikum Penicillin behandeln und vollständig heilen. Bei einer Penicillin-Unverträglichkeit stehen andere Antibiotika zur Verfügung.
Im Spätstadium der Syphilis ist eine Therapie immer noch möglich, diese dauert aber häufig länger als im Frühstadium. Außerdem ist die Prognose ungünstiger, da sich bereits entstandene Organschäden nicht mehr rückgängig machen lassen. Wird die Erkrankung nicht behandelt, erleidet jeder vierte Betroffene bleibende körperliche Schäden, bei jedem zehnten verläuft die Syphilis ohne Therapie tödlich.
Wie lange ist Syphilis ansteckend?
Da die Krankheit sehr variabel verlaufen, spontan ausheilen, aber auch nach Jahren erneut aufflammen kann, lässt sich nicht pauschal beantworten, wie lange Betroffene ansteckend sind. Die Ansteckungsgefahr nimmt im Krankheitsverlauf ab. Während der akuten Erkrankung (primäre Syphilis) ist sie am größten und verringert sich bereits im zweiten Stadium. Im Spätstadium gelten Betroffene als nicht mehr ansteckend.
Syphilis vorbeugen
Am wirksamsten schützt man sich vor Syphilis, indem man beim Geschlechtsverkehr Kondome oder sogenannte Lecktücher (Dental Dams) verwendet. Eine Syphilis-Schutzimpfung gibt es nicht.
Außerdem ist es wichtig, eventuell vorhandene Geschwüre oder nässende Hautstellen des Partners nicht zu berühren oder sich danach sehr gründlich die Hände zu waschen. Besteht der Verdacht auf eine Infektion ist es ratsam, sich so früh wie möglich ärztlichen Rat zu holen, damit die Erkrankung rasch behandelt werden kann. Ebenso wichtig ist es, im Falle einer bestätigten Infektion alle Personen zu informieren, mit denen man sexuellen Kontakt hatte (auch nach geschütztem Geschlechtsverkehr), da der Syphilis-Erreger sehr leicht übertragbar ist.
Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.
Robert Koch-Institut: Syphilis, Stand 11/2020, unter: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Syphilis.html (Abruf: 09.04.2024)
Robert Koch-Institut: Epidemiologisches Bulletin 7/2024, unter: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2024/Ausgaben/07_24.pdf?__blob=publicationFile (Abruf: 09.04.2024)
Pschyrembel Online: Syphilis, Stand 04/2016, unter: https://www.pschyrembel.de/Syphilis/K0M4N (Abruf: 09.04.2024)
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Syphilis (Lues), Stand 07/2022, unter: https://www.gesundheitsinformation.de/syphilis-lues.html (Abruf: 09.04.2024)
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Wie schütze ich mich und andere vor Syphilis?, Stand 07/2022, unter: https://www.gesundheitsinformation.de/wie-schuetze-ich-mich-und-andere-vor-syphilis.html (Abruf: 09.04.2024)
Frauenärzte im Netz: Syphilis, Stand 12/2018, unter: https://www.frauenaerzte-im-netz.de/erkrankungen/syphilis/therapie/ (Abruf: 09.04.2024)
Universitätsspital Zürich: Syphilis, unter: https://www.usz.ch/krankheit/syphilis/ (Abruf: 09.04.2024)
Bundesministerium für Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz: Stand 12/2020, unter: https://www.gesundheit.gv.at/labor/laborwerte/infektionen-bakterien/labor-treponema-pallidum-antikoerper-ha-tpha1.html (Abruf: 09.04.2024)
Bundesministerium für Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz: Syphilis (Lues), Stand 06/2023, unter: https://www.sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Uebertragbare-Krankheiten/Infektionskrankheiten-A-Z/Syphilis.html (Abruf: 09.04.2024)