Chagas-Krankheit durch Raubwanzen: Symptome und Übertragung

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Von Brit Neuhaus

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Die Chagas-Krankheit wird durch verschiedene Raubwanzenarten übertragen© imago images/Pond5 Images

Die Chagas-Krankheit wird durch den Parasiten Trypanosoma cruzi ausgelöst und kann unbehandelt lebensbedrohlich verlaufen. Wo sie vorkommt, wie Sie sich schützen.

  • Hauptüberträger sind Raubwanzen

  • Vor allem in Mittel- und Südamerika verbreitet

  • Frühzeitige Therapie verhindert Spätfolgen

Was ist die Chagas-Krankheit?

Die Chagas-Krankheit wird durch einen winzigen Parasiten ausgelöst, den Einzeller Trypanosoma cruzi. Er befällt verschiedene Organe, insbesondere Herz, Muskeln und Nervensystem.

Unbehandelt schließt sich nach einer akuten Krankheitsphase mit allgemeinen Krankheitssymptomen eine chronische Phase an. In dieser Zeit kann der Parasit lebensbedrohliche Schäden an Herzmuskel und Verdauungstrakt verursachen.

Wie wird Chagas übertragen?

Trypanosoma cruzi wird in den meisten Fällen beim Stich bestimmter Raubwanzenarten auf den Menschen übertragen. Der Erreger befindet sich im Kot der Tiere, den diese während des Blutsaugens absetzen. Er gelangt über die Einstichstelle, Hautverletzungen oder die Schleimhäute von Augen, Nase und Mund in den Körper.

Weitere Übertragungswege

  • Über die Plazenta von der Mutter auf das ungeborene Kind

  • Über die Muttermilch (selten)

  • Bluttransfusionen

  • Organtransplantationen

  • Verunreinigte Injektionsnadeln (z.B. bei Drogenkonsum)

  • Mit Wanzenkot kontaminierte Nahrungsmittel

Ist die Chagas-Krankheit ansteckend?

Die Chagas-Krankheit ist eine ansteckende Infektionskrankheit. Wichtigster Überträger ist die Raubwanze, aber auch eine Ansteckung von Mensch zu Mensch ist möglich. Allerdings erfolgt diese nicht durch eine Tröpfchen- oder Schmierinfektion, wie etwa bei einer Erkältung, sondern über das Blut.

Wo kommen Raubwanzen vor?

Raubwanzen sind weltweit verbreitet. Allerdings übertragen nur einige der über 7000 bekannten Arten die Chagas-Krankheit. Sie kommen vor allem in Mittel- und Südamerika vor. Weltweit sind etwa sechs bis acht Millionen Menschen infiziert, mehrheitlich in Lateinamerika.

Risikofaktoren für die Chagas-Krankheit

Die Chagas-Krankheit gilt als typische Armutskrankheit. In Lateinamerika sind vor allem Menschen in ländlichen Regionen betroffen, die in einfachen Lehmhäusern wohnen. Die Wanzen leben dort in den Mauerritzen sowie unter Stroh- und Palmdächern.

Sind Raubwanzen in Deutschland gefährlich?

In Deutschland ansässige Raubwanzen übertragen die Chagas-Krankheit nicht. Der Erreger ist aber mittlerweile auch in Europa anzutreffen. Schätzungen zufolge sind mehr als 80.000 Menschen infiziert. Eine Übertragung durch Blutkonserven und bei Organtransplantationen ist daher nicht gänzlich ausgeschlossen.

In vielen europäischen Ländern werden Blut- und Organspenden deshalb bereits seit Jahren systematisch auf den Erreger getestet. In Deutschland ist dies trotz ausdrücklicher Leitlinien-Empfehlungen nicht der Fall.

Symptome der Chagas-Krankheit

Bei vielen Menschen verläuft die Chagas-Krankheit zunächst symptomlos. Nur bei etwa einem Drittel der Betroffenen kommt es nach einer Inkubationszeit von bis zu drei Wochen zu einer akuten Krankheitsphase.

Dabei entwickelt sich im Bereich der Einstichstelle, meist im Gesicht oder an den Extremitäten, eine entzündliche Schwellung (Chagom). Befindet sich die Schwellung am Augenlid, sprechen Ärztinnen und Ärzte vom "Romaña-Zeichen".

Manchmal kommen unspezifische Krankheitssymptome hinzu:

Bei einem schweren Verlauf können sich ernsthafte Komplikationen wie eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) oder eine Hirnhautentzündung (Meningitis) entwickeln.

Spätfolgen in der chronischen Phase

Nach der akuten Phase heilt die Erkrankung in seltenen Fällen spontan aus. Meist geht sie jedoch in ein chronisches Stadium über. Bei etwa 70 bis 80 Prozent der Betroffenen verbleibt der Erreger über Jahre bis Jahrzehnte im Körper, ohne Beschwerden zu verursachen.

Bei den verbleibenden 20 bis 30 Prozent der Erkrankten verursacht er in dieser Zeit zum Teil schwere Schäden am Herzmuskel und im Bereich des Magen-Darm-Trakts.

Typische Spätfolgen

  • Herzrhythmusstörungen

  • Gefäßverschlüsse durch Blutgerinnsel (Thromboembolie)

  • Brustschmerzen

  • Herzversagen

  • Plötzlicher Herztod

  • Erweiterung der Speiseröhre

  • Schluckstörungen

  • Megakolon (massive Erweiterung des Dickdarms mit Störung der Darmfunktion)

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Behandlung und Vorbeugung

Wird die Chagas-Krankheit im Frühstadium diagnostiziert, ist sie gut zu behandeln und heilt oft vollständig aus. Dabei kommen Antiparasitika zum Einsatz, also Medikamente, die den Erreger abtöten. In der chronischen Phase sind diese Wirkstoffe weniger effektiv. Deshalb steht bei chronisch erkrankten Menschen die Behandlung der Folgeerkrankungen im Vordergrund.

Zu den vorbeugenden Maßnahmen, die vor allem bei Aufenthalten in den Risikogebieten Mittel- und Südamerikas wichtig sind, zählen die Bekämpfung der Raubwanzen mit Insektenschutzmitteln sowie die Nutzung von Moskitonetzen und insektenabschreckenden Mitteln (Repellents).

Um einer Ansteckung über mit Wanzenkot verunreinigte Lebensmittel vorzubeugen, sollten diese für die Insekten unzugänglich gelagert werden.

Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.