Makuladegeneration: Wenn die Sicht verschwimmt
Von Brit Neuhaus

Die Makuladegeneration ist eine chronische Netzhauterkrankung, die das Sehen beeinträchtigt und zur Erblindung führen kann. Was das für Betroffene und ihre Mobilität im Alltag bedeutet.
Betroffen ist der Punkt des schärfsten Sehens in der Mitte des Blickfeldes
Häufigste Erblindungsursache bei Menschen ab 65 Jahren
Ob man Auto fahren darf, hängt von Schwere der Symptome ab
Die Makuladegeneration ist eine fortschreitende Erkrankung der Netzhaut. Sie betrifft den sogenannten gelben Fleck (Makula). Er ist mit einem Durchmesser von wenigen Millimetern sehr klein, allerdings ist das Auflösungsvermögen der Netzhaut in diesem Bereich am größten. Der gelbe Fleck ist deshalb der Punkt des schärfsten Sehens: Möchten wir einen Gegenstand genau betrachten, drehen wir den Kopf automatisch so, dass der Gegenstand in der Makula abgebildet wird. Nur so ist es möglich, auch feine Details zu erkennen.

Erkrankung beeinträchtigt Alltagstätigkeiten
Bei einer Makuladegeneration werden die Sinneszellen im gelben Fleck geschädigt und sterben ab. Bemerkbar macht sich die Erkrankung bei vielen alltäglichen Tätigkeiten, für die scharfes Sehen unverzichtbar ist, zum Beispiel beim Lesen, beim Autofahren oder beim Erkennen von Gesichtern. Betrachtet ein Mensch mit Makuladegeneration ein Gesicht oder einen geschriebenen Text, sind diese in der Mitte des Sehfeldes beispielsweise verschwommen, verzerrt oder sogar von einem grauen Schatten überlagert und dadurch schwerer oder gar nicht zu erkennen. Meist sind bei einer Makuladegeneration beide Augen betroffen.

In welchem Alter beginnt die Makuladegeneration?
Die häufigste Form der Erkrankung ist die sogenannte altersbedingte Makuladegeneration (AMD). Die meisten erkranken jenseits des 60. Lebensjahres.
Ab dem 65. Lebensjahr ist die Makuladegeneration die mit Abstand häufigste Ursache für eine Erblindung. Erblindung bedeutet in diesem Fall nur selten einen vollständigen Sehverlust. In den Randbereichen des Gesichtsfeldes bleibt die Sehkraft bei einer Makuladegeneration fast immer so weit erhalten, dass Betroffene sich noch orientieren können. Dennoch kann die fortschreitende Beeinträchtigung der Sehfähigkeit den Alltag stark behindern.
Trockene und feuchte Makuladegeneration
Fachleute unterscheiden bei der Makuladegeneration zwei verschiedene Formen, die in ihrem Verlauf voneinander abweichen.
Etwa 85 Prozent der Betroffenen haben eine trockene Makuladegeneration. Sie schreitet meist langsam über mehrere Jahre hinweg fort, sodass viele Menschen die Erkrankung zunächst gar nicht bemerken. Dennoch entstehen im Krankheitsverlauf bleibende und schwerwiegende Beeinträchtigungen des Sehvermögens.
Bei etwa 15 Prozent der Erkrankten entsteht aus der trockenen Form im Krankheitsverlauf eine feuchte Makuladegeneration. Dabei entwickelt sich der Verlust des Sehvermögens sehr schnell, zum Teil innerhalb von Tagen. Die Ursache liegt darin, dass sich unter der vorgeschädigten Netzhaut neue, aber undichte Blutgefäße bilden, die auch in die Netzhaut hineinwachsen können. Da die Gefäße undicht sind, kommt es zu Blutungen und Wassereinlagerungen in der Netzhaut (Makulaödem), die die Sehfähigkeit einschränken.
Häufig ist im Volksmund nicht von einer trockenen oder feuchten Makuladegeneration, sondern von einer feuchten Makula oder einer trockenen Makula die Rede. Dabei handelt es sich jedoch nicht um medizinische Begriffe.
Symptome einer Makuladegeneration
Im Anfangsstadium macht sich eine Makuladegeneration oft dadurch bemerkbar, dass Betroffene Probleme haben, sich an veränderte Lichtverhältnisse anzupassen, beispielsweise wenn sie einen dunklen Raum betreten. Objekte, die mit den Augen fokussiert werden, erscheinen zunehmend unscharf. Im Zentrum des Gesichtsfeldes können Kontraste schwächer werden, Konturen und Linien wellig und verzerrt wirken und Farben verblassen. Das beeinträchtigt beispielsweise die Lesefähigkeit oder die Fähigkeit, Gesichter zu erkennen.
Schreitet die Erkrankung weiter fort, erscheinen im Zentrum des Blickfeldes graue oder schwarze Flecken, die sich im weiteren Verlauf in die Randbereiche ausdehnen können. Die Orientierungsfähigkeit verlieren Betroffene allerdings nur selten, da der Netzhautrand nicht von der Makuladegeneration betroffen ist.
Der Amsler-Gitter-Selbsttest bei Makuladegeneration
Der Amsler-Gitter-Test ist ein einfacher Selbsttest auf mögliche Symptome einer Makuladegeneration. Entsprechende Test-Angebote sind online verfügbar. Auf dem Bildschirm wird dabei ein aus schwarzen Linien bestehendes Gitter auf weißem Untergrund eingeblendet, ähnlich einem Rechenkästchen-Muster. Im Zentrum des Gitters befindet sich ein kleiner Punkt. Für den Test betrachtet der Anwender das Gitter jeweils mit einem Auge, das andere wird mit der Hand zugehalten. Brillenträger setzen ihre Brille für den Test nicht ab. Erscheinen die Linien des Gitters verschwommen oder verzerrt oder ist der Punkt im Zentrum des Gitters nicht erkennbar, kann dies ein Hinweis auf eine Makuladegeneration sein. Der Amsler-Gitter-Test ersetzt jedoch keinesfalls eine Untersuchung in der augenärztlichen Praxis.
Ursachen der Makuladegeneration
Die häufigste Form der Krankheit, die altersbedingte Makuladegeneration, steht mit Alterungsprozessen in der Netzhaut im Zusammenhang. Die Zellen innerhalb der Makula sind sehr stoffwechselaktiv. Mit fortschreitendem Alter kommt es häufig zu Störungen des Zellstoffwechsels, wodurch sich vermehrt Abbauprodukte in den Zellen der Makula ansammeln und ablagern. Sie führen letztlich dazu, dass die empfindlichen Sinneszellen absterben.
Zu den möglichen Risikofaktoren, die eine Makuladegeneration begünstigen, zählen:
Erbliche Faktoren (die AMD ist keine klassische Erbkrankheit, kann aber familiär gehäuft auftreten)
einseitige Ernährung
UV-Strahlung, insbesondere bei starker Lichteinwirkung, wie z.B. am Strand oder Wasser, im Schnee oder im Hochgebirge
Rauchen
Vorerkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck oder starkes Übergewicht
Darüber hinaus kann eine Makuladegeneration auch altersunabhängig entstehen, beispielsweise infolge einer
erblichen Netzhauterkrankungen wie der Retinitis pigmentosa
entzündlichen Augenerkrankung
Tumorerkrankung
Verletzung, beispielsweise im Rahmen von Augenoperationen
Wissenschaftlich erwiesene seelische Ursachen für eine Makuladegeneration sind derzeit nicht bekannt.
Autofahren mit Makuladegeneration
Grundsätzlich müssen Verkehrsteilnehmende selbst sicherstellen, dass sie den Anforderungen des Straßenverkehrs gewachsen und in der Lage sind, ein Kraftfahrzeug sicher zu fahren (Fahreignung). Führt eine Krankheit oder Verletzung zur Verkehrsuntüchtigkeit, ist das Führen eines Kraftfahrzeugs nicht gestattet.
Ob man mit einer Makuladegeneration noch Autofahren kann, hängt von der Schwere der Symptome ab: Beispielsweise sollte eine Person, die nicht mehr in der Lage ist zu lesen, auch nicht mehr Auto fahren. Da die deutsche Fahrerlaubnis-Verordnung (FeV) das Fahren mit Makuladegeneration aber nicht ausdrücklich verbietet, muss bei Vorliegen der Augenkrankheit geklärt werden, ob die allgemeinen gesetzlichen Anforderungen an das Sehverm ögen erfüllt werden.
Ein wichtiger Ansprechpartner ist in diesem Zusammenhang der behandelnde Augenarzt oder die behandelnde Augenärztin. Nur er oder sie kann beurteilen, ob bei einer Makuladegeneration die Fahreignung noch gewährleistet ist. Basierend auf den Untersuchungsergebnissen wird die Augenärztin oder der Augenarzt eine Einschätzung über die Fahrtauglichkeit auszusprechen. Bei fortschreitenden Augenerkrankungen gilt es außerdem, sich nicht nur einmalig, sondern regelmäßig augenärztlich untersuchen und beraten zu lassen.
Attestiert die Ärztin oder der Arzt eine Fahruntauglichkeit – wenn auch nur zeitweise – aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen, sollten Verkehrsteilnehmende dem sog. ärztliches Fahrverbot nachkommen. Zwar ist ein "ärztliches Fahrverbot" nicht gleichzusetzen mit einem vom Gericht oder der Fahrerlaubnisbehörde verhängten Fahrverbot und Betroffene sind auch nicht verpflichtet, ihre Erkrankung der Verkehrsbehörde zu melden. Wer jedoch gegen das ärztliche Fahrverbot verstößt, begeht eine Ordnungswidrigkeit, wenn er trotz fehlender Fahrtauglichkeit fährt, und macht sich – zum Beispiel bei einem Unfall – unter Umständen sogar strafbar, wenn er andere Personen gefährdet. Bei einem Unfall drohen dann neben einem Strafverfahren hohe Geld- oder sogar Freiheitsstrafen, wenn andere Verkehrsteilnehmende verletzt oder getötet werden. Auch weitere finanzielle Folgen drohen, weil z. B. die Kaskoversicherung Leistungen kürzen oder verweigern kann.
Ist eine Makuladegeneration heilbar?
Eine Makuladegeneration ist nicht heilbar. Es ist jedoch in vielen Fällen möglich, die fortschreitende Erkrankung aufzuhalten oder zumindest zu verlangsamen. Bereits zerstörte Sinneszellen lassen sich allerdings nicht wiederherstellen. Deshalb ist es für Betroffene wichtig, rasch einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen, wenn Sehprobleme auftreten.
Bei der Therapie der Makuladegeneration steht vor allem ein gesunder Lebensstil und das Meiden von Risikofaktoren im Vordergrund. Dazu zählen vor allem eine ausgewogene Ernährung, eine Rauchentwöhnung und eine gute Einstellung des Blutdrucks bei Menschen mit einer Hypertonie. Außerdem ist es ratsam, die Augen vor allem bei intensiver Sonneneinstrahlung durch eine Sonnenbrille vor UV-Strahlung zu schützen.
Zudem gibt es erste Hinweise darauf, dass sich bestimmte Mineralstoffe, Vitamine und Antioxidantien positiv auf den Krankheitsverlauf auswirken könnten. Betroffene sollten sich in ihrer augenärztlichen Praxis informieren, ob die Einnahme bestimmter Nahrungsergänzungsmittel für sie sinnvoll ist. Erleichterung im Alltag schaffen besondere Sehhilfen wie Bildschirmlesegeräte oder Lupenbrillen. Eine medikamentöse Behandlung steht für die trockene Makuladegeneration nicht zur Verfügung.
Geht die trockene Makuladegeneration in eine feuchte Makuladegeneration über, lässt sich das übermäßige Wachstum der Blutgefäße zum Beispiel meist mithilfe von Medikamenten unterdrücken. Sie werden in regelmäßigen Abständen mittels einer Spritze in den Glaskörper verabreicht und hemmen das Wachstum der neugebildeten Blutgefäße. Bei konsequenter Anwendung gilt die Therapie als sehr effektiv und reduziert das Erblindungsrisiko um bis zu 70 Prozent.
Ein neues Therapieverfahren (PRIMA, Photovoltaic Retina Implant Microarray) könnte die Sehfähigkeit von Menschen mit einer fortgeschrittenen trockenen Makuladegeneration künftig wieder verbessern. Betroffenen wird im Rahmen eines mikrochirurgischen Eingriffs ein winziger Mikrochip unter die Netzhaut des Auges implantiert, der die zerstörten Netzhautzellen ersetzt.
Mittels einer Spezialbrille, in die eine Kamera integriert ist, werden die Seheindrücke in Echtzeit auf das Implantat projiziert, dort in elektrische Signale umgewandelt und über den Sehnerv ans Gehirn weitergeleitet. In einer klinischen Studie hatte sich nach zwölf Monaten und einem intensiven Trainingsprogramm die Sehkraft bei gut 80 Prozent der behandelten Personen soweit verbessert, dass diese beispielsweise Buchstaben und Wörter wieder erkennen und lesen konnten.
Die Zulassung der neuen Therapie in Europa wurde bereits beantragt, die Dauer des Zulassungsverfahrens ist aber noch nicht bekannt. Auch eine möglich Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenkassen ist nicht geklärt.
Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.
Lang, G.K. et al.: Augenheilkunde, 6. Auflage. Thieme Verlag 2019
Stahl, A.: Diagnostik und Therapie der altersabhängigen Makuladegeneration. Dtsch Arztebl Int 2020; 117: 513–9
Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA): Ihre Augenärzte informieren: Die altersabhängige Makuladegeneration (AMD), Stand 2023, unter: https://augeninfo.de/patbrosch/amd.php (Abruf: 1.12.2025)
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Pro Retina Deutschland e. V.: Fakten zum Makulaödem, unter: https://www.pro-retina.de/leben/krankheitsbilder/begleiterkrankungen/makulaoedem/fakten-zum-makulaoedem (Abruf: 1.12.2025)
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Deutsches Ärzteblatt: AMD: Retina-Implantat mit Photovoltaik verbessert Sehen und Lesen. Stand 10/2025, unter: https://www.aerzteblatt.de/news/amd-retina-implantat-mit-photovoltaik-verbessert-sehen-und-lesen-3d1e1929-41ad-4ddc-81a0-a744440b6df8 (Abruf: 1.12.2025)
NTV: Netzhautimplantat kann bei fast Blinden Sehvermögen verbessern. Stand 10/2025, unter: https://www.n-tv.de/wissen/Neues-Verfahren-bei-altersabhaengiger-Makuladegeneration-Netzhautimplantat-kann-bei-fast-Blinden-das-Sehvermoegen-verbessern-article26114863.html (Abruf: 1.12.2025)