Long Covid: Wenn aus akut chronisch wird

eine erwachsene Frau liegt erschöpft und betrübt auf dem Sofa
Long Covid tritt als Spätfolge einer Corona-Infektion auf© iStock.com/JulPo

Manchmal kommt es nach einer Corona-Infektion zu Langzeitfolgen. Welche Beschwerden bei Long Covid auftreten, wie lange sie andauern und was dagegen hilft.

  • Körperliche und psychische Symptome

  • Verlauf über Wochen bis Monate, selten dauerhaft

  • Es gibt keine spezifische Therapie

In der Regel klingen die Symptome von Corona innerhalb von ein bis zwei Wochen ab. Bei einigen Menschen halten die Beschwerden jedoch deutlich länger an oder es kommen neue Symptome hinzu, nachdem der akute Infekt bereits überstanden ist. In diesem Fall sprechen Ärztinnen und Ärzte von Long Covid.

Long Covid oder Post Covid?

Long Covid ist die Bezeichnung für ein Krankheitsbild, bei dem die Beschwerden nach Krankheitsbeginn länger als vier Wochen anhalten oder neu auftreten. Von Post Covid ist die Rede, wenn die Symptome auch nach acht Wochen (bei Kindern) bzw. nach zwölf Wochen (bei Erwachsenen) fortbestehen.

So zeigt sich Long Covid

Das Coronavirus kann neben den Atemwegen auch viele andere Organe befallen, darunter Herz, Leber, Gehirn und Nieren. Deshalb sind die Spätfolgen einer Corona-Infektion von Mensch zu Mensch unterschiedlich, u.a.:

  • starke Müdigkeit und chronische Erschöpfung (Fatigue)

  • geringere Belastbarkeit

  • Kurzatmigkeit, Atemnot (besonders bei Belastung)

  • Herz-Kreislaufbeschwerden (z. B. Herzstolpern, Herzrasen, Schwindel und Benommenheit)

  • Schlafstörungen

  • Schmerzen (z. B. Kopf-, Brust-, Glieder-, Gelenk- und Muskelschmerzen)

  • Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, sich Dinge zu merken oder kompliziertere Zusammenhänge zu bedenken und zu verstehen (”Brain Fog“)

  • psychische Probleme wie Ängste oder depressive Verstimmungen

  • Riech- und Schmeckstörungen

  • Missempfindungen (z. B. Kribbeln oder Taubheitsgefühl)

  • Haarausfall

  • Durchfall

Bei vielen Menschen verläuft Long Covid schubförmig. Es gibt Phasen, in denen sich die Betroffenen nahezu gesund fühlen und wiederum Episoden in denen sich der Zustand wieder deutlich verschlechtert. Verstärken sich die Symptome vor allem bei körperlicher oder geistiger Belastung, sprechen Ärztinnen und Ärzte von einer Post-Exertionellen Malaise (PEM).

Was das Risiko erhöht

Warum es bei einigen Menschen zu Long Covid kommt, ist noch nicht abschließend geklärt. Möglich ist beispielsweise,

  • dass im Organismus verbleibende Virusbestandteile eine chronische Entzündung in bestimmten Organen auslösen

  • dass es bei den Betroffenen zu einer überschießenden oder fehlgesteuerten Immunantwort kommt

  • dass andere Viren, die nach einer Infektion dauerhaft – aber in der Regel ohne Beschwerden zu verursachen – im Körper verbleiben (z. B. das Epstein-Barr-Virus oder das Zytomegalievirus), durch eine COVID-19-Erkrankung erneut aktiviert werden.

Grundsätzlich kann jeder Mensch an Long Covid erkranken. Es gibt jedoch einige Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit von Langzeitfolgen nach einer Corona-Infektion erhöhen:

  • ein höheres Alter

  • das Geschlecht (Frauen sind häufiger betroffen als Männer)

  • eine schwere akute COVID-19-Erkrankung

  • wiederholte COVID-19-Erkrankungen

  • bestimmte Vorerkrankungen, beispielsweise Lungenerkrankungen oder Arteriosklerose

So wird Long Covid behandelt

Bis heute ist gegen Long Covid keine wirksame ursächliche Therapie bekannt. Allerdings lassen sich viele Beschwerden mit medikamentösen und nicht-medikamentösen Maßnahmen eindämmen. Dazu gehören je nach Symptomen

  • Schmerzmittel

  • Medikamente, die den Kreislauf unterstützen

  • Psychotherapie

  • Entspannungsverfahren

  • Physiotherapie

  • Ergotherapie

  • Logopädie

  • Aktivierungstherapie (zur Verbesserung der Belastbarkeit)

  • Hirnleistungstraining

  • Maßnahmen, die darauf abzielen, Überlastungen zu vermeiden (Pacing) und Stress besser zu bewältigen (Coping)

Die Wirksamkeit besonderer Behandlungsmethoden wie einer Blutwäsche oder einer Sauerstofftherapie bei Long Covid ist wissenschaftlich noch nicht ausreichend untersucht.

Verschwinden die Beschwerden wieder?

In den meisten Fällen ist die Prognose bei Long Covid gut und die Beschwerden klingen im Laufe der Zeit von allein ab. In selteneren Fällen bleiben die Beschwerden dauerhaft bestehen.

Wie lange dauert Long Covid?

Es ist gibt noch zu wenige Daten, um zuverlässig einschätzen zu können, wie lange die Beschwerden im Schnitt anhalten. Häufig bessern sie sich innerhalb der ersten acht Wochen. In einigen Fällen können sie jedoch über viele Monate bestehen bleiben oder neu auftreten. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass körperliche Symptome in der Regel schneller abklingen als geistige und psychische Beeinträchtigungen wie Fatigue oder Konzentrationsstörungen.

Gibt es Tests?

Die Diagnose Long Covid kann die Hausärztin oder der Hausarzt in der Regel anhand der Krankengeschichte, der Symptomeund einer körperlichen Untersuchung stellen. Dabei kommen je nach Beschwerden verschiedene Tests zum Einsatz: unter anderem zur Beurteilung des Denk- und Konzentrationsvermögens, ein Lungenfunktionstest bei Atembeschwerden oder der Sechs-Minuten-Gehtest, der Rückschlüsse auf die körperliche Belastbarkeit zulässt. Einen spezifischen Test, der Long Covid eindeutig nachweist, gibt es hingegen nicht.

Kann man sich vor Long Covid schützen?

Es gibt Hinweise darauf, dass eine Corona-Schutzimpfung nicht nur vor einem schweren Krankheitsverlauf, sondern auch vor den Langzeitfolgen einer Infektion schützen kann. Allerdings ist dieser Effekt noch nicht eindeutig bewiesen.

Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.