Meningokokken: Impfung, Symptome und Infektionsrisiko

Eine junge Frau nach einer Impfung
Eine Impfung schützt vor Meningokokken © iStock.com/Anchiy

Eine Meningokokken-Infektion kann zu einem schweren Krankheitsverlauf führen, der in vielen Fällen mit einer Hirnhautentzündung oder Blutvergiftung (Sepsis) einhergeht.

  • Meningokokken: Mensch-zu-Mensch-Übertragung möglich

  • Impfung kann vor einer Infektion schützen

  • Kinder und Jugendliche am häufigsten betroffen

Eine Meningokokken-Infektion ist tückisch, da sie rasch zum Ausbruch kommen kann und wenig Zeit für Diagnose und Behandlung bleibt. Die Erkrankung kann tödlich verlaufen oder zu schweren Komplikationen wie dem Verlust von Gliedmaßen führen.

Wer eine Reise in bestimmte Gebiete Afrikas (Meningitis-Gürtel) oder Asien plant, sollte sich vorab über eine Impfung informieren. Meningokokken-Erkrankungen treten aber nicht nur in afrikanischen oder asiatischen Ländern auf, sondern weltweit – auch in Deutschland. Aus diesem Grund ist vor allem für Kinder und Jugendliche eine Impfung gegen die hierzulande vorhandenen Meningokokken-Typen sinnvoll. Seit 2004 wird in Deutschland ein Rückgang der Krankheitsfälle beobachtet. Laut dem Robert Koch-Institut wurden im Jahr 2023 in Deutschland 253 Fälle einer Meningokokken-Erkrankung gemeldet.

Was sind Meningokokken?

Meningokokken sind bakterielle Erreger (Neisseria meningitidis), die über Schleimhäute des Nasen-Rachen-Raums in die Blutbahn und die Hirn- und Rückenmarkshäute (Meningen) des Menschen gelangen. In diesem Fall können Meningokokken eine Hirnhautentzündung (Meningitis) oder eine Blutvergiftung (Sepsis) verursachen – beides sind schwere, lebensbedrohliche Erkrankungen.

Fachleute unterscheiden zwischen zwölf unterschiedlichen Erregerstämmen der Meningokokken, sogenannten Serogruppen. Zu der Gruppe der Bakterien, die zu einer Erkrankung führen, zählen vor allem die Serogruppen A, B, C, W, X und Y.

Wie kann man sich anstecken?

Meningokokken werden von Mensch zu Mensch übertragen, und zwar durch Kontakt mit dem Sekret des Nasen-Rachen-Raums von Erkrankten. Außerhalb des Körpers sterben die Meningokokken-Erreger schnell ab. Fachleute gehen davon aus, dass sich das Bakterium bei etwa 10 Prozent der infizierten Personen in Nasen-Rachen-Schleimhäuten ansiedelt, ohne dass es zu Symptomen kommt. Bricht eine Epidemie aus, kann die Rate an Keimtragenden mit und ohne Symptome auf 90 Prozent ansteigen.

Menschen mit einer Meningokokken-Infektion sind bis zu sieben Tage vor Beginn der Symptome ansteckend und bis zu 24 Stunden nach einer erfolgreichen Behandlung. Erfolgt die Therapie mit bestimmten Antibiotika (Drittgenerations-Cephalosporine), werden die Erreger im Nasen-Rachen-Raum in der Regel vollständig abgetötet.

Was sind Meningokokken-Symptome?

Nach der Infektion dauert es in der Regel drei bis vier Tage, bis sich Symptome zeigen. Diese sogenannte Inkubationszeit kann auch kürzer oder länger sein (zwischen zwei und zehn Tagen). Symptome können plötzlich (innerhalb von Stunden) auftreten und sich rasch verschlechtern; eine schnelle Einweisung ins Krankenhaus ist dann notwendig.

In vielen Fällen führt die Erkrankung zu einem schweren Verlauf, bei dem die Meningokokken-Bakterien in die Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit oder das Blut übergehen. Dort können sie unter anderem zu einer Hirnhautentzündung (Meningitis) und einer Blutvergiftung (Sepsis) führen. Beide Erkrankungen können einzeln auftreten, aber auch gemeinsam. Sowohl die Meningitis als auch die Sepsis sind schwere, teils lebensbedrohliche Erkrankungen.

Erste Symptome einer Meningokokken-Infektion sind unter anderem:

  • Starkes grippeartiges Krankheitsgefühl

  • Schüttelfrost und Fieber

  • Kopf-, Muskel- und/oder Gelenkschmerzen

  • Schwindel

Spätere und plötzlich auftretende Symptome eines schweren Verlaufs:

  • Roter/violetter, punktförmiger oder flächiger Ausschlag auf Haut und/oder Schleimhaut (vor allem bei einer Blutvergiftung)

  • Nackensteifigkeit mit Übelkeit und Erbrechen (typisches Zeichen für eine Hirnhautentzündung)

  • Reizbarkeit, Schläfrigkeit, Benommenheit oder Verwirrtheit (Bewusstseinsstörungen)

  • Krampfanfälle, Koma oder Lähmungen (vor allem bei einer Hirnhautentzündung)

  • Kreislaufprobleme, Gerinnungsstörungen bis hin zum Organversagen und/oder Kreislaufschock (vor allem bei einer Blutvergiftung)

Bei Säuglingen und Kleinkindern kommen typische Symptome wie die Nackensteifigkeit nicht vor, andere Krankheitszeichen sind oft schwächer ausgeprägt.

Gut zu wissen – Glastest bei roten Einblutungen

Entdecken Sie bei sich oder Ihrem Kind rote oder violette Punkte oder Flecken auf der Haut, die auch wie ein Bluterguss erscheinen können, lässt sich der sogenannte Glastest durchführen. Wenn Sie ein Glas oder einen durchsichtigen Becher auf die Hautstelle drücken und diese nicht verblassen, ist es wichtig, umgehend einen ärztlichen Notdienst (112) zu rufen.

Eine Meningokokken-Infektion kann bei bis zu 20 Prozent der Erkrankten weitere Komplikationen verursachen:

  • Nach einer Hirnhautentzündung: Lähmung des Gesichts oder einer Körperhälfte, Krampfanfälle, Taubheit, Intellekt-Einschränkungen

  • Nach einer Blutvergiftung: Verlust von Fingern, Zehen oder anderen Enden von Körperteilen oder von gesamten Gliedmaßen durch absterbendes Gewebe und eine dann erforderliche Amputation

Wann zum Arzt?

Liegt nur ein Verdacht vor, dass es sich um eine Meningokokken-Infektion handelt, ist eine sofortige Behandlung im Krankenhaus notwendig. Aufgrund der Übertragung von Mensch zu Mensch ist ebenso eine kurzzeitige Isolation erforderlich, bis die antibiotische Behandlung greift. Treten Symptome wie plötzliches Fieber, Schüttelfrost oder Kopfschmerzen auf, ist umgehender ärztlicher Rat gefragt.

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Wo liegen Meningokokken-Risikogebiete?

Meningokokken sind auf der ganzen Welt verbreitet, immer wieder kommt es zu Epidemien. Vor allem in tropischen Ländern in Asien und Afrika treten diese häufiger auf, meist verursacht durch die Serogruppen A, C, W und X.

In Afrika ist vor allem der sogenannte Meningitis-Gürtel betroffen. Dieser befindet sich in Zentralafrika und erstreckt sich von Guinea bis nach Äthiopien südlich der Sahara.

Meningokokken-Meningitis-Gürtel-Afrika
© ADAC e.V.

Durch die Impfung gegen den Meningokokken-A-Typ nehmen die Infektionen in Afrika seit 2010 ab, weshalb hier vor allem die Serogruppen C, W und X zu Epidemien führen.

Auch in Europa, Australien, Neuseeland und auf dem amerikanischen Kontinent kommt es zu Epidemien, allerdings verbreiten sich diese langsamer. Hier waren lange Meningokokken-Erkrankungen mit der Serogruppe B zu beobachten. In den letzten Jahren kommen in den USA und Europa zunehmend Infektionen mit der Serogruppe Y vor und in Europa, Lateinamerika, Australien und Neuseeland mit der Serogruppe W.

In Deutschland sind mit etwa 60 Prozent vor allem Meningokokken B zu finden, seltener C, W und Y. Kinder unter zwei Jahren erkranken hierzulande am häufigsten. Am zweithäufigsten kommen Infektionen bei Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 19 Jahren vor, die meisten davon in den Wintermonaten.

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Wann ist eine Impfung sinnvoll?

Gegen die jeweiligen Erreger-Typen (Serogruppen A, C, B, W und Y) sind entsprechende Impfstoffe verfügbar (nur gegen C oder gegen A, C, W und Y sowie B). Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Meningokokken-Impfung für folgende Personengruppen und Situationen:

Meningokokken-Impfung für Kinder:

  • Meningokokken B: Seit Januar 2024 rät die STIKO zu einer Impfung gegen Meningokokken B für alle Kinder ab zwei Monaten. Die Impfung sollte spätestens bis zum fünften Geburtstag nachgeholt werden.

  • Meningokokken C: Für Kinder unter zwei Jahren; falls nicht erfolgt, spätestens bis zum 18. Geburtstag nachholen

Außerdem Impfung gegen Meningokokken ACWY und B bei erhöhtem Risiko:

  • Personen mit einer Immunschwäche

  • Bei regional gehäuften Ausbrüchen der Erkrankung

  • Bei Kontakt zu Erkrankten

  • Menschen, die in einem Labor arbeiten, in dem sie mit dem Erreger in Kontakt kommen können

  • Für Reisende in Risikogebieten, insbesondere bei Rucksack- und Individualreisen, längeren Aufenthalten und/oder engem Kontakt zu Einheimischen wie Katastrophenhelferinnen und -helfern oder medizinischem Personal. Hier sind Hinweise zu aktuellen Impfnachweisen des jeweiligen Landes zu prüfen, zum Beispiel beim Auswärtigen Amt

  • Pilgerreisen nach Mekka (Hadj, Omrah)

  • Für Langzeit-Auslandsaufenthalte: Insbesondere bei jungen Personen ist oft eine Impfung notwendig, da manche Universitäten und Schulen beispielsweise in den USA, Kanada, Australien, teilweise auch in Europa dies im Rahmen von Austauschprogrammen voraussetzen.

Meningokokken-Impfung: Mögliche Nebenwirkungen

Wie oft die Meningokokken-B-Impfung verabreicht wird, hängt von den Vorgaben des Herstellers ab. In Deutschland stehen zwei Impfstoffe gegen Meningokokken der Serogruppe B zur Verfügung. Einer ist für Babys ab dem zweiten Lebensmonat zugelassen, der andere für Kinder ab einem Alter von zehn Jahren geeignet.

Grundsätzlich ist die Impfung gegen Meningokokken gut verträglich, auch für Säuglinge oder Kinder. Da es unterschiedliche Impfstoffe gibt, können sich Impfreaktionen und Nebenwirkungen unterschiedlich zeigen. Darüber klärt Sie Ihre (Kinder-)Ärztin oder Arzt auf.

Zu den allgemeinen, vorübergehenden Impfreaktionen, die häufig auftreten, zählen unter anderem Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schüttelfrost oder Schmerzen, Rötung oder Schwellung an der Einstichstelle. Bei Kindern und Babys (unter zehn Jahre) können beispielsweise folgende vorübergehende Impfreaktionen bei einer Meningokokken-Impfung auftreten:

  • Appetitlosigkeit

  • Ungewöhnliches Schreien und Weinen

  • Übelkeit und Erbrechen

  • Fieber über 38 Grad Celsius

  • Reizbarkeit

  • Hautausschlag bei Kindern zwischen zwölf und 23 Monaten

Bei Impfstoffen handelt es um Medikamente, die erst nach sorgfältiger Prüfung zur Anwendung kommen. Trotzdem kann es in sehr seltenen Fällen zu Nebenwirkungen kommen:

  • Allergische Reaktionen (etwa bei einem von 100.000 geimpften Menschen): Diese können von leichten Hautausschlägen bis zum allergischen Schock reichen.

  • Fieberkrampf bei Babys und jungen Kleinkindern (Einzelfälle): Kurzer Muskelkrampf mit kurzem Bewusstseinsverlust, endet meist von selbst

  • Nackensteifigkeit (Einzelfälle): Ursache dafür ist eine leichte Reizung der Gehirnhäute, bildet sich in der Regel folgenlos zurück.

Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.