Das können Notrufsysteme für zuhause

Eine Senioren zu Hause mit einem Notfallknopf um den Hals
Hilfe auf Knopfdruck: Notrufsysteme für Senioren sollten möglichst einfach zu bedienen sein© Shutterstock/Ingo Bartussek

Jederzeit griffbereit am Handgelenk, als Halskette oder Schlüsselanhänger: Notrufsysteme können Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen Sicherheit geben. Welche Funktionen wichtig sind, sowie aktuelle Lösungen und Kosten im Überblick.

  • Notrufsysteme kommen als Pflegehilfe in der häuslichen Pflege zum Einsatz

  • Viele Systeme bieten zusätzliche Services wie eine Sturzerkennung

  • Als Pflegehilfsmittel werden Notrufsysteme von der Pflegekasse bezuschusst

Wann kommt ein Notrufsystem in Frage?

Die Installation eines Notrufsystems für den privaten Gebrauch kann aus unterschiedlichen Gründen sinnvoll sein. Eine unkomplizierte Möglichkeit, schnell und zuverlässig Hilfe zu holen, bringt erkrankten, behinderten und sturzgefährdeten Menschen zusätzliche Sicherheit. Insbesondere, wenn sie zu Hause häufig allein sind.

Notrufsysteme bieten darüber hinaus Unterstützung in der häuslichen beziehungsweise ambulanten Pflege älterer Menschen. Der direkte Draht zu schneller Hilfe kann Seniorinnen und Senioren ermöglichen, so eigenständig und lange wie möglich im gewohnten Umfeld zu leben. Nach einem Krankenhausaufenthalt oder in der Zeit, bis ein geeigneter Pflegeplatz gefunden ist, kann ein Hausnotruf auch nur vorübergehend eingerichtet werden.

Ein Notrufsystem kann zudem pflegende Angehörige entlasten. Besonders, wenn sie verreisen oder weiter entfernt wohnen. Entscheidend ist, dass die Einrichtung von der pflegebedürftigen Person akzeptiert wird.

So funktionieren Notrufsysteme

Geräte für den Hausnotruf müssen möglichst unkompliziert sein, also einfacher in der Bedienung als ein Telefon oder Handy. In der Regel ermöglichen sie einen Hilferuf über den Knopfdruck auf einen Sender. Die Anwenderin oder der Anwender sollte den Sender möglichst ständig bei sich tragen, zum Beispiel als Halskette, Armband oder Clip. Idealerweise ist das Sendegerät leicht, wasser- und stoßfest.

Der Sender übermittelt den Alarm an die Basisstation, die über das Fest- oder Mobilfunknetz automatisch eine Notrufzentrale kontaktiert. Bei vielen Lösungen handelt es sich dabei um eine Hausnotrufzentrale, bei der die betroffene Person bereits vorab registriert wurde. Dort ist in der Regel ein Hausschlüssel hinterlegt sowie wichtige Informationen über den Gesundheitszustand.

Sofern das Notrufsystem über eine Freisprechfunktion verfügt, können Betroffene direkt mit den Helfern kommunizieren. Bei einigen Angeboten ist es möglich, die Telefonnummern von Angehörigen oder pflegenden Bezugspersonen auf der Basisstation zu speichern.

Und wenn die pflegebedürftige Person den Knopf zu oft drückt? Die Notrufzentrale antwortet in jedem Fall und reagiert entsprechend. Kommen die Helfer und es liegt gar kein Notfall vor, hat dies keine Konsequenzen (wie etwa Zusatz- oder Ausgleichszahlungen).

Sturzerkennung und andere Leistungen

Neben der Alarmfunktion bieten viele Notrufsysteme ergänzende Services. Oft sind diese mit weiteren Kosten verbunden. Gängige Zusatzleistungen sind unter anderem:

  • Schlüsselhinterlegung bei der Notrufzentrale oder in einem nahegelegenen Tresor; ermöglicht eine Notöffnung der Haus- oder Wohnungstür

  • Sturzerkennung und Aktivitätskontrolle über den Sender; ein integrierter Sensor registriert auffällige Bewegungsmuster, der Notruf wird automatisch ausgelöst

  • Mir-geht-es-gut-Taste, über die sich der Pflegebedürftige einmal am Tag meldet. Tut er es nicht, ruft die Hausnotrufzentrale an und erkundigt sich, ob alles in Ordnung ist

  • GPS-Ortungsfunktion und mobiler Notruf für unterwegs

  • Rauch- und Gasmelder, verknüpft mit entsprechenden stationären Geräten

  • Erinnerung zur Medikamenteneinnahme

Was zahlt die Pflegekasse?

Ein Notfallknopf für Senioren hängt als Halskette einer Seniorin um den Hals
Ein Notrufsystem kann bei Alleinlebenden für Sicherheit sorgen© imago images

Notrufsysteme sind im Rahmen der häuslichen Betreuung ein anerkanntes Pflegehilfsmittel. Die Kosten werden über eine monatliche Pauschale in Höhe von 25,50 Euro von der Pflegekasse bezuschusst. Allerdings lediglich für Menschen mit Pflegegrad (Pflegegrad 1 oder höher). Vor der Genehmigung eines entsprechenden Antrags macht sich die Pflegekasse ein Bild über die persönlichen Lebensumstände. Wohnt die Person vornehmlich alleine? Könnte sie in eine Notsituation geraten, bei der sie nicht mehr selbstständig Hilfe über das Telefon rufen kann?

Gut zu wissen: Viele Anbieter von Notrufsystemen unterstützen ihre Kundinnen und Kunden nicht nur bei der Installation und Instandhaltung der Geräte, sondern auch bei der Antragstellung.

Lebensrettende Daten: Der ADAC Notfallpass

Ein Notfallpass kann den Rettungskräften im Ernstfall entscheidende Informationen liefern. Im ADAC Notfallpass liegen alle Daten sicher verschlüsselt in der Wallet-App auf dem Smartphone oder der Smartwatch. Er kann in die Rettungskette integriert und von den Rettungskräften ausgelesen werden.

Tipps für die Anschaffung

  • Bevor Angehörige ein Notrufsystem in Betrieb nehmen, sollten sie mit den Pflegedürftigen ins Gespräch gehen. Die oder der Betroffene muss damit einverstanden sein und Bereitschaft zeigen, den Notrufsensor möglichst rund um die Uhr zu tragen.

  • Verschaffen Sie sich einen Überblick über Anbieter, Systeme und Preismodelle. Anlaufstellen wie beispielsweise Pflegestützpunkte können vor Ort beraten.

  • Kalkulieren Sie die anfallenden Kosten. Klären Sie etwaige Ansprüche mit den Ansprechpartnern bei der Pflegekasse.

  • Es ist sinnvoll, sich direkt an einen Anbieter zu wenden und sich dort beraten zu lassen. Die meisten unterstützen nicht nur bei der Installation des Notrufsystems, sondern auch bei der Antragserstellung für die Pflegekasse.

  • Stellen Sie vor dem Kauf sicher, dass der oder die Pflegebedürftige mit der Bedienung klarkommt. Das ist insbesondere bei Menschen mit Demenz wichtig, die den Umgang mit Hausnotrufsystemen unter Umständen nicht mehr verstehen und diese im Notfall nicht nutzen können.

  • Lösungen mit mobilen Endgeräten wie etwa Notfalluhren eignen sich für technikaffine Menschen, die bereits mit Wearables vertraut sind.

  • Bei Geräten mit Display sollten Sie testen, ob die pflegebedürftige Person die Anzeigen lesen kann. Vorsicht: Bei No-Name-Geräten können Texte beispielsweise auf Chinesisch erscheinen.

  • Die Geräte sollten bei leerem Akku, Störungen oder fehlendem Empfang klare Fehlersignale senden. Teilweise gibt es eine Notstrom-Versorgung.

Mit dem ADAC Newsletter immer top informiert!

Notrufsysteme im Vergleich

Auf dem Markt findet man verschiedene Anbieter von Notrufsystemen, die sich in Hinblick auf Kosten und Funktionen teilweise deutlich unterscheiden. Menschen mit anerkanntem Pflegegrad wählen meist eine Lösung der bekannten Wohlfahrtsverbände wie Arbeiter-Samariter-Bund, Caritas oder Malteser. Deren Basispakete werden in der Regel als Pflegehilfsmittel von der Pflegekasse bezuschusst. Zusatzleistungen müssen häufig aus eigener Tasche bezahlt werden.

Daneben gibt es zahlreiche Notrufsysteme von Herstellern aus der Privatwirtschaft. Viele werden von den Pflegekassen anerkannt. Ein Vergleich lohnt sich.

Aktuelle Notrufsysteme in der Übersicht


Preis in €*

Bezugsquelle

Ausführung

Einsatzbereich

Zusatzleistungen**

Informiert wird

Wasserschutz

Arbeiter-Samariter-Bund

regional unterschiedlich

asb.de

Armband, Halskette

zu Hause

Inaktivitätsmelder, Schlüssel-Hinterlegung, Medikamenten-Alarm, Alarm Rauch/Einbruch, Notruf-Handy für unterwegs

Hausnotrufzentrale

k.A.

Baer Seniorennotruf

287,-

baer-electronics.de

Armband, Halskette

flexibel (Mobilfunk)

k.A.

5 gespeicherte Tel.nr. (SMS, Push-Nachricht per App)

ja

Caera Notrufarmband

149,99

(monatl. Gebühr 17,95-32,90)

caera.de

Armband

flexibel (Mobilfunk)

Sturzerkennung

Sprachverbindung zu 6 hinterlegten Kontakten; gegen Aufpreis an Bosch-Notrufzentrale

k.A.

Deutsches Rotes Kreuz

ab 25,50/Monat

drk.de

Armband, Halskette

zu Hause

Inaktivitätsmelder, Schlüssel-Hinterlegung für Notöffnung, Rauch-, Wasser-, Gas-Alarm

DRK-Hausnotrufzentrale

k.A.

HelpPhone

ab 25,50/Monat

helpphone.de

Anhänger

zu Hause

Inaktivitätsmelder,

HelpPhone Komfort (Mobilfunk-Handy mit Notruftaste)

HelpPhone-Notrufzentrale

ja

Johanniter Hausnotruf

regional unterschiedlich

johanniter.de

Armband

zu Hause

Reichweite deutschlandweit, GPS-Ortung

Johanniter-Notrufzentrale, je nach Vertrag Kontaktpersonen, Johanniter-Einsatzdienst oder Rettungsdienst

ja

Libify Basic

ab 30,35/Monat

libify.com

Armband, Halskette

bis 40 Meter um Basisstation

Sturzsensor, Empfang auch draußen

Libify-Hausnotrufzentrale

ja

Malteser Hausnotruf

25,50-59,40/Monat

malteser.de

Armband

zu Hause

Schlüssel-Hinterlegung für Notöffnung, Aktivitätskontrolle, Bewegungserkennung

Malteser-Hausnotrufzentrale

k.A.

Patronus Notfalluhr

49,-/Monat

patronus-uhr.de

Armbanduhr

flexibel

(Mobilfunk)


Schlüssel-Hinterlegung für Notöffnung (monatl. 20 Euro)

Patronas-Notrufzentrale, auf Wunsch bis zu 4 Notfallkontakte

ja

Senionex Flex Pro 2

195,-

senionex.de

Halsband; alternativ Armband, Hosenclip

flexibel

(Mobilfunk)

Inaktivitätsmelder, Sturzerkennung

per SMS an gespeicherte Nummern mit GPS-Standort; Sprachverbindung

ja

*Bei Pflegegrad teilweise Kostenübernahme durch Pflegekasse; **teils kostenpflichtig