Woher kommen Bettwanzen und wie gefährlich sind sie?
Sie galten als ausgestorben, sind aber seit einigen Jahren weltweit wieder auf dem Vormarsch: Bettwanzen. Wie Sie die Schädlinge erkennen und was Sie auf Reisen beachten sollten.
Schädlinge können mit Gepäck und Gebrauchtmöbeln ins Haus gelangen
Bettwanzen sind kein Zeichen von Unsauberkeit
Befall im Hotel: Was Gäste beachten sollten
In Paris krabbeln Bettwanzen durch öffentliche Verkehrsmittel und Kinos, in den Alpen wandern sie in Rucksäcken von Hütte zu Hütte mit, immer auf der Suche nach der nächsten Blutmahlzeit. Offizielle Statistiken gibt es nicht, aber laut Expertinnen und Experten des Umweltbundesamtes vermehren sich die rötlich-braunen Schädlinge mit dem lateinischen Namen Cimex lectularius durch das Auftreten von Wirkstoffresistenzen und der weltweit gesteigerten Reisetätigkeit. Wichtig zu wissen: Bettwanzen können im Gepäck mitreisen und im schlimmsten Fall in den eigenen vier Wänden zum Problem werden.
Wie bekommt man Bettwanzen?
Bettwanzen sind kein Zeichen von mangelnder Hygiene. Sie kommen nicht durch Unsauberkeit, finden aber in unübersichtlicheren und voll gestellten Räumen ideale Voraussetzungen, um sich bei Tage zurückzuziehen.
Beste Bedingungen für Bettwanzen herrschen in Gästeunterkünften mit häufig wechselnder Belegung. Auch in öffentlichen Verkehrsmitteln wie Bahnen oder Bussen, aber auch in Flugzeugen finden die blutsaugenden Parasiten einen geeigneten Lebensraum. Reisende sollten daher bedenken, dass die Insekten über das Gepäck in heimische Gefilde gelangen können. Es ist auch möglich, dass Bettwanzen über Secondhandwaren wie Möbel, Bilder oder CD-Hüllen in die Wohnung eingeschleppt werden.
Bleiben Bettwanzen am Körper?
Es ist möglich, dass sich Bettwanzen in Kleidungsstücken aufhalten und dort – wie auch auf der Bettwäsche – ihre Eier ablegen. Den Körperkontakt zu Menschen suchen sie lediglich auf der Nahrungssuche beim Blutsaugen. Ein Weitertransport der Schädlinge über den Menschen ist zwar möglich, insbesondere bei starkem Befall, aber nicht die Regel.
Einem Befall auf der Spur
Bettwanzen begeben sich hauptsächlich nachts auf die Suche nach Nahrung und verstecken sich tagsüber. Sie hinterlassen aber Spuren. So kann man etwa ihren Kot in Form von dunklen Punkten auf Möbeln, Matratzen oder Bettlaken sehen. Auch kleine Blutflecke können auf eine Tätigkeit der nachtaktiven Blutsauger hinweisen.
Leicht zu finden sind Bettwanzen mitunter nicht, denn sie verstecken sich in den Ritzen von Bettgestellen und anderen Möbelstücken, hinter Lichtschaltern und Steckdosen, unter Fußbodenleisten, Tapeten und Bildern sowie in Büchern, DVD- und CD-Hüllen. Dort können auch abgelegte Häute sowie die Eier der Parasiten auf einen Befall hindeuten.
Wem beim Betreten eines Raumes ein süßlicher Geruch nach Bittermandel in die Nase steigt, sollte sicherheitshalber auf die Suche gehen. Bettwanzen sondern aus ihren Stinkdrüsen ein Sekret ab, das eine charakteristische Duftmarke setzt.
Wie gefährlich sind die Schädlinge?
Nach heutigem Kenntnisstand gilt der Stich einer Bettwanze als ungefährlich. Die Schädlinge werden nicht mit der Übertragung von Infektionskrankheiten in Verbindung gebracht. Ein Befall ist nicht meldepflichtig.
Bettwanzen saugen Blut, und zwar hauptsächlich menschliches. Auch Haustiere und Vögel können ihnen als Nahrungsquellen dienen. Beim meist nächtlichen Stich betäuben sie die Hautstelle, sodass sich diese erst morgens in Form eines geröteten juckenden Flecks bemerkbar macht. Manchmal setzt der Juckreiz erst nach Tagen ein oder bleibt ganz aus.
Bettwanzen stechen vornehmlich an unbedeckten Körperstellen wie Armen, Schultern, Beinen und Füßen oder im Gesicht. Oft werden mehrere Stiche in einem Bereich oder einer Reihe registriert.
Bei Stichen nicht kratzen
Die Stiche heilen in der Regel innerhalb einer Woche ab. Auch wenn der Juckreiz unter Umständen sehr unangenehm ist, sollte man nicht kratzen, um bakterielle Infektionen an der betroffenen Hautstelle zu vermeiden. Salben aus der Apotheke können Linderung verschaffen. Allergische Reaktionen mit schmerzhaftem Ausschlag, Schwellungen und Nesselsucht bis hin zum anaphylaktischen Schock sind ebenso wie nach anderen Insektenstichen möglich.
Ein wirksames Abwehr- oder Hausmittel, mit dem man sich Bettwanzen beispielsweise durch einen bestimmten Geruch vom Leib halten kann, existiert bis dato leider nicht.
So können Sie Bettwanzen erkennen
Bettwanzen werden häufig mit anderen Insekten verwechselt, weshalb ein Befall längere Zeit unbemerkt bleiben kann. Die bis zu neun Millimeter (im mit Blut vollgesogenen Zustand) großen Krabbeltiere haben einen rot-bräunlichen, flügellosen Körper. Dieser ist platt – daher auch der volkstümliche Name "Tapetenflunder" – und hat in etwa die Form eines Apfelkerns.
Bei einer Lebensdauer von einem Jahr können sie bis zu sechs Monate ohne Nahrung auskommen. Das macht die Parasiten besonders widerstandsfähig. In ihren Verstecken können weibliche Tiere jeweils bis zu 150 milchig-weiße Eier ablegen.
Was kann man gegen Bettwanzen tun?
Die Bekämpfung von Bettwanzen kann langwierig sein und sollte immer von Fachleuten durchgeführt werden. Neben Dampfreinigern setzen die Schädlingsbekämpfer dabei auch Pestizide ein.
Wer sich also Ärger und Ekel in den eigenen vier Wänden ersparen möchte, sollte auf und nach Reisen auf Folgendes achten:
Bei der Ankunft am Urlaubsort: Inspizieren Sie Ihre Unterkunft, insbesondere Matratzen, Laken und Bettgestell. Achten Sie auf dunkle Kotflecken an Lichtschaltern oder Möbelstücken.
Bewahren Sie Koffer und andere Gepäckstücke verschlossen auf und stellen Sie sie an einen Ort, der möglichst weit vom Bett entfernt ist.
Wechseln Sie das Zimmer, wenn Sie Bettwanzen entdeckt haben. Durchsuchen Sie das Gepäck im Anschluss sorgfältig, idealerweise in einer Badewanne, da die Schädlinge dort nicht entfliehen können.
Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kann diesen Vorgang auch ohne akuten Verdachtsfall bei der Ankunft zu Hause durchführen.
Bewahren Sie getragene Kleidung im Koffer in verschließbaren Plastiktüten auf.
Waschen Sie die Kleidung direkt nach dem Urlaub, möglichst bei 60 Grad. Bettwanzen sterben bei diesen hohen Temperaturen ab. Im Sommer kann man in Plastiktüten verpackte Kleidung und Gegenstände auch direkt in die Sonne stellen.
Kleidung, die nicht heiß gewaschen werden kann sowie kleinere Gegenstände können gut verpackt für mindestens drei Tage bei -18°C in der Tiefkühltruhe aufbewahrt werden. Bei sehr niedrigen Temperaturen sterben Bettwanzen sowie ihre Brut ebenfalls ab.
Gebrauchtmöbel sollten Sie idealerweise vor dem Erwerb auf einen möglichen Bettwanzenbefall untersuchen, z.B. in der Badewanne.
Bettwanzen im Hotel: Gibt es eine Entschädigung?
Wer auf Reisen in seiner Unterkunft einen Befall mit Bettwanzen feststellt, sollte direkt vor Ort tätig werden. Verlangen Sie ein neues Zimmer, dokumentieren und reklamieren Sie den Mangel. Bei Bettwanzenstichen kann eine ärztliche Bestätigung eingeholt werden.
Auf einer Pauschalreise müssen Sie den Mangel beim Veranstalter oder der Reiseleitung vor Ort anzeigen und eine Beseitigung des Mangels verlangen. Beim Reiseveranstalter können Sie eine Reisepreisminderung und gegebenenfalls Schadenersatzansprüche geltend machen.
Haben Sie auf einer Individualreise Bekanntschaft mit Bettwanzen gemacht, sollten Sie ebenfalls auf eine Beseitigung des Mangels bestehen. Eine Preisminderung sowie weitergehende Schadenersatzansprüche gegen den Hotelier können auch hier geprüft werden. Beachten Sie, dass bei Hotelbuchungen im Ausland gegebenenfalls ausländisches Recht gilt.
Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.
Das Umweltbundesamt, Bettwanzen – Erkennen, Vorbeugen, Bekämpfen, unter https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/bettwanzen-erkennen-vorbeugen-bekaempfen (pdf, Abruf: 11.10.2023)
Bundesministerium für Gesundheit, https://gesund.bund.de/bettwanzen (Abruf: 11.10.2023)