Wie lange wirkt THC nachweisbar im Körper?

Ein qualmender Joint wird von jemandem gehalten
Achtung, Kontrolle: Die Wirkung von THC hängt davon ab, wie regelmäßig konsumiert wird© iStock.com/Tunatura

Es ist vom Konsumverhalten abhängig, wie lange THC im Körper wirkt und nachweisbar ist. Wie die Polizei im Straßenverkehr testet, und welche Konsequenzen ein positives Testergebnis auf den Führerschein hat.

  • Dauer der Nachweisbarkeit ist vom Konsumverhalten abhängig

  • Bluttest gilt als rechtskräftiges Beweismittel

  • Für Medizinal-Cannabis gibt es bestimmte Anforderungen

Was ist THC?

THC (Tetrahydrocannabinol) ist verantwortlich für die berauschende Wirkung nach dem Konsum von Cannabis. Die Substanz ist vor allem in den Blüten weiblicher Cannabis-Pflanzen vorhanden. Die Blätter enthalten deutlich weniger THC, Stängel und Samen sind nahezu frei davon. THC kann Euphorie, Gelassenheit, Entspanntheitsgefühle und Gefühle von Leichtigkeit auslösen.

So wirkt sich Cannabis auf die Teilnahme am Straßenverkehr aus

  • Einschränkungen der Konzentration und Aufmerksamkeit

  • Verlängerung von Reaktions- und Entscheidungszeit

  • Auswirkungen auf das Sehvermögen

  • Störung der Bewegungskoordination

Wie lange ist THC nachweisbar?

Wie lange THC sowie das unwirksame Abbauprodukt THC-COOH (THC-Carbonsäure) nachweisbar sind, hängt unter anderem davon ab, wie viel und wie häufig eine Person Cannabis konsumiert. Es gibt grobe Richtwerte, an denen man sich orientieren kann. Im Einzelfall kann die Dauer der Nachweisbarkeit aber deutlich davon abweichen.

Empfehlungen der Experten

Die Deutsche Gesellschaft für Verkehrsmedizin (DGVM) und die Deutsche Gesellschaft für Verkehrspsychologie (DGVP) haben Empfehlungen zur Wartezeit nach dem Konsum von Cannabis vor einer Verkehrsteilnahme veröffentlicht.

Wie lange nicht Auto fahren nach Konsum?

  • Gelegentliche Konsumenten erreichen in der Regel nach 6 bis 7 Stunden einen Wert, der unter 1 ng THC/ml Blutserum liegt. Nach 3 bis 5 Stunden können bereits Werte unter 3,5 ng/ml erreicht werden.

  • Unabhängig davon sollte eine Wartezeit von mindestens 12 Stunden eingehalten werden, bevor man sich wieder ans Steuer setzt.

  • Wenn der Wirkstoffgehalt nicht bekannt oder höher ist und/oder eine größere Menge Cannabis konsumiert wird, sollte die Wartezeit bis zur Verkehrsteilnahme mindestens 24 Stunden betragen.

  • Wird Cannabis oral aufgenommen (z.B. mit THC-Cookies), sind die Zeiträume von Wirkung und Nachweis deutlich länger. Nach dem oralen Konsum von Cannabis sollte länger als 24 Stunden bis zu einem Fahrtantritt gewartet werden.

Die DGVM und DGVP definieren "gelegentliche Konsumenten" als diejenigen, bei denen isolierte Konsumsituationen vorliegen und die nach einem Konsum eine Pause einlegen. Von isolierten Konsumeinheiten sprechen Expertinnen und Experten, "wenn zwischen dem Konsum eines Joints und dem Konsum des nächsten eine Zeit von mehreren Tagen liegt und wenn bei einem Konsumereignis nur moderate Einzelkonsummengen und nicht mehrere Konsumeinheiten aufgenommen, also z.B. am Abend zwei Joints geraucht wurden."

Als moderater Einzelkonsum gilt eine Menge von maximal 25 mg THC, entsprechend 0,25 g Cannabis mit einem Wirkstoffgehalt von zehn Prozent.

Regelmäßiger Konsum: Autofahren erst nach mehrwöchiger Abstinenz

Bei regelmäßigem Konsum – an mehreren Tagen in der Woche ohne längere Pausen – wird THC im Gewebe gespeichert. Durch eine langsame Rückverteilung ins Blut kann es Tage dauern, bis es zu einer Unterschreitung des Grenzwertes kommt. Die Experten von DGVM und DGVP weisen darauf hin, dass bei "täglichem oder mehrfach täglichem Hochkonsum eine Verkehrsteilnahme ausgeschlossen ist." Erst nach einer mehrwöchigen Abstinenz könne man das wieder erwägen.

Wie testet die Polizei auf THC?

Wird man im Straßenverkehr nach vorausgegangenem Cannabis-Konsum von der Polizei angehalten, wird zunächst das sogenannte Leistungsbild geprüft:

  • Gibt es Hinweise für einen Konsum wie etwa gerötete Augen oder erweiterte Pupillen?

  • Liegen konkrete Ausfallerscheinungen vor, zum Beispiel Schlangenlinienfahren, verwaschene Sprache oder Benommenheit?

  • Hat die oder der Fahrende einen Unfall verursacht?

Vortest: So funktioniert der Schnelltest auf Cannabis

THC bzw. das Abbauprodukt THC-COOH lässt sich mit einem Schnelltest (freiwilliger Vortest) über Speichel, Schweiß oder Urin nachweisen. Bei einer Polizeikontrolle wird häufig eine Urinprobe genommen.

THC-COOH ist im Urin länger nachweisbar als im Blut: bei gelegentlichem Konsum zwei bis vier Tage, bei Dauerkonsum zwei bis sechs Wochen und in Einzelfällen auch länger. Ein Urintest kann daher nur einen Hinweis auf einen aktuell vorliegenden Cannabis-Konsum geben, da von dem Abbauprodukt keine Wirkung ausgeht.

Wann wird ein Bluttest gemacht?

Person drückt sich nach Blutabnahme eine Kompresse auf den Arm
Nach einem positiven Vortest wird das Blutserum auf THC untersucht© Shutterstock/Tero Vesalainen

Ein Bluttest wird durchgeführt, wenn der Vortest positiv ausfällt oder ein Verkehrsteilnehmer sich weigert, diesen zu machen, und ein Verdacht auf Konsum vorliegt. Der dafür zuständige Arzt oder die Ärztin dokumentiert Hinweise auf einen Cannabis-Konsum sowie mögliche Ausfallerscheinungen. Als Beweismittel gilt ausschließlich der Nachweis des Wirkstoffs THC im Blutserum. Die Analyse erfolgt in einem Labor.

Was passiert bei einem positiven THC-Test?

  • Seit August 2024 gilt ein THC-Grenzwert von 3,5 ng/ml THC im Blutserum im Straßenverkehr sowie ein Alkoholverbot für Cannabiskonsumenten.

  • Für Fahranfänger sind die Regeln strenger. Personen unter 21 Jahren beziehungsweise in der Probezeit dürfen nicht unter der Wirkung von Cannabis fahren (Nachweisgrenzwert: 1,0 ng/ml).

  • Bußgelder und Fahrverbote fallen umso höher aus, je häufiger man im Straßenverkehr bereits eine Cannabisfahrt begangen hat. Für Fahranfänger droht – wenn die Tat die erste erhebliche Zuwiderhandlung in der Probezeit darstellt – eine Verlängerung der Probezeit auf insgesamt vier Jahre.

Wann zur MPU nach positivem THC-Test?

Bei Cannabisfahrten wird die Fahrerlaubnisbehörde informiert, die die Fahreignung überprüft. Wenn jemand unter anderem wiederholt Zuwiderhandlungen im Straßenverkehr unter Einfluss von Cannabis begangen hat, ordnet sie eine medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU) an. Falls die Begutachtung zu einem negativen Ergebnis kommt, wird die Fahrerlaubnis entzogen.

Wurden während der Fahrt durch Cannabis bedingte Ausfallerscheinungen festgestellt, liegt eine Straftat vor mit deutlich härteren Maßnahmen. Wenn die Fahrerlaubnis im Strafverfahren entzogen wird, muss im Wiedererteilungsverfahren ein positives MPU-Gutachten vorgelegt werden.

Haarprobe als Nachweis

Häufig bedarf es dann auch Abstinenzkontrollen, die mit unauffälligen Urin- oder Haarbefunden belegt werden müssen. THC sowie das Abbauprodukt THC-COOH ist in den Haaren nachweisbar. Man geht bei Kopfhaaren von einem durchschnittlichen Wachstum von einem Zentimeter pro Monat aus, sodass eine Analyse einer sechs Zentimeter langen Haarsträhne eine Überprüfung der letzten sechs Monate ermöglicht.

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Autofahren mit medizinischem Cannabis

Besondere Regeln gelten für Menschen, die Cannabis aus medizinischen Gründen einnehmen. Es gilt das Medikamentenprivileg, somit liegt bei bestimmungsgemäßer Einnahme entsprechend der ärztlichen Verschreibung keine Ordnungswidrigkeit vor. Allein aufgrund einer medizinisch verordneten Einnahme von Cannabis darf also nicht die Fahreignung angezweifelt werden.

Unfall mit Medizinalcannabis

Werden bei der Teilnahme am Straßenverkehr durch Cannabis verursachte Ausfallerscheinungen festgestellt, ist das Medikamentenprivileg aufgehoben. Es liegt sofort eine Straftat vor. Geldstrafen sowie der Entzug der Fahrerlaubnis drohen.

Kommt es zu einem Verkehrsunfall, werden die Verursacher zur Verantwortung gezogen und müssen neben erheblichen strafrechtlichen Konsequenzen mit versicherungsrechtlichen Folgen (z.B. Regress) rechnen. Die Konsumenten von Medizinal-Cannabis müssen daher immer kritisch hinterfragen, ob sie fahrsicher sind, bevor sie sich hinters Steuer setzen.

Strafen bei Drogen im Straßenverkehr

Cannabis wird anders behandelt als harte Drogen nach dem Betäubungsmittelgesetz (z.B. Kokain, Heroin, Amphetamine). Informationen zum Fahren unter Drogen im Straßenverkehr finden Sie unter Fahren unter Drogeneinfluss: Strafen bei Drogen im Straßenverkehr

Fachliche Beratung:

Prof. Dr. rer. nat. Frank Mußhoff, Forensischer Toxikologe und Mitglied des ADAC Ärztekollegiums

Mit Material von dpa