Kriebelmücke: Bisse erkennen und behandeln
Die Kriebelmücke ist ein zwei bis sechs Millimeter kleiner Blutsauger. Vor allem in Afrika und Südamerika sind die Zweiflügler als Krankheitserreger bekannt.
Kriebelmücken verbreiten sich zunehmend in Europa
Juckende Hautwunden können sich entzünden
Schutz bieten lange Kleidung und Insektenschutzmittel
Auf den ersten Blick sieht die Kriebelmücke wie eine kleine, etwas buckelige Stubenfliege aus. Ihre meist gräuliche bis schwarze Färbung hat ihr im Englischen den Namen „Black Fly“, im Spanischen „Mosca negra“ eingebracht. Vermehrt aktiv sind Kriebelmücken zwischen Mai und September – insbesondere in heißen Sommern.
Wo kommen Kriebelmücken vor?
Kriebelmücken kommen weltweit vor und fühlen sich auch in Europa wohl. So warnten die Behörden in Spanien in den vergangenen Jahren mehrfach vor einer regelrechten Kriebelmücken-Plage in bestimmten Regionen.
Aber auch in Deutschland wurden bereits 57 verschiedene Kriebelmücken-Arten beschrieben. Nach einer jüngst erschienenen Studie der Frankfurter Goethe-Universität rechnen Forscherinnen und Forscher damit, dass sich insbesondere die Arten in Deutschland verbreiten, die bei Menschen und Nutztieren Blut saugen.
Sie profitieren von heißen Sommern, aber auch von der Landwirtschaft. So sind etwa Rinder, Pferde und Schafe beliebte Opfer der Kriebelmücken. Besonders häufig finden sich die Blutsauger deshalb in ländlichen Gebieten mit Flüssen oder Bächen.
Kriebelmücke: Stich oder Biss?
Auch wenn häufig von einem Kriebelmücken-Stich die Rede ist, handelt es sich dabei eigentlich um einen Biss. Kriebelmücken sägen mit ihren scharfen Mundwerkzeugen blitzschnell ein Loch in die Haut. Anschließend bedienen sie sich an dem Blut, das sich in dem kleinen Krater sammelt ("Poolsauger"). Übrigens beißen nur die weiblichen Kriebelmücken. Sie brauchen das Blut von Vögeln oder Säugetieren, damit ihre Eier heranreifen.
Sind Kriebelmücken-Bisse gefährlich?
Im ersten Augenblick ist ein Biss schmerzlos, da die Kriebelmücke die Wunde mit ihrem Speichel betäubt. Wenige Minuten später kann der Biss zu jucken und zu schmerzen beginnen. Rund um die Einstichstelle, die sich als Blutpunkt oder Bläschen zeigt, schwillt die Haut an und rötet sich. Manchmal bilden sich auch Quaddeln oder ein Bluterguss. Grund dafür sind blutverdünnende Substanzen, die die Kriebelmücke mit ihrem Speichel in die Wunde abgibt.
Der Biss der Kriebelmücke ist aufgrund der größeren Hautverletzung oft unangenehmer als der Stich eines Moskitos, der mit seinem Saugrüssel gezielt ein Blutgefäß ansticht. Die Wunde ist zudem eine mögliche Eintrittspforte für Bakterien und andere Erreger – insbesondere, wenn sie wiederholt aufgekratzt wird. Dann sind großflächige Entzündungen, in seltenen Fällen auch eine Blutvergiftung möglich.
Der Speichel der Kriebelmücke kann Allergie-Symptome wie starke Schwellungen und großflächige Quaddeln bis hin zu Atemnot, Blutdruckabfall und einem anaphylaktischen Schock auslösen. Das betrifft allerdings nur Menschen, die bereits mehrfach von Kriebelmücken gebissen und entsprechend allergisch sensibilisiert sind.
Überträgt die Kriebelmücke Borreliose?
Es kommt vor, dass Kriebelmücken bestimmte Krankheitserreger von einem Menschen oder Tier zum anderen übertragen. In Afrika und Südamerika ist sie vor allem als Überträger der Onchozerkose (Flussblindheit) gefürchtet. Diese Erkrankung äußert sich unter anderem in Hautknötchen, Entzündungen und Augenschäden, die bis zur Erblindung führen können.
In Europa stellt die Onchozerkose derzeit keine Gefahr dar. Inwiefern die Kriebelmücke aber auch hier kleinste Parasiten, Bakterien oder Viren übertragen könnte, ist noch nicht abschließend erforscht. Vereinzelt wurden im Körper von Kriebelmücken Borreliose-Erreger nachgewiesen.
Kriebelmücken-Biss behandeln
So können Sie den Biss einer Kriebelmücke behandeln:
Säubern Sie die Bissstelle und tupfen Sie sie vorsichtig trocken.
Wenn die Wunde verunreinigt ist, können Sie sie mit einem geeigneten Antiseptikum desinfizieren.
Ein Pflaster schützt vor weiteren Verunreinigungen und Reibung durch Kleidung.
Wenn der Biss zu jucken beginnt, kratzen sie nicht. Eine Kühlkompresse und entzündungshemmende Salben aus der Apotheke lindern den Juckreiz.
Suchen Sie ärztliche Hilfe, wenn die Bissstelle stark anschwillt, rote Linien oder ein roter Kreis auf der Haut erscheinen oder Symptome wie Unwohlsein und Fieber auftreten.
Was hilft gegen Kriebelmücken?
Anders als stechende Insekten können Kriebelmücken mit ihren Beißwerkzeugen keine Kleidung durchdringen. Einen guten Schutz bieten daher langärmlige Oberteile und lange Hosen sowie Strümpfe, welche die Knöchel bedecken. An unbedeckten Körperstellen können Sie ein Insektenschutzmittel anwenden. Wirkstoffe wie Diethyltoluamid (DEET) oder Icaridin halten nicht nur Stechmücken, sondern auch Kriebelmücken fern.
Kriebelmücken verirren sich nur selten in Innenräume. Bei naturnahen Urlauben in Gebieten mit vielen Kriebelmücken (z.B. in der Nähe von Flüssen) kann es aber sinnvoll sein, unter einem großen Moskitonetz zu schlafen.
Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.
Autorin: Nica Trappe, Medizinredakteurin
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