Insektengift-Allergie: Symptome erkennen und richtig behandeln

Bei einer Insektengift-Allergie reagiert das körpereigene Abwehrsystem übermäßig stark auf Stiche von Insekten. Die häufigsten Auslöser sind Bienen- und Wespengift.
Symptome: starke Schwellung, Rötung und Schmerzen
In schweren Fällen Atemnot und Kreislaufkollaps
Insektenschutz und Hyposensibilisierung helfen langfristig
Stiche von Bienen, Wespen und anderen Insekten sind unangenehm, aber in der Regel nicht gefährlich. Bei zwei von 100 Menschen schlägt das Immunsystem allerdings so stark Alarm, dass es zu heftigen Reaktionen aufgrund einer Insektengift-Allergie kommt.
Welche Insekten lösen Allergien aus?
Die in Deutschland häufigsten allergieauslösenden Insekten sind Staaten bildende Hautflügler, also Bienen und Wespen. Gelegentlich kommen auch allergische Reaktionen auf Hummeln (meist bei Bienengift-Allergie) oder Hornissen (vorwiegend bei Wespengift-Allergie) vor.
Ebenfalls möglich, aber deutlich seltener ist eine Ameisen- und Mückenstich-Allergie. Zwar beobachten einige Menschen, dass ihre Mückenstiche besonders stark anschwellen und jucken. In der Regel steht aber keine Insektengift-Allergie dahinter, bei der der Körper spezielle Abwehrstoffe – sogenannte IgE-Antikörper – entwickelt. Schwere körperliche Reaktionen nach einem Mückenstich sind die absolute Ausnahme.
Wie erkennt man eine Insektengift-Allergie?
Bei einem Bienen-, Wespen- oder Hornissenstich geben die Tiere über ihren Stachel eine stark reizende Mischung verschiedener Proteine, Peptide und organischer Moleküle ab. Folgende Symptome können auch ohne Insektengift-Allergie auftreten:
Schwellung und Rötung
brennende Schmerzen
starker Juckreiz

Bei einer Insektengift-Allergie fällt die Reaktion stärker aus. Die Schwellung der Haut geht oft über 10 Zentimeter im Durchmesser hinaus. Schmerzen und Juckreiz halten bei Allergikerinnen und Allergikern über mehr als 24 Stunden an.
Manchmal kommt es zu Reaktionen, die weit über die Einstichstelle hinausgehen und den ganzen Körper betreffen. Dann spricht man von einer Anaphylaxie mit möglichen Symptomen:
leicht erhabene, rötliche Quaddeln auf der Haut (Urtikaria)
Juckreiz am ganzen Körper
Hitzegefühl
Schwindel
Übelkeit und Erbrechen
Bauchkrämpfe und Durchfall
In schweren Fällen können auch die Atemwege und das Herz-Kreislauf-System in Mitleidenschaft gezogen werden. Betroffene hören sich plötzlich heiser an und ringen nach Luft. Kollabiert der Kreislauf, sprechen Ärztinnen und Ärzte von einem anaphylaktischen Schock.
Insektenstiche in Mund und Rachen
Sticht eine Biene oder Wespe im Mund oder Rachen zu, kann das zu starken Schmerzen im Mundraum, schnell anschwellenden Schleimhäuten (gegebenenfalls auch Zuge und Lippen) sowie eventuell auffälligen Atemgeräuschen bis hin zur Atemnot führen. Ein solcher Stich ist auch bei nicht allergischen Personen ein medizinischer Notfall.
Erste Hilfe bei Insektengift-Allergie
Wenn Sie oder eine Person in Ihrem Umfeld nach einem Insektenstich allergische Symptome entwickeln, ist schnelles Handeln gefragt:
Entfernen Sie den Stachel (falls vorhanden) aus der Einstichstelle. Am besten mit einer schnipsenden Bewegung.
Wenden Sie bei bekannter Allergie vorhandene Notfallmedikamente an, inklusive Adrenalin-Pen.
Wählen Sie den Notruf (112).
Bei Atemnot sollte die Person eine sitzende Haltung einnehmen. Lösen Sie einengende Kleidungsstücke am Oberkörper.
Bei einem Stich im Mundraum sollte die betroffene Person Eiswürfel lutschen und nach Möglichkeit den Halsbereich kühlen.
Bei Schwindel, Schwäche und Verdacht auf Schock: hinlegen und Beine hochlagern.
Verliert die Person das Bewusstsein, bringen Sie sie in die stabile Seitenlage.
Bei Atem- oder Herzstillstand starten Sie sofort Wiederbelebungsmaßnahmen (Herzdruckmassage und Beatmung).
Notfallset bei Insektengift-Allergie
Bei einer bekannten Insektengift-Allergie erhalten Sie ein Notfallset auf Rezept. Es enthält ein Antihistaminikum und ein Kortison-Präparat (als Tablette oder Saft), um die akuten Symptome zu lindern. Dazu kommt ein Adrenalin-Pen, mit dem sich der Kreislauf stabilisieren lässt. Diese selbstauslösende Spritze wird für etwa zehn Sekunden auf den Oberschenkel gedrückt. Wichtig ist, dass Allergiker das Notfallset immer bei sich tragen.
Kurz vor der Zulassung steht ein Notfall-Nasenspray für Allergiker. Dieses könnte künftig Hemmschwellen bei der Ersten Hilfe senken, z.B. für Menschen, die Vorbehalte haben, anderen eine Spritze zu setzen. Das Notfallmedikament soll voraussichtlich im Herbst 2024 von der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) zugelassen werden.
Wie testet man eine Insektengift-Allergie?
Bei einer auffälligen Reaktion nach einem Insektenstich untersucht die Ärztin oder der Arzt zunächst die Einstichstelle und erfragt alle begleitenden Symptome. Besteht Verdacht auf eine Bienen- oder Wespenallergie, lässt sich dies mit einem Allergietest nachweisen – allerdings müssen dafür mindestens vier Wochen nach dem letzten Stich vergangen sein. Mögliche Testverfahren:
Pricktest, bei dem die Allergene auf den Unterarm geträufelt werden
Intrakutantest, bei dem der Arzt das Allergen direkt in die Haut spritzt
Bluttest, der die bei Allergien relevanten IgE-Antikörper überprüft
Schutz vor Stichen essenziell
Bei einer nachgewiesenen Insektengift-Allergie ist es wichtig, dass Sie Stiche konsequent vermeiden. Halten Sie sich von Bienenstöcken und Wespennestern fern. Achten Sie genau auf fliegende Bienen und Wespen und decken Sie offene Getränke sorgfältig ab.
Lassen Sie im Sommer die Fenster und Außentüren tagsüber geschlossen. Engmaschige Insektengitter können eine sinnvolle Investition sein. Falls doch eine Biene oder Wespe in die Wohnung gelangt, geraten Sie nicht in Panik: Hektisches Schlagen und Fuchteln können einen Insektenstich provozieren.
Hyposensibilisierung bei Insekten-Allergie
Die einzige ursächliche Behandlung für eine Bienen- oder Wespenallergie ist eine sogenannte Hyposensibilisierung. Fachleute sprechen auch von einer spezifischen Immuntherapie (SIT). Bei dieser Behandlung erhalten Betroffene in regelmäßigen Abständen eine Spritze mit verdünnter Allergen-Lösung in den Oberarm. Das Ziel ist, dass der Körper sich an die allergieauslösende Substanz gewöhnt und die Abwehrreaktion herunterfährt.
Eine Hyposensibilisierung bei Wespen- oder Bienengift-Allergie erstreckt sich über drei bis fünf Jahre. Sie eignet sich vor allem für Menschen mit starken Allergiesymptomen und einer hohen Wahrscheinlichkeit für eine anaphylaktische Reaktion.
Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Insektengiftallergie. Stand 5/2023, unter: https://www.gesundheitsinformation.de/insektengiftallergie.html (Abruf: 16.05.2024)
Bundesministerium für Gesundheit: Insektengiftallergie. Stand 8/2020, unter: https://gesund.bund.de/insektengiftallergie (Abruf: 16.05..2024)
Europäische Stiftung für Allergieforschung (ECARF): Insektengiftallergie. Stand 7/2016, unter: https://www.ecarf.org/info-portal/allergien/insektengiftallergie/ (Abruf: 16.5.2024)
Europäische Stiftung für Allergieforschung (ECARF): Allergie gegen "Mückenstiche" – gibt es das? Stand 8/2017, unter: https://www.ecarf.org/allergie-gegen-mueckenstiche-gibt-es-das/ (Abruf: 16.5.2024)
Malteser Hilfsdienst e.V.: Wespen- oder Bienenstich: Das sind Erste-Hilfe-Maßnahmen, unter: https://www.malteser.de/aware/hilfreich/erste-hilfe-nach-wespen-oder-bienenstich-das-kannst-du-tun.html (Abruf: 16.5.2024)
Allergieinformationsdienst: Diagnose einer Insektengiftallergie. Stand 8/2021 unter: https://www.allergieinformationsdienst.de/krankheitsbilder/insektengiftallergie/diagnose (Abruf: 16.5.2024)
Allergieinformationsdienst: Subkutane Immuntherapie bei Insektengiftallergie. Stand 09/2021, unter: https://www.allergieinformationsdienst.de/therapie/spezifische-immuntherapie-hyposensibilisierung/bei-insektengiftallergie (Abruf: 16.5.2024)
Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI): Leitlinie zur Allergen-Immuntherapie bei IgE-vermittelten allergischen Erkrankungen, Stand 9/2022, unter: https://register.awmf.org/assets/guidelines/061-004l_S2k_Allergen-Immuntherapie-bei-IgE-vermittelten-allergischen_Erkrankungen_2022-10.pdf (Abruf: 16.5.2024)