Was gehört in die Reiseapotheke für Babys und Kinder?

Mutter, die die Wunde auf dem Knie ihrer kleinen Tochter mit sprühmedizinischer Medizin anzieht.
Welche Medikamente für Babys und Kinder sollte man im Urlaub dabei haben? © Shutterstock/Przemek Klos

Geht es in den Familienurlaub, möchten Eltern gut auf mögliche Erkrankungen des Nachwuchses vorbereitet sein. Eine spezielle Reiseapotheke ist ratsam.

  • Medikamente in ausreichender Menge einpacken

  • Medikamente gegen Fieber, Schmerzen, Durchfall, Übelkeit sind wichtig

  • Nicht vergessen: Fieberthermometer und Material zur Wundversorgung

Kinder und Säuglinge haben ein höheres Risiko als Erwachsene, auf Reisen zu erkranken. Ihr Immunsystem ist noch nicht vollständig entwickelt, wodurch sie anfälliger für Infekte sind. Hinzu kommt, dass die Reiseaktivitäten oft mit ungewohnten Stresssituationen und wenig Schlaf verbunden sind, was die Abwehr zusätzlich schwächen kann.

Es ist also ratsam, sich gut auf das Verreisen mit Kindern vorzubereiten. Was genau in die Reiseapotheke gehört, richtet sich nach Art und Dauer der Tour sowie nach den Bedingungen, die am Zielort herrschen. Einige Apotheken bieten eine Reiseapotheke für Kinder als Set an. Für diejenigen, die sich diese selbst zusammenstellen wollen, kann eine Checkliste mit den wichtigsten Medikamenten und Hilfsmitteln helfen. Prüfen Sie vor Reiseantritt das Haltbarkeitsdatum der Präparate, die Sie zu Hause vorrätig haben.

Checkliste: Reiseapotheke für Babys und Kinder

Die häufigsten gesundheitlichen Beschwerden, die bei Babys und Kindern auf Reisen beziehungsweise am Urlaubsort auftreten können, und die entsprechenden Wirkstoffe sind in folgender Tabelle aufgeführt:

SymptomeWirkstoffe (Beispiele)

Durchfall

  • Tanninalbuminat-Ethacridinlactat (bei Kindern unter 5 Jahren nur nach ärztlicher Absprache)
  • Probiotika mit Hefe oder Laktobazillen

Austrocknung z. B. bei Durchfall

  • Elektrolytpräparate zum Trinken

Übelkeit, Erbrechen, Kinetosen

  • Dimenhydrinat
  • Ingwerwurzel, ab 6 Jahren

Blähungen

  • Simeticon
  • Dimeticon

Fieber, Schmerzen

  • Paracetamolsaft
  • Ibuprofensaft (auch bei Höhenkopfschmerz)

Schnupfen

  • Abschwellendes Nasenspray (oder Nasentropfen für Babys) mit Xylometazolin

Husten

  • Hustensaft mit Ambroxolhydrochlorid
  • Pflanzlicher Hustensaft z. B. mit Extrakten aus Efeublättern oder Thymiankraut

Ohrenschmerzen*

  • Ohrentropfen mit Phenazon

Augenentzündungen (z. B. gegen Bindehautentzündung)*

  • Augentropfen mit steriler Kochsalzlösung (zum Spülen)
  • Augentropfen mit Augentrost-Extrakt (Euphrasia)

Allergien

  • Anti-Allergiemittel mit Dimetinden oder Desloratadin (beides ab 1 Jahr)

Wunden

  • Nicht brennende Desinfektionsmittel mit Phenoxyethanol
  • Wundspray mit Decylglucosid
  • Wundsalbe mit Dexpanthenol oder Hamamelis

Sonnenbrand

  • Vorsorge: Sonnenschutzmittel mit hohem UVA- und UVB-Lichtschutzfaktor (mind. LSF 30) speziell für Babys und Kinder
  • Akut: Lotionen oder Gels mit Aloe vera, Dexpanthenol, Ringelblume

Insektenstiche, -bisse (Mücken, Zecken)

  • Vorsorge: Sprays oder Lotionen mit Icaridin (ab 6 Monaten, je nach Produkt) oder Diethyltoluamid (DEET, ab 3 Jahren)
  • Akut: Gel mit Dimetinden oder Aloe vera
* Hinweis: Spätestens nach zwei Tagen ist eine ärztliche Absprache dringend ratsam

Die Wirkstoffe, die in der Tabelle aufgeführt sind, sind nur Beispiele. Letztendlich zählt auch die Erfahrung, welches Medikament ein Kind gut verträgt und am besten wirkt. Einigen Babys oder Kindern helfen beispielsweise homöopathische Mittel. Es ist empfehlenswert, die Beipackzettel der Präparate einzupacken. Unbedingt zu beachten sind die Hinweise für das Mindestalter, ab dem die einzelnen Wirkstoffe zugelassen sind. Eine ärztliche Rücksprache ist gerade bei Babys und Kindern daher immer ratsam.

Nicht für Kinder geeignet:

Durchfallmedikamente mit dem Wirkstoff Loperamid sind für Kinder unter zwei Jahren nicht geeignet. Für Kinder unter zwölf Jahren ist der Wirkstoff rezeptpflichtig und nur eingeschränkt zu empfehlen, da es vereinzelt zu starker Müdigkeit oder Beeinträchtigung der Atmung kam. Auch der Wirkstoff Acetylsalicylsäure (gegen Schmerzen und Fieber) ist für Kinder aufgrund teilweise lebensbedrohlicher Nebenwirkungen nicht zu empfehlen.

Ein abschwellendes Nasenspray oder Nasentropfen sollten in der Reiseapotheke ebenfalls nicht fehlen. Die Atemwege freizuhalten hilft bei Problemen mit dem Druckausgleich im Flugzeug.

Medikamente bei chronischen Erkrankungen

Nimmt ein Kind dauerhaft verschreibungspflichtige Arzneimittel ein, ist es wichtig, genug davon für die gesamte Urlaubsdauer plus eine zusätzliche Ration mitzunehmen. Bei Hin- und Rückreise ist zu beachten, dass es zu Verzögerungen – teils mit weiteren Übernachtungen – kommen kann. Packen Sie von täglich einzunehmenden Mitteln immer genug ins Handgepäck.

Es ist vor allem bei Auslandsreisen sinnvoll, vorher zu klären, ob es erlaubt ist, die Medikamente mitzunehmen. Eine ärztliche Bescheinigung oder eine Kopie des Rezepts können hier sehr hilfreich sein. Außerdem transportieren Sie die Wirkstoffe am besten in der jeweiligen Originalverpackung, damit sie leichter zu identifizieren und vor Beschädigungen geschützt sind.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die richtige Lagerung: Bewahren Sie die Präparate immer bei der angegebenen Temperatur auf. Für kühlpflichtige Arzneien gibt es Kühltaschen mit Akkus extra für unterwegs. Achten Sie bei der Auswahl unbedingt auf die vom Hersteller angegebene Temperatur und den Zeitraum, über den sie garantiert gehalten werden kann. Die Reiseapotheke muss unzugänglich für Kinder aufbewahrt werden.

Woran erkenne ich eine Reisekrankheit?

Bei der Reisekrankheit unterscheidet man zwischen verschiedenen Varianten – beispielsweise See- oder Flugkrankheit –, zusammengefasst unter dem Fachbegriff Kinetosen. Bei Kindern zwischen zwei und zwölf Jahren treten die Beschwerden am häufigsten auf.

Bei Kindern sind die ersten Symptome von Reisekrankheit:

  • Anhaltendes Gähnen, Müdigkeit

  • Kalte Schweißausbrüche

  • Vermehrter Speichelfluss

  • Kopfschmerzen

Bei stärker ausgeprägten Formen können weitere Beschwerden auftreten wie:

  • Übelkeit, Erbrechen

  • Schwindel

  • Blutdruckabfall, Blässe

  • Herzrasen

  • Schnelle Atmung (Hyperventilation)

In seltenen Fällen tritt eine Teilnahmslosigkeit (Apathie) auf. Bei starkem Erbrechen ist besonders darauf zu achten, dass das Kind anschließend Flüssigkeit oder eine Elektrolytlösung in kleinen Schlucken zu sich nimmt.

Schutz vor Insekten

Am wirkungsvollsten gegen Insektenstiche und gegen Infektionskrankheiten, die von Insekten auf den Menschen übertragen werden, ist naturgemäß der Schutz vor den Tieren selbst. Dafür eignet sich beispielsweise ein Moskitonetz, das über das Kinderbett gehängt wird. Da Babys die Moskitonetze gern mal in den Mund nehmen, sollten Eltern nur unbehandelte Produkte verwenden.

Auch spezielle Hautlotionen oder Sprays können gegen Insekten zum Einsatz kommen (siehe Tabelle). Nicht zuletzt hilft lange, dicht gewebte, helle Kleidung, um die Insekten von der Haut fernzuhalten. Im Handel kursieren mit Anti-Mückenmittel behandelte Armbänder für Kinder, deren Wirksamkeit allerdings oft mangelhaft ist.

In bestimmten Gebieten vorkommende Erkrankungen wie die durch Mücken übertragbare Malaria müssen bei der Reisevorbereitung berücksichtigt werden. Eine Beratung bei einer speziellen Praxis für Reisemedizin ist in diesem Fall sinnvoll. Eltern bekommen hier Informationen über Malaria-Vorsorge-Medikamente sowie Wirkstoffe zum sofortigen Einsatz bei einer akuten Erkrankung ohne ärztliche Überwachung (Stand-by-Therapie).

Schutz vor Sonnenbrand

Babys und Kleinkinder sollten sich bei starker Sonneneinstrahlung und hohem UV-Index im Schatten aufhalten. Um sie zum Beispiel beim Baden in der Sonne zu schützen, eignet sich spezielle UV-(Bade-)Kleidung sowie ein Sonnenhut mit Krempe. So verhindern Eltern bei ihren Kleinen zudem effektiv einen Sonnenstich. Außerdem ist ein Sonnenschutzmittel mit hohem Lichtschutzfaktor (ab LSF 30), das auf empfindliche Kinderhaut abgestimmt ist, zu empfehlen.

Susanne Reuter ADAC Ambulanz-Service

Was gehört in die perfekte Reiseapotheke?

Die Reiseapotheke sollte immer mit dem Nötigsten ausgestattet sein laut Empfehlung von Susanne Reuter vom ADAC Ambulanz-Service.

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Was brauche ich außerdem?

Neben Medikamenten gehören einige Hilfsmittel in die Reiseapotheke. Die wichtigsten sind:

  • Fieberthermometer

  • Verbandszeug (Kompressen, elastische Binde, Mullbinden)

  • Pflaster (Kindermotive trösten die Kleinen)

  • Handdesinfektionsmittel (z. B. Tücher für unterwegs)

  • Spezielle Ohrstöpsel für Kinder: für Druckausgleich und Lärmdämmung im Flugzeug

  • Moskitonetz(e)

  • Zeckenzange oder -karte

  • Sonnenhut, Sonnenbrille, UV-Kleidung

Weiterführende Informationen für die perfekte Reiseapotheke finden Sie in folgendem Beitrag: Tipps für die perfekte Reiseapotheke – nie wieder ohne die richtigen Medikamente in den Urlaub.

Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.