Was gehört in die Reiseapotheke für Babys und Kinder?

Geht es in den Familienurlaub, möchten Eltern gut auf mögliche Erkrankungen des Nachwuchses vorbereitet sein. Eine spezielle Reiseapotheke ist ratsam.
Medikamente in ausreichender Menge einpacken
Medikamente gegen Fieber, Schmerzen, Durchfall, Übelkeit sind wichtig
Nicht vergessen: Fieberthermometer und Material zur Wundversorgung
Kinder und Säuglinge haben ein höheres Risiko als Erwachsene, auf Reisen zu erkranken. Ihr Immunsystem ist noch nicht vollständig entwickelt, wodurch sie anfälliger für Infekte sind. Hinzu kommt, dass die Reiseaktivitäten oft mit ungewohnten Stresssituationen und wenig Schlaf verbunden sind, was die Abwehr zusätzlich schwächen kann.
Es ist also ratsam, sich gut auf das Verreisen mit Kindern vorzubereiten. Was genau in die Reiseapotheke gehört, richtet sich nach Art und Dauer der Tour sowie nach den Bedingungen, die am Zielort herrschen. Einige Apotheken bieten eine Reiseapotheke für Kinder als Set an. Für diejenigen, die sich diese selbst zusammenstellen wollen, kann eine Checkliste mit den wichtigsten Medikamenten und Hilfsmitteln helfen. Prüfen Sie vor Reiseantritt das Haltbarkeitsdatum der Präparate, die Sie zu Hause vorrätig haben.
Checkliste: Reiseapotheke für Babys und Kinder
Die häufigsten gesundheitlichen Beschwerden, die bei Babys und Kindern auf Reisen beziehungsweise am Urlaubsort auftreten können, und die entsprechenden Wirkstoffe sind in folgender Tabelle aufgeführt:
Symptome | Wirkstoffe (Beispiele) |
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Durchfall |
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Austrocknung z. B. bei Durchfall |
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Übelkeit, Erbrechen, Kinetosen |
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Blähungen |
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Fieber, Schmerzen |
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Schnupfen |
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Husten |
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Ohrenschmerzen* |
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Augenentzündungen (z. B. gegen Bindehautentzündung)* |
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Allergien |
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Wunden |
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Sonnenbrand |
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Insektenstiche, -bisse (Mücken, Zecken) |
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Die Wirkstoffe, die in der Tabelle aufgeführt sind, sind nur Beispiele. Letztendlich zählt auch die Erfahrung, welches Medikament ein Kind gut verträgt und am besten wirkt. Einigen Babys oder Kindern helfen beispielsweise homöopathische Mittel. Es ist empfehlenswert, die Beipackzettel der Präparate einzupacken. Unbedingt zu beachten sind die Hinweise für das Mindestalter, ab dem die einzelnen Wirkstoffe zugelassen sind. Eine ärztliche Rücksprache ist gerade bei Babys und Kindern daher immer ratsam.
Nicht für Kinder geeignet:
Durchfallmedikamente mit dem Wirkstoff Loperamid sind für Kinder unter zwei Jahren nicht geeignet. Für Kinder unter zwölf Jahren ist der Wirkstoff rezeptpflichtig und nur eingeschränkt zu empfehlen, da es vereinzelt zu starker Müdigkeit oder Beeinträchtigung der Atmung kam. Auch der Wirkstoff Acetylsalicylsäure (gegen Schmerzen und Fieber) ist für Kinder aufgrund teilweise lebensbedrohlicher Nebenwirkungen nicht zu empfehlen.
Ein abschwellendes Nasenspray oder Nasentropfen sollten in der Reiseapotheke ebenfalls nicht fehlen. Die Atemwege freizuhalten hilft bei Problemen mit dem Druckausgleich im Flugzeug.
Medikamente bei chronischen Erkrankungen
Nimmt ein Kind dauerhaft verschreibungspflichtige Arzneimittel ein, ist es wichtig, genug davon für die gesamte Urlaubsdauer plus eine zusätzliche Ration mitzunehmen. Bei Hin- und Rückreise ist zu beachten, dass es zu Verzögerungen – teils mit weiteren Übernachtungen – kommen kann. Packen Sie von täglich einzunehmenden Mitteln immer genug ins Handgepäck.
Es ist vor allem bei Auslandsreisen sinnvoll, vorher zu klären, ob es erlaubt ist, die Medikamente mitzunehmen. Eine ärztliche Bescheinigung oder eine Kopie des Rezepts können hier sehr hilfreich sein. Außerdem transportieren Sie die Wirkstoffe am besten in der jeweiligen Originalverpackung, damit sie leichter zu identifizieren und vor Beschädigungen geschützt sind.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die richtige Lagerung: Bewahren Sie die Präparate immer bei der angegebenen Temperatur auf. Für kühlpflichtige Arzneien gibt es Kühltaschen mit Akkus extra für unterwegs. Achten Sie bei der Auswahl unbedingt auf die vom Hersteller angegebene Temperatur und den Zeitraum, über den sie garantiert gehalten werden kann. Die Reiseapotheke muss unzugänglich für Kinder aufbewahrt werden.
Woran erkenne ich eine Reisekrankheit?
Bei der Reisekrankheit unterscheidet man zwischen verschiedenen Varianten – beispielsweise See- oder Flugkrankheit –, zusammengefasst unter dem Fachbegriff Kinetosen. Bei Kindern zwischen zwei und zwölf Jahren treten die Beschwerden am häufigsten auf.
Bei Kindern sind die ersten Symptome von Reisekrankheit:
Anhaltendes Gähnen, Müdigkeit
Kalte Schweißausbrüche
Vermehrter Speichelfluss
Kopfschmerzen
Bei stärker ausgeprägten Formen können weitere Beschwerden auftreten wie:
Übelkeit, Erbrechen
Schwindel
Blutdruckabfall, Blässe
Herzrasen
Schnelle Atmung (Hyperventilation)
In seltenen Fällen tritt eine Teilnahmslosigkeit (Apathie) auf. Bei starkem Erbrechen ist besonders darauf zu achten, dass das Kind anschließend Flüssigkeit oder eine Elektrolytlösung in kleinen Schlucken zu sich nimmt.
Schutz vor Insekten
Am wirkungsvollsten gegen Insektenstiche und gegen Infektionskrankheiten, die von Insekten auf den Menschen übertragen werden, ist naturgemäß der Schutz vor den Tieren selbst. Dafür eignet sich beispielsweise ein Moskitonetz, das über das Kinderbett gehängt wird. Da Babys die Moskitonetze gern mal in den Mund nehmen, sollten Eltern nur unbehandelte Produkte verwenden.
Auch spezielle Hautlotionen oder Sprays können gegen Insekten zum Einsatz kommen (siehe Tabelle). Nicht zuletzt hilft lange, dicht gewebte, helle Kleidung, um die Insekten von der Haut fernzuhalten. Im Handel kursieren mit Anti-Mückenmittel behandelte Armbänder für Kinder, deren Wirksamkeit allerdings oft mangelhaft ist.
In bestimmten Gebieten vorkommende Erkrankungen wie die durch Mücken übertragbare Malaria müssen bei der Reisevorbereitung berücksichtigt werden. Eine Beratung bei einer speziellen Praxis für Reisemedizin ist in diesem Fall sinnvoll. Eltern bekommen hier Informationen über Malaria-Vorsorge-Medikamente sowie Wirkstoffe zum sofortigen Einsatz bei einer akuten Erkrankung ohne ärztliche Überwachung (Stand-by-Therapie).
Schutz vor Sonnenbrand
Babys und Kleinkinder sollten sich bei starker Sonneneinstrahlung und hohem UV-Index im Schatten aufhalten. Um sie zum Beispiel beim Baden in der Sonne zu schützen, eignet sich spezielle UV-(Bade-)Kleidung sowie ein Sonnenhut mit Krempe. So verhindern Eltern bei ihren Kleinen zudem effektiv einen Sonnenstich. Außerdem ist ein Sonnenschutzmittel mit hohem Lichtschutzfaktor (ab LSF 30), das auf empfindliche Kinderhaut abgestimmt ist, zu empfehlen.

Was gehört in die perfekte Reiseapotheke?
Die Reiseapotheke sollte immer mit dem Nötigsten ausgestattet sein laut Empfehlung von Susanne Reuter vom ADAC Ambulanz-Service.
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Was brauche ich außerdem?
Neben Medikamenten gehören einige Hilfsmittel in die Reiseapotheke. Die wichtigsten sind:
Fieberthermometer
Verbandszeug (Kompressen, elastische Binde, Mullbinden)
Pflaster (Kindermotive trösten die Kleinen)
Handdesinfektionsmittel (z. B. Tücher für unterwegs)
Spezielle Ohrstöpsel für Kinder: für Druckausgleich und Lärmdämmung im Flugzeug
Moskitonetz(e)
Zeckenzange oder -karte
Sonnenhut, Sonnenbrille, UV-Kleidung
Weiterführende Informationen für die perfekte Reiseapotheke finden Sie in folgendem Beitrag: Tipps für die perfekte Reiseapotheke – nie wieder ohne die richtigen Medikamente in den Urlaub.
Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.
Jelinek, T.: Kursbuch Reisemedizin: Beratung, Prophylaxe, Reisen mit Erkrankungen, Georg Thieme Verlag, 1. Auflage, 2012.
Stüben, U. und Graf, J.: Taschenbuch Flugmedizin und ärztliche Hilfe an Bord, Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft (MWV), 2. Auflage, 2014.
Rieke, B. und Kollaritsch, H.: Referenzhandbuch Impf- und Reisemedizin, MedPrä GmbH, Ausgabe 2023.
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): Kinder vor Sonne und Hitze schützen, unter: https://www.kindergesundheit-info.de/themen/risiken-vorbeugen/sonnenschutz/kinderhaut-schuetzen/ (Abruf: 15.07.2024)
Kinder- und Jugendärzte im Netz: Sonnenbrand/Sonnenallergie, unter: https://www.kinderaerzte-im-netz.de/krankheiten/sonnenbrand-sonnenallergie/ (Abruf: 15.07.2024)
Robert Koch-Institut (RKI): Malaria, Stand 03/2024, unter: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Malaria.html (Abruf: 15.07.2024)
Stiftung Warentest: Antimückenmittel, unter: https://www.test.de/presse/pressemitteilungen/Antimueckenmittel-Nur-4-von-21-ueberzeugen-im-Test-4710384-0/ (15.07.2024)
Auswärtiges Amt: Expositionsprophylaxe, Stand 03/2019, unter: https://www.auswaertiges-amt.de/blob/251022/943b4cd16cd1693bcdd2728ef29b85a7/expositionsprophylaxeinsektenstiche-data.pdf (Abruf: 15.07.2024)
Rahlenbeck, S. et al.: Insektenschutz: Wie man das Stichrisiko senkt. Dtsch Arztebl 2013; 110(29-30), unter: https://www.aerzteblatt.de/archiv/143452/Insektenschutz-Wie-man-das-Stichrisiko-senkt (Abruf: 15.07.2024)
AMBOSS: Systemische Antihistaminika im Kindes- und Jugendalter, unter: https://www.amboss.com/de/wissen/Systemische_Antihistaminika_im_Kindes-_und_Jugendalter/ (Abruf: 15.07.2024)
Apothekerkammer Niedersachsen: Achtung bei der Selbstmedikation mit Loperamid, unter: https://www.apothekerkammer-niedersachsen.de/presse.php?view=%7C1698,4 (Abruf: 15.07.2024)
ÖKOTEST: Test Reiseapotheke: Die besten Notfall-Medikamente für unterwegs, Stand 12/2019, unter: https://www.oekotest.de/gesundheit-medikamente/Test-Reiseapotheke-Die-besten-Notfall-Medikamente-fuer-unterwegs_111657_1.html (Abruf: 15.07.2024)
Reiseapotheke für Säuglinge: Das sollten Sie beachten, Stand 08/2020, unter: https://www.aok.de/pk/magazin/reisen/reiseapotheke/reiseapotheke-fuer-babys-das-sollten-sie-beachten/ (Abruf: 15.07.2024)