Wie Sie den Stromverbrauch zu Hause berechnen und Strom sparen
Von André Gieße

Der Stromverbrauch im eigenen Haushalt lässt sich nicht nur einfach berechnen, sondern auch reduzieren. Stromfressern den Stecker zu ziehen kann über 100 Euro im Jahr sparen.
Mit dieser Formel berechnen Sie, welcher Stromverbrauch zu erwarten ist
So helfen kleine Messgeräte, die großen Stromfresser im Haushalt zu finden
Plus: Praktische Tipps, wie Sie zu Hause sofort Strom und Geld sparen können
Energie sparen schont nicht nur das eigene Bankkonto, sondern auch die Umwelt. Doch die Stromfresser im Haushalt lassen sich nicht immer so einfach identifizieren. Wer weiß, welche Geräte zu Hause am meisten verbrauchen, kann gezielt Kilowattstunden und seine Kosten senken.
Wie Sie Ihren Stromverbrauch selbst berechnen
Viele Verbraucher realisieren erst mit ihrer Jahresabrechnung, wie viel Strom sie tatsächlich verbraucht haben und ob die monatlichen Abschläge angemessen waren oder ob sie Geld nachzahlen müssen. Deshalb ist es wichtig, den eigenen Stromverbrauch zu kennen und zu verstehen, wo Energiekosten anfallen. Es gibt beispielsweise Formeln, um sie zu berechnen.
Der Bund der Energieverbraucher hat diese Rechenformel für den erwartbaren Stromverbrauch entwickelt. Private Haushalte können damit abschätzen, ob sie im Vergleich zum Bundesdurchschnitt mehr oder weniger Strom verbrauchen.
Stromverbrauch = Zahl der Personen x 200 kWh (wenn Warmwasser elektrisch: 550 kWh) + Zahl der größeren Elektrogeräte x 200 kWh + Wohnfläche x 9 kWh
Beispiel: Im Vier-Personen-Haushalt einer durchschnittlichen Familie stehen acht Großelektrogeräte wie Fernseher oder Wäschetrockner auf 120 Quadratmetern Wohnfläche. Die Rechnung lautet hier also: 4 x 200 + 8 x 200 + 120 x 9 = 3480. Bei diesem Haushalt wären im Jahr rechnerisch 3455 kWh an Stromverbrauch erwartbar.
Wer jeweils zu Monatsbeginn und Monatsende einen Blick auf seinen Stromzähler wirft und die Zahlendifferenz auf der Anzeige mit zwölf multipliziert, erhält auch eine ungefähre Vorstellung vom Jahresverbrauch – und vermeidet unliebsame Überraschungen. Mit diesem Wissen lässt sich der monatliche Abschlag beim Energieversorger an den tatsächlichen Stromverbrauch anpassen.
Daten auf EU-Energielabel oft unrealistisch
Egal ob auf dem EU-Energielabel Klasse A für besonders effizient oder G für Stromfresser steht: Viele Haushaltsgeräte verbrauchen im Alltag deutlich mehr Energie als angegeben. Das haben Umweltverbände bei Analysen festgestellt. Demnach weicht der tatsächliche Stromverbrauch oft um 20 bis 30 Prozent von den Testergebnissen der Hersteller ab, im Extremfall sogar um das Doppelte.
Denn die Prüfungen der Hersteller sind oft nicht sehr praxisnah – für Kunden kann das teuer werden.
Verbrauch mit einem Strommessgerät prüfen

Mit einem Strommessgerät, das sich zwischen die Steckdose und das elektrische Gerät schalten lässt, kann man den Verbrauch zu Hause selbst ermitteln. Die Stiftung Warentest hat 15 davon unter die Lupe genommen. Sie kosten 9 bis 193 Euro. Die klassischen haben ein Display, das neben den verbrauchten Kilowattstunden auch die entstandenen Stromkosten zeigt. Bei den smarten Mess-Steckdosen ohne Display ist eine Steuerung via App auf dem Smartphone oder Computer möglich.
Fazit des Tests: 10 von 15 Strommessgeräten liefern gute Ergebnisse. Qualität gibt es laut der Stiftung Warentest recht günstig. Ihre Empfehlung lautet: Sinnvoll ist die Verbrauchsmessung immer über einen gewissen Zeitraum und dort, wo man etwas verändern kann. Vor allem bei der Unterhaltungselektronik und im Homeoffice lohnt sie sich. Fernseher, Computer, Spielkonsole, Drucker und sonstige Kleingeräte können aufs Jahr gerechnet die Stromrechnung verteuern.
Standby verursacht unnötige Stromkosten
Sogar wenn sie nicht wirklich in Betrieb sind: Je nach Anzahl, Art und Alter der Elektrogeräte macht deren Standby-Modus zusammen häufig zwischen 10 und 20 Prozent der gesamten Stromkosten aus. Wenn man alle nach der Nutzung vollständig ausschalte, könne ein typischer Drei-Personen-Haushalt gut 300 bis 500 Kilowattstunden pro Jahr sparen. Bei einem Arbeitspreis von 35 Cent pro Kilowattstunde entspricht das zwischen 105 und 175 Euro.
Ein Beispiel, wie sich das Homeoffice auswirkt: Angenommen, ein Desktop-PC mit Bildschirm und Geräten wie einem Drucker benötigen 20 Watt, wenn sie nicht im Betrieb sind. Bei 20 Stunden pro Tag im ausgeschalteten Zustand an der Steckdose summiert sich das je nach Tarif aktuell auf jährliche Stromkosten von bis zu 51 Euro. Ein einfacher Tipp, um Geld zu sparen: Steckerleisten, an denen man mehrere Geräte mit einem Klick ganz ausschaltet.
Hier gibt es weitere Stromspartipps.
Diese Haushaltsgeräte verbrauchen viel
Während man bei kleineren Elektrogeräten den Verbrauch unkompliziert selbst prüfen kann, klappt das bei fest installierten Großgeräten wie einem Herd mit Ofen nicht. Denn handelsübliche Strommessgeräte sind nicht für Hochspannungsanschlüsse ausgelegt. Dabei verbrauchen ein Elektroherd, eine alte Heizungspumpe, Kühl- und Gefrierschränke sowie Waschmaschinen und W äschetrockner laut dem Energiekonzern E.ON erfahrungsgemäß den meisten Strom im Haushalt.
Die größten Stromfresser in einem Haushalt mit 3 Personen
| Haushaltsgerät | Stromverbrauch pro Jahr |
|---|---|
Alte Heizungspumpe | 500 kWh |
Elektrischer Herd | 445 kWh |
Gefrierschrank | 415 kWh |
Kühlschrank | 330 kWh |
Beleuchtung | 330 kWh |
Wäschetrockner | 325 kWh |
Geschirrspüler | 245 kWh |
Waschmaschine | 220 kWh |
Fernseher | 190 kWh |
WLAN-Router, PC, Drucker im Homeoffice | 135 kWh |
Bei elektrischen Großgeräten, die zu Hause im Dauereinsatz oder wegen ihrer Position schwierig ein- und auszustecken sind, kann sich eine optimierte Nutzung lohnen: Zum Beispiel indem man bei Wasch- und Spülmaschinen statt des Kurzprogramms den Eco-Modus wählt. Er dauert zwar länger, spart aber Energie, weil das Wasser weniger aufgeheizt werden muss. Bei normaler Verschmutzung genügen niedrigere Temperaturen für ein sauberes Ergebnis.
Falls sie nicht kaputtgehen, werden größere Haushaltsgeräte selten ersetzt. Spätestens nach 10 bis 15 Jahren Betriebszeit empfiehlt es sich jedoch oft, effizientere Modelle zu kaufen. Bei einem Kühlschrank mit Gefrierfach macht das durchschnittlich 120 Kilowattstunden weniger pro Jahr aus. Durch die niedrigeren Stromkosten hat sich die Investition also relativ schnell kompensiert. Auch mit einem Heizungspumpentausch lassen sich so jährlich über 100 Euro sparen.
Möglichkeiten zum Energiesparen
Viel Einsparpotenzial besteht darin, das eigene Verhalten zu ändern. Die Bundesregierung gibt einfach umsetzbare Tipps, wie man zu Hause den Stromverbrauch und damit die Kosten senken kann. Generell ist es ratsam, elektrische Geräte nur einzuschalten, wenn man sie braucht, und Stromfressern – wenn möglich – den Stecker zu ziehen.
Wer Neuanschaffungen plant, sollte neben einer hohen Energieeffizienzklasse auf den konkret angegebenen Stromverbrauch in kWh pro Jahr achten.
Hier sind weitere Anregungen, was man im Alltag besser machen kann.
10 Tipps, wie Sie Strom sparen
Standby-Modus vermeiden: Kaum ein Elektrogerät muss Tag und Nacht in Bereitschaft sein. Energiesparend und einfach zu handhaben ist ein Steckerleiste, an der man mit einem Klick gleich mehrere ganz ausschalten kann (z.B. Computer, Drucker und Lampe am Homeoffice-Arbeitsplatz).
Einen Kochdeckel nutzen: Kochen ohne Topfdeckel benötigt bis zu dreimal so viel Energie und dauert länger. Die Topfgröße sollte stets zum Kochfeld passen. Wer die Herdplatte am Ende einige Minuten früher ausschaltet, kann oft noch mit der Restwärme fertig kochen (Ausnahme: Induktion).
Mit Umluft backen: Die Umluft-Funktion ist etwa 20 Prozent sparsamer als Ober- und Unterhitze, weil mit einer geringeren Temperatur gebacken werden kann. Das Vorheizen ist häufig unnötig. Es lohnt sich übrigens, den Backofen etwas früher auszuschalten und die Restwärme zu nutzen.
Öfter Kleingeräte nutzen: Wasserkocher, Eierkocher und Kaffeemaschine sind deutlich sparsamer als der Elektroherd. Auch das Aufbacken und Aufwärmen von Kleinigkeiten geht mit einem Toaster, einem Minigrill oder der Mikrowelle meist wesentlich energieeffizienter als im Backofen.
Tiefkühler regelmäßig abtauen: Eine Eisschicht von einem Zentimeter kann den Stromverbrauch des Gefrierfachs im Kühlschrank oder einer Gefriertruhe um 10 bis 15 Prozent erhöhen. Daher nur kurz öffnen und nicht an warmen Orten aufstellen. Minus 18 Grad im Gerät sind optimal.
Temperatur richtig einstellen: In vielen Haushalten ist der Kühlschrank zu kalt eingestellt. Sieben Grad genügen, damit die Lebensmittel frisch bleiben. Vor allem wenn man sie richtig einräumt. Um Strom zu sparen, sollte das Gerät auch nur kurz offen und nicht in einer warmen Umgebung stehen.
Eco-Programm nutzen: Obwohl es länger dauert, ist es energieeffizienter. Denn das Wasser wird weniger erhitzt, was bis zu 50 Prozent Strom spart. Apropos Temperatur: Für normal verschmutzte Buntwäsche genügen 30 Grad. Die Waschmaschine sollte man immer ausreichend vollmachen.
Richtig einstellen und füllen: Das Gerät am besten nur nutzen, wenn an der Luft trocknen nicht möglich ist. Die Wäsche sollte gut geschleudert statt tropfnass in den Trockner kommen. Dabei das Fassungsvermögen möglichst gut ausnutzen und dann das sparsame Eco-Programm wählen.
Auf Bildschirm achten: Laptops verbrauchen weniger Strom als Desktop-PCs. Wichtig sind auch die Einstellungen: Bei kürzeren Pausen am besten nach wenigen Minuten den Energiesparmodus aktivieren und bei längerer Inaktivität den Computer in den Ruhezustand versetzen.
Nachts automatisch deaktivieren: Bei manchen Routern lässt sich in den Einstellungen das WLAN per Zeitschaltung deaktivieren. Auch das spart einige Euro im Jahr. Dafür müssen die Geräte nicht vom Netz genommen werden. Bei einigen kann man die WLAN-Funktion auch manuell ausschalten.
Fachliche Beratung: Arnulf Volkmar Thiemel, ADAC Technik Zentrum Landsberg