So sicher fühlen sich Fahrradfahrer im Straßenverkehr

Mehr Platz: Pop-up-Radwege sollen den Radverkehr fördern
Mehr Platz: Pop-up-Radwege sollen den Radverkehr fördern© imago images/David Weyand

Der Radverkehr nimmt deutlich zu. Deshalb wollte der ADAC wissen, wie sicher sich seine Mitglieder bei hohem Verkehrsaufkommen auf dem Fahrrad fühlen. Die Ergebnisse der Umfrage und Empfehlungen vom ADAC Experten.

  • Hälfte der Befragten für Pop-up-Radwege

  • Barrieren zur Straße erhöhen Sicherheitsgefühl

  • Abbiegeunfälle häufigste Unfallursache

In vielen Städten wurde im vergangenen Jahr mit Pop-up-Radwegen experimentiert. Das sind kurzfristig eingerichtete, temporäre und deshalb in gelber Farbe markierte Radspuren auf der Fahrbahn. Sie sollen dem gestiegenen Radverkehr in Corona-Zeiten mehr Platz bieten. Meist muss auf der Straße eine Autospur für sie weichen. Nun kommen sie vielerorts zurück – vielleicht sogar als dauerhafte Lösung? Die Meinungen dazu sind gespalten, wie eine ADAC Umfrage unter Mitgliedern zeigt.

Insgesamt wird deutlich: Wie sicher sich Radfahrer fühlen, hängt stark von der Abgrenzung des Radwegs von der Straße ab.

Pop-up-Radwege kommen zurück

Eine Autospur weniger: So entsteht Raum für einen Pop-up-Radweg © imago images/David Weyand

Im Jahr 2020 wurde das erste Mal intensiv über Pop-up-Radwege diskutiert. Wegen der Corona-Pandemie stiegen immer mehr Menschen auf das Fahrrad um. Manche Großstädte haben daher temporäre Radfahrstreifen auf den Straßen installiert, um Lücken im Radverkehrsnetz zu schließen und damit auch ängstlichen oder unsicheren Radfahrern den Umstieg aufs Fahrrad zu erleichtern.

Über den Winter wurden die Pop-up-Radwege aufgrund des geringeren Rad- und gestiegenen Autoverkehrs zwar wieder entfernt, nun kommen sie vielerorts aber zurück – dank positiver Erfahrungen und der noch immer anhaltenden Pandemiesituation.

Manche Städte binden die Pop-up-Radwege in Modellversuche ein. Bei erfolgreichem Ausgang könnte aus vielen eine dauerhafte Lösung werden.

Jeder Zweite findet Pop-up-Radwege gut

Pop-up-Radwege schaffen mehr Platz für Fahrradfahrer und bringen mehr Menschen aufs Rad. Mehr Platz für Radwege bedeutet allerdings auch weniger Platz für Autofahrer. Wie das bei den Clubmitgliedern ankommt, gibt die ADAC Umfrage wieder: Knapp die Hälfte der Befragten (49 Prozent) findet die zusätzlichen Radspuren grundsätzlich gut. 31 Prozent der Befürworter sehen in ihnen aber nur eine vorübergehende Lösung. 18 Prozent sind dafür, dass sie zur Dauereinrichtung werden. Jeder dritte Befragte lehnt Pop-up-Radwege ab. 16 Prozent haben gar keine Meinung.

Wo sich Fahrradfahrer am sichersten fühlen

Auf Bordsteinradwegen fühlen sich Radfahrer sicher © iStock.com/xavierarnau

Das größte Sicherheitsgefühl haben Radfahrer, wenn sie auf baulich vom Autoverkehr getrennten Wegen unterwegs sind. Diese Trennung kann in Form eines Bordsteins zwischen Radweg und Fahrbahn oder durch Barrieren zwischen Fahrbahn und Radfahrstreifen erreicht werden.

Bestätigt wird dies durch die ADAC Umfrage: Ein großer Teil der Befragten gab an, sich auf einem Bordsteinradweg sowie auf einem geschützten Radfahrstreifen (je 59 Prozent) am sichersten zu fühlen.

57 Prozent erklärten, sich direkt auf der Fahrbahn am unsichersten zu fühlen – nur acht Prozent der Befragten fühlen sich hier sicher.

Objektive und subjektive Sicherheit sind entscheidend

Die subjektive, also gefühlte Sicherheit ist bei der Wahl des Verkehrsmittels von entscheidender Bedeutung, weiß ADAC Verkehrsexperte Ronald Winkler: "Das Fahrrad wird nur dann gern und regelmäßig auf den alltäglichen Wegen genutzt, wenn die Wege als komfortabel und vor allem sicher empfunden werden." Es sei daher wichtig, dass Verkehrsplaner das subjektive Sicherheitsgefühl von Radfahrern ernst nehmen und stärken.

Die ADAC Umfrage zeigt, Radfahrer sind am liebsten auf Radwegen unterwegs, die baulich vom Kfz-Verkehr getrennt sind. Auf der Straße oder bei Markierungslösungen (Schutz- und Radfahrstreifen) fühlen sie sich hingegen eher unsicher.

Daher empfiehlt ADAC Experte Winkler, Radfahrer auf Hauptverkehrsstraßen möglichst auf baulich getrennten Wegen zu führen. Aber auch Markierungslösungen auf der Fahrbahn können weiterhelfen, da Auto- und Fahrradfahrer sich gut sehen können. "Insbesondere dann, wenn sie als breiter Radfahrstreifen ausgebildet sind und damit genügend Abstand zum Kfz-Verkehr ermöglicht wird", so Winkler.

Objektive Sicherheit lässt sich an den Unfällen ablesen. Etwa zwei Drittel der Radverkehrsunfälle innerorts ereignen sich an Kreuzungen, Einmündungen und Grundstückszufahrten. Um die objektive Sicherheit spürbar zu verbessern, müsse man vor allem dort ansetzen, meint ADAC Experte Ronald Winkler: "Dabei geht es insbesondere um die Gewährleistung guter Sichtbeziehungen und deutlich markierter Bereiche zur Verdeutlichung der Verkehrsführung und Vorfahrtsregelungen."

Das kleine Einmaleins der Radwege

Bordsteinradweg, Radfahrstreifen, Schutzstreifen – es gibt viele Begriffe für Radwege. Das bedeuten die verschiedenen Bezeichnungen:

Bordsteinradwege befinden sich zwischen Gehweg und Fahrbahn und werden von letzterer durch einen Bordstein abgegrenzt.

Radfahrstreifen sind Fahrradwege, die sich auf der Straße befinden. Sie werden von der Kfz-Fahrbahn mit einem durchgezogenen Strich abgetrennt. Durch die Trennung sind sie kein Bestandteil der Fahrbahn. Autos dürfen sie nur zum Ein- und Abbiegen überfahren, oder um angrenzende Parkplätze zu erreichen. Sie werden mit dem Verkehrszeichen 237 gekennzeichnet und sind für Fahrradfahrer benutzungspflichtig.

Sorgen für Sicherheit: breite Radwege mit sichtbarer Abgrenzung von der Straße © iStock.com/Canetti

Geschützte Radfahrstreifen ("Protected Bike Lanes") sind zusätzlich durch eine bauliche Abtrennung von der Fahrbahn separiert, etwa durch Poller, Randsteine oder Blumenkübel. Dadurch soll insbesondere das illegale Parken auf dem Radfahrstreifen verhindert und die objektive sowie subjektive Sicherheit der Fahrradfahrer erhöht werden.

Schutzstreifen sind ein abmarkierter Teil der Fahrbahn, der primär dem Radverkehr dient. Im Gegensatz zum Radfahrstreifen heben sie sich durch eine unterbrochene, gestrichelte Markierung von der Fahrbahn ab. Autofahrer dürfen auf dem Schutzstreifen nur ausnahmsweise fahren, etwa um Lkw oder Bussen im Gegenverkehr auszuweichen. Das Parken von Autos auf Schutzstreifen ist verboten, neuerdings auch das Halten.

Pop-up-Radwege sind kurzfristig eingerichtete, temporäre und deshalb in gelber Farbe markierte Radspuren auf der Fahrbahn. Sie sollen dem gestiegenen Radverkehr in Corona-Zeiten mehr Platz bieten.

Alexander Schnaars
Alexander Schnaars
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