Radschnellwege – auf voller Breite zügig ans Ziel

Auf gut ausgebauten Radschnellwegen, auch Radschnellverbindungen genannt, kommt man rasch von A nach B. Das in den Niederlanden bewährte Modell findet auch in Deutschland Einzug.
Fahrradschnellwege helfen Pendlern auf dem Weg ins Stadtzentrum
Vielversprechende Beispiele in Wuppertal und Göttingen
Radschnellwege lassen Autofahrer auf das Rad umsteigen
Anforderungen an einem Fahrradschnellweg

Radschnellwege verknüpfen wichtige Quell- und Zielbereiche über größere Entfernungen. Typisch sind solche zwischen Vorstadt und Zentrum, innerhalb von Ballungsräumen und solche von Stadt zu Stadt. Sie ermöglichen zum Beispiel Pendlern ein sicheres, zügiges und attraktives Radeln, wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind:
Außerorts wird er straßenbegleitend oder selbstständig als getrennter Geh- und Radweg geführt
Innerorts ist er als Ein- oder Zweirichtungsradweg, Radfahrstreifen oder Fahrradstraße mit Bevorrechtigung an Knotenpunkten angelegt
Seine Mindestbreite soll im Einrichtungsverkehr 3 Meter, im Zweirichtungsverkehr 4 Meter sein, die Mindestlänge 5 Kilometer
Die Radler sollen eine durchschnittliche Geschwindigkeit von mindestens 20 km/h erreichen können
Das erfordert eine störungsfreie Führung etwa durch Ampelschaltungen, Brücken und Unterführungen
Die Fahrbahn braucht einen hochwertigen Belag und zumindest innerörtlich Beleuchtung
Der Weg soll in die örtliche Radverkehrswegweisung eingebunden sein
Anfänge in den Niederlanden, Beispiele aus Deutschland
Bei Radschnellwegen gelten die Niederlande als Pioniere. Schon 1980 gab es dort ein Pilotprojekt, im April 2019 waren über 40 Routen fertiggestellt, gebaut oder geplant. Ein spektakuläres Beispiel für ihre störungsfreie Führung ist der Hovenring, der erste schwebende Kreisverkehr der Welt für Radler. Nach Erfahrungen in den Niederlanden steigen nach dem Bau eines Radschnellwegs 5 bis 15 Prozent der Autofahrer auf das Rad um.
Nordbahntrasse Wuppertal

Ein über 23 Kilometer langer Radweg erschließt fast kreuzungsfrei und ohne nennenswerte Steigungen die Zentren und nördlichen Stadtteile Wuppertals. Im Westen und Osten ist er an das überregionale Radwegenetz angeschlossen. Die Nordbahntrasse* verläuft auf einer 1879 in Betrieb genommenen und 1999 aufgegebenen Bahnstrecke und schließt fünf beleuchtete Tunnel, gemauerte Viadukte und Aussichtspunkte mit Aus- und Einblicken in Stadt und Umgebung ein. Einen Überblick über den Weg liefert dieses Youtube-Video*.
eRadschnellweg Göttingen

Der eRadschnellweg* Göttingen führt als bundesweit erster zentral durch eine Stadt. Zwischen dem Bahnhof und dem Nordosten gibt es ein Nutzerpotential von 14.400 Beschäftigten und 25.000 Studierenden. Auf der Teststrecke von 4 Kilometern wird untersucht, welche Anforderungen Elektrofahrradfahrer an die Infrastruktur stellen und ob durch das Angebot von Schnellweg und Elektrorädern die Bereitschaft von Pendlern zunimmt, auf das Rad umzusteigen. Je nach Höhe des Radverkehrs gibt es für ihn eine Grüne Welle, und im Winter wird der Weg bevorzugt geräumt.
Veloroute 10 in Kiel

Auf der Trasse eines ehemaligen Gütergleises ist seit September 2019 ein großer, durchgehender Teil dieser Fahrradstraße fertiggestellt. In 20 Minuten radelt man auf der Veloroute 10* nonstop zwischen Hassee und dem Holstein-Stadion auf einem eigenständigen Radweg. Er ist meist vier Meter breit und beleuchtet. Die kurze Fahrzeit – mit dem Auto nicht zu schaffen – wird durch vier Radbrücken über viel befahrene Hauptverkehrsstraßen und die Autobahn sowie zwei Straßenquerungen ohne Ampeln ermöglicht.
Wo ein Radschnellweg sinnvoll ist
Laut der ADAC Mehrthemenumfrage zur Verkehrspolitik 2022 sind 12 Prozent der ADAC Mitglieder an mindestens 100 Tagen jährlich auf dem – nicht motorisierten – Rad unterwegs. Bei E-Bikes und Pedelecs stieg der Wert auf aktuell 6 Prozent. Pro Haushalt gab es im Durchschnitt 1,6 "normale" Fahrräder und 0,4 E-Bikes bzw. Pedelecs.
In der Mehrthemenumfrage 2021 hatte ein großer Teil der Befragten angegeben, sich auf einem Bordsteinradweg sowie auf einem geschützten Radfahrstreifen (je 59 Prozent) am sichersten zu fühlen. Lesen Sie hier die ausführlichen Daten, wo sich Fahrradfahrer am sichersten fühlen.
Wegen ihrer hohen Baukosten von 0,5 bis 2 Mio. Euro/km kommen Radschnellwege nur dort infrage, wo ein Aufkommen von mindestens 2000 Radfahrern pro Tag zu erzeugen ist. Vielversprechend dafür sind große Arbeitsplatzstandorte, Einkaufszentren, Gewerbegebiete und Hochschulen im nahen Einzugsbereich des Radschnellwegs.
Der Standpunkt des ADAC

Mit der zunehmenden Nutzung von Pedelecs stellt sich vermehrt die Frage, ob die Radverkehrsinfrastruktur
den Anforderungen der Nutzer hinsichtlich einer schnellen Fortbewegung noch gerecht
wird.
Radschnellwege sind eine geeignete Maßnahme, um Berufspendler auf Distanzen von 5 bis 15 Kilometern zum Umsteigen vom Auto bzw. ÖPNV auf das Fahrrad, insbesondere auf das Pedelec, zu motivieren.
Anzulegen sind sie vor allem als Stadt-Umland-Strecke, in Ballungsräumen mit mehreren Oberzentren auch als Stadt-Stadt-Verbindung
Sie sind im selben Korridor zu führen wie die Straßen und Schienenwege, die sie entlasten sollen
Innerstädtisch sind Radschnellwege meist nur mit hohem Aufwand oder mit geringeren Standards zu realisieren
Außerorts sind die Realisierungschancen oft besser
Hier finden Sie den vollständigen Standpunkt des ADAC:
Nationaler Radverkehrsplan
Nationaler Radverkehrsplan
Am 21.4.2021 hat das Bundeskabinett den neuen Nationalen Radverkehrsplan* beschlossen. Er setzt aus Sicht des ADAC richtige und wichtige Zielmarken. Wenn es gelingt, mehr Menschen zum Umstieg auf das Fahrrad zu bewegen, kann dies die Städte von Stau und Parksuchverkehr entlasten. Mehr Radverkehr ist auch ein zunehmend wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. Deswegen wird der ADAC die Umsetzung des NRVP aktiv begleiten. Entscheidend ist der Ausbau der Radinfrastruktur: mehr, bessere und sicherere Radwege, ohne dem Autoverkehr den notwendigen Platz wegzunehmen. Der Weg zu einer anderen Fahrradkultur ist nur gemeinsam, nicht gegeneinander zurückzulegen.
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