Mobilitätstrend Radschnellweg: Zügig aus dem Umland in die Stadt

Der Hovenring in Eindhoven ist eine schwebender Kreisverkehr mit einem Radschnellweg
Auf dem niederländischen Hovenring überqueren Radler zügig eine Kreuzung© imago images/Jochen Tack

Auf gut ausgebauten Radschnellwegen, auch Radschnellverbindungen genannt, kommt man rasch von A nach B. Auch in Deutschland entstehen immer mehr dieser Fahrrad-Autobahnen.

  • Fahrradschnellwege richten sich vor allem an Pendlerinnen und Pendler

  • Sie können dazu beitragen, dass Autofahrende aufs Rad umsteigen

  • Es gibt vielversprechende Beispiele in Wuppertal und Göttingen

Anforderungen an Fahrradschnellwege

Auf den Krupp-Guertel bei Essen sind Fahrrad und Fußgängerwege getrennt
Auf dem Essener Kruppgürtel sind Rad- und Fußgängerverkehr getrennt© mauritius images / Rupert Oberhäuser / Alamy

Auf Radschnellwegen, manchmal auch als Radschnellverbindungen bezeichnet, lassen sich mit dem Fahrrad große Strecken zügig, sicher und bequem zurücklegen. Der hohe Standard dieser Infrastruktur soll den Radverkehrsanteil vor allem von Pendlerfahrten auf Distanzen von bis zu 15 Kilometern erhöhen. In Deutschland entstehen immer mehr Radschnellverbindungen. Typisch sind sie zwischen Großstadtzentren und ihren Umlandgemeinden, innerhalb von Ballungsräumen und von Stadt zu Stadt. Ein Radschnellweg zeichnet sich durch diese Kriterien aus:

  • Ermöglicht Durchschnittsgeschwindigkeiten von 20 km/h

  • Verlauf meist getrennt von Flächen anderer Verkehrsarten

  • Mindestlänge von in der Regel fünf Kilometern

  • Mindestbreite von drei Metern (einspurig) beziehungsweise vier Metern (zweispurig)

  • sichere und komfortable Kreuzungspunkte

  • hohe Belagsqualität und Verkehrssicherheit (z.B. durch Beleuchtung)

  • möglichst direkte Streckenführung ohne viele Umwege

  • wenig Zeitverluste durch Warten, Halten oder Beschleunigen

  • gute Einbindung in das übrige Radverkehrsnetz (inklusive Wegweisung)

Best-Practice-Beispiele

Bei Radschnellwegen gelten die Niederlande als Pionierland. Schon im Jahr 1980 gab es dort ein Pilotprojekt. Zum Oktober 2023 sind über 70 Routen fertiggestellt, gebaut oder geplant gewesen. Ein spektakuläres Beispiel für ihre störungsfreie Führung ist der Hovenring, der erste schwebende Kreisverkehr der Welt für Radfahrende. Nach Erfahrungen in den Niederlanden steigen nach dem Bau eines Radschnellwegs 5 bis 15 Prozent der Autofahrerinnen und Autofahrer auf das Rad um.

Nordbahntrasse Wuppertal

Fahrradfahrer aud der Nordbahntrasse Wuppertal, einem deutschen Schnellradweg
Radeln mit Aussicht: Auf der Wuppertaler Nordbahntrasse© dpa/Oliver Berg

Ein über 23 Kilometer langer Radweg erschließt fast kreuzungsfrei und ohne nennenswerte Steigungen die Zentren und nördlichen Stadtteile Wuppertals. Im Westen und Osten ist er an das überregionale Radwegenetz angeschlossen. Die Nordbahntrasse verläuft auf einer 1879 in Betrieb genommenen und 1999 aufgegebenen Bahnstrecke und schließt fünf beleuchtete Tunnel, gemauerte Viadukte und Aussichtspunkte mit Aus- und Einblicken in Stadt und Umgebung ein.

eRadschnellweg Göttingen

Radfahrerin auf Göttinger eRadschnellweg
Göttingen wurde als fahrradfreundliche Kommune zertifiziert© dpa/Swen Pförtner

Der eRadschnellweg Göttingen führt als bundesweit erster zentral durch eine Stadt. Zwischen dem Bahnhof und dem Nordosten gibt es ein Nutzerpotential von 14.400 Beschäftigten und 25.000 Studierenden. Auf der Teststrecke von 4 Kilometern wird untersucht, welche Anforderungen Elektrofahrradfahrer an die Infrastruktur stellen und ob durch das Angebot von Schnellweg und Elektrorädern die Bereitschaft von Pendlern zunimmt, auf das Rad umzusteigen. Je nach Höhe des Radverkehrs gibt es für ihn eine Grüne Welle, und im Winter wird der Weg bevorzugt geräumt.

Veloroute 10 in Kiel

Die Veloroute 10 in Kiel ist ein Radschnellweg in Deutschland
Die Kieler Veloroute 10 bringt oft einen Zeitvorteil gegenüber dem Auto© imago images/penofoto

Auf der Trasse eines ehemaligen Gütergleises ist seit September 2019 ein großer, durchgehender Teil dieser Fahrradstraße fertiggestellt. In 20 Minuten radelt man auf der Veloroute 10 nonstop zwischen Hassee und dem Holstein-Stadion auf einem eigenständigen Radweg. Er ist meist vier Meter breit und beleuchtet. Die kurze Fahrzeit – mit dem Auto nicht zu schaffen – wird durch vier Radbrücken über viel befahrene Hauptverkehrsstraßen und die Autobahn sowie zwei Straßenquerungen ohne Ampeln ermöglicht.

Wo ein Radschnellweg sinnvoll ist

Laut einer aktuellen Umfrage des ADAC sind 13 Prozent der Mitglieder an mindestens 100 Tagen jährlich auf dem – nicht motorisierten – Rad unterwegs. Auf E-Bikes und Pedelecs sind es sieben Prozent. Ein großer Teil der Befragten hat zudem angegeben, sich auf einem Bordsteinradweg (50 Prozent) und auf einem baulich abgegrenzten Radfahrstreifen (47 Prozent) am sichersten zu fühlen.

Daten wie diese sind hilfreich bei der Planung der Verkehrsinfrastruktur. Kosten und Nutzen von Radschnellwegen stehen nämlich nur dort in einem sinnvollen Verhältnis, wo ein Aufkommen von mindestens 2000 Radfahrern pro Tag möglich ist. Vorteilhaft sind große Arbeitsplatzstandorte, Einkaufszentren, Gewerbegebiete und Hochschulen im nahen Einzugsbereich des Radschnellwegs.

Der Standpunkt des ADAC

Fahrradautobahn auf einer Eisenbahnbrücke in Mühlheim an der Ruhr
Eine Fahrrad-Autobahn verbindet das Umland mit dem Zentrum von Mülheim© SZ Photo/Rupert Oberhaeuser/Caro

Radschnellwege können Menschen, die beruflich 5 bis 15 Kilometern pendeln, zum Umsteigen vom Auto beziehungsweise ÖPNV auf das Fahrrad oder Pedelec motivieren. Innerstädtisch sind Radschnellwege allerdings meist nur mit hohem Aufwand oder mit geringeren Standards zu realisieren. Außerorts sind die Chancen oft besser und die Umsetzung günstiger.

Hier finden Sie den vollständigen Standpunkt des ADAC zum Thema:

Radschnellwege (ADAC Standpunkt)
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Nationaler Radwegeplan unterstützt

Der Nationale Radverkehrsplan (NRVP) der Bundesregierung setzt aus Sicht des ADAC richtige und wichtige Zielmarken. Es geht darin um die Förderung des Radverkehrs in Deutschland für die Zeit bis 2030. Wenn es gelingt, mehr Menschen zum Umstieg etwa vom Auto auf das Fahrrad zu bewegen, kann das die Städte von Verkehrsproblemen wie Staus und Parkplatzmangel entlasten.

Mehr Radverkehr gewinnt auch als Beitrag zum Klimaschutz an Bedeutung. Deshalb begleitet der ADAC die Umsetzung des NRVP aktiv. Entscheidend ist der Ausbau der Radinfrastruktur: mehr, bessere und sicherere Radwege, ohne dem Autoverkehr den notwendigen Platz wegzunehmen. Der Weg zu einer anderen Fahrradkultur ist nur gemeinsam, nicht gegeneinander zurückzulegen.