Kalkhoff Entice L Season: Besser als der Durchschnitt?

Ein Mann fährt auf einem E-Bike Kalkhoff Entice L Season
Dank Vorderrad-Federung und grobstolligen Reifen ist das Kalkhoff Entice L Season auch auf Feldwegen einsetzbar© Rudolf Huber

Im Schnitt geben die Deutschen für ein Pedelec knapp 3000 Euro aus. Da passt das Entice L Season von Kalkhoff für 2999 Euro perfekt ins Bild. Hat es aber mehr als Durchschnitt zu bieten? Autor Rudolf Huber war ausgiebig auf Testfahrt.

  • Motor kräftiger als gedacht

  • Akku für 40 bis 50 km Reichweite

  • Einstellungen über Smartphone statt Display

Zunächst der Sicht-Check. Dabei kommt das beim ADAC als Tiefeinsteiger ("Damenrad") angetretene, aber auch mit Diamantrahmen als "Herrenrad" angebotene Einstiegsmodell der Cloppenburger schon mal gut weg. Saubere Schweißnähte, ordentliche Zutaten, gute Reifen – seine Rolle als solider Allrounder traut man dem Entice L Season zu.

Kalkhoff Entice in vier Rahmengrößen

Seitenansicht eines stehenden E-Bike Kalkhoff Entice L Season
Mit schicker Lackierung: Das Einsteiger-Bike in Duskblue matt macht einen rundum soliden Eindruck© Rudolf Huber

Positiv ist auch, dass das Herren-E-Bike in vier, das Rad mit Wave-Rahmen in drei Rahmengrößen angeboten wird. So kann jede Interessentin und jeder Interessent das genau passende Format wählen. Die Angaben von Kalkhoff für die passenden Körpergrößen reichen dabei von 1,50 (S) bis 1,96 Meter (XL) – eine wirklich breite Spanne.

Kalkhoff hat sich bei seinem Einsteiger-Pedelec für den Performance Line SX-Motor von Bosch entschieden. Eine gute Wahl, denn der leise säuselnde "kleine" E-Mittelmotor passt gut zum breit gefächerten Einsatzspektrum des Entice: Ob Stadt oder Land, Asphalt oder auch mal leichter Kies und Schotter – das Rad fühlt sich überall zu Hause, die entspannte Sitzposition sorgt für Durchhaltevermögen auch auf längeren Strecken.

Die Positionierung ist klar: Das Kalkhoff-Bike ist perfekt geeignet fürs Pendeln zur Arbeit, zum Einkaufen oder für die kleinen bis mittleren Ausflüge am Wochenende.

Galerie: Kalkhoff Entice im Detail

Der Motor liefert bis zu 55 Newtonmeter (Nm) Drehmoment. Klingt nach wenig, schließlich sind mittlerweile 100 Nm und mehr fast schon üblich. In der Praxis zeigt der SX-Antrieb aber durchaus Muskeln, wenn er etwa im Turbomodus mit hoher Trittfrequenz mittlere Steigungen gefühlt einebnet.

Und auch wenn es richtig steil wird, geht dem Antrieb nicht die Puste aus – solange der Mensch im Sattel bereit ist, seinen Anteil am Fortkommen einzubringen. Über die Flow-App von Bosch lässt sich die Leistung des Antriebs auf einer Skala von minus fünf bis plus fünf und die Antriebs-Charakteristik von sanft bis dynamisch variieren.

Ein Zusatzakku kostet 370 Euro

Dass eher kleinere bis mittlere Ausflüge zu empfehlen sind, liegt schlicht an dem nach oben herausnehmbaren Akku im Unterrohr. Der hat nur eine Kapazität von 400 Wattstunden (Wh) zu bieten und soll laut Hersteller eine Reichweite von bis zu 80 Kilometern ermöglichen.

Allerdings ist dieser Wert nur unter Idealbedingungen realisierbar. Wenn wie bei den Testfahrten ständig steile Auffahrten zu bewältigen sind und heftiger Gegenwind die Nutzung der höheren Unterstützungsstufen nahelegt, geht die Reichweite deutlich nach unten. Realistisch sind dann 40 bis 50 Kilometer.

Wenn das nicht reicht, ermöglicht der Griff zum Range Extender von Bosch namens PowerMore einen größeren Aktionsradius. Der Zusatzakku mit einer Kapazität von 250 Wattstunden wird an den Montagepunkten für die Trinkflasche am Sattelrohr befestigt und kostet gut 370 Euro.

Rund 100 Kilo Zuladung erlaubt

LED Rücklicht des E-Bike Kalkhoff Entice L Season
Auch hinten strahlen LED-Leuchten; der Gepäckträger darf mit 25 Kilo belastet werden© Rudolf Huber

Der Range Extender erhöht allerdings auch das Gewicht, und zwar um 1,6 Kilo. Ohne zweiten Akku wiegt das Allroad-E-Bike 24 Kilo, ein relativ guter Wert, der auch durch den leichten SX-Motor und -Akku möglich wird. Mensch und Gepäck dürfen angesichts des Systemgewichts von 130 Kilo um die 100 Kilo auf die Waage bringen.

Ungewöhnlich für ein Einstiegsmodell: Der serienmäßige Gepäckträger darf mit bis zu 25 Kilo belastet werden, das ist sehr ordentlich und ermöglicht etwa die Montage eines Kindersitzes.

Bei den Komponenten des Season ist zum Teil zu erkennen, dass Kalkhoff scharf kalkulieren musste, um das günstigste Modell der Marke knapp unter der Grenze von 3000 Euro zu halten. So wirken die Plastik-Schutzbleche doch ein wenig bescheiden. Der Verzicht auf ein Display zur Kontrolle von Tempo, Unterstützungsstufe und Akkuzustand ist aber noch gravierender – serienmäßig ist zur Bedienung des E-Antriebs nur die LED-Remote links am Lenker montiert.

Technische Daten

Technische DatenKalkhoff Entice L Season

Motor

Bosch Performance Line SX

Leistung/Drehmoment

250 W/55 Nm

Akku

Bosch CompactTube, 400 Wh

Display

Schaltwerk

Shimano Cues 9-G

Bremsen

hydraulische Scheibenbremsen (160/160 mm)

Reifen

Schwalbe Smart Sam 57-584

Gewicht

ca. 24 kg

Vordergabel

SR Suntour XCM32, 80 mm Federweg

Dämpfer hinten

Preis

2999 Euro

Bedienung: Smartphone statt Display

Lenker des E-Bike Kalkhoff Entice L Season während der Fahrt
Der E-Antrieb wird über die LED-Remote links bedient, auf ein Display verzichtet Kalkhoff aus Kostengründen© Rudolf Huber

Wer mehr sehen will, muss das eigene Smartphone am Lenker befestigen. Dann können die relevanten Daten per Flow-App angezeigt und gleich auch die Navigations- und Einstellfunktionen genutzt werden. Der Eindruck während der Testfahrten: Netter ist es mit eigenem Display. Aber grundsätzlich reicht natürlich auch das serienmäßige Minimalangebot mit den bunten LED-Leuchten an der Fernbedienung.

Eher aus dem Einsteiger-Sortiment stammt auch die Kettenschaltung. Die Cues-Schaltung von Shimano verfügt über neun Gänge, die gut abgestuft sind, und ließ bei den Testfahrten keine Schwächen erkennen. Das gilt auch für die hydraulischen Bremsen mit je 160 Millimeter großen Scheiben.

Zum Charakter des Bikes für alle Arten von Straßen passen die eher grobstolligen, aber leise abrollenden Smart-Sam-Reifen von Schwalbe. Die Suntour-Vordergabel bietet immerhin 80 Millimeter Federweg, die Heckpartie ist ungefedert. Verstellbarer Vorbau, recht bequemer Selle Royal Vivo-Sattel, komplette Beleuchtung: Im Prinzip ist alles da, um unkompliziert radeln zu können.

Fazit

Das Fazit fällt deswegen positiv aus. Abgesehen vom fehlenden Display ist das Entice L Season alltagstauglich und komplett ausgestattet. Die Zutaten sind solide und wirken haltbar. Die Bedienung ist extrem simpel, die Sitzposition ermöglicht eine gute Umsetzung der menschlichen Muskelkraft. Der E-Antrieb hält sich akustisch schön im Hintergrund, hilft aber bei Bedarf kräftig über den Berg. Anders ausgedrückt: Für den Durchschnittspreis bekommt man mehr als einen nur durchschnittlichen Gegenwert.

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