E-Bike Haibike Adventr 10: Wie ein guter Kumpel

Starre Fahrrad-Kategorien waren gestern. Heute herrscht die Vielfalt. Ein gutes Beispiel ist das Adventr 10 des deutschen Herstellers Haibike. Das SUV-Pedelec bringt Abenteuer in den Alltag und eröffnet völlig neue Perspektiven. So fährt sich das E-Mountainbike im Straßenkleid.
Guter Mix aus Abenteuer- und Alltagsbike
Rund 100 km Akkureichweite realistisch
Preis: 5699 Euro
Haibike Adventr 10: Abenteuer und Alltag

Der Name ist Programm: Das Haibike Adventr 10 ist zwar auf Abenteuer-Touren ausgerichtet. Dank seiner Ausstattung ist es aber gleichzeitig in der Lage, vielfältige Aufgaben im Alltag zu erfüllen. Über Forststraßen rauf zur Berghütte, Touren auf mittelschweren Singletrails oder einfach nur die Fahrt zum Supermarkt oder ins Büro: All das erledigt das in schickem Metallic Sand/Sparkling Black lackierte E-Bike mit den kompakten 27,5-Zoll-Rädern souverän.
Abseits des Asphalts erinnert höchstens noch das Klackern aufgewirbelter Steinchen daran, dass das Abenteuer-Gefährt komplett ausgestattet ist. Also mit Schutzblechen, die ihren Namen zu Recht tragen, mit einem mit bis zu 15 Kilo belastbaren Gepäckträger, sehr effektiver Beleuchtung (vorne Trelock Lighthammer, hinten Supernova TL3 Z) und einer Klingel. Das Haibike ist also StVZO-konform.
Das Adventr 10 passt in keine Schublade
Zu haben ist das Haibike-Modell in zwei Rahmenformen, nämlich mit dem „Herrenrad“-Diamantrahmen in vier Größen und als „Damenrad“-Tiefeinsteiger in drei Größen. Eine effektive und technisch aufwendige Federung vorne und hinten ist in beiden Fällen installiert, ein tief angesetzter, 79 Zentimeter breiter Lenker und eine per Lenkerhebel um bis zu 15 Zentimeter verstellbare, gefederte Sattelstütze ebenso. Zusammen ergibt das ein Gefährt, das in keine Schublade passt und das für so ziemlich alle Aufgaben geeignet ist.
E-Bike mit aufrechter Sitzposition

Wobei der Schwerpunkt in Richtung dynamischer, sportlicher Fortbewegung zu sehen ist. Das ergibt sich schon aus der nach vorne geneigten Sitzposition – man ist schließlich auf einem E-Mountainbike zugange, wenn auch mit praktischen Zusatzfähigkeiten und -zutaten. Und freut sich im Falle des Testrades wegen des fehlenden Oberrohrs über das leichte Auf- und Absteigen.
Dazu passen auch die sonstigen Komponenten wie die stark profilierten Continental Ruban Reflex-Reifen im kräftigen Format 58-584, die gut zupackenden hydraulischen Bremsen von Shimano mit vier Kolben und 203 Millimeter-Bremsscheiben oder die Federung aus dem Hause Suntour mit 140 Millimeter Federweg vorne und 130 Millimeter hinten.
Bei der Schaltung kommt Shimano-Konkurrent Sram mit der SX Eagle mit zwölf Gängen zum Zug. Die zeigte sich auf den ausführlichen Testfahrten ihrer Aufgabe absolut gewachsen und ermöglichte in jeder Lebenslage eine passende Koordination der selbst eingebrachten Strampel-Leistung und der elektrischen Unterstützung.
Galerie: Haibike Adventr 10 im Detail

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Letztere liefert im Adventr 10 die Firma Bosch in Form des Performance Line CX-Antriebs der fünften Generation mit maximal 85, seit dem Update im Sommer 2025 mit 100 Newtonmeter (Nm) maximalem Drehmoment. Wir waren noch mit „nur“ 85 Nm unterwegs und haben festgestellt: Das reicht locker für all die Touren aus, die man mit einem so vielseitigen E-Bike absolvieren will.
100 km Reichweite sind drin

Dank der vier Unterstützungsstufen von Eco bis Turbo steht immer der passende oder nötige Schub parat, um auch steile Berge zu bewältigen. Schließlich lieferte der Gen 5-Motor schon vor dem Software-Update bis zu 600 Watt ans Hinterrad, seitdem sind es bis zu 750 Watt. Ob einem dieser Zuschlag wirklich fehlt? Wir empfanden den Vor-Update-Status jedenfalls als sehr zufriedenstellend.
Dank des 800-Wattstunden-Akkus im Unterrohr sind im Flachland Touren über mehr als 100 Kilometer kein Problem. Wer häufig viel Kraft abruft und steile Strecken befährt, kommt natürlich weniger weit. Ein paar Zahlen aus der Praxis: Nach einer 63-Kilometer-Tour mit reichlich langen, verbrauchsintensiven Steigungen und stromsparenden Abfahrten zeigte der Bordcomputer noch 45 Prozent Akkukapazität und zwischen 35 (Turbo) und 75 Kilometer (Eco) Restreichweite an. Damit kann man gut zurechtkommen. Betätigt wird das System von der bekannten LED-Remote links am Lenker, als Display hat Haibike das kompakte Kiox 300 gewählt.
Haibike Adventr 10: Technische Daten, Preis
Technische Daten | Haibike Adventr 10 |
---|---|
Motor | Bosch Performance Line CX |
Leistung/Drehmoment | 250 W/85 Nm, nach Update 100 Nm |
Akku | Bosch Power Tube, 800 Wh |
Display | Bosch Kiox 300 |
Schaltwerk | Sram SX Eagle 12s |
Bremsen | hydraulische Scheibenbremsen (Shimano 203/203 mm) |
Reifen | Continental Ruban Reflex 58-584 |
Gewicht | ca. 26 kg |
Vordergabel | Suntour SF25-ZERON36X-Boost, 140 mm Federweg |
Dämpfer hinten | Suntour RS24 Edge X 2CR, 130 mm Federweg |
Preis | 5699 Euro |
Die Ausstattung macht das E-Bike schwer

150 Kilo gibt Haibike als Maximalgewicht an, das bedeutet, dass bei 26 Kilo Fahrradgewicht inklusive Akku der strampelnde Mensch samt Gepäck noch rund 124 Kilo auf die Waage bringen darf. Das ist ein ordentlicher Wert, der den Nutzerkreis des Adventr 10 nicht sonderlich einschränken dürfte. Nicht ganz unwichtig: Der Selle Royal Vivo-Sattel macht auch lange Touren erträglich.
Der Alu-Rahmen des Haibike ist gut verarbeitet und sorgfältig lackiert, die Zutaten sind hochwertig und funktional, die Bedienung gestaltet sich nach kurzer Gewöhnung einfach. Für die Anordnung von Display und Vorderlicht könnte man sich eine elegantere Lösung vorstellen. Das LED-Rücklicht wiederum ist stilistisch sehr gelungen und effektiv.
Klarkommen muss man mit dem Gewicht von knapp 26 Kilo – eine ausgedehnte Probefahrt vor dem Kauf ist also empfehlenswert. Großer Akku und Vollfederung fordern nun mal ihren Tribut auf der Waage, das gilt für praktisch alle vergleichbaren E-Bikes: Wer nicht die nötige Kraft in den Armen hat, ist beim Rangieren oder beim Bewältigen von Bahnsteig- oder Kellertreppen schnell überfordert.
Ratgeber Fahrrad
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Fazit
Das Adventr 10 war mehrere Wochen lang auf kurzen und langen Touren mit und ohne Gepäck ein zuverlässiger Begleiter, wurde zwischendurch für engagierte Feierabend-Runden auch durch steile und steinige Trails gescheucht. All diese Aufgaben hat das SUV-Pedelec mit überzeugender Souveränität absolviert, wie ein guter Kumpel, mit dem man durch dick und dünn gehen kann. Wer so etwas sucht, muss allerdings ganz schön tief in die Tasche greifen: Haibike verlangt für das Vielzweck-Bike 5699 Euro.
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Text: Rudolf Huber