E-Auto schnellladen leicht gemacht: So laden Sie richtig

Ein Porsche Taycan an einer Ladesäule
Komplexer als man denkt: Schnellladen an der DC-Säule© Porsche

Das Schnellladen von Elektroautos gelingt zuweilen langsamer als erwartet. Dagegen kann man einiges tun. Die wichtigsten Tipps und Infos für den optimalen Ladevorgang an einer DC-Schnellladesäule.

  • Je leerer die Batterie, desto schneller lädt sie

  • Batterie am besten vorkonditionieren

  • Die richtige Säule wählen

DC-Laden, aber richtig

Die Schnelllade-Infrastruktur in Deutschland und Europa hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Gleichzeitig haben sich auch die Ladetechnologien in modernen Elektroautos weiterentwickelt: Unter optimalen Bedingungen lassen sich heute schon je nach Modell in 20 Minuten 300 bis über 400 Kilometer Reichweite nachladen.

Die Hersteller überbieten sich mit beeindruckenden Ladeleistungswerten – von mehr als 300 oder sogar über 400 kW ist die Rede. Auch Betreiber von Ladeinfrastruktur werben mit diesen Spitzenwerten an ihren Schnellladestationen.

In der Praxis jedoch sieht es hin und wieder anders aus und die Autos laden langsamer als erwartet. Fehler beim Ladevorgang, falsche Erwartungen oder schlicht fehlende Informationen führen dazu, dass Nutzerinnen und Nutzer unnötig Zeit verlieren oder frustriert abbrechen.

Damit das nicht passiert, gilt es beim Gleichstrom-Schnellladen (DC-Laden) einiges zu beachten. Lesen Sie, was E-Autofahrer selbst tun können. Und was auf Seiten der Stromanbieter und Autohersteller geändert werden sollte.

Tipp 1: Zum optimalen Zeitpunkt laden

Tabellen mit Ladekurvenverläufen
Typische Beispiele für unterschiedliche Ladekurven von E-Autos© ADAC

Die DC-Ladeleistung eines Elektroautos ist nicht über den gesamten Ladebereich konstant, sondern verändert sich je nach Ladestand der Batterie. Eine leere Batterie kann höhere Leistungen verkraften als eine relativ vollgeladene Batterie. Die Ladeleistung folgt somit einer Kurve – der sogenannten Ladekurve. Wie unterschiedlich die verlaufen können, zeigt das Foto.

Gut zu erkennen ist, dass der Ladevorgang bei weitgehend entleerter Batterie am wirkungsvollsten ist und desto ineffizienter wird, je voller die Batterie geladen ist. Es bietet sich daher an, nach Möglichkeit erst dann eine DC-Säule anzusteuern, wenn der Ladestand des Akkus (SoC) nur noch zwischen 10 und 30 Prozent beträgt. Darüber lohnt sich der Zeitaufwand meist nicht. Dies kann als alltagstaugliche Faustformel gelten.

Trotzdem sollte man sich über die spezifische Ladekurve des eigenen Elektroautos informieren. Dann kann man den rechten Zeitpunkt zum Aufladen optimal einschätzen.

Tipp 2: Batterie konditionieren

E-Auto Anzeige beim Schnellladen
Perfekt: Angaben zur Ladefähigkeit sowie Button für Batterieheizung im Fahrzeugdisplay© ADAC/Matthias Vogt

Die "ideale" Ladekurve und damit die kürzeste Ladedauer kann nur in einem bestimmten Batterietemperaturbereich erreicht werden. Die liegt in der Regel zwischen 20 und 40 Grad Celsius, vereinzelt auch höher.

Ist die Batterie zu kalt oder zu heiß, kann das die Ladeleistung teils drastisch reduzieren und den Ladevorgang spürbar verlängern. Wer mit einer über Nacht im Winter durchgekühlten Batterie an den Schnelllader kommt, darf nicht darauf hoffen, auch nur annähernd mit maximaler Ladeleistung laden zu können.

Fast alle modernen Elektroautos haben deswegen eine Batterieheizung, welche die Batterietemperatur für das Schnellladen vorkonditioniert. Umgekehrt kann es im Sommer bei heißen Temperaturen auch dazu kommen, dass die beim Schnellladen entstehende Hitze nicht schnell genug abgeführt wird und deswegen das Batteriemanagementsystem die Ladeleistung reduziert.

Batterieanzeige E-Auto Schnellladen
Vorbildlich: Display mit Anzeige der Akkutemperatur (34 °C)© ADAC/Matthias Vogt

Die Vortemperierung kann bei einigen Modellen manuell aktiviert werden. Das Gros der Fahrzeuge aktiviert die Batteriekonditionierung automatisch, aber nur bei aktiver Routenführung zu einer Schnellladesäule. Mehr und mehr Fahrzeuge ermöglichen beide Varianten.

Leider verheimlichen die meisten Hersteller die Batterietemperatur, nur wenige E-Autos zeigen diese dem Fahrer im Display an, obwohl diese Information gerade beim Schnellladen für den Nutzer eine große Relevanz hat.

  • Mehr Informationen und Erklärungen, insbesondere zum Laden bei Kälte, finden Sie hier: Elektroauto im Winter.

Tipp 3: passenden Ladepunkt wählen

Ein VW Buzz an einer Ladesäule
Ladesäule, die maximal 150 kW abgibt, und VW ID. Buzz, der bis zu 175 kW erlaubt © ADAC/Wolfgang Rudschies

Nicht jede Ladestation stellt die gleiche Leistung zur Verfügung und so finden sich bundesweit DC-Ladestationen von 50 kW bis hin zu über 400 kW möglicher Ladeleistung. Am besten ist es, wenn die mögliche Ladeleistung der Ladesäule und des E-Autos exakt zueinander passen.

Es macht wenig Sinn, wenn ein E-Auto, das nur mit maximal 50 kW oder 100 kW laden kann, einen 400-kW-Ladepunkt nutzt. Sofern in diesem Fall eine andere Ladesäule mit geringeren Ladeleistungen vorhanden ist, wäre es fair, diesen zu belegen und den Ladeplatz mit hoher Leistung für Fahrzeuge freizulassen, die diese auch nutzen können.

An den DC-Ladesäulen ist die Ladeleistung meist irgendwo im oberen Bereich der Säule angeschrieben – teilweise aber auch nicht. In den Lade-Apps wird im Regelfall die mögliche Maximalleistung eines Ladepunktes angegeben. Ob App oder Säule: Beziffert wird stets nur die maximal mögliche Leistung und nicht die sichergestellte Mindestleistung.

Tipp 4: Power Splitting vermeiden

E-Auto am Parkplatz beim Schnellladen
Am besten Säulen nur mit je einem Auto belegen © ADAC/Matthias Vogt

Die meisten Schnellladesäulen haben zwei oder mehr Ladepunkte. Dort wird die am Anschluss bzw. dem Gleichrichter verfügbare Leistung auf mehrere Ladepunkte aufgeteilt, sobald zwei oder mehrere Fahrzeuge gleichzeitig laden. Bedeutet: Statt 1 x 150 kW stehen beispielsweise nur noch 2 x 75 kW zur Verfügung, wenn ein weiteres Fahrzeug am zweiten Ladepunkt angesteckt wird.

Wie dieses sogenannte "Power Splitting" jeweils funktioniert und welche Auswirkungen es auf die Ladeperformance haben kann, hängt maßgeblich vom Hersteller der Ladesäule ab.

Um also die höchst mögliche Ladeleistung zu bekommen, sollte man darauf achten, nur jeweils ein Auto pro Ladesäule zu laden. Wenn dort schon ein ladendes E-Auto steht, dann sollte man sich – wenn möglich – an eine komplett unbelegte Säule stellen.

Tipp 5: Ladevorgang kontrollieren

Anzeige Ladeperformance
Das Display der Säule zeigt den Ladestand des Akkus (13 %) und die momentane Ladeleistung (104 kW) © ADAC/Wolfgang Rudschies

Gelegentlich kommt es an einer DC-Säule vor, dass das Stromladen nach erfolgter Autorisierung nicht beginnt oder plötzlich wieder abbricht. Deshalb sollte man nach Freischaltung der Ladesäule am Display (Foto) kontrollieren, dass der Ladevorgang auch zuverlässig und mit passender Ladeleistung läuft, bevor man sich vom Auto entfernt.

Im weiteren Verlauf des Ladens ist es empfehlenswert, den Ladefortschritt mittels der App von Zeit zu Zeit zu überwachen. So dass man feststellen kann, ob alles reibungslos läuft und wann der Ladevorgang abgeschlossen ist, idealerweise bei 80 Prozent SoC.

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Tipp 6: Nur bis 80 Prozent laden

80 Prozent deshalb, weil danach die Ladekurve erheblich schneller abfällt und das Fahrzeug für die restlichen 20 Prozent vergleichsweise lange braucht (siehe Ladekurven weiter oben). Will man also flott wieder weiterfahren und nicht unnötig Zeit vergeuden, etwa bei längeren Strecken auf der Autobahn, ist es sinnvoll, bei 80 Prozent den Stecker zu ziehen.

Tipp 7: Ladeplatz zügig freigeben

Besonders bei starker Frequentierung der Ladestation sollte man sein Auto nicht übermäßig lange an der Ladesäule stehen lassen. Wenn der Ladeplatz zügig für andere wieder freigegeben wird, haben alle etwas davon und andere können schneller laden.

Viele weitere Artikel zum Thema finden Sie hier: Elektroauto laden.

Appell an Ladestationsbetreiber und Autohersteller

  • Ladestationsbetreiber sollten nicht nur die maximal mögliche, sondern auch eine sichere Mindestladeleistung bei Power Splitting angeben.

  • Die Autohersteller sollten nicht nur die maximale Ladeleistung, sondern auch die Ladekurve bei warmen und kalten Temperaturen angeben.

  • Die Batterie sollte für möglichst hohe Ladeleistung eine Temperierung fürs Schnellladen haben – idealerweise manuell und automatisiert über die Navigation.

  • Hersteller sollten grundsätzlich eine Anzeige der Batterietemperatur im Fahrzeugdisplay vorsehen, damit der Kunde sieht, in welchem Zustand sich die Batterie befindet, um geladen zu werden.

Bericht und fachliche Beratung: Matthias Vogt, ADAC Technik Zentrum