Ad-hoc-Preise an der Autobahn: Wer ohne Ladekarte lädt, zahlt drauf

Ein E-Auto beim Laden an einer Ladesäule
Laden mit oder ohne Vertrag: Die Preisunterschiede beim Schnellladen sind enorm© ADAC/Martin Hangen

Überhöhte Gebühren, intransparente Strompreise, benutzerunfreundliche Bezahlweise. Das spontane Laden von E-Autos an Deutschlands Autobahnen ist ohne Vertragsbindung oft wesentlich teurer als das Aufladen mit der Karte eines Stromanbieters. Das ergab ein Preisvergleich des ADAC.

  • Laden ohne Vertrag bis zu 62 Prozent teurer

  • Praxis wenig benutzerfreundlich

  • Intransparente Strompreise

An der Autobahnraststätte oder einem Autohof mit dem E-Auto an die Schnellladesäule fahren, in weniger als 30 Minuten den Akku aufladen und mit Kreditkarte zahlen: So oder ähnlich hatten sich das Experten in Brüssel vorgestellt, als sie mit der sogenannten AFIR-Verordnung Licht in den Tarif- und Anbieter-Dschungel an Europas Autobahnen bringen wollten.

Ohne Strom-Abo wird's teuer

Die Verordnung für die Regulation der Infrastruktur alternativer Kraftstoffe (AFIR) ist seit April 2024 in Kraft und soll das Strom-Laden so einfach und transparent machen wie das Tanken fossiler Kraftstoffe. Ein wesentlicher Punkt: die Möglichkeit, ad hoc (ohne Vertragsbindung bei einem Stromanbieter) zu laden und zu fairen Preisen bequem mit Debit- oder Kreditkarte zahlen zu können.

Um diese Voraussetzung zu erfüllen, müssen neue Schnelllader ab 50 kW seit Inkrafttreten der AFIR-Verordnung mit einem Kartenleser oder einer kontaktlosen Bezahlmöglichkeit ausgestattet sein. Vor diesem Hintergrund hat der ADAC einen Preisvergleich durchgeführt. Dazu wurde die Ladeinfrastruktur entlang der Autobahnen getestet und die Preise fürs Ad-hoc-Laden ohne Vertragsbindung an Autobahnraststätten, Autohöfen und Ladeparks in Autobahnnähe verglichen.

Dabei konnten die Tester zum Teil erhebliche Preisunterschiede feststellen. So war das Ad-hoc-Laden ohne Vertragsbindung bis zu 62 Prozent teurer als mit einer vertragsbasierten Variante ohne Grundgebühr. Und das beim gleichen Strom-Anbieter. Kunden bei EWE Go mussten beispielsweise fürs Ad-hoc-Laden 84 Cent pro kWh bezahlen, bei vertragsbasiertem Laden via Ladekarte oder App des Anbieters aber nur 52 Cent.

Preisvergleich Ad-hoc-Laden an Autobahnen

AnbieterAd-hoc-Ladepreis DC in Euro*Vertragsgebundenes Laden ohne Grundgebühr; DC-Preis in Euro**Differenz in EuroDifferenz in Prozent

EWE GO

0,84

0,52

0,32

62

EnBW

0,87

0,59

0,28

47

MER

0,79

0,57

0,22

39

E.ON

0,79

0,61

0,18

30

Aral Pulse

0,79

0,69

0,10

14

Citywatt

0,64

0,59

0,05

8

IONITY

0,75

0,70

0,05

7

Allego

0,73

0,73

0,0

0

Circle K

0,79

0,79

0,0

0

EAM

0,64

0,64

0,0

0

Fastned

0,73

0,73

0,0

0

Tesla und Shell Recharge: dynamische Preise; * Preis aus Testphase (vor Ort) in 05/25; ** Desk Research in 07/25ADAC e.V. 7/25

Neben den Preisen war manchmal auch die Technik wenig verbraucherfreundlich. An einigen Rastanlagen und Autohöfen stehen noch immer alte Ladestationen ohne Karten-Lesegerät, die nur via QR-Code, mit einer Kundenkarte oder einer App des jeweiligen Anbieters nutzbar sind. Wegen einer Übergangsfrist bis Ende 2026 ist das zwar rechtlich in Ordnung, für Verbraucher aber umständlich.

Hohe Preise: Kunden in Verträge bringen

Ein Auto an der E-Ladesäule
Ad-hoc-Laden ist oft erheblich teurer als das Laden mit einem Vertragstarif© ADAC/Jochen Wieler

Den höchsten Preis fürs Ad-hoc-Laden rief EnBW mit 87 Cent pro kWh auf und 59 Cent fürs Laden mit einem Vertrag (verglichen wurden ausschließlich Ladetarife ohne Grundgebühr). Am günstigsten fuhren Kunden mit Citywatt und EAM, die jeweils 64 Cent pro kWh fürs Ad-hoc-Laden verlangten.

Vor allem Reisende mit E-Autos, die ad hoc ohne Abo laden und mit Kredit- oder Debitkarte zahlen wollen, werden extra zur Kasse gebeten. Sie sollen durch die erhöhten Preise fürs Ad-hoc-Laden zum Abschluss eines Vertragsmodells bewegt werden. Nach Ansicht des ADAC ist das ein untragbarer Zustand, denn für den Hochlauf und die breite Akzeptanz der Elektromobilität sind ein niederschwelliger Zugang und unkompliziertes Bezahlen mit Debit- oder Kreditkarte entscheidend.

Ärger mit der Vorautorisierungsgebühr

Ein Auto an der E-Ladesäule an der Autobahnraststätte Hohenlohe Nord
Schnellladesäulen an der Raststätte Hohenlohe Nord© ADAC/Mady Christ

Als ein weiteres Ärgernis für Verbraucher identifizierten die Tester des ADAC auch die sogenannte Vorautorisierungsgebühr von bis zu 150 Euro, die einzelne Ladesäulen-Betreiber beim Ad-hoc-Laden vor dem eigentlichen Ladevorgang verlangen.

Dabei wird ein bestimmter Betrag auf der Kredit- oder Debitkarte vorübergehend gesperrt, um die Gültigkeit der Karte und die Verfügbarkeit der Mittel zu überprüfen. Die Freigabe bzw. Rückerstattung des Differenzbetrages nimmt dann aber je nach Bank oft mehrere Tage in Anspruch.

Darüber hinaus bemängelten die Tester die teils noch vorhandene Intransparenz von Ladekosten, die sich auch an den Autobahnen zeigte.

Umfrage: Transparente Preise gefordert

Ein E-Auto beim Laden an einer Ladesäule
Vor dem Laden sollten die Strompreise an der Säule transparent angezeigt werden© ADAC/Martin Hangen

Das sehen auch die Verbraucher so: In einer aktuellen ADAC Umfrage gaben 96 Prozent der Befragten an, dass Ladepreise, wie beim Tanken fossiler Kraftstoffe, vorab klar angezeigt werden sollten. Über die Hälfte der Teilnehmer hält die momentane Preisgestaltung an den Ladesäulen für nicht ausreichend transparent.

Günstiger als Ad-hoc-Laden ist das Stromtanken mit vertragsbasierten Tarifen bei einem Stromanbieter. Diese Verträge mit und ohne Grundgebühr sind in ihrer Ausgestaltung allerdings teilweise schwer vergleichbar. Manche Gebühren werden in Euro ausgewiesen, manche Preisnachlässe dagegen nur als Rabatt in Prozent.

Die Stichprobe des ADAC entlang der Autobahnen zeigte zwar, dass Tarife mit Grundgebühr die Kosten für die einzelne Kilowattstunde Strom im Vergleich zum Ad-hoc-Laden senken, doch diese Tarifpakete variieren bei Größe und Kosten stark. Verbraucher sollten daher sorgfältig prüfen, welcher Tarif zu ihrem Fahrverhalten und ihrem Strombedarf passt, und ob sich eine monatliche Grundgebühr tatsächlich für sie rechnet.

Markttransparenzstelle nötig

Vor dem Hintergrund der Ergebnisse des Preisvergleichs fordert der ADAC eine regelmäßige Marktüberwachung und mehr Wettbewerb auf dem Markt der Ladesäulenanbieter. Aus Sicht des ADAC muss eine Markttransparenzstelle für Ad-hoc-Ladepreise beim Bundeskartellamt eingeführt werden. Diese hat sich am Markt für fossile Kraftstoffe bewährt und sollte im Sinne der Verbraucher auch für das Laden von E-Autos mit Strom eingerichtet werden.

Denn um die breite Akzeptanz der Elektromobilität weiter zu fördern und ihr zum Durchbruch zu verhelfen, sollte Stromladen ähnlich einfach und bedienungsfreundlich sein wie Tanken. Die teils krassen Preisunterschiede zwischen Ad-hoc-Laden und vertragsbasiertem Laden tragen nicht dazu bei.

Die Anbieter von Ladesäulen müssen verpflichtet werden, Preise klar, verständlich und in Echtzeit an der Säule sowie digital anzugeben. Die digitalen Angaben (App, Webseite etc.) sowie die an der Säule müssen einheitlich und identisch sein.

Tipps für Verbraucher

  • Vor jedem Ladevorgang Preise vergleichen: Die Preisunterschiede an öffentlichen Ladesäulen sind erheblich. Je nachdem, ob man als Ad-hoc-Kunde ohne Vertrag lädt oder mit einem festen Tarifvertrag, können die Kosten für dieselbe Strommenge bis zu 62 Prozent variieren

  • Den passenden Tarif zum eigenen Fahrverhalten wählen: Nicht jeder Tarif passt zu jedem Fahrprofil. Wer nur gelegentlich öffentlich lädt, etwa im Urlaub oder bei längeren Strecken, kann auch mit einem Ad-hoc-Zugang oder einem Vertrag ohne Grundgebühr gut beraten sein

  • Ladekarten mit breiter Netzabdeckung mitführen: Solange die direkte Zahlung (ad hoc) nicht flächendeckend zu fairen Tarifen an allen Schnellladesäulen möglich ist, sollte mindestens eine Ladekarte oder App genutzt werden, die möglichst viele Anbieter abdeckt

  • Informationsquellen gezielt nutzen – und Missstände melden: Der Lademarkt ist in Bewegung. Neue Anbieter, geänderte Tarife und neue gesetzliche Vorgaben verändern die Rahmenbedingungen laufend. Verbraucher sollten sich regelmäßig informieren, etwa über den ADAC, die Verbraucherzentralen oder unabhängige Vergleichsportale

Fachliche Beratung: Mady Christ, ADAC Dienstleistungs- und Infrastrukturtests