Wie lange hält der Akku eines Plug-in-Hybrids?

• Lesezeit: 6 Min.

Von Wolfgang Rudschies

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Ein Auto auf der Hebebühne im ADAC Testzentrum
Worst-Case-Szenario: Der Austausch einer Plug-in-Hybrid-Batterie ist aufwendig und teuer© EV-Clinic

Plug-in-Hybride (PHEVs) sind oft der erste Schritt in die Elektromobilität. Doch wie steht es um die Batterien bei hohen Laufleistungen? Sind die Akkus dann noch alltagstauglich? Ob der PHEV-Gebrauchtkauf ein Risiko darstellt, zeigt eine Analyse von 28.500 Autos im Feld.

  • Akku-Lebensdauer in der Regel ausreichend

  • PHEV-Akku: Häufige Nutzung gleich beschleunigte Alterung

  • Bei Gebraucht-Kauf ist ein Batterie-Check empfehlenswert

Plug-in-Hybride (PHEV) bieten die Möglichkeit, viele Strecken elektrisch zurückzulegen, und gleichzeitig die Sicherheit für Autofahrer, noch auf einen Verbrenner zurückgreifen zu können.

Die Antriebsbatterien von Plug-in-Hybriden sind im Vergleich zu einem reinen E-Auto vergleichsweise klein und werden entsprechend häufiger geladen. Altern sie dadurch schneller, insbesondere bei höheren Laufleistungen?

Inwieweit die Energiekapazität dann abnimmt und ob die Alltagstauglichkeit dadurch eingeschränkt wird, ist eine Frage, die sich viele Gebrauchtwagenkäufer stellen. Schließlich wollen sie einen Plug-in-Hybrid noch möglichst lange und risikoarm nutzen.

Eine umfassende Analyse in Kooperation mit Aviloo – ein Unternehmen, das sich auf Batterie-Diagnose spezialisiert hat – liefert fundierte Antworten. Grundlage der Analyse sind mehr als 28.500 PHEV-Batterietests.

Akkus altern – auch bei Autos

ADAC Techniker Manuel Grießmann sitzt mit Laptop während eines Tests im Auto
ADAC Projektleiter Manuel Griesmann bei der Sichtung von Daten© ADAC/Ralph Wagner

Fast jeder kennt das Problem vom eigenen Handy: Kommt der Mini-Akku in die Jahre, nimmt die Energiekapazität ab, die Betriebsdauer wird zunehmend geringer. Bei den erheblich größeren Akkus für Elektroautos oder Plug-in-Hybride ist das grundsätzlich erst einmal nicht anders.

Insbesondere wenn PHEVs intensiv elektrisch genutzt werden, durchlaufen die Akkus schnell eine hohe Anzahl an Ladezyklen – unter Umständen mit unangenehmen Folgen: Sobald die Akku-Garantie des Herstellers erloschen ist, ginge nämlich eine Reparatur zulasten des Fahrzeugeigentümers. Je nach Fahrzeugmodell können die Kosten dafür im oberen vierstelligen bis hin zum fünfstelligen Eurobereich liegen.

Alterung im Schnitt im erwartbaren Rahmen

Finger weg also von Plug-in-Hybriden in fortgeschrittenem Alter? Keineswegs. Das Ergebnis der Studie gibt nämlich Anlass zur weitgehenden Entwarnung. Die Batteriealterung verläuft bei den meisten Fahrzeugen in einem akzeptablen und erwartbaren Rahmen.

Dennoch sind die Unterschiede zwischen Modellen verschiedener Hersteller und mit verschiedenen Nutzungsprofilen teils erheblich.

Messung der Akkus: Von BMW bis Volvo

Eine ausgebaute Hybrid Battery
So groß sind PHEV-Akkus heute. Für die Kapazitätsmessung müssen sie nicht ausgebaut werden, nur im Falle einer Reparatur© ADAC/Test und Technik

Zudem gibt es immer wieder Ausreißer, wie die Analyse der Daten von BMW, Ford, Mercedes, Mitsubishi, der Volkswagen-Gruppe und Volvo zeigt.

Die nachfolgenden Grafiken zeigen den Gesundheitszustand (Fachbegriff: "State of Health", abgekürzt SoH) von Plug-in-Hybrid-Fahrzeugen (PHEVs) über eine Laufleistung bis hin zu 200.000 Kilometern. Der jeweilige SoH der Akkus wird in Prozent dargestellt, wobei 100 Prozent SoH der Energiekapazität im Neuzustand entsprechen.

Wichtig: Die untersuchten Fahrzeuge werden darüber hinaus nach ihrem jeweiligen elektrischen Fahranteil in Nutzergruppen (ebenfalls in Prozent) unterteilt.

  • Obere 25 Prozent: Autofahrer, die den E-Antrieb am wenigsten nutzen (gelb)

  • Mittlere 50 Prozent: Autofahrer, die den E-Antrieb durchschnittlich nutzen (hellgrau)

  • Untere 25 Prozent: Autofahrer, die den E-Antrieb am häufigsten nutzen (dunkelgrau)

Jeder Punkt in der Grafik stellt jeweils ein ausgewertetes Fahrzeug dar, die Kurven zeigen den Durchschnitt aller 28.000 untersuchten Fahrzeuge.

Kurvengrafik zur Batteriealterung bei PlugIn-Hybridfahrzeugen-over all
Alle Modelle: Die selten genutzten Akkus (gelbe Punkte) konzentrieren sich im oberen Bereich, wo die Akkukapazität gut ist. Die große Streuung der Punkte verdeutlicht, dass neben dem Nutzungsverhalten Faktoren wie Hersteller, Modell, Batterietyp, Zelldefekte und Temperatur eine Rolle für die Batterie-Lebensdauer spielen© ADAC

Antriebsbatterie hält im Schnitt ein Autoleben lang

ADAC Techniker Manuel Grießmann sitzt vor einem Computer
Enorme Fallzahl: Batterie-Checks von 28.500 PHEVs wurden ausgewertet© ADAC/Ralph Wagner

Die analysierten Daten zeigen grundsätzlich, dass der Degradationsprozess von Antriebsbatterien in PHEV-Fahrzeugen in einem erwartbaren Rahmen verläuft. Bei einem Großteil der ausgewerteten Fahrzeuge ist davon auszugehen, dass die Antriebsbatterie ein durchschnittliches Fahrzeugleben lang halten wird.

Auffällig ist aber auch, dass die Fahrzeuge bei gleichen Kilometerständen hinsichtlich der Batteriedegradation erheblich streuen. Eine der Ursachen für die Streuung ist der elektrische Fahranteil. Fahrzeuge mit hohen elektrischen Fahranteilen haben im Schnitt erkennbar geringere SoH-Werte als Fahrzeuge mit geringem elektrischen Fahranteil.

Weitere Ursachen für die Streuung der Punkte können neben der Laufleistung und dem elektrischen Nutzungsanteil Faktoren wie Betriebsstrategie, Batterietyp, Temperatur und Zelldefekte sein.

Auswertung nach Herstellern: Es gibt Unterschiede

Bei der Markenbetrachtung zeigen Mercedes-Benz-Modelle insgesamt eine sehr stabile Batterieleistung bis zum Kilometerstand 200.000. Anders bei Mitsubishi, deren PHEVs bereits bei geringen Fahrleistungen eine deutliche Degradation zeigen, die sich im weiteren Lebensverlauf aber wieder etwas stabilisiert.

Ergebnisse der einzelnen Hersteller

Die Degradation bei Fahrzeugen aus dem Volkswagen-Konzern und von Volvo bleibt auch bei höheren elektrischen Fahranteilen in einem unauffälligen Bereich. Modelle von BMW weisen im gesamten Feld eine sichtbare Streuung abhängig von der elektrischen Nutzung auf. Bei Ford-Modellen verringert sich die Batteriekapazität unabhängig von der jeweiligen Nutzergruppe auffällig früh. Prognosen zum Zustand bei höheren Laufleistungen sind aufgrund der Testanzahl aber nicht möglich.

Die Garantien für PHEV-Akkus liegen in der Regel zwischen 100.000 und 160.000 Kilometern bzw. zwischen 6 und 8 Jahren. Ein konkreter SoH-Mindestwert für den Garantiefall wird für den PHEV-Akku aber oft nicht angegeben, oder der SoH wird besonders niedrig angesetzt für den Garantiefall. So kann der Kunde kaum Ansprüche hinsichtlich der Batteriegesundheit geltend machen.

ADAC Empfehlung: SoH-Werte

Worauf sollten Gebrauchtwagenkäufer also nun achten? Basierend auf den Auswertungen und Erfahrungswerten sollte der SoH (Akkugesundheit in %) nach Einschätzung der ADAC Experten folgende Werte aufweisen.

  • bei 50.000 km: mindestens 92 %

  • bei 100.000 km: mindestens 88 %

  • bei 150.000 km: mindestens 84 %

  • bei 200.000 km: mindestens 80 %

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Batterie-Check durch Spezialisten

Ein Batterie-Zertifikat des Tüvs
Batteriezertifikat von Aviloo: Kann man beim ADAC erstellen lassen© Aviloo

Liegt der Wert des Batterie-Checks deutlich darunter, könnte dies ein Hinweis für eine übermäßig schnell gealterte Batterie oder auf einzelne schwächelnde Batteriezellen sein. Ein Batterie-Check zur Bestimmung des aktuellen SoH-Wertes verschafft Transparenz und Sicherheit – und ist eine Empfehlung für Kaufinteressierte, die einen gebrauchten Plug-in-Hybrid ins Auge gefasst haben.

Der ADAC arbeitet mit dem österreichischen Unternehmen Aviloo zusammen, das ein herstellerübergreifendes, objektives und zertifiziertes Batterie-Diagnose-Verfahren – den Aviloo Flash Test – entwickelt hat. Mithilfe der Aviloo-Testgeräte können sowohl reine Elektroautos als auch Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge überprüft werden.

Welche Modelle genau, lässt sich auf der Aviloo-Seite einsehen. Nach und nach werden weitere Fahrzeuge ergänzt – vor allem die, die schon länger auf dem Markt sind oder eine hohe Relevanz auf dem Gebrauchtwagenmarkt haben. Wie der Test genau funktioniert und an welchen ADAC Standorten er durchgeführt wird, lesen Sie hier.

Tipps für Gebrauchtwagen-Käufer

  • Die Akkugesundheit von Fahrzeugen gleichen Alters kann sehr unterschiedlich ausfallen. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte vor dem Kauf einen Batterie-Check zur Bestimmung des aktuellen SoH-Wertes machen lassen.

  • Beim Gebrauchtwagenkauf sollte man wie immer auf ein vollständiges Wartungsheft und termingerechte Wartungen achten, damit die Garantie im Ernstfall auch nach Jahren noch greift.

  • Wer sich für einen gebrauchten Plug-in-Hybrid interessiert und vorhat, diesen vor allem elektrisch zu nutzen, sollte darüber nachdenken, ob die Anschaffung eines reinen Elektroautos (BEV) mehr Sinn macht.

Tipps für PHEV-Fahrer

  • Vermeide es, den Akku ständig auf 100 % zu laden oder komplett leerzufahren.

  • Ein Ladebereich zwischen 20 % und 80 % gilt als besonders akkuschonend. Auch bei manchen Plug-In-Hybriden lässt sich die obere Ladegrenze einstellen.

  • Vorausschauendes und gleichmäßiges Fahren erhöht die elektrische Reichweite und schont den Akku.

  • Häufiges starkes Beschleunigen oder Bremsen belastet den Akku und erhöht den Verbrauch.

Projekt und fachliche Beratung: Manuel Griesmann, ADAC Technik Zentrum